Die Berichte der SZ, von kicker und der Ruhr Nachrichten, 06.01.2004

von Sasha FLIGGE

"Attacken vom Feinsten"

Ruhr Nachrichten

Dortmund - „Wenn ich mit jemandem tauschen müsste, dann mit Marius Müller-Westernhagen“, hat Michael Meier einmal gesagt: „Er hat die Muße, sich mit den Dingen des Lebens musikalisch auseinander zu setzen. Das ist eine reizvolle Aufgabe.“ Meiers Musik ist seit Wochen ein Geschepper aus medialen Anschuldigungen und Horrorszenarien. Sascha Fligge sprach mit Borussia Dortmunds Manager.

RN: Hinter Ihnen und der BVB-Führung liegen turbulente Tage und die Veröffentlichung wirtschaftlicher Hiobsbotschaften. Haben Sie mit den Aufräumarbeiten begonnen?

Meier: Es ist die Aufgabe des Managements, den guten Ruf wieder herzustellen. Uns sind durch das Verpassen von Platz zwei in der Bundesliga vier Millionen Euro weggebrochen, durch das Scheitern gegen Brügge 24 Millionen. Und unser UEFA-Cup-Aus hat acht Millionen gekostet. Dass wir jetzt als unseriöse Kaufleute dargestellt werden, geht aber entschieden zu weit.

RN: Es soll eine turbulente Aufsichtsratssitzung gegeben haben, in der Präsident Gerd Niebaum zu risikoärmerem Wirken gezwungen wurde.

Meier: Es fand gar keine Aufsichtsratssitzung statt. Hier wird versucht eine Person der Geschäftsführung schlecht zu machen. Es gibt Wirtschaftsprüfer, die haben studiert und ein Siegel unter unsere Bilanzen gesetzt. Die Presse-Attacken sind vom Allerfeinsten, aber die blasen uns nicht um.

RN: Sie verschweigen, dass erst Aussagen von Mitgliedern des BVB-Aufsichtsrates, also interne Quellen, die Medienschelte ermöglicht haben.

Meier: Wir müssen uns besser abstimmen! Diese internen Stimmen haben das negative Bild verfestigt. Trotzdem kann es nicht sein, dass jemand, der hier seit 18 Jahren einen Klub leitet, als krummer Hund dargestellt wird. Wir sind strafrechtlich nicht aufgefallen, der BVB hat die Westfalenhalle und den Florian als Sinnbild der Stadt Dortmund überholt. Und doch wird nun bei Spielern, Beratern, Lieferanten geforscht, ob es Probleme mit uns gibt.

RN: Die Probleme in der Außendarstellung sind offensichtlich. Ein Beispiel: Obwohl es zwischen Amoroso und Borussia nur Missverständnisse gegeben haben soll, wurde eine 100000-Euro-Strafe verhängt. Der Journalist, der nach dem Warum fragte, wurde als kleinkariert bezeichnet.

Meier: Arbeitsrechtlich konnten wir Amoroso nicht packen. Aber ich habe ihm gesagt: Junge, alleine die Begleitumstände erfordern es, dass Du die Strafe akzeptierst. Du hättest Dich melden müssen, Du hättest Dich hier untersuchen lassen müssen...

RN: Dr. Niebaum war natürlich auch nicht wohl bei der Sache. Erst hat er von einer Soap Opera gesprochen, die an die Auseinandersetzung zwischen Bohlen und Anders erinnerte, dann musste er eine Einigung mit Amoroso bekanntgeben. Berater und Lieferanten bemängelten eine schlechte Zahlungsmoral des BVB. Sind Sie gegenüber allen Vertragspartnern Ihren finanziellen Verpflichtungen nachgekommen?

Meier: Es gibt keine Rückstände. Wer sich in einer Forderungssituation wähnt, der soll sich an uns wenden. Wir sind liquide.

RN: Ist der BVB gezwungen, im Sommer 2004 Spieler zu verkaufen?

Meier: Wenn wir die Champions League wieder verpassen, muss der Kader ein anderes Gesicht bekommen. Schon aus sportlichen Gründen. Mehr sage ich dazu nicht. Wir bereiten uns auf die Rückrunde vor und denken positiv.

RN: Sie verbreiten Aufbruchsstimmung, während drei Profis unentschuldigt beim Trainingsauftakt fehlen.

Meier: Fernandez, Dede und Evanilson werden für ihre Abwesenheit gerügt, wenn sie keine schlüssige Begründung vorbringen können, keine Sorge! Wir haben seit Julio Cesar Erfahrung mit diesen Dingen. Heute wären wir froh, wenn wir einen Cesar zu spät, aber unverletzt begrüßen dürften.

RN: Konnten Sie mittlerweile klären, warum sich Spieler wie Rosicky, Kehl, Madouni und einige andere nicht weiter entwickelt haben?

Meier: Verletzungen haben den Kader psychisch belastet. Und der Profisport ist ohnehin eine Belastung. Glauben Sie mir: Es gibt nicht nur einen Fall Deisler im Fußball. Trotzdem fiel auf, dass unserer Mannschaft Spielfreude fehlte. In erster Linie ist jetzt Trainer Matthias Sammer gefordert, Spaß zu vermitteln. Ohne Freude am Job kannst du keinen Erfolg haben, das ist eine Frage der Vermittlung. Mit Rosicky hat Matthias Sammer gesprochen. Tomas soll es machen wie ich beim Joggen: Einen klaren Kopf kriegen, die Probleme der Steinzeit hinter sich lassen. Und nur an das denken, was in der Neuzeit kommen wird. Der Sieg gegen den FC Schalke zum Rückrunden-Start.