David WALSH - ein Journalist bringt alles ins Rollen: mit Hilfe von Whistleblowern

Journalisten kommunizieren Fakten. Die sie manchmal erst mühsam recherchieren müssen: zum Beispiel gegen Widerstände. Und die sind groß, wenn man sich mit den ganz „Großen“ anlegt. David WALSH hat das getan.  Seine Rolle im Fall Lance ARMSTRONG so außergewöhnlich, dass es sich lohnt,  etwas genauer hinzuschauen.


David WALSH stammt aus Irland. Er ist Sportjournalist, schreibt heute für The Sunday Times.  David WALSH liebte den Radsport, berichtete von all den großen Rennen in Europa und natürlich auch von der Tour de France. Er kam in Kontakt mit den Fahrern, freundete sich mit einigen an. Als 1984 der irische Radrennfahrer Sean KELLY, ein Freund von WALSH, des Dopings überführt wurde, wollte er es nicht glauben. Er verschloss seine Augen vor den Anzeichen, die auch schon damals vorhanden waren.

1989 beschloss Paul KIMMAGE, ein weiterer Freund von David WALSH und Radrennfahrer, seine aktive Karriere zu beenden. Er hatte Talent zum Schreiben, also half WALSH ihm, einen Job als Sportjournalist zu bekommen.

KIMMAGE schrieb ein Buch über das Leben als Athlet und wie die Drogen und leistungssteigernden Mittel dazugehören. Dieses Buch, „
Rough Ride: An Insight into Pro Cycling“ aus dem Jahr 1990,  sorgte für großen Wirbel in der Radwelt.

Für David WALSH bekräftigte es seine immer negativer werdenden Gefühle gegenüber dem Radsport oder Profisport. Es kamen immer mehr Dopingvergehen ans Tageslicht, je weiter die Wissenschaft und somit neue Tests voranschritten. Und das schadete dem Sport.

1998 wurde mit der Festina-Affäre der bis dahin größte Doping-Skandal in der Geschichte des Radsportes aufgedeckt. Die Popularitätswerte für die Tour de France sanken, die Veranstalter waren in Sorge. Sie riefen mit der Tour de France 1999 einen Neuanfang aus, promoteten eine saubere Tour. Und zu ihrem Glück gelang es einem Menschen, die Zuschauer so zu faszinieren, dass die Tour de France nicht zu einem wenig beachteten Sportereignis verkam. Es war die Zeit von Lance ARMSTRONG.

Und es war ein tolles Bild von der Tour de France. Lance ARMSTRONG, der junge Amerikaner, der den Krebs überwunden hat, triumphiert bei der Tour de France, ist stärker als jemals zuvor. Er ist charismatisch. Er kann sich verkaufen. Er weiß, was er wie sagen muss, um Begeisterung auszulösen: „We have all got to fall back in love with cycling. I wasn’t here last year – maybe that was a good thing. I hope cycling renews itself, and we should start now.”

Die Presse war begeistert. Das war eine gute Story, das würde sich verkaufen. Jedoch war David WALSH skeptisch. Er hatte genug über Doping gelernt in den letzten Jahren, war hautnah dabei gewesen, als Sportler überführt wurden. Wie schaffte es dieser junge Mann, der vor seiner Krankheit eher bei Tagesrennen vorne dabei war und bei so großen und langen Rennen wie der Tour de France bisher weniger Erfolge hatte, wie schaffte es dieser junge Mann, auf einmal den anderen Fahrern davonzufahren?

David WALSH war nicht überzeugt von der Unschuld von ARMSTRONG in Sachen Doping. Jedoch war er einer der wenigen, die sich darüber Gedanken machten. Das Bild Lance ARMSTRONG war viel zu faszinierend. Die Leser waren begeistert. Und ARMSTRONG versicherte in Gesprächen mit Journalisten, dass er nicht dopen würde. Warum sollte man ihm also nicht glauben?

Für einen Bericht in der Sunday Times suchte WALSH Dr. Armand MÉGRET, den französischen Arzt und Chef der französischen medizinischen Kommission des Radsportverbandes auf und befragte ihn nach seinen Erfahrungen mit Doping. Auch dieser war der Meinung, dass es Doping im Radsport gäbe, es sei eine Tour mit zwei Geschwindigkeiten. „ Doping has not been eradicated“, sagte er.

WALSH war sich sicher, dass ARMSTRONG dopt. Mit dieser Meinung stand er aber ziemlich alleine da, die meisten Leute wollten es entweder nicht glauben oder verschlossen ihre Augen davor, wollten nur das Schöne am Sport sehen. Dennoch war Walsh nicht komplett alleine. Auch andere Journalisten wie Paul KIMMAGE und Pierre BALLESTER und Radsportprofis waren skeptisch und enttäuscht.

