Financial Times Deutschland, 27.06.2003

von Sonia SHINDE

Globudent-Manager pokern um Schadensersatz für Zahnbetrug

Im Globudent-Skandal um Betrug bei Zahnersatz versuchen Ermittler und Versicherungen jetzt, bei den Verantwortlichen den Schaden einzutreiben. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat bei den ehemaligen Geschäftsführern der Globudent Dentalhandelsgesellschaft, den Brüdern O. M und T. M., sowie ihrem Kompagnon Jürgen B. Vermögenswerte von mehr als 5 Mio. Euro sichergestellt, darunter Häuser, Grundstücke, Wertpapiere, Bargeld und Autos.

Gegen die ehemaligen Globudent-Manager wird seit Ende letzten Jahres wegen bandenmäßigen Betrugs ermittelt. Sie hatten Billigzahnersatz aus China importiert, den Krankenkassen aber die deutschen Höchstsätze in Rechnung gestellt. Den Profit teilten sie sich mit den beteiligten Zahnärzten. Gegen 417 Dentisten der fast 2000 Globudent-Kunden wird gesondert ermittelt. Etwa 20 000 Euro sollen sie im Schnitt als so genannte Rückzahlung erhalten haben.

Der Verteidiger der M.-Brüder, Michael Tsambikakis, bemüht sich derzeit, die Strafe für seine Mandanten durch eine Wiedergutmachung zu mildern: "Erste Verhandlungen über Schadenersatzzahlungen mit den Kassen laufen bereits", sagt er der FTD.

Die Spitzenverbände der Krankenkassen im Arbeitskreis Abrechnungsbetrug wollen sich in den nächsten Wochen mit der Globudent-Verteidigung auf ein Abkommen verständigen. Neben Schadensersatz geht es den Versicherern vor allem um Überlassung der kompletten Kundenkartei. "Im Juli wird das Ganze laufen", sagt Claudia Michelz, die den Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) vertritt. Bis dahin wollen die Spitzenverbände nachgerechnet haben, wie viel Geld sie zu viel überwiesen haben.

Hinter den M.-Brüdern und Breukmann ist aber auch das Finanzamt her - wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung und Steuerschulden in Millionenhöhe. "Sind die Finanzfahnder schneller, kriegen die Krankenkassen von Globudent nicht einen Pfennig", fürchtet Peter Scherler, Leiter der Ermittlungsgruppe Abrechnungsbetrug bei der AOK Niedersachsen. Leer gingen dann auch die Patienten aus; ihre Zuzahlungen berechneten sich ebenfalls nach den deutschen Höchstpreisen.

Derweil häufen sich Verdächtigungen, dass es auch beim jüngsten M.-Unternehmen, dem Globudent-Nachfolger XYZ Dentaltechnik Handelsgesellschaft, nicht mit rechten Dingen zugeht. Beim VdAK sind Hinweise auf "Unregelmäßigkeiten" eingegangen, sagt Michelz. Deutlicher wird ein Verfahrensbeteiligter: "Die ersten Zahnärzte haben bereits wieder nach Sonderrabatten à la Globudent gefragt", sagte er.