Die publizistische Festung ADAC

Kritische Berichterstattung in den Medien

Der ADAC in den Medien von den 80ern bis 2014

Der ADAC wurde im Jahr 1903 gegründet und ist ein Verein mit einer langen Geschichte. Das Jahr 2014 jedoch war für den ADAC eines der folgenreichsten: Innerhalb von wenigen Wochen wurde das gesamte Führungspersonal ausgetauscht. Folge einer negativen Präsenz in den Medien und dem daraus resultierenden Zwang, sich aufgrund der immer neuen Vorwürfe rechtfertigen zu müssen. Seit 2015 ist es wieder etwas ruhiger um den Verein geworden. 

Fest steht jedoch, dass es seit Bestehen Befürworter und Kritiker gab und heute noch gibt. Aus diesem Grund wollen wir einen kleinen Rückblick wagen: Wann hat wer weswegen und wie über den ADAC berichtet. Und was hat das für Spuren hinterlassen.

1989: Die Tempo 100 – Debatte

1989 sorgte der ADAC erstmals großflächig in den deutschen Medien für Tumult. Am 10.07.1989 berichtete DER SPIEGEL in der Ausgabe 28 über den „Der Auto-Darf-Alles-Club“ (kurz = ADAC).

Grund: die Debatte um die Tempo 100-Zone auf der Berliner Stadtautobahn „Avus“. Der ADAC sprach sich in mehreren Kampagnen für das gegenteilige Extrem, mehr km/h auf der „Avus“ aus. 

Angeführt wurde die Gegenbewegung von dem Graphiker Klaus STAECK und dem Schriftsteller Günter GRASS. Diese organisierten die Annonce „ADAC Ade“, auf der sie Unterschriften gegen den ADAC und seine „Hetztiraden“, welche die Tempo-100 Zone unterstützten, sammelten. Die Aktion führte dazu, dass etwa 2.000 Mitglieder, allen voran GRASS und STAECK, aus dem ADAC austraten. 

Folge: Der ADAC bemühte sich, dem Umweltbewusstsein eines immer größer werdenden Teils seiner Mitglieder Sorge zu tragen und distanzierte sich von den vorhergegangenen Vollgas-Kampagnen. Die Debatte ebbte letztendlich ab und der ADAC zog keinen weiteren Schaden daraus.

1999: Kritik am Vereinsstatus des ADAC

Seit seinem Bestehen hatte der ADAC immer mal wieder mit Kritik hinsichtlich seiner Größe und Macht zu kämpfen. 

Vor allem Politiker der GRÜNEN  und der SPD sowie Journalisten zweifelten beispielsweise am „Vereinsstatus“ des ADAC. Der Status des „Vereins“ bringt einige Vorteile mit sich. Beispielsweise ist ein Verein ganz bzw. teilweise von der Umsatzsteuer befreit, wenn er als gemeinnützig anerkannt ist, und hat somit erhebliche Einsparungen. Im Jahr 2014 musste der ADAC nur auf zehn Prozent seiner Mitgliedsbeiträge eine Umsatzsteuer entrichten (vgl. Obermayer 2014). Zudem sind die Anforderungen an ein Unternehmen bei der Buchführung und bei den Bilanzen sehr viel höher als an einen Verein. Das hieße, der ADAC müsste sehr viel detailliertere Angaben machen. In einem Interview in der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 29.Juli 1999 von Merle HILBK forderte beispielsweise der Wirtschaftsjurist Michael ADAMS (Berater der SPD), der Verein müsse seine Bilanzen offenlegen. Denn der Zugriff auf die Vermögenwerte eines Vereins sei laut ADAMS mangels Kontrolle fast uneingeschränkt möglich (vgl. Die Zeit): „Deshalb ist die Versuchung für Führungsleute, hier und da mal ein paar Millionen für sich abzuzweigen, unmenschlich groß.“ (ADAMS, In: Die Zeit, 1999).

Bereits 1999 gab es also Zweifel daran, dass der ADAC seine Gelder nicht ausschließlich im Interesse der Mitglieder einsetzen  würde und so begann das Amtsgericht mit der Prüfung des ADAC (siehe Chronologie). 

Der ADAC stellte seine Position dazu am 10.Mai 2014 in der Printversion der ZEIT klar: „Wir sind seit 111 Jahren ein Verein und möchten es bleiben“

2005: Autotests wurden nicht richtig durchgeführt

Am 10. September 2005 berichtete Holger APPEL für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über einen falsch durchgeführten Autotest des ADAC. 

