Harald FRIEDRICH

Ex-Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium

Das Trinkwasser in Nordrhein-Westfalen im Einzugsgebiet der Ruhr weist eine der schlechtesten Qualitäten deutschlandweit auf. Das liegt nicht nur daran, dass Kommunen und Firmen entlang der Ruhr ihre Abwässer in das Ruhrwasser einleiten, aus der das Trinkwasser für die Menschen gewonnen wird, sondern vor allem an der veralteten Wasseraufbereitungstechnologie, die den im Ruhrwasser enthaltenen Schadstoffen in ihrer Reinigungsleistung technisch nicht angemessenen ist. 

Dr. Harald Friedrich, ein ausgewiesener Abfall- und Wasserexperte, der zu Zeiten der Rot-Grünen Regierung (1995-2005) seine private Beratungstätigkeit 1996 aufgegeben hatte und als Abteilungsleiter ins Umweltministerium gewechselt war, setzte in vielen Bereichen neue Standards durch. Bei der Durchsetzung von besseren Abwasser- und Trinktechnik im Einzugsbereich der Ruhr allerdings stieß er regelmäßig auf erbitterten Widerstand.

Die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung werden hier nicht in kommunaler Verantwortung und parlamentarischer Kontolle durchgeführt, sondern die Trinkwasserversorgung liegt für mehr als vier Millionen Verbraucher in den Händen der Gelsenwasser AG und die Abwasserentsorgung in den Händen eines sondergesetzlichen Zweckverbandes, dem "Ruhrverband". In dem sind zwar auch alle Kommunen beteiligt, aber das System ist organisationsmässig kompliziert aufgebaut und entzieht sich dem direkten Einfluss der Kommunen und demokratisch legitimierten Kommunalparlamente. 

Dafür dominieren die Interessen der Industrie, die ebenfalls beteiligt ist. Und die Unternehmen wollen vor allem möglichst kostengünstig ihre Abwässer entsorgen.

Ein vorprogrammierter Interessenkonflikt zwischen Abwasser- und Trinkwasserinteressen. Was dabei auf politischer Ebene geschieht, hängt nun davon ab, ob man im Umweltministerium vorrangig Umweltinteressen oder Wirtschaftsförderungs verfolgt.

Zu Zeiten der rot-grünen Landesregierung bis 2005 unter Bärbel Höhn war es die Umwelt. Mit dem Wahlsieg der CDU 2005 unter Ministerpräsident Rüttgers kam Eckard Uhlenberg an die Ministeriumsspitze: Jetzt war Wirtschaft wichtiger als Umwelt. Motto: Privat vor Staat.

Harald Friedrich, ein bekennender Grüner und nach wie vor als Abteilungsleiter für die Wasserwirtschaft zuständig, macht sich daran, die Trinkwasser aufbereitung zu verbessern, vor allem für das Trinkwasser aus der Ruhr.

Als Friedrich eine direkte Anfrage der Bürgermeisterin der Stadt Dinslaken nach modernster Trinkwasseraufbereitungstechnik für die ihr anvertrauten Bürgerinnen und Bürger dahingehend beantwortet, dass nur die neueste Membrantechnologie wirklich alle Schad- und Reststoffe beim Trinkwasser entfernen könne und Dinslaken sich daraufhin entscheidet, das Trinkwasser eben mit einer solch modernen Anlage in eigener Verantortung aufzubereiten und nicht das Trinkwasser von der großen Gelsenwasser AG als Fernversorgung zu beziehen, weil die Gelsenwasser AG bewusst keine moderne Technikeinsetzt, da beschwert sich das Wasserunternehmen beim neuen Umweltminister, der für die Sorgen der Wirtschaft ein offenes Ohr hat.

Um unmissverständlich zu betonen, was die Wasserwirtschaft vom Minister erwartet, endet das Beschwerdeschreiben so: „Die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium hat für unser Haus eine lange Tradition. Gerne würden wir sie zum Nutzen der Umwelt und des Gewässerschutzes in NRW wieder aufnehmen.“ Im Klartext: Entferne Friedrich, dann reden wir auch wieder miteinander! 
Genau das geschieht. Als Friedrich aus seinem Urlaub 2006 zurückkommt, darf er nicht mehr an seinen Arbeitsplatz – der Pförtner lässt ihn nicht durch die Tür. Stattdessen erhält er von diesem seine Kündigung ausgehändigt.

Was Friedrich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Das Ministerium sammelt heimlich alles, womit es Friedrich irgendwie belasten kann. Z.B., dass er an der renommierten Aachener Universität RWTH honorarfrei und unentgeldlich Vorlesungen für nachwachsende Wasseringenieure hält – Friedrich hat offiziell keine Nebentätigkeitsgenehmigung beantragt, weil das unter Bärbel Höhn nicht notwendig war. Und man versucht ihm„Unregelmäßigkeiten“ bei der Auftragsvergabe von Forschungsprojekten an externe Wassergutachter nachzuweisen. Und dass er sich von den Auftragnehmern dabei habe bestechen lassen. Undsoweiter undsofort.

Dass Minister Uhlenberg, CDU, Friedrich nicht mag, hat einen weiteren Grund. Für die Zeitung „Welt am Sonntag“ (WamS) schreibt der in NRW bekannte Journalist David Schraven seit längerem sehr kritische und für den Umweltminister ausgesprochen unangenehme Artikel. Der Journalist ist außergewöhnlich gut informiert. Uhlenberg vermutet Friedrich als Informanten. Damit hat er recht. Uhlenberg kann es aber nicht beweisen, kann also nicht auf Verletzung von Dienstgeheimnissen usw. klagen. Friedrich wiederum betrachtet es als seine Pflicht, als Experte über die Medien wichtige Hinweise an die Bevölkerung geben zu können.

Vor dem Arbeitsgericht obsiegt Friedrich. Was Friedrich aber nicht weiß: Uhlenberg hat längst Strafanzeige gegen ihn gestellt und das LKA ermittelt auf Hochtouren. Im Mai 2008 ist es dann soweit: 270 (!) Polizeibeamte durchsuchen sein Haus sowie mehrere Wasseringenieurbüros. Friedrich wandert in Untersuchungshaft. Erst nach 3 Wochen, nachdem sich nach und nach alle Vorwürfe des „gewerbs- und bandenmäßgen Betrugs“ in Luft aufgelöst haben, kommt Friedrich wieder frei.

Ein eingesetzter Parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Landtag, der bis kurz vor dem nächsten Wahltermin 2010 tagt, rehabilitiert Friedrich ebenfalls.

Mehr Details und insbesondere zu der stillen Zusammenarbeit zwischen Friedrich und dem Journalisten sowie der uneingeschränkte Blick in die Ermittlungsakte des LKA unter www.ansTageslicht.de/HaraldFriedrich

Den Kurztext hier können Sie aufrufen unter www.ansTageslicht.de/Friedrich


(Text: JL, Fotocopyright: Petrov AHNER)

 

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