Der weltweite Moloch: wie facebook wurde, was facebook ist - eine kurzgefasste Chronologie

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2003

Dem Studenten der Psychologie und Informatik an der Harvard University, Mark ZUCKERBERG, eilt ein Ruf als außergewöhnlich guter Programmierer und Hacker voraus. Er arbeitet inzwischen für die Zwillingsbrüder WINKLEVOSS, die nichts von Technik verstehen, aber von Businessplänen, und die ihn engagiert haben. ZUCKERBERG arbeitet aber auch für sich selbst.

Mit den Zwillingsbrüdern wird er sich schnell verkrachen, später aber vor Gericht einigen müssen: gegen eine Entschädigung von 65 Millionen $, die ZUCKERBERG berappen muss - er hat deren Idee übernommen.

Soweit ist es aber noch nicht.

ZUCKERBERG entwickelt eine Plattform: www.facemash.com (heute außer Betrieb). Dort stellt er vom Universitätsserver gehackte Fotos von Studentinnen ins Netz und fordert die Besucher der Seite auf, von jeweils zwei zufällig angeklickten Fotos das auszuwählen, das der User attraktiver findet. Die Studentinnen werden (natürlich) nicht um Erlaubnis gefragt. Männliche Studenten finden die Seite interessant und so kommt ZUCKERBERG die Idee, den ganzen Campus mit einer eigenen Website zu vernetzen.

Die weitere Geschichte um die Auseinandersetzungen mit den WINKLEVOSS-Brüdern sit detailliert beschrieben von Aaron SORKIN in dessen Buch Milliardär per Zufall: Die Gründung von Facebook - eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug. Auf dieser Vorlage basiert auch der Hollywood-Hit "The Social Network", der sieben Jahre später in die Kinos kommen wird


4. Februar 2004

An diesem Tag geht ZUCKERBERG's neue Website www.thefacebook.com ans Netz. Sie wird von Studenten genutzt, die sich dort eintragen und miteinander vernetzen können. Die Seite wächst rasant. 

So schnell, dass ZUCKERBERG sein Studium schmeißt und nach Californien geht: ins Sillicon Valley. Dort sieht er seine Zukunft.

In Peter THIEL findet er einen ersten Sponsor, der sein Start-up mit 500.000 $ unterstützt. THIEL meint: "Google organisiert die Informationen der Welt. Facebook aber organisiert die Menschen der Welt“.

Noch heute hält THIEL seine Anteile, ist damit zum (kleinen) Milliardär geworden.

Ende des Jahres sind auf dieser Website bereits 1 Million Nutzer registriert


Ein Jahr später 2005

Die Website hat inzwischen 6 Millionen Nutzer und heißt inzwischen einfach nur www.facebook.com 


2006

Inzwischen zeigt die Suchmaschine Yahoo Interesse an facebook. Und bietet eine runde Milliarde Dollar. ZUCKERBERG holt sich Rat bei Roger McNAMEE, Inhaber der Fa. elevation.com, die in neue Medien und Technologien investiert.

ZUCKERBERG lehnt das Angebot ab - er setzt auf eigenes Wachstum und trifft die richtige Entscheidung für ihn: 

Im Laufe des Jahres verdoppelt sich die Zahl der User auf 12 Millionen


2007

In diesem Jahr werden sich die facebook-Mitglieder ver-vier-fachen: auf 58 Millionen. Längst ist facebook in anderen Erdteilen angekommen. 

ZUCKERBERG trifft eine weitere wesentliche Entscheidung: eine Personalentscheidung.

McNAMEE stellt ihm Sheryl SANDBERG vor, die die Onlinewerbung für google managt. Sie war zuvor  Chefökonomin bei der Weltbank und danach ihrem Mentor nach Washington gefolgt, als der von Bill CLINTON zum US-Finanzminister berufen wurde. CLINTON's Äre ging 2001 zu Ende, so dass sie sich eine neue Aufgabe suchen musste. Und fand: bei Google.