Im Juli 2005 führte der ADAC Sicherheitstests mit einigen Autos durch. Darunter auch der Dacia Logan aus der Familie Renault, der oft aufgrund eines Preises von nur 5.000 Euro als „Billig-Auto“ betitelt wird. Der Dacia schnitt nicht mit Bestnoten ab, zeigte jedoch auch keine großen Sicherheitslücken auf. Beim Abschlusstest aber überschlug sich der Dacia. Der ADAC  stellte anschließend die entstandenen Filmaufnahmen vom Dacia online sowie eine Pressemitteilung, in der nicht erwähnt wurde, dass dem Dacia zuvor unterschiedliche Reifen aufgezogen worden waren, welche den Testbedingungen nicht standhalten konnten, zumal der Dacia Logan nicht über ein ESP = Elektronisches Stabilitäts-Programm verfügt. 

Dieser Bericht hatte eine negative Berichterstattung über den Dacia Logan zur Folge und dem ADAC wurde ein bewusstes „Schlechtmachen“ des „Billig-Autos“ sowie eine Manipulation des Autotests vorgeworfen. Renault ließ darauf die Tests selbst nachfahren und auch der Hersteller der Bereifung Continental leitete Untersuchungen ein. Bei diesen erneuten Tests zeigte der Dacia laut Renault ein „einwandfreies Fahrverhalten“. Renault verzichtete auf eine Anzeige auf Schadenersatz. 

2013: Bespitzelung des Betriebsrats und Mitarbeitern

Uwe Ritzer berichtete am 21.03.2013 in der Süddeutschen Zeitung über die Bespitzelung des ADACs vom Betriebsrat: „Spionageverdacht beim ADAC“. Es soll neben dem Betriebsrat zur Bespitzelung gegenüber Kollegen und dem Pressesprecher gekommen sein. 

Am selben Tag veröffentlichte das Online-Magazin des stern einen kleinen Bericht  unter dem Titel:„ADAC soll Betriebsrat bespitzelt haben“;

Die Onlineseite der Illustrierten  stern berichtete, dass Vorwürfe gegenüber dem ADAC bestünden, dieser habe den Betriebsrat bespitzelt. Um „unliebsame Zeitungsinformanten zu enttarnen, soll der ADAC Niedersachsen seinen Betriebsrat ausspioniert haben“. In dem zuvor veröffentlichten Bericht der Süddeutschen Zeitung, gab eine Informantin (ehemalige Mitarbeiterin des ADAC) an, sie habe im Auftrag des regionalen ADAC-Geschäftsführers und weiteren Führungskräften die E-Mails vor allem von Betriebsräten ausspioniert. Auch das Nachrichtenmagazin Focus berichtete am selben Tag („Ermittlungen gegen ADAC-Regionalgeschäftsführer“), dass Ermittlungen gegen den ADAC - Geschäftsführer Hans-Henry WIECZOREK eingeleitet wurden. Im September 2013 wurde WIECZOREK daraufhin vom ADAC-Niedersachsen entlassen.  

2013: Markencheck des WDR fällt positiv aus

Im März des Jahres 2013 (25.03.2013) strahlte der WDR einen Markencheck des ADAC

aus. Hierbei wurde der ADAC auf unterschiedlichste Weise getestet. Das Ergebnis fiel eher durchschnittlich aus, dagegen konnte bei den Produkttests des ADAC sowie der Pannenhilfe gepunktet werden. Die Pannenhelfer fanden den Großteil der Fehler bei dem präparierten Auto und waren sehr schnell vor Ort. 

Auch bei den nachgeprüften Produkt-Tests beispielsweise von Kindersitzen konnte der Verein glänzen. Hier wurde laut Selbsteinschätzung des WDR neutral geprüft und bewertet. 

Negative Bewertungen gab es hingegen in einzelnen Fällen. Negativ fielen die Filiale Nordbayern in Nürnberg und Niedersachsen/Sachsen-Anhalt in Laatzen auf. In Nürnberg war es zu sexueller Belästigung durch eine Führungskraft gekommen. In Laatzen hingegen ging es um Mobbingvorwürfe sowie die Behinderung des Betriebsrats. 

Besonders negativ wurde aber die Lobby-Arbeit des ADAC bewertet:

Laut WDR würde der ADAC seinen Einfluss nicht immer im Interesse seiner Mitglieder einsetzen. Beispielsweise sprach sich der ADAC gegen ein totales Alkoholverbot am Steuer aus, obwohl eine Mitgliederbefragung ergab, dass der Großteil der Mitglieder genau dies forderte. 

Der GAU im Jahr 2014

Schon aus dieser kleinen Aufstellung geht hervor, dass der ADAC kein unbeschriebenes Blatt war und ist und Kritik geradezu herausforderte. 2014 war dann das Jahr des Super-GAU – mehr in der Chronologie eines Super-GAU . 

(hh)