Im Jahr 2000 wurden in Italien mehrere Untersuchungen zum Thema Doping gemacht. Dabei wurde unter anderem gegen den  italienischen Sportarzt Michele FERRARI ermittelt, dem man Verbindungen zum US Postal-Team nachweisen konnte, bei dem auch ARMSTRONG unter Vertrag stand. WALSH fuhr nach Italien, um vor Ort mehr zu erfahren und führte mit verschiedenen Leuten Interviews.

Das musste auch Lance ARMSTRONG zu Ohren gekommen sein, denn zu Beginn der Tour de France 2000 wurde Walsh von Bill STAPLETON angesprochen. Der war der Agent von ARMSTRONG. Dieser teilte ihm mit, dass man sehr genau aufpassen würde, was geschrieben wird und gab ihm den Tipp, dass seine Beziehung zu ARMSTRONG besser sein könnte, wenn er etwas ausgeglichener über ihn schreiben würde. Sie würden ihn sehr genau beobachten und hätten keine Angst, etwas zu unternehmen, wenn es sein müsste. Die Frage von WALSH, ob dies eine Drohung sei, bejahte  STAPLETON.  WALSH ließ sich davon jedoch nicht einschüchternd, sondern stellte weitere Nachforschungen an.

Im April 2001 wurde er zu einem Interview mit Lance eingeladen. WALSH stellte gleich klar, dass er nur Fragen zum Thema Doping stellen würde, weil das alles ist, was ihn interessieren würde und Lance willigte ein. Während des Interviews ging er auf keine Frage richtig ein und gab keine eindeutigen Antworten, er bestätigte weder, dass er bei Michele FERRARI besucht hätte, noch dementierte er es. Auf die Frage, ob er jemals Drogen genommen hätte, antwortete er, dass er jeden Test bestanden hätte.

Nach diesem Interview sei Lance, wie später von seinen Teamkollegen bestätigt wird, wütend gewesen. Er war überrascht, wie viel David WALSH wusste und hatte vielleicht auch etwas Angst davor.

WALSH bat eine seiner Quellen in Italien zu überprüfen, ob und wann Lance Michele FERRARI besucht hätte. Dabei kam heraus, dass Lance immer vor großen Radsportereignissen nach Ferrara, der Heimatstadt von FERRARI, gereist sei. WALSH veröffentlichte diese Informationen 2001 in der Sunday Times, zuvor wollte er ein Statement dazu von ARMSTRONG. Doch dieser und sein Management entschieden sich, nicht darauf zu antworten. Stattdessen erklärte ARMSTRONG in einem Interview mit einem anderen Journalisten, wenige Tage vor Veröffentlichung von WALSHS Artikel in der Sunday Times, dass er jetzt mit FERRARI zusammenarbeiten würde. Damit hatte ARMSTRONG den Journalisten ausgetrickst: die Aktualität seines Artikels war nicht mehr gegeben.

In einem Statement zu Beginn der Tour de France erklärte ARMSTRONG, dass FERRARI seine physiologischen Werte überwachen und diese seinem Trainer in den USA mitteilen würde. Außerdem bekräftigte er, dass er noch nie mit FERRARI über EPO geredet hätte und es auch noch nie benutzt hätte.

Lance ARMSTRONG war vertraut mit Journalisten und wusste, dass sie zum  ganzen Zirkus dazugehörten. Er mochte ihre Rolle, da sie ihn zu dem weltweiten Idol gemacht hatten, das er inzwischen war. Was er nicht mochte, waren diejenigen, die nicht so positiv über ihn berichteten, die Nachforschungen über ihn anstellten und ihm Doping unterstellten. Zu seinem Glück war der Großteil ihm gewogen und die, die das nicht waren, hatten er und seine Leute ganz genau im Auge.

Seine Manager vermerkten genau, wer bei welcher Pressekonferenz zusammensaß, wer mit wem den Saal verließ. Diejenigen, die viel Kontakt mit „den Unerwünschten“ hatten, spürten nach und nach die Konsequenzen. Der Zugang zum Team und zu Lance wurde eingeschränkt, Interviewtermine waren schwieriger zu bekommen. David WALSH war einer dieser „Unerwünschten“. Es war deutlich zu spüren, dass während Pressekonferenzen niemand neben ihm sitzen wollte, aus Angst vor den Folgen.