Drei Monate später wechselt sie erneut: Sie wird Chief Operating Officer bei Mark ZUCKERBERG bzw. facebook. SANDBERG übernimmt das laufende und strategische Tagesgeschäft. Auch im Jahr 2018 wird sie noch an Bord sein.

Am 7. Oktober gibt facebook bekannt, ab sofort personalisierte Werbung zuzulassen. Rund 60 Konzerne und Unternehmen stünden schon in den Startlöchern, um neben Alter, Geschlecht, Lieblingsbeschäftigungen, Wohnort, politischer Überzeugung, Lieblingsbüchern und -filmen auch Informationen über den Bildungsstand zu erhalten oder persönliche Beziehungen


2008

facebook wächst immer noch: jetzt auf 145 Millionen Mitglieder.

So hatte es begonnen: 2004 bereits 1 Million, ein Jahr später 6, dann 12 und voriges Jahr 58 Millionen


2009

Inzwischen sind es 360 Millionen User, die facebook nutzen, Inhalte teilen und facebook Informationen über ihre Person, den Lebensstil, die Freunde und deren Daten zur Verfügung stellen

Und es gibt wieder eine Neuerung: Der Like-button wird eingeführt. Er soll facebook bei der Erstellung der individuellen Profilanalyse helfen. Ab jetzt kann facebook auch auf diese Weise erfahren, was ein User (besonders) mag


2010

Die Anzahl der weltweiten facebook-Nutzer nimmt weiter zu. Jetzt liegt sie bei 608 Millionen - über eine halbe Milliarde.

In den Kinos läuft der Film "The Social Network" an (siehe Eintrag 2003). Er gefällt Mark ZUCKERBERG nicht. Deswegen hat er auch jegliche Mithilfe oder Beratung versagt. Der Kinohit zeigt, wie facebook entstanden war - u.a. im Streit mit mehreren Personen, die ZUCKERBERG auf unterschiedliche Weise aus seinem Unternehmen herausgekickt hat.

Und wieder gibt es eine Neuerung: Facebook Orte (facebook places). Jetzt kann ein Nutzer anderen mitteilen, wo er sich selbst gerade befindet, wo andere sich aufhalten núnd mit wem sie zusammen sind. Kurz darauf wird es facebook-Angebote geben: Firmen, Geschäfte, Kinos. Restaurants usw. können den Usern standortgebundene Angebote wie Rabatte, Gutscheine etc anbieten 


2011

facebook nimmt Anlauf auf die (erste) Milliarde. Aktuell liegt die Mitgliedszahl noch bei 845 Millionen.

Der österreichische Jurastudent Max SCHREMS, der begonnen hat, sich mit Datenschutz und facebook zu beschäftigen, will von facebook alle Daten haben, inklusive jener, die er selbst auf seinem facebook-Konten (z.B. Chat) gelöscht hat. Und staunt nicht schlecht, als er 1.200 DIN-A4 Seiten in ausgedruckter Form erhält. Darunter all das, was er selbst gelöscht hatte und von dem facebook behauptet, dass es dann auch endgültig gelöscht sei.

Gleichzeitig legen er und 20 andere Personen Beschwerden bei der Irischen Datenschutzbehörde ein, wo facebook seine europäische Zentrale geparkt hat. Es wird ein zäher Kampf, weil die Irische Datenschutzbehörde lustlos agiert.

Zwei Jahre später, 2013 wird SCHREMS erneut aktiv werden und klagt wegen des seit 2000 geltenden Safe-Harbor-Abkommens, mit dem die EU-Kommission sicherstellen will, dass Daten aus Europa auch außerhalb Europas genutzt bzw. verarbeitet werden dürfen, solange europäische Datenschutzbestimmungen eingehalten werden. Seit 2013 wird man aber durch Edward SNOWDEN wissen, dass dies so nicht funktioniert und dass NSA mit ihrem PRISM-Programm und andere US-amerikanische Dienste Daten auf Servern von facebook, Google, Skype und anderen regelmäßig abgreifen.

