Theologe und Journalist David BERGER im Portrait

Vom angesehenen Theologen zum Kritiker der Katholischen Kirche

Schon während des Studiums der Philosophie, Theologie und Germanistik näherte sich David BERGER konservativen, katholischen Kreisen, so wurden seine ersten Arbeiten teilweise in konservativen Zeitschriften publiziert und nach seiner Promotion publizierte er viel in kurzer Zeit.

Nach Lehre an einem Gymnasium in Erftstadt wurde BERGER 2003 zum Professor an der Päpstlichen Akademie des hl. Thomas VON AQUIN im Vatikan berufen. Die Akademie beschäftigt sich mit der Lehre und Forschung des Thomas von AQUIN, ein bedeutender Philosoph und Theologe des Mittelalters. Zur gleichen Zeit wurde er auch Chefredakteur der katholischen Zeitschrift Theologisches, lange Zeit wichtigstes Publikationsorgan der konservativen Katholiken. Auch der spätere Papst, Kardinal Josef RATZINGER und einige Bischöfe waren Abonnenten.

Seit seiner Zeit als Abiturient ist BERGER bereits mit seinem Lebensgefährten zusammen, unter Kollegen und im Vatikan war die Homosexualität und seine Partnerschaft nicht unbekannt. BERGER erzählt in seinem Buch „Der heilige Schein“, wie er das Verhalten anderer geistlicher Würdenträger einfach kopieren musste. Er erkannte schnell, dass die männlichen Lebenspartner als Sekretäre oder Verwandte ausgegeben wurden, wobei jeder wusste, welche Beziehung zwischen den Männern eigentlich herrschte. Sein Partner wurde als Cousin ausgegeben, so wurde es im Vatikan gern gesehen. Nie habe es irgendjemanden gestört, man sah darüber souverän hinweg. Als „Heiliger Schein“bezeichnete BERGER es später, es wurde auch zum Namen seines Enthüllungsbuches.

In der folgenden Zeit nahm er jedoch eine zunehmende Homophobie in der Kirche wahr, was zu dem Gedanken führte, den konservativen Weg so nicht weiter gehen zu wollen. Gleichzeitig fühlte BERGER sich unter Druck gesetzt, seine Homosexualität wurde genutzt, um ihn zu erpressen und zu instrumentalisieren. Da er selbst kein katholischer Priester war, war er in keiner finanziellen Abhängigkeit von der Katholischen Kirche und hatte die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Berger berichtet in seinem Buch „Der heilige Schein“, wie die Homosexualität von Priestern in der Katholischen Kirche verschwiegen wird, teilweise trotz des Wissens des Bischofs, gleichzeitig wird in der Kirche aber jegliche Möglichkeit der Homosexualität bei Priestern verneint. Es sei ein System zur Unterdrückung: Es wird darüber hinweg gesehen, wenn sich jemand gewisser Vergehen schuldig mache, gleichzeitig muss diese Person dann kirchenpolitisch aber auf gleicher Linie sein – auf diese Weise  erhält die Autorität ihre Macht.

Die sich weiter steigernden Zweifel an diesem System innerhalb der Kirche fanden für Berger den Höhepunkt, als Bischof Franz-Joachim OVERBECK am 11. April 2010 in der Talkshow Anne Will über Homosexualität sagte, es sei „eine Sünde, [das] wissen wir ganz klar und eindeutig, dass es das ist. Das widerspricht der Natur. Die Natur des Menschen ist angelegt auf das Miteinander von Mann und Frau.

Keine zwei Wochen später, am 23. April 2010 folgte dann das große, öffentliche Outing BERGERS durch einem Artikel in der Frankfurter Rundschau, in dem er neben seiner eigenen Homosexualität auch seine Kritik an der Kirche und ihrem Umgang mit Homosexuellen thematisiert.

Nachdem der promovierte Theologe sein Amt als Herausgeber der ZeitschriftTheologisches niederlegte, wurde er im Juni aus der Päpstlichen Akademie entlassen und bald von allen Ämtern im katholisch-konservativen Kreis, dabei insbesondere auch von seiner Lehrbefugnis als Religionslehrer entbunden.

Die Erfahrungen als homosexueller Theologe in den konservativen Kreisen der Kirche thematisiert Berger in der Autobiographie „Der heilige Schein“, die im November 2010 erschien. Während einige Rezensionen das Buch aufgrund der Enthüllungen als sehr wichtig betrachteten, gab es auch Kritik. Der Theologe Manfred HAUKE nannte das Buch eine „Schmähschrift“ und bezichtigte e den Autoren der Lüge. HAUKE selbst ist BERGERS direkter Nachfolger als Herausgeber der Zeitschrift Theologisches. David Berger wiederum ist heute Chefredakteur des schwulen Livestylemagazins Männer.

AnsTageslicht.de führte mit David BERGER ein Interview zu seinem Leben und Sexualität in der katholischen Kirche.

(MK)