Die vielen Berichte der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) 2005 bis 2007, 24.11.2005

Eine Spur führt in die Mark

Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) , 24.11.2005

POTSDAM Im Skandal um verdorbenes, in den Handel gelangtes Fleisch der Gelsenkirchner Firma Domenz führt offenbar eine Spur nach Brandenburg. Das Landeskriminalamt ermittelt gegen leitende Angestellte der fleischverarbeitenden Firma Disselhoff Sachsenkrone, die ein Werk in Brandenburg/Havel betreibt und von dort große Handelsketten beliefert. Der Vorwurf: Seit Jahren sollen Verstöße gegen Hygienevorschriften gebilligt worden sein.

Disselhoff Sachsenkrone hat nachweislich die Firma Domenz beliefert, bei der jetzt verdorbenes Fleisch konfisziert wurde. Mindestens zwölf Tonnen Zigeunerpfanne bezog Domenz Mitte 2004 aus Brandenburg. „Die Lieferung war nicht in Ordnung, die Haltbarkeitsdaten waren nicht mehr nachvollziehbar“, behauptet ein leitender Angestellter des Brandenburger Werkes. Manche Fleischstücke seien ein halbes Jahr älter als der Rest der Zutaten gewesen.

Der Angestellte informierte das Veterinäramt Brandenburg/Havel über die Zustände im Werk: „Wegen Salmonellenfunden gesperrte Chargen werden ohne nachvollziehbare Untersuchungen wieder freigegeben“, so sein Vorwurf. Das Gesprächsprotokoll liegt der MAZ vor. Das Veterinäramt prüft noch.

Bereits im Juni hatte ein anderer, der ehemalige Firmen-Angestellte Klaus Grabitz, die Sachsenkrone-Geschäftsführung angezeigt. „Unansehnlich und grau gewordenes“ Roastbeef, das ein Discounter zurückgegeben hatte, sei „mit neuem Mindesthaltbarkeitsdatum“ als Rumpsteak nach England verkauft worden.

Sachsenkrone-Betriebsleiter Wolfgang Balczynski sagte hingegen gestern zur MAZ, er kenne den Namen Domenz „nur aus der Presse“. An Lieferungen nach Gelsenkirchen könne er sich nicht erinnern. Die Vorwürfe des Ex-Beschäftigten Grabitz wies er zurück: „Das kommt von jemandem, der entlassen wurde.“

Derweil hat die Staatsanwaltschaft Kiel gestern die Herkunft von 84 Tonnen verdorbenem Putenfleisch in Gelsenkirchen geklärt. Es soll aus Dänemark über Schleswig-Holstein eingeführt worden sein. Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) kündigte eine verbesserte Lebensmittelkontrolle an. uw/ric