Lance ARMSTRONG - Chronologie einer erfolgreichen Betrugsstrategie

1993

Lance ARMSTRONG gewinnt im Alter von 21 Jahren die Profi-Straßenweltmeisterschaft in Oslo und ist damit jüngster Profi-Straßenweltmeister. Im gleichen Jahr nimmt er auch das erste Mal an der Tour de France teil und gewinnt sogleich eine Etappe 


02.10.1996

Bei ARMSTRONG wird Hodenkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Es haben sich bereits Metastasen  in Lymphknoten und Lunge und zwei Gehirntumore gebildet. Er muss eine Auszeit nehmen 


27.10.1996

ARMSTRONG gesteht vor Ärzten im Krankenhaus die Einnahme von EPO, Testosteron, Wachstumshormonen, Cortison und Steroiden. ARMSTRONGs Teamkollege und Freund Frankie ANDREU und seine Frau Betsy werden Zeugen dieser Aussagen. Seither kämpfen die ANDREUs gegen ARMSTRONG und für die Aufdeckung des Betrugs. Es dauert aber noch einige Jahre bis dieses Wissen an die Öffentlichkeit gelangt. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel Whistleblower Frankie ANDREU und seine Frau Betsy 


1997

ARMSTRONG gründet seine Stiftung  „Livestrong“. Diese soll das Bewusstsein für Krebs stärken und Geld zur Bekämpfung der Krankheit sammeln 


23.05.1998

ARMSTRONG kehrt nach zweijähriger erfolgreicher Behandlung von Hodenkrebs in den Radsport zurück und nimmt an einem Benefiz-Rennen teil 


Mai 1999

ie USA Cycling sendet eine formale Anfrage an das UCLA-Labor (U.S. Olympic anti-doping lab) und möchte Informationen über die Testergebnisse eines Fahrers, der nur mit der Doping-Test-ID angegeben war. Besonders interessiert ist die USA Cycling an den Testosteron-Werten. Die Antwort kommt einige Tage später: Es konnten nicht alle fünf Testergebnisse aus den vergangenen Jahren wiedergefunden werden. Es liegen lediglich Ergebnisse aus den Jahren 1993, 1994 und 1995 vor. Am 23.07.1993 wurde bei dem Fahrer ein Testosteronwert von 9,0:1 gemessen, am 07.07.1994 7,6:1 und am 04.06.1996 betrug der Wert 6,1:1. Erlaubt ist ein Wert von 4,0:1, normal ist 1:1. Da die Werte des Fahrers aber nicht durch die B-Probe bestätigt wurden, kam es zu keiner Strafe. Der Fahrer war Lance ARMSTRONG 


04.06.1999 Tour de France

Erster Dopingverdacht gegen ARMSTRONG: Nach der ersten Etappe der Tour de France 1999 wird im Urin von ARMSTRONG ein geringer Anstieg von Cortecoiden nachgewiesen. In einer Erklärung des Weltradsportverbands UCI heißt es, dass ARMSTRONG die Salbe Cemalyt verwendet habe, um eine allergische Hautkrankheit zu behandeln. Es sei auszuschließen, dass sie systematisch benutzt werde. Der Wirkstoff ist meldepflichtig und darf nur bei ärztlich bestätigter Indikation im Rennen verwendet werden

Im gleichen Jahr gewinnt er zum ersten Mal die Tour de France . Sechs weitere Siege folgen in den kommenden Jahren 


11.07.2000 nach der zehnten Etappe der Tour de France

Seit 2000 erfolgt in ARMSTRONG's Dopingsystem der Umstieg von EPO auf Eigenblutdoping , da sich EPO inzwischen nachweisen lässt.

Die Funktionsweise ist denkbar einfach: die Fahrer lassen sich während der Trainingszeit Blut abnehmen. Dies wird dann kühl gelagert und vor den Höhepunkten der Saison wieder injiziert. Die Sportler haben dann mehr rote Blutkörperchen im Blut als zuvor und können so mehr Sauerstoff transportieren. Die Ausdauerleistung lässt sich auf diese Weise um circa 10 Prozent steigern.