Die Irische Datenschutzbehörde weigert sich erneut aktiv zu werden, woraufhin SCHREMS diese zum aktiv-werden verklagt. Das Verfahren wird daraufhin vor dem Europäischen Gerichtshof landen, der Staatsanwalt hält das Safe-Harbor-Abkommen für unzulässig, woraufhin das europäische Gericht dieses Abkommen kippt: unvereinbar mit europäischem Recht.

Mehr Informationen dazu gibt es auf der Site dieser Datenschutzkampagne www.europe-v-facebook.org/DE/de.html

ZUCKERBERG lässt das Jahr nicht verstreichen, um eine weitere Neuerung vorzustellen: die Funktion Chronik. Jetzt kann jeder Mensch dieser Welt sein bisheriges Leben in aller epischen Breite dem Rest der Welt mitteilen. Und auch Tagebuch führen, egal wem er dies zur Kenntnis gibt


2012

Die Phase des rasanten Wachstums ist nicht zu Ende. Zu Beginn des Jahres liegt die Mitgliederzahl bei rund 900 Millionen. Im Lauf des Jahres wird die Schallmauer von 1 Milliarde durchbrochen. Am Jahresende sind es 1.056 Millionen, als eins-komma-null-fünf-sechs Milliarden.

facebook geht jetzt an die Börse. Am 18 Mai werden Aktien für 38 $ das Stück ausgegeben. facebook nimmt 16 Milliarden ein. An das Geschäftsmodell glauben alle:

Je größer die Reichweite von personalisierter Werbung an die über 1 Milliarde Nutzer, desto mehr Werbeeinnahmen sind möglich

Je länger die User auf der facebook-Seite bleiben, umso mehr Werbung kann man zeigen.

Jetzt kommt es nur noch darauf an, die Nutzer dazu zu bringen, möglichst lange auf ihrer facebook-Seite zu bleiben.

Trotz alledem: Der Ausgabekurs der facebook-Aktie sackt in den nächsten Wochen rasant ab: auf 19 $ und hat sich damit genau halbiert.

Egal: ZUCKERBERG hat genug Geld in der Kasse, kann für 1 Milliarde $ Instagram kaufen und cash bezahlen

Weil jetzt jede Menge Fotos hochgeladen werden, muss facebook ständig seine Infrastruktur aufstocken. Ende des Jahres sind es 180.000 Server in 2 Rechenzentren in den USA, die nur für facebook arbeiten. Täglich werden da um die 500 Terrabyte upgeloadet - u.a. wegen rund 300 Millionen neuer Fotos. Dann werden auch Videos dazukommen


2013

Im Juni eröffnet facebook erstmals eine Serverfarm in Europa. Im schwedischen Lulea ist der Strom besonders billig und so lassen sich die Kosten, u.a. für die Kühlung der Hochleistungsrechner minimieren.

facebook hat in diesem Jahr jetzt 1.228 Millionen Nutzer.

Darunter sind auch die beiden Theatermacher bzw. - regisseure Hans BLOCK und Moritz RIESEWIECK. Sie haben – ungewollt – ein Video auf facebook gesehen, in dem ein älterer Mann auf einem etwa sechsjährigen Mädchen sitzt und es missbraucht. Das Video wurde mehr als 16.000 mal geteilt. Und 4.000 Menschen haben es mit einem Like versehen.

Den beiden lässt dies keine Ruhe, sie wollen einen Dokumentarfilm drehen, der sich mit der Frage beschäftigen soll, warum solche Videos zu sehen sind und keiner sich drum kümmert, dass solche Bilder auf der Stelle gelöscht werden. Das Filmprojekt wird sein erfolgreiches Ende erst im Frühjahr 2018 finden 


2014

Im Februar ist ZUCKERBERG wieder auf Einkaufstour: Er verleibt sich in sein weltweites Imperium die beliebte Plattform WhatsApp ein.

"Einfach. Sicher. Zuverlässiger Nachrichtenaustausch" heißt es auf der WhatsApp-Website. Und: "Telefonieren wird jetzt kostenlos".

WhatsApp ist teurer als Instagram. ZUCKERBERG muss a) 4 Mrd. $ berappen und b) facebook-Aktien im Wert von 15 Mrd $ an den Verkäufer ausreichen. Einer von ihnen, Jan KOUM, zieht nun in den Verwaltungsrat von facebook ein. 

