Chronologie der Bestechlichkeit

Gleichzeitig eine Chronologie der Kritikunfähigkeit beim Hessischen Rundfunk

Die Vorgänge beim  hr  sind/waren symptomatisch für eine "öffentlich-rechtliche" Institution, die sich Anregungen oder Kritik nicht mehr stellen wollte bzw. meinte, dies nicht nötig zu haben. Die Erfahrung indes lehrt anderes: Wer sich Kritik nicht stellt und damit nicht offen umgehen kann oder will, wer sich selbst für unangreifbar oder unfehlbar fühlt, verliert die Bodenhaftung: Man merkt nicht mehr, was wirklich vor sich geht. Genau das ist beim Hessischen Rundfunk (hr) passiert: 

November 2001

Die Staatsanwaltschaft (StA) Frankfurt leitet Vorermittlungen ein, nachdem sie Hinweise erhalten hat: Jemand, der kein Geld zahlen wollte, fühlt sich vom  (hr)  bzw. dessen Sportredaktion bei Fernsehübertragungen benachteiligt. Die StA kommt mit diesen Hinweisen nicht weiter, sie sind zu vage. Die Akte wird geschlossen - vorerst (vgl. 2 1/2 Jahre später am 6.3.2004).


27.10.2002

Stadtmarathon in Frankfurt. Im Dritten Programm des  hr  wird dieses lokale Sportereignis in voller Länge übertragen. Was die Zuschauer nicht wissen: Jo SCHINDLER, Chef der Veranstalerfirma Motion Events, hatte nach Absprache mit Jürgen EMIG 75.000 € für die Produktionskosten der Live-Sendung überwiesen. Nicht an den  hr , sondern an die Firma SMP - SportMarketing & Produktions GmbH. Offizieller Gesellschafter dieser Firma: Harald FRAHM, ehemals Präsident des Deutschen Tanzsportverbandes und ein guter Freund der Familie EMIG. Er fungiert als "Treuhänder", sprich Strohmann. Die eigentlicher Gesellschafter bzw. Inhaber der GmbH haben andere Namen: Jürgen EMIG und Atlanta KILLINGER-EMIG.


27.03.2003

Im Artikel "Sendeplatz nur gegen Geld" berichtet die Frankfurter Ausgabe der  BILD-Zeitung  über Merkwürdigkeiten zu den Verhandlungen der Sendung "Magic Galaxy" zwischen der  hr -Sportredaktion und dem Football-Club Frankfurt Galaxy. Die Redaktion soll 100.000 Euro für die weitere Ausstrahlung des Magazins verlangt haben. Dies wird vom Verein abgelehnt. Folge: die Sendereihe wird eingestellt.


23.05.2003

DIE WELT  berichtet in einem Artikel  „Ohne Moos nix los“  u.a. über Interessenkonflikte von Dr. Jürgen EMIG in seiner Funktion als Sportchef des  Hessischen Rundfunks (hr)  und als Ehegatte von Atlanta KILLINGER-EMIG, Inhaberin der Firma Killinger Production, einer Produktions- und Vermarktungsagentur, die im geschäftlichen Kontakt mit dem  hr  steht.  DIE WELT  muss – nach langem hin und her – schließlich eine Gegendarstellung abdrucken (vgl. 31.10.2003).


06.09.2003

Die Deutsche Fußball-Nationallelf kann sich in einem Länderspiel gegen Island (rd. 320.000 Einwohner) gerade mal mit einem 0:0 durchsetzen. Nach diesem blamablen Spiel interviewt der Sportjournalist und Moderator Waldemar HARTMANN den Bundestrainer Rudi VÖLLER, der aus Hessen stammt. Der rastet völlig aus und spricht davon, dass er sich solche Fragen und "solchen Scheiß nicht mehr länger bieten lassen werde. Das Interview geht als  Wutrede von Rudi VÖLLER  in die Fußballgeschichte ein.
Im  hr  wird dieses Video nicht gesendet. Sportchef EMIG ist dagegen, die gesamte Redaktion dafür. EMIG bringt dafür eine andere Sendung auf den Bildschirm: einen Beitrag, den ein Autokonzern zuvor bei ihm 'gekauft' hatte. 