Dennoch beantwortete ARMSTRONG WALSHS Fragen während Pressekonferenzen. Eine davon so:

 „Do they say ‚Lance ARMSTRONG tested positive?

No.

Has Lance ARMSTRONG been tested?

 A lot.

Was Lance ARMSTRONG’s team put under investigation and their urine from the 2000 Tour tested?

Yes it was.

Was it clean?

Absolutely.

 Is there now an EPO test?

Absolutely.

Will he pass every test because he does not take EPO?

Yes he will.”

David WALSH nahm Kontakt zu dem ehemaligen Radprofi Greg LEMOND auf. Dieser  hatte die Tour de France bereits dreimal gewinnen können, war daher auch der Meinung, dass Michele FERRARI und andere Ärzte, die den Fahrern Zugang zu Dopingmitteln gewähren, im Sport nichts zu tun hätten. In einem Interview mit David WALSH sagte er: „…if Lance is clean, it’s the greatest comeback in the history of sport. If he isn’t, it would be the greatest fraud.” Außerdem bekräftigte er in diesem Interview seine Einstellung zu FERRARI.

Wenige Tage später bekam LEMOND einen Anruf von Lance ARMSTRONG, der ihn wegen FERRARI zur Rede stellte. Während des Gesprächs unterstellte ARMSTRONG LEMOND, dass dieser EPO genommen hätte, weil jeder das tut. Lance drohte Greg, dass er öffentlich verkünden würde, dass LEMOND gedopt hätte. In den folgenden Tagen bekam LEMOND viel Druck von der Presse und verschiedenen Firmen, unter anderem ist sein Job in Gefahr. Von daher entschloss er sich, sich öffentlich bei Lance zu entschuldigen und zu verkünden, dass er nicht glauben würde, dass ARMSTRONG dopt.

Auf seiner Suche nach der Wahrheit traf David WALSH auf Betsy ANDREU, die Ehefrau des ehemaligen Radprofis, und Teamkollegen von Lance ARMSTRONG, Frankie ANDREU. Die beiden waren anwesend, als ARMSTRONG 1996 nach einer OP gegenüber seinen Ärzten zugab, verschiedene leistungssteigernde Mittel genommen zu haben. Betsy war darüber entsetzt und sie sah nicht ein, warum sie für ARMSTRONG lügen sollte.

Dennoch konnte sie mit ihre Wissen nicht an die Öffentlichkeit, da Frankie in der Radsportszene arbeitete und ARMSTRONG dort großen Einfluss hatte. David WALSH und Betsy wurden Freunde. Sie teilten ihre Meinung von Lance ARMSTRONG und wollten, dass dessen Vergehen aufgedeckt werden.

Genau dazu entschied sich David WALSH 2001. Zusammen mit seinem französischen Kollegen Pierre BALLESTER, ebenfalls Sportjournalist und ebenfalls der Meinung, dass ARMSTRONG lügen würde, wollte er ein Enthüllungsbuch darüber schreiben. Betsy sagte ihre Hilfe zu, dennoch war immer noch das Problem, dass sie aus Angst um das Familieneinkommen nicht öffentlich Stellung beziehen und die Geschichte im Krankenhaus 1996 erzählen konnte. Sie beschlossen, Lisa SHIELS aufzusuchen, die damals Lances Freundin und ebenfalls in dem Krankenzimmer anwesend war. Dennoch gelang es ihnen nicht, sie war untergetaucht. Stattdessen wurde Lance auf die Verbindung zwischen den ANDREUS und David WALSH aufmerksam und stellte sie zur Rede. Frankie jedoch versicherte ihm, dass es keinen nennenswerten Kontakt geben würde.

Für das Buch suchte WALSH nach weiteren Quellen. Über mehrere Kontaktpersonen erfuhr er von Emma O’REILLY. Sie war eine ehemalige Masseuse bei US Postal und 1998 und 1999 persönliche Masseuse von Lance ARMSTRONG. Gerüchten zufolge hatte sie eine Menge zu erzählen. WALSH traf sich mit ihr und sie erzählte ihm ihre Geschichte. Sie hatte viel erlebt bei US Postal.  Vor allem war auch sie eingespannt gewesen.

1998 wurde sie aufgefordert, während einer Reise nach Belgien ein Paket mit nach Frankreich zu nehmen. Es stellte sich für sie heraus, dass in dem Paket Testosteron war. Im selben Jahr sollte sie während der Tour de Holland eine Packung mit benutzten Spritzen entsorgen. Im Mai 1999 war es ihre Aufgabe, verschiedene Pillen über die spanische Grenze nach Frankreich zu bringen. Sie vermutet, dass ihr Auto weniger auffällig wirken sollte als der Tourbus. Während der Tour de France 1999 bat ARMSTRONG sie, Nadeleinstichstellen an seinem Arm zu überschminken, sodass sie nicht mehr sichtbar waren.