WhatsApp hat zu diesem Zeitpunkt 50 Mitarbeiter. Umgerechnet auf die Mitarbeiter kassieren die WhatsApp-Gründer 400 Millionen Dollar pro Mitarbeiter, die den Dienst mit aufgebaut hatten.

Im Sommer veranstaltet ZUCKERBERG eine große Sommerparty auf dem firmeneigenen Gelände: Ein Grillfest für Journalisten. ZUCKERBERG braucht (weiterhin) eine gute Presse, um ungestört seinem Wachstumsappetitt nachgehen zu können.

Hochrangige Mitarbeiter plaudern, was sehr selten geschieht, über Hintergrund-Informationen aus dem Innenleben des weltweiten Konzerns. Alles "off the record", was bedeutet: Nichts von dem darf in irgendeiner Weise veröffentlicht werden.

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL wird vier Jahre später davon berichten. Und für ZUCKERBERG hat er diese Beschreibung bereit:

Zuckerberg hat sich gewandelt über die Jahre, das ist zu sehen und zu spüren in  Begegnungen mit ihm: Der Händedruck wird jedes Jahr fester, der Rücken gerader, das Kinn mehr nach vorn gereckt. Eine Verwandlung in Zeitlupe, vom introvertierten Nerd zum Anführer auf der Weltbühne.“

"Anführer auf der Weltbühne" meint: Herrscher über die persönlichen Daten von jetzt 1.393 Millionen facebook-Nutzern

"Anführer auf der Weltbühne" bedeutet für ZUCKERBERG aber auch: Der Zugang zu facebook ist ein Menschenrecht. Genau das wird er jetzt in einem Essay begründen: "Connectivity as a Human Right", zu deutsch: Ist Vernetzung ein Menschenrecht?


2015

1.591 Millionen bzw. knapp 1,6 Milliarden sind es jetzt. ZUCKERBERG hat seine Zahlen auswerten lassen: Über eine Milliarde Menschen davon nutzen seine Plattform täglich. Beten weltweit 1,2 Milliarden katholische Gläubige jeden Tag?

ZUCKERBERG bist das nicht genug. Er will mehr. Sehr viel mehr, als dass sich Menschen mit Urlaubsbildern, Katzenvideos u.a. auf den Seiten ihre Zeit vertreiben. Jetzt sollen auch Nachrichten von klassischen Medien, Videos der Fernsehsender die Aufmerksamkeit und die Nutzungsdauer maximieren.

Das gelingt und in Kürze und ebenso in Kürze wird facebook mehr User auf die Onlineauftritte von anderen Medien leiten als 'Konkurrent' Google.

Und eine Grundsatzentscheidung fällt: facebook versteht sich als Plattform. Nicht als Medienunternehmen. Ohne eigene Bewertung von Inhalten. Meint: ohne Verantwortung für das, was die Abermillionen Menschen untereinander „teilen“ und "liken".

Während des Jahres beginnen in den USA die ersten Vorbereitungen für den Präsidentschaftswahlkampf im Herbst nächsten Jahres. Auch bei den Republikanern, insbesondere in konservativen Kreisen. Einer der Macher: Stephen BANNON, Donald TRUMP’s Vordenker, denn der hat sich vorgenommen, Präsident der USA zu werden.

BANNON wird auf eine kleinere Beratungsfirma in England aufmerksam: Cambridge Analytica. Und macht BANNON Angebote.

BANNON überredet einen reichen Republikaner, Robert MERCER, in das kleine Unternehmen zu investieren. Um liefern zu können, muss sich Cambridge Analytica Hilfe beim „Psychometrics Center“ der Cambridge University holen.

Dort haben Forscher eine Methode entwickelt, mit den Daten von Menschen, die sich auf den facebook-Servern befinden, Persönlichkeitsprofile zu generieren. Allerdings weigern sich die Forscher mit Cambridge Analytica zusammen zu arbeiten, weil ihnen die Pläne der Firma zu suspekt erscheinen.