Bei dieser Art des Dopings kann es aber zu Problemen kommen. Beim Abnehmen und Hinzufügen des Blutes muss ständig eine medizinische Fachkraft dabei sein und das Blut muss permanent gekühlt werden. Doch ARMSTRONG hat auch hierfür eine Lösung parat:

Nach der zehnten Etappe der Tour de France 2000 bucht das US-Postal-Team ein ganzes Hotel in Saint-Paul-Trois-Châteaux. Der Hotelchef ist ein Freund ARMSTRONG's. So können die Profis (ARMSTRONG, LIVINGSTON, HAMILTON) ihre Bluttransfusionen ungestört bekommen. Dies geschieht in angrenzenden Zimmern, damit die Ärzte leicht hin und her gehen können 


Tour de France 2000: 1. bis 23. Juli

Während der Tour de France 2000 kommt es zu einem Zwischenfall: Teammitglieder werden dabei gefilmt, wie sie Müllsäcke entsorgen. Darin wurden leere Packungen und Kanülen mit resten von Actovegin, einem Mittel zur Förderung des Sauerstoffs im Blut, gefunden. Die französische Justiz beginnt zu ermitteln. Nach Aussage des Teammanagers seien die Mittel für Betreuer, die unter Diabetes leiden. ARMSTRONG stellt sich dumm und tut so, als ob er das Mittel nicht kenne. Die Ermittlungen werden nach zwei Jahren eingestellt 


seit der Tour de France 2001: 7. bis 29. Juli

ARMSTRONG konzentriert sich immer ganz auf die Tour de France und fährt fast keine anderen Rennen. Dadurch ist die Zahl der Dopingtests relativ gering, denn die UCI führt fast keien Trainingskontrollen durch. Außerdem wird das Warnsystem immer professioneller: Zwei Beobachter sitzen während der Touren im Hotel am Fenster und melden per Mobilfunk, wenn Tester auftauchen, damit die Profis noch genügend Zeit haben, um vertuschende Maßnahmen einzuleiten 


Frühjahr 2003

ARMSTRONG flog zusammen mit seinen Teamkollegen nur noch mit Privatjets, weil die Zoll-Kontrollen hier schwächer sind. In St. Moritz kommt es jedoch zu einem Zwischenfall: Zollbeamte stoppen ARMSTRONG und wollen sein Gepck durchsuchen. ARMSTRONG hat eine Tasche voller Medikamente und Spritzen mit spanischen Aufschriften dabei. Die Zollbeamten lassen sich schließlich davon überzeugen, dass es sich hierbei um Vitamin-Präparate handelt und lassen ARMSTRONG passieren 


21.07.2003

ARMSTONG stürzt auf der letzten Pyrenäen-Etappe der diesjährigen Tour de France, weil er an der Tasche eines Zuschauers hängen geblieben war. Sein stärkster Konkurrent Jan ULLRICH, der daraus keinen Vorteil ziehen will, fährt langsamer und wartet auf ihn. Dafür wird ULLRICH von der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) mit der "Fair-Play-Plakette" ausgezeichnet 


02.06.2004

Das Buch „L.A. Confidential“ von David WALSH und Pierre BALLESTER erscheint unmittelbar vor der Tour de France 2004. Darin erheben die beiden Journalisten schwere Doping-Vorwürfe gegen ARMSTRONG. Dabei dienen auch die ANDREU's als Quelle und die Szene aus dem Krankenhaus vom 27.10.1996 wird beschrieben  


Tour de France 2004: 3. bis 25. Juli

Der italienische Radprofi und Teilnehmer bei der diesjährigen Tour de France Filippo SIMEONI ist Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen den umstrittenen italienischen Sportarzt und Trainingsberater von ARMSTRONG Michele FERRARI. Er wird in Italien wegen Sportbetrugs angeklagt und muss sich bereits seit 2002 vor einem Gericht in Bologna behaupten. Er betreut eine Reihe wichtiger Radprofis, darunter auch SIMEONI. Seine Aussagen belasten FERRARI schwer. SIMEONI: „Ich habe nach Anweisung von Ferrari Epo und Wachstumshormone genommen“

Durch die Aussagen SIMEONIs fühlt sich auch ARMSTRONG persönlich angegriffen und schikaniert SIMEONI während der Tour de France 2004. Er verteidigt FERRARI weiterhin uneingeschränkt: „Michele Ferrari ist absolut unschuldig“

FERRARI wird am Ende des Prozesses zu einem Jahr Haft auf Bewährung, einer Geldstrafe von 900 Euro und einem elfmonatigen Berufsverbot verurteilt 


01.04.2005

ARMSTRONGs Betreuer Mike ANDERSON erklärt vor einem US-Gericht , er habe 2004 „ein verbotenes Medikament“ in ARMSTRONG‘s Badezimmer gefunden. Dieser reagiert darauf mit einer Schadensersatzklage 


24.06.2005

ARMSTRONG gewinnt zum siebten Mal in Folge die Tour de France und beendet danach seine aktive Karriere

Größter und hartnäckigster Gegner ARMSTRONG‘s war dabei Jan ULLRICH. Dem deutschen Radprofi, der später selbst des Dopings überführt wurde (mehr dazu erfahren Sie in der Geschichte „Tour de Farce + Team Telekom: Die Geschichte einer Geschichte“), gelang es dabei aber nie ARMSTRONG bei der Tour de France zu schlagen. In den Jahren 2000, 2001 und 2003 wurde ULLRICH Zweiter, 2004 belegte er den vierten Platz und 2005 den dritten. 1999 konnte ULLRICH wegen einer Verletzung nicht an der Tour teilnehmen und bei der Tour 2002 saß er eine Dopingsperre ab (Amphitamine)


23.08.2005

Die französische Sportzeitung L’Equipe berichtet, dass in sechs Urinproben von ARMSTRONG aus dem Jahr 1999 das Dopingmittel EPO gefunden worden ist. EPO kann erst seit 2001 nachgewiesen werden. Die Proben von ARMSTRONG waren eingefroren und wurden nachträglich geprüft


25.10.2005

Seit seinem Rekordsieg 2004 steht ARMSTRONG eine Erfolgsprämie von zehn Millionen Dollar zu. Das US-Postal-Team hat die Hälfte dieser Summe beim Versicherungsunternehmen SCA Promotions versichert. Das Unternehmen weigert sich nun, das Geld auszuzahlen und sucht nach allen Beweisen, die ARMSTRONG als Doper entlarven.

Am 25. Oktober 2005 sollen Betsy und Frankie ANDREU unter Eid aussagen, was sie vor nunmehr neun Jahren im Krankenhaus beobachtet haben (ARMSTRONG gestand hier gegenüber von Ärzten die Einnahme von fünf verschiedenen Dopingmitteln). Die ANDREUs erzählen die Wahrheit - trotz vorhergegangener Drohungen von Seiten ARMSTRONG's


30.11.2005

Nun muss auch ARMSTRONG im SCA-FAll vor Gericht aussagen. Unter Eid behauptet er, niemals in seiner Karriere gedopt zu haben und nie von FERRARI leistungssteigernde Mittel bekommen zu haben. SCA Promotions verliert den Fall und muss die Prämie auszahlen


31.05.2006

ARMSTRONG wird von einer von der UCI eingesetzten Kommission von den positiven Proben von 1999 freigesprochen. Die WADA nennt den Bericht der UCI„fast schon lächerlich“


19.10.2006

Im Mai wird ARMSTRONG von einer von der UCI eingesetzten Kommission von den positiven Proben 1999 freigesprochen. Die WADA nennt den UCI-Bericht "fast schon lächerlich".

 

Ein neues Buch von Pierre BALLESTER und David WALSH erscheint: "L.A. Officiel" . In dem wird auch der Fall vor Gericht von SCA Promotions behandelt und weitere Anschuldigungen erhoben


Radsportjahr 2007

Das Jahr der Ernüchterung: mehrere Radprofis berichten von Doping bei der Tour de France.

  • In Belgien erscheint das Enthüllungsbuch „Erinnerungen eines Radfahrer Pflegers“ vom ehemaligen Pfleger des Team Telekom Jef D’HONT und
  • DER SPIEGEL erscheint mit dem Cover Dickes Blut. Die Bekenntnisse eines Insiders aus dem Team Telekom bzw. mit der Geschichte "Der einzige Zeuge"

Mehr über die Aufdeckung des Dopingskandals beim Team Telekom finden Sie bei uns in der Geschichte „Tour de Farce + Team Telekom: Die Geschichte einer Geschichte“


09.09.2008

ARMSTRONG kündigt für 2009 sein Comeback an. 2005 hatte er sich nach seinem siebten Tour de France-Sieg aus dem Profiradsport zurückgezogen


17.03.2009

Seit Ankündigung seines Comebacks unterliegt ARMSTRONG auch wieder Dopingtests. Am 17. März 2009 will ein Kontrolleur der französischen Anti-Doping-Agentur Proben von Urin, Blut, Nägeln und Haaren nehmen. ARMSTRONG lässt ihn 20 Minuten vor dem Haus warten. Ein Regelverstoß, denn der Kontrolleur müsste ARMSTRONG beaufsichtigen. Konsequenzen hat dies keine


30.04.2010

Der Radprofi und ehemalige Teamkollege ARMSTRONG’s, Floyd LANDIS wird zum Whistleblower . Er schreibt eine E-Mail an Steve JOHNSON, den Präsidenten der USA Cycling.

In der Mail gesteht LANDIS Dopingmittel während fast seiner gesamten Karriere genommen zu haben. Außerdem beschuldigt er viele weitere Fahrer und Offizielle ebenfalls gedopt zu haben bzw. daran beteiligt gewesen zu sein, u.a. auch 

  • Lance ARMSTRONG 
  • Levi LEIPHEIMER 
  • Dave ZABRISKIE und 
  • den langjährigen Trainer Johan BRUYNEEL

21.05.2010

Als LANDIS keine Reaktion von JOHNSON erhält, wendet er sich mit seinem Wissen an die Website des US-amerikanischen Sportsenders espn.com. Der Sportsender veröffentlicht LANDIS‘ Anschuldigungen sowie Teile der Mail. Detailinformationen aus einem langen Interview mit LANDIS folgen

LANDIS behauptet in seinem Doping-Geständnis außerdem, dass positive Tests von ARMSTRONG bei der Tour de Suisse 2001, also vor 9 Jahren von der UCI nicht öffentlich gemacht worden seien. Die UCI bekam dann im Jahr 2005 - also 4 Jahre danach - eine Spende von 100.000 Dollar von ARMSTRONG, die bereits 2002 vereinbart wurde


Ende Mai 2010

Nach der Doping-Beichte und den Anschuldigungen von Floyd LANDIS werden Ermittlungen gegen ARMSTRONG und das US Postal-Team aufgenommen. Die staatlichen Ermittler erwägen, den Fall um die Punkte Betrügerei und Verschwörung auszudehnen. Dabei geht es um die Frage, ob Geld des amerikanischen Postdienstleisters US Postal dazu verwendet wurde, Dopingmittel für die Fahrer des Teams zu besorgen

Doping ist in den USA kein Straftatbestand . Würden im Team US Postal aber US-Steuergelder für Dopingpraktiken verwendet, wäre dies Betrug und missbräuchliche Verwendung von Steuergeldern. Darauf steht eine Gefängnisstrafe

Jeff NOVITZKI ist Chefermittler und versucht ARMSTRONG zu überführen. NOVITZKI war von 1993 bis 2008 für die US-Steuerbehörde IRS tätig und widmete sich hier seit 2001 den Vergehen von Pharmahandel und Doping. Seit 2008 ist er bei der Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassungsbehörde FDA angestellt. NOVITZKI hat schon einige prominente dopende Sportler überführt, wie z.B. auch die amerikanische Sprinterin Marion JONES. Diese hatte unter Eid ausgesagt, nie gedopt zu haben und kam deswegen später ins Gefängnis


Anfang Juni 2010

Nun wird auch geprüft, ob im Team US Postal Dopingmittel und illegalen Drogen gegen Geldzahlungen vertrieben wurden. Dies würde gegen den in den USA seit 1970 geltenden „Racketeer Influenced and Corrupt Organizations (Rico) Act“verstoßen. Dieses Bundesgesetz wurde erlassen, um gegen organisierte Kriminalität und Drogenhandel vorzugehen


Anfang Juli 2010

Die WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur) gibt bekannt, dass die Anschuldigungen von LANDIS auch bei ihnen große Untersuchungen ausgelöst haben. Der Generalsekretär der WADA David HOWMAN  berichtet, dass die WADA den US-Behörden dabei geholfen habe, Kontakt zu europäischen Organisationen wie Interpol herzustellen. HOWMAN: „Die Untersuchungen laufen bereits seit einigen Wochen und ich denke, sie werden auch noch viele Wochen in Anspruch nehmen“


30.07.2010

Die Grand Jury eines US-Bundesgerichts nimmt in Los Angeles ihre Arbeit auf, um die Doping- und Betrugsvorwürfe gegen ARMSTRONG und sein Umfeld zu klären. Erst nachdem die Jury zahlreiche Zeugen gehört hat, wird entschieden, ob es zu einer offiziellen Anklage gegen ARMSTRONG kommt. Bundesstaatsanwalt in dem Verfahren ist Andre BIROTTE


11.11.2010

Bei einer Razzia wird die Wohnung von ARMSTRONG’s ehemaligem Teamkollegen Jaroslaw POPOWITSCH durchsucht. Dabei werden Computer, Handys und Medikamente beschlagnahmt. Einige Dokumente und E-Mails sollen eine Verbindung von ARMSTRONG zum Dopingarzt Michele FERRARI nachweisen (siehe hierzu auch Eintrag vom Juni 2004)


24.01.2011

Das US-amerikanische Sportmagazin „Sports Illustrated“ behauptet, dass ARMSTRONG in den späten 90er Jahren das EPO-ähnliche Mittel „Hemassist“ genommen haben soll. Außerdem wird von drei Doping-Tests berichtet, bei denen ARMSTRONG angeblich erhöhte Testosteron-Werte gehabt haben soll und zwar in den Jahren 1993, 1994 und 1996. Auch die Aussagen von Betsy ANDREU im SCA-Fall erscheinen in dem Artikel


06.02.2011

ARMSTRONG tritt zum zweiten Mal als Profiradsportler zurück  und erklärt sein endgültiges Karriereende


20.05.2011

Der Radprofi und ehemalige Teamkollege von ARMSTRONG, Tyler HAMILTON, wirft der UCI in der US-Sendung „60 Minutes“ vom Sender CBS vor, eine positive Dopingprobe ARMSTRONG‘s von der Tour de Suisse 2001 verheimlicht zu haben. Ähnliches hatte Floyd LANDIS dem Verband bereits ein Jahr zuvor unterstellt. HAMILTON: „Ich weiß, dass er einen positiven Test hatte. Er hat es mir mal ganz nebenbei erzählt und wirkte dabei total entspannt. Er hat sogar darüber gelacht.“ 

ARMSTRONG’s Anwalt Mark FABIANI wirft CBS daraufhin „Sensationsberichterstattung“ vor. ARMSTRONG selbst streitet weiterhin alle Vorwürfe ab 

HAMILTON beschuldigt ARMSTRONG außerdem, bei den Tour-Siegen 1999, 2000 und 2001 das Blutdopingmittel EPO verwendet zu haben. HAMILTON: „Ich sah Epo in seinem Kühlschrank. Ich sah mehr als einmal wie er es sich gespritzt hat“


21.05.2011

Nun soll auch der Radprofi George HINCAPIE behauptet haben, ARMSTRONG bei der Einnahme des Blutdopingmittels EPO gesehen zu haben. Dies meldet der US-Fernsehsender CBS. HINCAPIE hingegen twittert, er habe nicht mit CBS gesprochen. HINCAPIE und ARMSTRONG sind von 1997 bis 2004 zusammen im Team US Postal gefahren


12. bis 14.09.2011

Der Heidelberger Molekularbiologe und Dopinggegner Werner FRANKE und der führende Anwalt der amerikanischen Antidopingagentur USADA, Richard YOUNG, treffen sich zufällig beim internationalen Symposium „Sportmedizin und Doping in Europa“ der Universität Freiburg und tauschen sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen aus


24.09.2011

ARMSTRONG wechselt die Sportart: Triathlon. Beim Xterra USA Championship wird er auf Anhieb Fünfter. Vor seiner Karriere als Radsportler hatte er in seiner Jugend schon an mehreren Triathlon-Wettkämpfen teilgenommen


Anfang Februar 2012

Der Bundesstaatsanwalt BIROTTE teilt mit, dass die Arbeit der Grand Jury eingestellt wird. Gründe werden nicht genannt 

Möglicherweise hängt dies mit dem Ablauf der Verjährungsfrist zusammen. Diese liegt gewöhnlich bei 5 Jahren. Die Aussagen von HAMILTON decken die Jahre 1999 bis 2001 ab, LANDIS‘ Aussagen reichen  bis zum Jahr 2004 zurück 

Das Ermittlungsverfahren hat damit fast zwei Jahre gedauert. Während dieser Zeit musste ARMSTRONG aufgrund des Engagements seiner Anwälte nie vor der Grand Jury aussagen


04.02.2012

Die U.S. Anti-Doping Agency (USADA) teilt mit, dass für sie das Verfahren gegen ARMSTRONG mit der Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen nicht beendet sei. USADA-Chef Travis TYGART: „Unsere Untersuchungen gegen Doping im Radsport werden fortgesetzt. Wir warten schon darauf, die Informationen zu bekommen, die in der staatlichen Untersuchung gesammelt wurden“


09.02.2012

Es findet eine Kooperation zwischen dem Triathlon-Weltverband WTC und ARMSTRONG statt: Für sechs Starts soll ARMSTRONG’s Foundation „Livestrong“ eine Million Dollar bekommen. Der erste Start ist für Oktober 2012 vorgesehen


