Heike Haarhoff

Sie stammt aus dem Rheinland, hat dort auch Abitur und ihr frewilliges "Soziales Jahr" gemacht, weil ihr das wichtig war. In der Zeit zwischen diesen beiden Stationen fällt ihre erste Lebensentscheidung:
"Weil ich lange Zeit zwar wusste, was ich beruflich alles AUF GAR KEINEN FALL werden wollte, aber eben auch nicht wusste, was mich wirklich begeistern könnte, und weil ich sehr gern schreibe (ich war aber nie bei einer Schülerzeitung) und mir gern Geschichten erzählen lasse, also anderen zuhöre, habe nach der Schule ein Praktikum bei der Neuen Rhein Zeitung in Hilden (Lokalredaktion) gemacht. Ich habe Jubilare geehrt, Straßenkünstler portraitiert, und manchmal durfte ich sogar mit zu Ratssitzungen. Da habe ich den politischen Journalismus für mich entdeckt und gedacht, wie großartig Lokalpolitik ist und wie absurd zugleich und was für tolle Geschichten sich erzählen ließen, wenn man bloß ein wenig tiefer bohrte, Fragen stellte, sich Zusammenhänge erschlösse und die Akteure länger begleitete. Kurz: ich hatte Lust, Geschichten hinter der Geschichte auszugraben, über Menschen, ihre Beweg- und Abgründe zu erzählen."

Also studiert Heike HAARHOFF Journalistik und Politikwissenschaften in Dortmund und fängt gleich danach bei der tazan. Und bleibt auch dort. Erst in der Lokalredaktion Hamburg, dann als Landeskorrespondentin für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, 1999 bis 2010 als politische Reporterin für die überregionalen Seiten der taz, die aber auch ständiges Reisen voraussetzen. In dieser Zeit ist sie auch viel im Ausland unterwegs: Recherchereisen und Recherche-Stipendien. Dies kollidiert mit der eigenen Familienplanung. Daher ihre zweite Lebensentscheidung: Um beides miteinander in Einklang zu bringen, wird HAARHOFF 2010 zuständig für das Gesundheitsressort bei der taz in Berlin. Jetzt steht dort ihren (fester) Schreibtisch.

Abwechslung bietet auch dieses Themenfeld mehr als genug. Erst recht, wenn anonyme Schreiben an Bundestagsabgeordnete auf dem eigenen Schreibtisch landen, über die man dann auch ersteinmal berichten muss - aus Gründen der Chronistenpflicht. "Dass dieser kleine Artikel einen Sturm entfachen würde, habe ich nicht geahnt. Ex-Mitarbeiter der DSO, Mitarbeiter der DSO und sehr gut über die DSO und ihre Akteure informierte Menschen haben sich bei mir gemeldet, zunächst teils anonym am Telefon, dann schriftlich und persönlich und baten mich, weiter zu machen, den Vorwürfen hinterherzurecherchieren, denn diese seien wahr."

Und so wurde daraus letztlich eine ganze Serie wie auch bei ihrer Kollegin Christina BERNDT von der Süddeutschen Zeitung.

Warum sie das noch immer macht? "Weil ich nichts anderes kann. Und weil ich diesen Beruf immer noch sehr mag, auch wenn sich Arbeitsbedingungen, insbesondere für Recherche, gerade dramatisch verschlechtern, das größte Problem ist die mangelnde Zeit, tiefgründige Recherche braucht Zeit, aber Journalisten müssen zunehmend andere Aufgaben wahrnehmen (Produktion, Online-Technik, Fotos beschneiden, Meldungen schreiben, was weiß ich). Was mich immer noch fasziniert, ist dieses Eintauchendürfen in fremde, wechselnde Welten für ein paar Stunden, Tage oder Wochen – mir neue Blickwinkel zu erschließen, Menschen, die ich sonst vermutlich nie kennengelernt hätte, zu begegnen, von ihnen lernen zu dürfen - und anschließend wieder zu mir nach Hause zurückzukehren."

Erreichbar unter haarhoff [at] taz.de

Wo die Person ebenfalls eine Rolle spielt: