Bergischer Bote, 22.04.2005

von Ekkehard RÜGER

Wochenendtrip auf die Förderinsel

Wochenendtrip auf die Förderinsel


Ruhrgas ist seit 1948 Vertragspartner der Burscheider Stadtwerke. Der aktuelle Liefervertrag über 80 Prozent der jährlichen Gasmenge läuft noch bis 2012. Die restlichen 20 Prozent werden Jahr für Jahr frei vergeben und auch da erhielten die Essener bisher stets den Zuschlag "weil ihr Angebot am günstigsten war", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Thielsch.

Ein so gutes Geschäftsverhältnis will gepflegt werden, gerade in Zeiten der zunehmenden Liberalisierung des Gasmarktes. Der 13-köpfige Aufsichtsrat und die sechsköpfige Gesellschafterversammlung der Stadtwerke sind eingeladen, vom 17. bis 19. Juni an einem "hundertprozentigen Fachprogramm" (Thielsch) in Norwegen teilzunehmen.

Der Flug geht nach Stavanger an der norwegischen Nordseeküste. Von dort ist ein Trip per Hubschrauber auf die Förderplattform Sleipner A vorgesehen. Norwegens Karriere als Lieferant von Öl und Gas begann 1969 mit der Entdeckung der Vorkommen im Ekofisk-Gebiet. Heute ist die Ruhrgas der größte Kunde der Produzenten. Sie und Norwegens größter Ölund Gaskonzern Statx04 oil übernehmen die gesamten Kosten für Flüge, Unterkunft und Verpflegung.

Ungewöhnlich sind solche Einladungen nicht. "Wir sind in Nordrhein-Westfalen wahrscheinlich die Letzten", verweist der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Gustav Ringelberg (CDU), darauf, dass andere solche Touren schon längst hinter sich haben. Landauf, landab werden in der Energiewirtschaft vergleichbare Einladungen ausgesprochen. "Das ist nicht unüblich", bestätigt auch Geschäftsführer Thielsch.

Dennoch war den Kommunalpolitikern zunächst offenbar nicht wohl in ihrer Haut. Denn im vergangenen Jahr, vor der Kommunalwahl im September, wurde die Ruhrgas-Einladung noch ausgeschlagen. "Entweder fahren alle oder keiner", hatte Ringelberg damals noch im Aufsichtsrat erklärt. So kurz vor der Wahl wurde befürchtet, einzelne Parteien könnten aus der teuren Reise womöglich politisches Kapital schlagen.

"Ich sehe da keine Schwierigkeit", sagt Ringelberg heute. "Die Reise geht nicht auf Kosten der Stadtwerke und wenn wir sie nicht angenommen hätten, wäre ein anderer Stadtwerke-Aufsichtsrat geflogen." Außerdem handele es sich nicht um eine Vergnügungsreise. Diesen Eindruck versucht auch Geschäftsführer Thielsch zu entkräften: "Neben der Besichtigung der Förderplattform sind ein Besuch im Gas-Museum und ein gasfachlicher Vortrag geplant." Vergleichbare Angebote liegen in Burscheid schon Jahre zurück. Üblicher sind kleinere Tagesausflüge auf Einladung der Ruhrgas, so zuletzt ins Essener Folkwang-Museum.

Im Aufsichtsrat sitzen neben dem Bürgermeister jeweils vier Vertreter von CDU und SPD, zwei UWG-Mitglieder und je ein Mitglied von FDP und Grünen. Die Gesellschafterversammlung setzt sich aus dem Beigeordneten und je einem Vertreter der fünf Ratsfraktionen zusammen. Einzelne Absagen aus unterschiedlichen Gründen hat es schon gegeben. Wer letztlich an der Reise teilnimmt, steht noch nicht fest. Die Anmeldefrist läuft noch bis zum 15. Mai.