12.06.2012

5 Jahre, nachdem Jan ULLRICH und andere bei der Tour de France aufgeflogen sind, eröffnet die USADA das Verfahren gegen 

  • Lance ARMSTRONG 
  • und fünf weitere Akteure: früherer Teamchef Johan BRUYNEEL, Trainer José MARTI, Teamärzte Pedro CELAYA und Luis Garcia DEL MORAL sowie Michele FERRARI 

und beschuldigt sie „des Besitzes, des Handels sowie der Verabreichung von Dopingmitteln, inklusive der Beihilfe, Anstiftung und Verschleierung“

ARMSTRONG wird im gleichen Zug von der USADA auch für alle Leistungssportevent gesperrt


14.06.2012

Der WTC gibt bekannt, dass ARMSTRONG wegen den laufenden Ermittlungen nicht an Triathlon-Wettkämpfen teilnehmen darf. Damit  platzt auch die im Februar 2012 geschlossene Kooperation mit dem Triathlon-Weltverband und der 1-Million-Deal


Tour de France 2012: 30.06. bis 22.07.

Mindestens fünf Kronzeugen der USADA nehmen an der Tour de France 2012 teil: 

  • Levi LEIPHEIMER 
  • George HINCAPIE 
  • David ZABRISKIE und 
  • Christian VANDEVELDE als aktive Fahrer sowie 
  • Jonathan VAUGHTERS in der Funktion des Rennstallchefs von Garmin 

Alle vier aktiven Fahrer sind allerdings selbst zu sechsmonatigen Dopingsperren verurteilt. Diese wurde aber auf eine nahezu wettkampffreie Zeit gelegt - vermutlich als Entgegenkommen der USADA. Alle Kronzeugen wehren sich gegen Nachfragen der Presse bezüglich des laufenden Verfahrens


Anfang Juli 2012

Die USADA gibt ARMSTRONG weitere 30 Tage Zeit, um sich zu den Vorwürfen zu äußern. Ein 80-seitiger Einspruch von ARMSTRONG wurde zuvor als „polemisch und überlang“ abgelehnt


10.07.2012

Die USADA spricht lebenslange Sperren gegen die Ärzte Michele FERRARI, José MARTI und Luis Garcia DEL MORAL aus


20.08.2012

Ein Gericht in Austin (Hauptstadt Texas, USA)  erklärt, dass die Ermittlungen der USADA rechtens sind. ARMSTRONG hat nun die Wahl: entweder stimmt er einer Schiedsgerichtsverhandlung zu oder er akzeptiert eine drohende lebenslange Sperre der USADA


23.08.2012

ARMSTRONG teilt auf seiner Internetseite mit, dass er den juristischen Kampf gegen die Doping-Anschuldigungen aufgibt: 

„There comes a point in every man’s life when he has to say „Enough is enough.“ For me, that time is now. I have been dealing with claims that I cheated and had an unfair advantage in winning my seven Tours since 1990 […] I had hoped a federal court would stop USADA’s charade […] But I refuse to participate in a process that is so one-sided and unfair.”


24.08.2012

ARMSTRONG wird von der USADA lebenslang gesperrt


10.10.2012

Die USADA veröffentlicht den 1000-seitigen Bericht, in dem eindeutig bewiesen wird, dass ARMSTRONG gedopt hat und das US Postal Team ein systematisches Dopingprogramm betrieb

In der Presserklärung von USADA Chefs-Travis TYGART heißt es: "the evidence shows beyond any doubt that the US Postal Service Pro Cycling Team ran the most sophisticated, professionalized and successful doping program that sport has ever seen [...] A program organized by individuals who thought they were above the rules and who still play a major and active role in sport today"


16.10.2012

Der Rennstall Omega trennt sich mit sofortiger Wirkung von Levi LEIPHEIMER. Das Team zieht die Konsequenzen daraus, dass LEIPHEIMER bei seinen Aussagen gegen ARMSTRONG selbst Doping gestand, lobte LEIPHEIMER aber für die offenen Kooperation mit den Anti-Doping-Behörden und seinen Beitrag zur Säuberung des Radsports


17.10.2012

Der Sportartikel-Hersteller Nike verkündet das sofortige Ende des Sponsoringvertrags mit ARMSTRONG, da er „Nike seit mehr als einem Jahrzehnt getäuscht hat“

Kurz zuvor tritt ARMSTRONG als Chairman seiner Krebsstiftung „Livestrong“ zurück, „um negative Auswirkungen für die Stiftung auszuschließen“.