Weniger Skrupel hat der Psychologiedozent Aleksandr KOGAN: Er baut eine facebook-App mit dem Namen „thisisyourdigitallife“.

Fast 300.000 Menschen laden sich diese App herunter, benutzen sie, indem sie ihre Daten, die facebook intern gespeichert hat, freigeben, und so kann Cambridge Analytica diverse Test durchführen, um festzustellen, ob man das Verhalten bestimmter Menschengruppen mit speziellen News beeinflussen kann.

Facebook erfährt davon Wind und fordert KOGAN als auch Cambridge Analytica auf, die Daten zu löschen. Mehr nicht. Kontrollieren, ob das auch geschieht - das ist nicht facebook's Sache. Die Öffentlichkeit informieren schon garnicht.

Facebook ist ist nach außen hin eine weltumspannende Macht, intern eine geschlossene Welt. Der Ein-Mann-Konzern funktioniert wie eine Diktatur


währenddessen

Weil Mark ZUCKERBERG inzwischen einer der bekanntesten Menschen der Welt ist, so wie der Pabst, US-Präsident OBAMA oder der Quasi-Kaiser von Russland, Wladimir PUTIN, und sich doch immer wieder Kritik hier, da & dort entzündet, gibt sich ZUCKERBERG generös. Er spendet. Hier, da & dort. 75 Millionen Dollar an das San Francisco General Hospital, 100 Millionen an das Schulsystem von New Jersey und als letzten Schritt kündigt er an, 99% seines Reichtums, konkret seiner facebook-Aktien in eine wohltätige Stiftung zu überführen.

Der Kurs siner Aktie hat jetzt erstmals die Marke von 100 $ überschritten. Gestartet war er mit 38 $, dann erst auf 19 gesunken und nochmals auf 12 gefallen, und von da aus ging es wieder aufwärts. Das Geschäftsmodell, die persönlichen Informationen vielen Unternehmen und Konzernen gegen Werbeauftritte zu 'verkaufen' und dieses Businessmodell immer weiter zu verfeinern, überzeugte immer mehr Menschen, die facebook-Aktien haben wollen.

Die einen wollen an dem geschäftlichen Erfolg teilhaben, andere nur Informationen und Katzenvideos teilen, andere bevorzugen harten Porno, Vergewaltigungsszenen oder Bilder von Hinrichtungen durch den IS. Manche geben sich auch schon mit Tierquälereiszenen schon zufrieden.

Facebook richtet erste Löschzentren ein. Konkret: Diesen Job sourct facebook aus. Einer der Dienstleister, der in Berlin am Wohlrabedamm 32 diesen Job übernimmt: die Fa. Arvato, ein Tochterunternehmen des Bertelsmann-Konzern


April 2016

Die 1.860 Millionen facebook-Mitglieder surfen im statistischen Durchschnitt täglich auf facebook-Seiten, insbesondere nutzen sie dabei das Smartphone. Ein durchschnittlicher Smartphone-User schaut am Tag 88 Mal auf seine facebook-Seite.

Grund für ZUCKERBERG, mal wieder eine richtige Sause für die Experten zu veranstalten. Dafür verwandelt er den Yachthafen von San Francisco für einen Tag zum Mekka der besten Programmierer der Welt. Fast alle kommen. Nicht kommen geht garnicht - man würde ja offenbaren, dass man nicht dazugehört.

Im Hafen herrscht Rockfestival-Stimmung.

ZUCKERBERG erscheint auf der Bühne wie ein Gott, der seine Gläubigen unter sich versammelt hat. „Wir haben uns von einer Welt voller isolierter Gemeinschaften zu einer globalen Gemeinschaft entwickelt, und das hat uns alle vorangebracht“, predigt ZUCKERBERG. „Menschen zusammenbringen. Das ist es, was wir machen.“

Was ZUCKERBERG zum Beispiel nicht sagt:

  • Nur 9 Likes reichen aus, damit der facebook-Algorithmus einen User so gut einschätzen kann wie ein Arbeitskollege.
  • Bei 65 Likes kann facebook auch dessen Freunde beurteilen und
  • bei 125 Likes ist die Auswertung eines Profils bereits so gut, dass es die Einschätzungen der gesamten Familie zu diesem und jenem Aspekt kennt 

