Die Hierarchien im Krankenhaus

Wie es dazu kommen konnte, dass Irene BECKER (scheinbar unbemerkt) so viele Patienten töten konnte, scheint unerklärlich. Fest steht, dass Macht und Hierarchie dabei eine wichtige Rolle spielten.

Der Chronologie des Falls ist zu entnehmen, dass konkrete Misstrauensmomente Irene BECKERS Arbeitskollegen an Vorgesetzte weitergetragen wurden. Eine entsprechende Reaktion scheiterte aber eltztlich an der mangelnden Kommunikation innerhalb der Hierarchien.

"...es gibt in Deutschland kaum etwas, was hierarchisch strukturierter ist als Krankenhäuser,", so Prof. Dr. Wolfgang ARLT, der Sohn einer der Ermordeten.

Hierarchien sind im Bezug auf soziale Systeme, wie z. B. in Krankenhäusern, oft mit Verhältnissen von Herrschaft und Autorität verbunden. Selbstverständlich können so genannte "starre Hierarchien" auch vorteilhaft sein, da sie eine schnelle intuitive Erfassbarkeit und zügige Entscheidungsfindung gewährleisten. Allerdings stellen sie, wie in dem Fall der Berliner Charité, eher eine Kommunikations- und Handlungsbarriere dar. Die Verbindung zwischen unterem Pflegepersonal und der Pflegedienstleitung und insbesondere der Klinikleitung ist oft nicht vorhanden.

Die zwei graphischen Darstellungen zeigen die typische Hierarchie von Krankenhäusern auf.

In medizinischer Hinsicht sind Ärzte gegenüber dem Pflegepersonal weisungsbefugt. Ärzte können einige Tätigkeiten, die in ihren Bereich fallen, wie z. B. Injektionen oder Blutabnahmen, an das Pflegepersonal „abgeben“ bzw. „delegieren“. Im konkreten Fall hat das dazu geführt, dass Irene BECKER ungehindert Patienten töten konnte. Die starren Hierarchien führten weiter dazu, dass die Vorfälle nicht weitergeleitet wurden und immer wieder in Vergessenheit gerieten.

Um Pannen, kritische Ereignisse, Fehler und/oder größere Probleme zu vermeiden, muss es trotz Hierarchieunterschieden eine schnelle und problemlose Kommunikation geben. Z.B. auch anonym. Siehe dazu auch unter Über CIRS. Und wie es helfen kann.

(JB)