September 2003

Der Veranstalter des Frankfurter Ironman-Triathlons beschwert sich in einem Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Roland KOCH, CDU, über die Höhe des von EMIG geforderten Produktionskostenzuschusses für die Übertragung im  HR . Geforderte Höhe: 95.000 €. Der Brief wird an den hr -Intendanten Helmut REITZE weitergeleitet. Der wiederum leitet ihn weiter an EMIG. Und der wiederum darf das Antwortschreiben selbst an den Sportveranstalter aufsetzen.
Von den erhaltenen 95.000 € wird EMIG sich rund 60.000 € über 'seine' inzwischen neu gegründete und im verdeckten arbeitende Fa. SMP einkassieren. Dass davon (nur) ganze 30.000 € an den  hr gehen, fällt REITZE's Controlleuren, der  HR -eigenen Innenrevision (natürlich) nicht auf.


31.10.2003

Atlanta KILLINGER-EMIG hat ihre  Gegendarstellung  durchgesetzt, die  DIE WELT  abdrucken muss.
Eine "Gegendarstellung" ist (nur) das, was sie meint: die Darstellung der Gegenseite. Unabhängig von deren Wahrheitsgehalt. 
Mit anderen Worten: Im Zweifel kann man mit einer gerichtlich durchgesetzten "Gegendarstellung" die Unwahrheit verbreiten und zwar mit Hilfe eines ordentlichen Gerichts.


noch im Jahr 2003

beschäftigt sich der Rundfunkrat des  hr  mit dem Thema "Sponsoring von "Sportsendungen des  hr  aufgrund der Pressemeldungen und des Briefes an den hessischen Ministerpräsidenten Roland KOCH, der inzwischen beim hr  gelandet ist. Die Sitzung findet in Anwesenheit des Angeschuldigten statt.
Die Vorsitzende des Rundfunkrats, Edith STRUMPF, befragt EMIG, ob die Richtlinien des  hr  "stets exakt und in allen Punkten eingehalten" worden seien. EMIG bestätigt das. Eigene Nachforschungen stellt das Gremium, das als Aufsichtsorgan fungieren soll, nicht an. Im übrigen schenkt man dem Beschuldigten Glauben - nicht der Presse. Auch die  hr -interne Untersuchung habe nichts ergeben. Wie (genau) diese interne "Untersuchung" von Statten ging, darüber erkundigt sich der Rundfunkrat nicht.


19.01.2004

Nach weiteren Verhandlungen zu dem Artikel „Ohne Moos nix los“ stellt  DIE WELT  die Tatsache richtig, dass die Firma Killinger Production dem  hr  nie Produktionskapazitäten zur Verfügung gestellt hat. Dass es geschäftliche Verbindungen gibt, ist unstrittig.


29.02.2004

Der Reporter der  Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) , Frank THONICKE, beobachtet beim Eishockeyspiel der Kassel Huskies gegen die Frankfurt Lions in der Kasseler Eissporthalle den ungewöhnlichen Besuch des Ehepaars EMIG (siehe: " Wie die Geschichte entstand ") und macht sich seine Gedanken.


02.03.2004

Diese Gedanken finden ihren Niederschlag in einem ersten Artikel von Frank THONICKE: „ Lucky Shot macht viele glücklich


06.03.2004

Auf die ersten Berichte hin melden sich Sportler und Sportfunktionäre bei der  HNA

U.a. wird Frank THONICKE die obige Rechnung der Firma R & K Promotion GmbH aus dem Jahre 1999 zugespielt, in der diese Firma dem Handball-Verein TG Melsungen für die Vermittlung ("Für Sie durchgeführte Werbemaßnahmen) einer Fernsehübertragung 6.960 DM in Rechnung stellte. Die wiederum musste das Geld indirekt an EMIG bezahlen. 
In der  HNA  schrieb Frank THONICKE darauf am 09.03.2004 den Artikel:  „Erst zahlen, dann senden“ .
Auch ein Staatsanwalt in Kassel liest die  HNA  bzw. die Berichte von Frank THONICKE. Er kommt zu dem Ergebnis, dass diese Dinge, sollten sie so zutreffen, nicht korrekt sind. Er vermutet daher einen Anfangstatverdacht. Da die potenziell Beschuldigten, die Sportredakteure als auch der  hr , in Frankfurt sitzen, schickt er sowohl die Zeitungsartikel als auch seine ersten Überlegungen, weshalb von einem Anfangsverdacht auszugehen ist, an die StA in Frankfurt. Dort nimmt sie der für sein Engagegement in Sachen Korruption bekannte OStA Wolfgang SCHAUPENSTEINER in Empfang, der zusammen mit seinen früheren Ermittlungsunterlagen (siehe November 2001) nun ein neues Ermittlungsverfahren eröffnet. Die Akte hat jetzt einen Namen "Jürgen EMIG".


15.03.2004

Bis zu diesem Tag sind in der  HNA  insgesamt 5 Artikel in Sachen EMIG/KILLINGER erschienen. Jetzt muss sich der Fernsehausschuss des  hr  mit diesen Vorwürfen auseinandersetzen, nachdem sowohl der hessische Landessportbund als auch die FDP-Fraktion diese Praktiken scharf verurteilt haben. 
Das Nachrichtenmagazin  Focus  nimmt die Affäre auf und bemerkt: „Durch die Berichte der  HNA  kam jetzt die fragwürdige Praxis ans Licht“.


23.03.2004

Drei Wochen nach dem ersten Bericht in der  HNA  tritt Jürgen EMIG als Sportchef des  hr  zurück: „Um angesichts der laufenden Presseveröffentlichungen“ weiteren Schaden für den Sender und sich selbst zu verhindern. Frank THONICKE titelt am folgenden Tag in der  HNA : „Ein richtiger Schritt“ und in der  WELT schreibt THONICKE einen zusammenfassenden Rückblick zu dem Fall EMIG.


02.04.2004

Der  hr  beschließt eine komplette Neustruktur der Sportsendungen im Programm. Jürgen EMIG bleibt und bekommt neue Aufgaben innerhalb des  hr  zugeteilt. Die  HNA  titelt am nächsten Tag: „ hr -Intendant mistet mit eiserner Hand aus


05.04.2004

Im  Focus  wird über mehrere Vier-Augen-Gespräche zwischen  hr -Intendant REITZE und dem Korruptionsspezialisten der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Oberstaatsanwalt Wolfgang SCHAUPENSTEINER, berichtet. Demnach sollen der Behörde alle Dokumente des  hr  übergeben werden.


15.04.2004

In einer Presseerklärung teilt die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit, dass gegen „einen ehemaligen Sportchef des  hr , einen ehemaligen Produktionsleiter und gegen zwei Inhaber von Marketing-Agenturen“ die Ermittlungen aufgenommen wurden.  Focus  benennt diese Beschuldigten am 03.05.2004 mit Namen: Jürgen EMIG, seine Frau Atlanta KILLINGER, Harald FRAHM von der Firma SMP.


28.06.2005

Die Staatsanwaltschaft führt eine Razzia mit 7 Staatsanwälten und 50 Polizisten durch: Jürgen EMIG und Harald FRAHM werden festgenommen, diverse Privat- und Geschäftsräume aller Verdächtigen werden durchsucht.


29.06.2005

J. EMIG muss zunächst als einziger in Haft bleiben. Ihm wird gewerbsmäßige Bestechlichkeit und Anstiftung zur Bestechung in drei Fällen vorgeworfen.


30.06.2005

Die Kooperationsbereitschaft von J. EMIG scheint gering. Nach längeren Verhören ist die Staatsanwaltschaft nicht zufriedengestellt und nimmt die sichergestellten Materialien unter die Lupe.


01.07.2005

Der Geschäftspartner von EMIG, Harald FRAHM, gesteht bei einem Verhör, mit seiner Agentur SMP an krummen Geschäften von Jürgen EMIG beteiligt gewesen zu sein. EMIG habe ihn aufgefordert Beweismaterial zu vernichten. Harald FRAHM hat sich durch seine Aussagen Haftverschonung gesichert. EMIG selbst verweigert die Aussage. Die Staatsanwaltschaft spricht von 400.000 €, die sich EMIG in die eigene Tasche wirtschaftete.


04.07.2005

Aus den Ermittlungen gegen EMIG ergibt sich nun auch ein weiterer Verdacht wegen Bestechlichkeit: gegen den Sportchef des  MDR , Wilfried MOHREN. Er pflegte ebenso wie EMIG Kontakte zu SMP. Die Leipziger Staatsanwaltschaft durchsucht Büros des  MDR  sowie private Räume MOHRENs. Am Abend vereinbart MOHREN zusammen mit dem  MDR  seine Suspendierung.


06.07.2005

DIE WELT  veröffentlicht ein von Atlanta KILLINGER verfasstes, mit sich selbst geführtes Interview aus dem Jahre 2003. Es entstand im Zuge einer von KILLINGER geforderten Gegendarstellung zu dem  WELT -Artikel „Ohne Moss nix los“ vom 23.Mai 2003.  DIE WELT  lehnte damals die Veröffentlichung ab. Im Zusammenhang mit den jetzt sehr viel härteren Vorwürfen der Korruption gegen EMIG entschließt sich die  WELT -Redaktion, dieses Interview mit einer erklärenden Einleitung nachträglich zu veröffentlichen: weil es „Einblick in die Denk- und Arbeitsweise des Ehepaar KILLINGER/EMIG gewähre“.


14.07.2005

EMIG legt ein Teilgeständnis ab und belastet darin seinen Geschäftspartner Harald FRAHM, der daraufhin wegen gewerbsmäßiger Bestechlichkeit, Beihilfe zum Betrug, sowie Untreue und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft kommt. EMIG wird weiterhin wegen Verdacht des Betruges, der Bestechlichkeit und der Vorteilsnahme in U-Haft gehalten.Der  hr  kündigt EMIG fristlos, nachdem ihm vorher noch für Oktober ein Übergang in die passive Altersteilzeit zugesichert worden war.
Auch Wilfried MOHREN wird durch EMIGs Teilgeständnis belastet. Die Staatsanwaltschaft durchsucht daraufhin das Haus MOHRENs und beschlagnahmt Aktenorder und Computer. Dem  MDR -Sportchef wird Bestechlichkeit in mehreren Fällen vorgeworfen
Erst jetzt berichtet die  ARD  in der  Tagesschau  über die Geschehnisse, die die ARD selbst betreffen.


15.07.2005

FRAHM tritt laut Bericht der  Süddeutschen Zeitung  von seinem Amt als Präsident des Deutschen Tanzsportverbandes zurück.


22.07.2005

Nach einem Haftprüfungstermin des Amtsgerichtes Frankfurt wird EMIG aus der Haftanstalt Weiterstadt entlassen, da der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr nicht mehr gegeben ist.


25.07.2005

Jürgen EMIG wird gegen 20:15 Uhr erneut festgenommen. Grund hierfür war ein gegen ihn erlassener Haftbefehl wegen Verdachtes der gewerbsmäßigen Bestechlichkeit und der Beihilfe zur Steuerhinterziehung.


29.07.2005

Wie die  Frankfurter Neue Presse  berichtet, hatte Jürgen EMIG sich schon 1990 die Produktionskosten für Sportberichterstattungen von Vereinen erstatten lassen. Es sollen Schmiergelder in Höhe von mehr als 400.000 € geflossen sein. SMP-Chef FRAHM hat laut der  Frankfurter Rundschau  über 300.000 € Provision aus dem Verkauf von Tanzturnieren verdient.
Die Staatsanwaltschaft untersucht unterdessen das Mitwirken einer weiteren Agentur – der Media Information Broking & Produktion mit Sitz in Saarbrücken.


29.07.2005

FRAHM wird aus der Untersuchungshaft entlassen, ihm wird Haftverschonung gewährt, der Haftverdacht bleibt jedoch weiterhin bestehen. Nun will FRAHM selber auspacken und abrechnen.


