Zwei Folterberichte aus den USA bzw. aus Guantanamo

Geheimdienstausschuss des US-Kongress und Mohamedou Ould SLAHI

1) Der "Folterbericht" über die CIA-Praktiken, vorgelegt im Dezember vom Geheimdienstausschuss des US-Senats:

Abstoßend“ und „bedauerlich“ nennt CIA-Direktor John BRENNAN das, was in den 525 von insgesamt 6.700 Seiten steht, die nun doch veröffentlich worden sind: der Report des Geheimdienstausschusses „on CIA Detention and Interrogation“, zu deutsch und kurz gefasst: der Bericht über die Foltermethoden der CIA, die sie seit 2001 u.a. auf Guantanamo anwendet:

  • Waterboarding. Häftlinge werden zunächst fixiert, dann werden Mund und Nase mit Wasser übergossen, so dass ein Häftling keine Luft mehr bekommt und das Gefühl hat, gleich zu ertrinken

  • Schlafentzug, wenn Häftlinge bis zu 180 Stunden ununterbrochen wachgehalten werden: durch Aufrechtstehen und häufig die Hände über dem Kopf gefesselt, alles bie grellem Lampenlicht

  • Rektale Rehydration: eine Art Einlauf in den After mit Wasser oder auch pürierten Nahrungsmitteln wie Humus, Pasta, Rosinen, die dann aufgehen

  • Kältebehandlungen durch Eintauchen in Wasserbäder, bis die Häftlinge – vorübergehend – nicht mehr sprechen können

  • Drohungen der unterschiedlichsten Arten. Vorzugsweise mit dem Hinweis, man würde die Mutter gefangen nehmen und sie würde dann in ihrer Zelle - zwangsweise - vergewaltigt werden

Der CIA-Direktor John BRENNAN weiter dazu: "Keiner der Fehltritte sollte entschuldigt werden." Aber der CIA habe es "schlicht versäumt, jene Standards einzuhalten, die wir uns gesetzt haben und die die Amerikaner von uns erwarten."

Von "Folter" spricht BRENNAN nicht.

Das macht Dianne FEINSTEIN, die (inzwischen ehemalige) Vorsitzende des Geheimdienstausschusses. Sie war die treibende Kraft, diesen Bericht a) zu recherchieren, um ihm dann b) auch zu veröffentlichen, was die USA, auch unter der Ägida Barack OBAMA, im Namen von Freiheit und Demokratie an menschenunwürdigen Methoden praktizieren. Z.B. auf Guantanamo. Dort, wo man das Foltern out-ge-sourct hat.

Über 5 Jahre hat das Unterfangen gedauert, 6.700 Seiten insgesamt umfrangreich und jede Kleinigkeit durch Fußnoten belegt: rund 38.000 an der Zahl. Seit 9. Dezember 2014 ist er öffentlich: in einer gekürzten Fassung, die t.w. aber immer noch zensiert ist. Aber immerhin. Hier haben wir den 'CIA-Folterreport' im Original online gestellt (16 MB):

Der Frankfurter Westend Verlag hat ihn inzwischen als Buch ins Deutsche übersetzen lassen - betreut vom ehemaligen BGH-Richter Wolfgang NESKOVIC und ehemaligen Bundestagsabgeordneten als Herausgeber: "Der CIA-Folterreport" (640 Seiten, 18 €).

2) Das Folter-Tagebuch von Mohamedou Ould SLAHI

 Der zweite Folterbericht in Gestalt eines Tagebuchs des Mauretaniers Mohamedou Ould SLAHI, der seit 2002 in Guantanamo einsitzt und nicht freigelassen wird, obwohl das oberste US-Bundesgericht seine Freilassung wegen nicht nachgewiesener Schuld an den Anschlägen von Nine-Elelev angeordnet hat, wurde im Januar 2015 veröffentlicht. Es stammt aus dem Jahr 2003, wurde als Geheimdokument klassifiziert. Allerdings konnten die Anwälte in sechsjähriger Arbeit mit Klagen gegen die US-Behörden den Bericht - teilweise zensiert - doch frei für die Öffentlichkeit erstreiten - mithilfe des Freedom of Information Act- Die britische Zeitung Guardian hat das Tagebuch online im Original veröffentlicht:

Weitere Informationen finden sich auf der dafür vom Guardian eingerichteten Website mit sehr vielen Hintergrundinformationen unter http://guantanamodiary.com:

Das Buch erscheint jetzt in mehreren Sprachen und vielen Ländern. In Deutschland im Verlag Tropen (Klett-Cotta): Das Guantanamo-Tagebuch, Stuttgart: 464 Seiten, 19,95 €.