8. November 2016

Unerwartet für viele, aber nicht wirklich überraschend für andere, gewinnt Donald TRUMP die US-Präsidentschaftswahl. Obwohl Hillary CLINTON insgesamt mit knapp 66 Millionen Stimmen mehr erhält als ihr Konkurrent, der rund 63 Millionen einsammeln konnte. Eine Besonderheit des amerikanischen Wahlsystems, bei dem die Bürger nicht direkt wählen, sondern Wahlmänner. Auf deren Stimmen kommt es letztlich an: 306 republikanische versus 232 demokratische Wahlleute.

Jetzt werden erste Stimmen laut, dass Fake News und anderes, transportiert über facebook die Wahlen beeinflusst haben könnten. Und es werden Stimmen laut, die von russischen Gelder sprechen (siehe Abbildung. 3.200 Rubel entsprechen rund 45 Euro).

TRUMP hat bis zu diesem Triumpf 6 Millionen Dollar an Cambridge Analyitica für deren Dienste gezahlt.

Egal, wo die Gelder und für welche Zwecke sie herkommen: das Geschäftsmodell von facebook funktioniert:

27,6 Mrd. Dollar hat facebook an Einnahmen erzielt. 97% stammen aus Anzeigen und Werbung. Alle Kosten, finanziellen Verpflichtungen und die Steuern abgezogen beläuft sich das Nettoergebnis, sprich Gewinn auf 10,2 Mrd. $


15. Dezember 2016

Hannes GRASSEGGER und Tikk KRAUSE veröffentlichen im SZ-Magazin ihren ersten Report über Mitarbeiter von Arvato in Berlin, die dort Hate-Speech, Kinderpornographie, Hinrichtungsszenen von Menschen und anderes im Akkordtempo löschen müssen. Facebook selbst ist sich dazu offenbar zu fein und sourct derlei Aufgaben lieber an "Dienstleister" aus.

Titel der Reportage, die lange gedauert hat, weil sich die Autoren erst das Vertrauen der Informanten erarbeiten mussten: Im Netz des Bösen 


24. Mai 2017

Hannes GRASSEGGER und Till KRAUSE legen im SZ-Magazin nach: mit einem weiteren Bericht über die Arbeit sogenannter Cleaners.

"Als "Cleaners" werden jene bezeichnet, die im Auftrag von facebook unerwünschte Seiten löschen müssen. Über ihren Job und die Löschregeln dürfen sie nicht reden - sie haben Schweigeverpflichtungserklärungen unterzeichnet. Trotzdem berichten sie - anonym.

Titel des SZ-Berichts: Mauern des Schweigens


im Jahr 2017

sieht die bisherige Entwicklung der facebook-Nutzer so aus:

In vierzehn Jahren von Null auf über 2 Milliarden


September 2017

Die gemeinnützige Rechercheredaktion PROPUBLICA veröffentlicht die Ergebnisse einer Recherche: Für wenig Geld kann man über facebook Werbung schalten, die sich gezielt ans Judenhasser richtet - trotz Löschzentren, die es inzwischen an mehreren Orten gibt: Facebook Enabled Advertisers to Reach 'Jew Haters'

Kostenpunkt pro anvisierte Zielgruppe: 30 $.


Oktober 2017

Das Handelsblatt beschäftigt sich auf mehreren Seiten ausführlich mit facebook und spricht von einer "unheimlichen Macht." Darin kommt die Geschichte des Programmierers Jestin COLER zur Sprache, der sich einen lukrativen Nebenjob aufgebaut hatte: Fake News.

Über fiktive Nachrichtenseiten, die so seriös erscheinende Namen trugen wie "National Report" oder "Denver Guardian", setzte er ge-fakte Nachrichten ab.

Beispiel: 3 Tage vor der US-Präsidentschaftswahl vor einem Jahr schickte er die News um die Welt, dass ein FBI-Ermittler, der mit der Email-Affäre der Präsidentschaftskandidatin Hillary CLINTON betraut war, Selbstmord begangen habe.