11.08.2005

EMIG wird wieder aus der Haft entlassen. Der Haftbefehl bleibt jedoch weiterhin bestehen. Ein richterlicher Beschluss verbietet ihm, mit anderen Mitbeschuldigten Kontakt aufzunehmen.
Der  Hessische Rundfunk  spricht die fristlose Kündigung aus.


September 2005

EMIG klagt gegen seine fristlose Entlassung.


07.10.2005

Der  hr  lehnt einen Vergleich im Streit um die fristlose Kündigung EMIGs vor dem Arbeitsgericht Frankfurt ab. Intendant Helmut REITZE betont, dass der  hr  EMIG klare Richtlinien und spezielle Vorgaben gegeben habe. Der Sender fordert 1 (!) Million Euro für „vorenthaltene Sponsoring-Erlöse und Vermittlungsprovisionen“ von EMIG zurück.


Oktober 2005

Laut  Focus  soll nun eine Befragung aller Sportjournalisten des  hr , die innerhalb der vergangenen fünf Jahre mit EMIG zusammen gearbeitet haben, durchgeführt werden. Mitarbeiter des  hr  sollen privat für SMP gearbeitet haben.  DER SPIEGEL  weiß zu berichten, dass EMIG die Zeit in Untersuchungshaft genutzt hat, um ein 250 Seiten umfassendes Buch zu schreiben, in dem er die angebliche Geldgier des  hr  schildert. Produktionen wurden demnach so kalkuliert, dass eine Berichterstattung ohne Beistellungen nicht möglich gewesen wäre. Diese habe EMIG jedoch bravourös eingetrieben: satte 13 Millionen Euro gingen direkt für Sportproduktionen direkt an den  hr , sechs Millionen Euro Sponsorengelder kamen über SMP.


13.10.2005

EMIGs Villa wird durch Frankfurter Korruptionsfahnder durchsucht. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass Kontounterlagen sowie 200.000 € auf einem bisher unbekannten Konto EMIGs beschlagnahmt wurden.


Oktober 2005

Focus  berichtet, dass die Frankfurter Staatsanwaltschaft sowohl gegen EMIG als auch gegen FRAHM Anklage erheben wird. Ob auch eine Klage gegen KILLINGER ansteht, ist noch nicht entschieden.


03.05.2007

Das Arbeitsgericht Frankfurt/Main hat die Klage von Juergen EMIG gegen den  HR  wegen der fristlosen Kuendigung zurueckgewiesen. Die beanstandeten Formfehler der Kuendigung sind somit nicht relevant. Der  HR stellt mittlerweile eine Schadensersatzforderung fuer nicht erhaltene Sponsorengelder in Höhe von 1 Million Euro.


04.05.2007

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main erhebt Anklage wegen Bestechung, Bestechlichkeit und Betrug gegen EMIG. Ein Verhandlungstermin steht allerdings noch aus, da die zuständige Kammer des Landgerichts personell überlastet ist.


Anfang 2008

Auch 4 Jahre nach dem Bekanntwerden des Skandals ist der Strfaprozess noch nicht in Gang gekommen. Allerdings wirft der für irgendwann terminierte Beginn seinen Schatten auf die Wahl der neuen Geschäftsführung innerhalb der ARD. Der eigentlich designierte  ARD -Chef, der Intendant des  HR  REITZE, wird übergangen und statt dessen der  SWR -Intendant Peter BOUDGAST als künftiger ARD-Vorsitzender gewählt. REITZE, der sich potenziell auch mit Vorwürfen seitens Jürgen EMIG konfrontiert sieht, er habe Bescheid gewusst und/oder EMIG's Machenschaften gedeckt, wurde zusehends zur Belastung für die ARD nach außen hin. REITZE gilt als strammer Weggefährte des hessischen Ministerpräsidenten Roland KOCH, CDU.


04.08.2008

Vor der 12. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt/Main beginnt der Strafprozess gegen Jürgen EMIG und seinen Freund und Ex-Geschäftspartner Harald FRAHM. Weitere Infos unter  Jürgen EMIG - Der Prozess.