In Deutschland erklärt der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf SCHARPING, in einem Interview, dass das Zusammenwirken staatlicher Ermittlungsbehörden und der Sportgerichtsbarkeit in Deutschland „verbesserungsfähig und auch verbesserungswürdig“ sei. „Die USADA hat Möglichkeiten, die unsere Nationale Anti-Doping Agentur leider nicht hat – oder nur eingeschränkt“. Außerdem spricht er die Rolle des UCI an: „Und auch der Weltradsportverband UCI muss ein Interesse daran haben, dass durch neutrale Dritte all das geklärt wird, was derzeit an Verdächtigungen im Raum steht hinsichtlich der Vertuschung von Dopingproben durch Offizielle der UCI“


22.10.2012

Die UCI erkennt ARMSTRONG die sieben Tour de France-Siege zwischen 1999 und 2005 ab. Sie fügt sich damit dem Urteil der USADA

Wenige Tage später wird entschieden, dass in diesen Jahren nicht der jeweils Zweite auf den ersten Platz rückt. Davon hätte auch Jan ULLRICH profitiert, der allerdings 2007 selbst des Dopings überführt wurde

Der Präsident der UCI Pat McQUAID schiebt in seiner Rede das Doping-Problem allerdings in die Vergangenheit, beteuert , dass es heute eine andere Situation sei und verspricht eine goldene Zukunft. „Wir befinden uns an einem Wendepunkt im Radsport […] Es gab eine Kultur der Dopings im Radsport, das ändert sich gerade […] Die Fahrer von heute haben eine völlig andere Haltung“


wenige Tage später

Die „Lance-Armstrong-Foundation“ wird in „Livestrong-Foundation“ umbenannt, um sich vom Gründer ARMSTRONG zu distanzieren


10.11.2012

ARMSTRONG twittert ein provozierendes Bild:


06.12.2012

Die UCI informiert ARMSTRONG nun offiziell über die Aberkennung seiner Resultate ab dem 01. August 1998. ARMSTRONG hat nun drei Wochen Zeit zum Widerspruch


29.12.2012

Die Widerspruchsfrist ist abgelaufen und ARMSTRONG hat wie erwartet nicht reagiert. Seine Titel werden ihm nun offiziell aberkannt


04.01.2013

In der New York Times erscheint ein Artikel, in dem es heißt, dass ARMSTRONG in Erwägung zieht bald ein öffentliches Doping-Geständnis abzulegen. Er soll bereits mit USADA-Chef Travis TYGART gesprochen haben

ARMSTRONG hatte Doping immer vehement bestritten. Grund für sein Umdenken könnte sein, dass ein umfassendes Geständnis seine lebenslange Sperre reduzieren könnte. Dann dürfte er wohl auch wieder an Triathlon-Wettkämpfen teilnehmen


14.01.2013

ARMSTRONG wird in einem Hotel in Austin, Texas von Oprah WINFREY interviewt. In dem Interview soll er angeblich ein umfassendes Doping-Geständnis ablegen


17.01.2013, 21 Uhr

Der erste Teil der Sendung „Oprah & Lance – the world exclusive“ wird im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Lance ARMSTRONG ist bei Oprah WINFREY zu Gast und legt hier in der Fernsehsendung tatsächlich sein Doping-Geständnis ab.

Er gesteht aber nur, was längst alle wussten: Die Einnahme von Dopingmitteln während fast seiner gesamten Karriere und bei allen Tour de France-Siegen.

Auf die Frage, warum er es erst jetzt zugibt, antwortet ARMSTRONG: „Es ist zu spät. Viel zu spät. Und das ist mein Fehler. Ich kenne die Wahrheit, und die Wahrheit ist nicht, was ich all die Jahre gesagt habe. Aber die Geschichte war so lange perfekt.“

ARMSTRONG wirkt während des Interviews kühl und abgeklärt. WINFREY möchte mehr über die Hintergründe und Zusammenhänge erfahren, doch ARMSTRONG sagt nur das, was er will. Er öffnet sich nicht. Am Ende hat er zwar zugegeben gedopt zu haben, doch liefert keine weiteren Erklärungen.

Dafür nimmt er die UCI gegen Korruptionsvorwürfe in Schutz und entschuldigt sich auch bei seiner ehemaligen Physiotherapeutin Emma O’REILLY. Diese hatte er verklagt und öffentlich als Alkoholikerin und Prostituierte beschimpft.