Diese Fake News wurde insgesamt 1,6 Millionen Mal aufgerufen. Rund 500.000 facebook-User hatten sie mit einem "Like" versehen.

Den Redakteuren des Handelsblatt erklärt er: „Die erfolgreichsten FN sind die, die bestehende Vorurteile bestätigen und die Menschen emotional berühren“.

Auch COLER's Geschäftsmodell funktioniert: Mit dem Absetzen solcher Fake News verdient er bis zu 50.000 $ im Monat: durch Beteiligung an den Werbeerlösen, die jetzt durch höheren Klickraten steigen 


November 2017

Bei Anhörung vor einem Ausschuss des US-Senats muss der oberste Justitiar von facebook, Colin STRETCH, zugeben, dass vor den Präsidentschaftswahlen letztes Jahr ca. 150 Mio US-Amerikaner auf facebook Propagandanews zu sehen bekamen, die von russischen Geldgebern finanziert wurden.

Noch kurz zuvor hatte ZUCKERBERG öffentlich erklärt, es sei „verrückt“, anzunehmen, über seine Plattform seien Fake News und aus Russland gesteuerte Wahlpropaganda gestreut worden

Als ZUCKERBERG selbst im Senatsausschuss aussagen muss, spielt er den Ahnungslosen, sagt vor allem, dass ihm dies alles leid tue: "Sorry for that".

Und er beteuert, dass er beispielsweise selbst gar nicht verstehe, wie das Tracking auf facebook funktioniere. 

Dies hindert ihn nicht zu betonen, dass sämtliche Daten, die facebook so fleißig sammle und auswerte, den Nutzern gehörten. Nicht facebook. Sondern seine Plattform gewähre den Werbekunden lediglich Zugang zu diesen Daten. Die ja - wie gesagt - den Nutzern selbst gehörten


danach

Ein Wegbegleiter von ZUCKERBERG, Sean PARKER, gibt ein Interview, in dem er erklärt, facebook sei bewusst so konzipiert, um „eine Schwäche der menschlichen Psychologie auszunutzen“. Likes und eigene Kommentare führten bei den Usern zur Ausschüttung von „Glückshormonen“.

Inzwischen distanziert sich auch der erste Investor, Robert McNAMEE, von facebook. So wie facebook konstruiert sei, produziere es aber nur kurzfristige Glücksgefühle, dafür aber langfristig negative Konsequenzen. So wie bei Nikotin oder Alkohol. Jetzt müsse facebook repariert werden:"Early Facebook investor likens site’s techniques to Nazi propaganda."


Frühjahr 2018

Nachdem die Sonderermittler in den USA herausgefunden haben, dass diverse Typen von Agenten aus Russland facebook benutzt hatten, um den US-Präsidentschaftswahlkampf zugunsten von Donald TRUMP zu beeinflussen, gerät ZUCKERBERG's facebook zunehmend unter öffentlichen und politischen Druck. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle der britischen Beraterfirma Cambridge Analytica bekannt. Bisher wussten davon nur facebook-Insider.

In den Zeitungen Guardian bzw. der zur Mediengruppe gehörende Observer meldet sich ein Whistleblower zu Wort, der bis 2014 bei Cambridge Analytica gearbeitet und das Unternehmen, insbesondere die Analyse-Technologie mit aufgebaut hat: Christopher WYLIE.

Er berichtet, was er an Technologie entwickelt hat und was sein früherer Arbeitgeber dann daraus gemacht hat. Der Skandal wird weltweit schnell bekannt. Der Aktienkurs fällt. Innerhalb von 2 Tagen sind 60 Milliarden "verbrannt", wie das bei Aktionären heißt.

Erst 5 Tage später meldet sich Mark ZUCKERBERG zu Wort. Ihm gleitet die übliche Floskel über die Lippen: "Sorry for that."


24. März 2018

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL wartet mit einer ausführlichen Titelgeschichte auf: "Die Falle Facebook". 