Während WALSH noch mit weiteren Quellen Interviews führte, verglich sein Kollege Pierre BALLESTER Werte, unterhielt sich mit Doktoren und versuchte so, ARMSTRONG des Dopings zu überführen. Die beiden beendeten die Arbeit an dem Buch 2003. Da Lisa SHIELS, die Exfreundin von Lance Armstrong nicht auffindbar war, wurden die Interviews mit Betsy ANDREU und einer weiteren Zeugin, Stephanie MCILVAIN, die damals auch im Krankenzimmer war, so abgedruckt, dass die beiden auf Fragen dazu stets aussagen, dass sie das nicht kommentieren werden. Da sie es aber auch nicht dementierten, hofften David WALSH und Betsy ANDREU, dass die genaue Bedeutung davon klar werden würde, ohne dass sie ihren Kopf hinhalten müssten. 

Das Buch, L.A. Confidential, sollte bei einem französischen Verlag veröffentlicht werden. Im Vorhinein gab es einige Schwierigkeiten, die unter anderem dazu führten, dass Walsh  kurzzeitig seinen Job bei der Sunday Times aufgab. ARMSTRONG, der davon Wind bekam, schaltete noch vor der Veröffentlichung des Buchs seine Anwälte ein, die das  verhindern sollten. Dennoch wurde es veröffentlicht.

ARMSTRONG verklagte mehrere Zeitungen, die Auszüge davon abdruckten. Allerdings: kein Fall ging vor Gericht. ARMSTRONG hatte den Plan, später in die Politik zu gehen, da kam es nicht gut an, wenn er jetzt mehrere Prozesse anstreben würde.

Dennoch nahm der Druck auf die Whistleblower zu. Besonders Emma O’REILLY war davon betroffen. Ihre Aussagen ließen einen so detaillierten und auch schockierenden Blick auf die Zustände bei US Postal zu, dass ihre Stimme über die der anderen in dem Buch herausragte. Dadurch veränderte sich ihr Leben.  Sie wurde vor Gericht vorgeladen, ihre Aussagen wurden von ARMSTRONGS Anwälten überprüft.  Dennoch stand sie es durch, fühlte sich aber auch schlecht, ihre Freunde bei US Postal, die nicht in der ersten Reihe standen und für Doping verantwortlich waren, in schwierige Situationen gebracht zu haben.

Aber auch Lance ARMSTRONG reagierte auf die Situation. Als er während einer Pressekonferenz, bei der auch David WALSH anwesend war, zu L.A.Confidental befragt wurde, sagt er daraufhin: „ … I think extraordinary accusations must be followed up with extraordinary proof. And Mr Walsh and Mr Ballester worked for years and they have not come up with extraordinary proof.

David WALSH hatte sich mit der Zeit einen Ruf als Experte zum Thema ARMSTRONG entwickelt. Je mehr Zweifel es an dessen Person gab, je mehr gut behütete Geheimnisse ans Tageslicht kamen, desto schwieriger wurde es für die Presse, über den Helden ARMSTRONG zu schreiben. Es mischten sich immer mehr negative Töne darunter, Gespräche mit David WALSH, der davor beinahe gemieden worden waren, wurden gesucht.

So auch der Schriftsteller Dan COYLE, der ein Buch über Armstrong schreiben wollte. COYLE und WALSH trafen sich und redeten und COYLE verwendete Auszüge aus diesem Gespräch für sein Buch. Dieses wurde, wie verabredet, dann ARMSTRONG zum Lesen gegeben, der sichergehen wollte, dass über ihn angemessen berichtet wird. In dem letzten Kapitel des Buches beschrieb COYLE, wie Lance ARMSTRONG auf die Erwähnung von David WALSH in dem Buch reagierte. Dabei sagte ARMSTRONG, dass er WALSH hassen würde und bezeichnete ihn als „little troll“. „Fucking Walsh“, sagte er „fucking little troll“.

Des Weiteren meinte ARMSTRONG, dass er alles getan hätte, um den Menschen Hoffnung zu geben und jeder ihn kennen würde, David WALSH aber niemand kennt. In zwanzig Jahren werde sich niemand an ihn erinnern. Er aber, Lance ARMSTRONG, wird in der Erinnerung der Menschen sein.