August 2008

Im Prozess erklärt EMIG, er habe für den  hr  an die Zwanzig Millionen "Produktionskostenzuschüsse" organisiert. Laut Anklageschrift hatte er davon über 600.000 € - verdeckt, z.B. über SMP - in die eigene Familienkasse fließen lassen.
Im Verfahren wird ebenfalls deutlich, wie miserabel das Controlling beim  hr  war:

  • Mehrere interne Checks blieben folgenlos
  • Bei einer Auftragsvergabe an einen externen Kontrolleur, der etwaige Interessenskollisionen checken sollte, fiel diesem Experten nur ein, den als Strohmann bei SMP amtierenden FRAHM zu fragen, ob er ein "Strohmann" sei, was dieser verneinte. Die Expertise ging daraufhin an alle  hr -Gremien, z.B. auch an den Rundfunkrat. Niemand reagierte. Intendant REITZE nahm sie daraufhin 'unter Verschluss' 
  • Als EMIG's Sekretärin bereits 2002 den damaligen Chefredakteur Manfred KRUPP gefragt hatte, ob es denn in Ordnung wäre, dass alle Verträge des  hr  über Produktionskostenzuschüsse nur mit der Fa. SMP zu schließen seien, antwortete dieser, indem er nicht darauf antwortete
  • Rolf MÜLLER, Chef der hessischen Sportverbände und in dieser Funktion auch Mitglied des Rundfunkrats des  hr , war zwar kein Freund dieser merkwürdigen Liason zwischen  hr  und SMP bzw. FRAHM und EMIG, hatte aber nie und nirgendwo irgendwelche Kritik verlauten lassen

02.10.2008

Die Strafkammer des Landgerichts verkündet ihr Urteil: EMIG muss 2 Jahre + 7 Monate ins Gefängnis: wegen

  • Bestechlichkeit
  • Untreue sowie
  • Beihilfe zur Bestechung.

EMIG habe ein "hohes Maß an krimineller Energie an den Tag gelegt", urteilt der Vorsitzende Richter: "Wer sich für eine falsche oder herausgehobene Berichterstattung kaufen lässt, muss wissen, dass dies ein strafwürdiges Verhalten ist." 
EMIG legt Revision gegen das Urteil ein.
Ebenso sein mitangeklagter Kompagnon Harald FRAHM, der nach außen hin die SMP als Geschäftsführer geführt hatte. Er erhält nur 1 Jahr und 10 Monate - auf Bewährung.


27.11.2009

Der zweite Strafsenat des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe verwirft das Revisionsbegehren von Jürgen EMIG und bestätigt das Urteil des Frankfurter Landgerichts ( Az: 2 StR 104/09 ). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erfülle durch die "Sicherstellung der unerlässlichen Grundversorgung der Bevölkerung mit Rundfunkprogrammen eine Aufgabe der öffentlichen Verwaltung." Auch wenn dies in einer staatsfernen Rundfunkanstalt geschehe. Ein Redaktionsleiter sei damit "Amtsträger", erklärte die Vorsitzende Richterin Ruth RISSING-VAN-SAAN. 
EMIG muss deshalb jetzt doch ins Gefängnis.


13.04.2011

Das  Urteil des Arbeitsgerichts  (Az: 3 Ca 3/10) setzt fest, dass EMIG dem  hr  insgesamt  1,1 Millionen Euro Schadensersatz  leisten muss - wegen Einnahmeausfällen beim Sender infolge dieser Affäre. 
Gleichzeitig wurde EMIG's letzte Kündigungsschutzklage aus dem Jahre 2005 zurückgewiesen. Alle vorigen Klagen von EMIG gegen seine Entlassung hatten aus formalen Gründen (Fehler seitens des  hr ) keinen Bestand. Jetzt gilt der Fall - juristisch - als abgeschlossen.


Die ersten Ermittlungen im Jahr 2004 lösten auch den Fall MOHREN beim MDR  aus. Eine kleine Chronologie zu diesem Fall finden Sie unter Der Fall Wilfried MOHREN.

(hed/mw/JL)