Die Prognosen für facebook sehen inzwischen anders aus als noch vor einem Jahr, schon rein geschäftlich gesehen:

Der Aktienkurs von über 180 $ noch zu Beginn des Jahres ist zu diesem Zeitpunkz knapp 160 gefallen. Der Hype ist aufgrund der Skandale offenbar zu Ende. Und Banken wie etwa die Bank of America Merrill Lynch, die noch bis vor kurzem ein (abenteuerliches) Kursziel von 265 $ für die Aktionäre propagiert haben, müssen ihre Prognosen korrigieren.

Auch die Tageszeitung DIE WELT schreibt über Christopher WYLIE: Dieser Mann bringt Facebook ins Wanken.


danach

DER SPIEGEL veröffentlicht ein Interview mit Tim WU, Juraprofessor an der New Yorker Columbia University, der sich ebenfalls mit facebook kritische auseinandersetzt. Und aus historischer Sicht der "Ökonomie der Aufmerksamkeit" potenzielle Regulierungsmöglichkeiten dieser Plattform anspricht: "Facebook regulieren" (Paywall!). 

Nur wenig später äußert sich der Schweizer Verleger Michael Ringier, zu dessen Mediengruppe Zeitungen wie der Blick oder das Finanzmagazin Cash gehören, erklärt dem Handelsblatt gehenüber: „Mark ZUCKERBERG ist doch der größte Heuchler. Ihm geht es nur ums Geldverdienen." 


Mai 2018

Mitte Mai startet der Doku-Film "The Cleaners - im Schatten der Netzwelt" in den Kinos, an dem die beiden Berliner Theaterregisseure Hans BLOCK und Moritz RIESEWIECK seit 2013 arbeiten. Ebenso wird ein Buch publiziert und ein Theaterstück entsteht.

Ende des Monats findet in den USA die Aktionärs-Hauptversammlung von facebook statt. Diesesmal ist vieles anders. Geharrschte Kritik prasselt auf den facebook-Häuptling ein:

"At Facebook annual meeting, investor warns Mark Zuckerberg about 'corporate dictatorship'" titelt die weitverbreiteste Zeitung in den USA "US Today".

Zitate:

This was not that kind of meeting.

On Thursday, as an airplane flew overhead accusing the social media giant of breaking democracy, one investor called Facebook’s stewardship of user data a human rights violation and another warned Zuckerberg against turning Facebook into a “corporate dictatorship."

A heckler was even ejected from the room in the first few minutes of the meeting after calling for shareholders to vote against the election of Zuckerberg to the board.

"Shareholder democracy is lacking at Facebook," she shouted.

Talk about a tough crowd.

On everyone’s minds: the many ways the Zuckerberg-controlled Facebook has failed users and investors alike over the past year, from Russian interference in the U.S. presidential election to the harvesting of 87 million people’s personal information by Cambridge Analytica.

Shareholder James McRitchie proposed the measure that would have given shareholders more of a voice in the company.

"George Washington was encouraged to continue as president for life, but he stepped down for the good of the country," McRitchie said Thursday. "Mr. Zuckerberg could take a page from history, emulate George Washington, not Vladimir Putin."


bis Ende 2018

sollen in den beiden Löschzentren in Deutschland, Berlin und Essen, wo jeweils 750 Leute im Akkord versuchen, facebook zu 'säubern', die Belegschaften auf jeweils 1.000 erhöht werden. Dann wären - allein hierzulande - 2.000 Personen damit beschäftigt, facebook vom gröbsten "Bösen" frei zu halten.

Andere Löschzentren sind auf der ganzen Welt verteilt. Beispielsweise in Marrokko oder Manila auf den Philippinen ...


März 2020

Nach all den (unendlich) vielen Skandalen und Pannen ist jetzt das Buch des "Wired"-Journalisten Steven LEVY ("facebook - the inside story") auf deutsch erschienen: "Facebook - Weltmacht am Abgrund". Wie niemand anderes bisher ist LEVY dem Weltmonopolisten am nähesten gekommen. Entsprechend die vielen Details und Einblicke in das Innenleben: auf 688 Seiten für 26 Euro.

(JL)