Und: Er habe sich nicht als Betrüger gesehen. Dopen sei für ihn so selbstverständlich gewesen wie „Reifen aufpumpen“


17.01.2013

Die IOC erkennt ARMSTRONG nun auch die Bronzemedaille vom olympischen Zeitfahren 2000 in Sydney ab


18.01.2013

ARMSTRONG hatte im Interview ausgesagt, nur bis 2005 gedopt zu haben: „2005 war das letzte Mal, das ist die Wahrheit“.

WADA-Präsident John FAHEY sagt nun aus, dass im Bericht der USADA eindeutig bewiesen wird, dass ARMSTRONG auch nach 2005 noch zu verbotenen Substanzen gegriffen hat. FAHEY: „Armstrong oder die USADA? Ich weiß, wem ich glauben soll“


18.01.2013, 21 Uhr

Auch nach der Ausstrahlung des zweiten Teils des Interviews ist die Welt nicht schlauer als zuvor. ARMSTRONG nennt keine Namen oder Hintermänner, sagt nicht, von wem er seine Dopingmittel bezogen hat und gibt keine weiteren Informationen über das Dopingsystem preis. Er gesteht lediglich das, was ihm im USADA-Bericht nachgewiesen wurde


26.01.2013

Die USADA gibt ARMSTRONG bis zum 06. Februar 2013 die Gelegenheit, mit ihr zu kooperieren, um seine lebenslange Sperre möglicherweise zu verkürzen.

ARMSTRONG teilt daraufhin mit, dass er nicht mit der USADA zusammenarbeiten werde. Er plane vielmehr mit der UCI oder der WADA zu kooperieren, weil die USADA nicht die Autorität habe, die Dopingermittlungen voranzutreiben


28.01.2013

Die UCI gibt bekannt, dass die Kommission zur Aufarbeitung der möglichen Verstrickung der UCI in das Dopingsystem ARMSTRONGs nach nur knapp drei Monaten nach der Gründung, nun wieder aufgelöst wurde. Stattdessen soll nun eine „Wahrheits- und Versöhnungs-Kommission“ ins Leben gerufen werden. Hier soll, nach Aussagen der UCI, eine Zusammenarbeit mit der WADA stattfinden


29.01.2013

Die WADA sagt, sie werde „keine Zusammenarbeit mit der UCI eingehen, solange diese ihre einseitige und arrogante Haltung fortsetzt“.

WADA-Präsident John FAHEY fügt außerdem hinzu, dass es nie einen Dialog mit der UCI bezüglich der Wahrheits- und Versöhnungskommission gegeben habe


Februar 2013

Ab nun geht es Schlag auf Schlag: 

  • am 05. Februar weigert sich ARMSTRONG seine gewonnenen Prämien für die Tour-Siege zurückzuzahlen. Insgesamt wären dies rund vier Millionen Dollar 
  • tags darauf verlängert die USADA die ARMSTRONG gesetzte Frist um zwei Wochen. ARMSTRONG kann sich jetzt offenbar doch vorstellen mit der USADA zu kooperieren und Details preiszugeben. USADA-Chef Travis TYGART: " Wir stehen in Kontakt mit Herrn Armstrong und seinen Vertretern" 
  • am 7. des Monats gibt SCA Promotions bekannt, dass sie ARMSTRONG beim Amtsgericht in Dallas auf eine Rückzahlung von 12 Millionen US-Dollar verklagt hat. Das Versicherungsunternehmen hatte sich zunächst geweigert ARMSTRONG die Siegprämien für die Tour de France-Siege auszuzahlen, aber 2005 ein Gerichtsverfahren deswegen verloren. SCA musste zahlen. Dieses Geld will SCA nun zurück 
  • am 8. Februar will nun auch die Vereinbarung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) ARMSTRONG wegen Rufschädigung und Betrugs vor Gericht bringen. ARMSTRONG habe das Image des gesamten Radsports und der Tour de France geschädigt Zudem prüfen Bundesagenten mögliche Strafanzeigen wegen Behinderung der Justiz, Zeugenbeeinflussung und -einschüchterung gegen ARMSTRONG

danach

Das Ansehen von ARMSTRONG ist nun endgültig beschädigt. Wie so oft in jenen Fällen, bei denen sich Menschen, die täuschen und tricksen, nicht rechtzeitig offen bekennen und kritisch ihr früheres Handeln hinterfragen, gehen sie mit (ausschließlich) negativem Image in die Annalen ein: ARMSTRONG als Betrüger


 

(JH)