Aber auch andere Menschen erkannten, wie viele interessante und wichtige Informationen David WALSH über Lance ARMSTRONG hat. SCA Promotions war eine Versicherungsgesellschaft, gegründet von Bob HAMMAN, die sich auf Risikoanlagen spezialisiert hatte. Diese Gesellschaft war aufgrund verschiedener Verträge und Abmachungen eigentlich verpflichtet, Lance ARMSTRONG insgesamt 9,5 Millionen US-Dollar zu zahlen, sollte dieser sechsmal die Tour de France gewinnen, was ihm 2004 gelang.

Als sich die Gerüchte häuften, dass ARMSTRONG dopen würde, suchte die Firma nach einem Ausweg. Und fand ihn in der Form von L.A.ConfidentalSie nahmen im September 2004 Kontakt zu David WALSH auf, der sie in dem darauffolgenden Jahr bis zum Prozess beriet, ihnen Kontakte ermöglichte und seine Meinung zu technischen Details gab. Am 19.01.2006 sollte WALSH selber aussagen.  Er wurde nach seiner Rolle in der Aufdeckung der Beziehung zwischen ARMSTRONG und FERRARI befragt und  nach der Krankenhausszene 1996. Trotz seiner Aussage und der von den ANDREUS  und von Stephanie MCILVAIN, endete der Prozess zugunsten von ARMSTRONG, der 7,5 Millionen US-Dollar erhielt.  Dennoch schien nun alles zu einem Ende zu kommen, denn ARMSTRONG beendete seine aktive Karriere.

2006 wurde der neue Gewinner der Tour de France, Floyd LANDIS, kurz nach seinem Sieg positiv auf Testosteron getestet. LANDIS fuhr mehrere Jahre lang zusammen mit ARMSTRONG bei US Postal. Am 20.09.2007 wurde ihm der Titel aberkannt sowie eine zweijährige Sperre verhängt.  Als er nach dieser Sperre zurück in den Profisport wollte, merkte er, dass er dort nicht mehr willkommen war. Sein Ruf hatte unter dem positiven Dopingtest extrem gelitten, keines der großen Teams wollte ihn aufnehmen.  LANDIS wurde fallengelassen, während Lance ARMSTRONG 2009 sein großes Comeback feierte, der Mann, von dem er das Dopen gelernt hatte.

 LANDIS entschloss sich zu handeln und schickte am 30.04.2010 eine Mail an Steve JOHNSON, den Präsidenten von USA Cycling (amerikanischer Radsportverband). In dieser Mail gestand er, selber gedopt zu haben, beschuldigte aber noch andere, Profis wie Verantwortliche. Unter anderem Lance ARMSTRONG. Wenige Tage später schickte er  Briefe an USA Cycling und die UCI (Weltradsportverband), in denen er ausführlich Stellung bezog zu verschiedenen Dopingvergehen und wie diese stattfanden. 

David WALSH, der sich zu diesem Zeitpunkt für eine Story im Himalaya-Gebirge aufhielt, war begeistert.  Es wurden Ermittlungen eingeleitet, und plötzlich ging alles ganz schnell.  Am 16.02.2011 kündigte ARMSTRONG sein endgültiges Karriereende an, es werden immer mehr Stimmen laut, weitere Zeugen meldeten sich. Dennoch stellte die US-Staatsanwaltschaft das Verfahren ein, die USADA allerdings, die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur, ermittelte weiter. 

Am 24.08.2012 verkündete ARMSTRONG in einem Statement, dass er den Kampf gegen die Anschuldigungen aufgeben werde, am 22.10.2012 erkannte das UCI ihm alle Tour de France-Titel ab. Das Telefon von David WALSH stand nicht mehr still. Jede Zeitung, jeder Fernsehsender, jede Radiostation wollte ein Interview mit ihm.

Das Blatt hatte sich gewendet. Lance ARMSTRONG sagte zu, in einem Interview mit Oprah WINFREY die Wahrheit zu sagen.  Diese nahm Kontakt zu den Whistleblowern und David WALSH auf, fragte sie um Rat. Das Interview lief nicht gut für ARMSTRONG, WINFREY entlockte ihm, was sie, was die Welt wissen wollte. Schließlich fragte sie ihn, ob er sich bei David WALSH entschuldigen müsste. „I’d apologise to David“, sagte ARMSTRONG, was WALSH, der das Interview vor dem Fernseher verfolgte, komplett erstaunte und auch schockierte. Dennoch war ihm klar, dass ARMSTRONG sich niemals bei ihm persönlich entschuldigen würde.

Man kann jetzt sagen, David WALSH hätte nur seinen Job gemacht. Als Journalist ist es seine Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden. Dennoch kann man nicht abstreiten, dass er um einiges mehr getan hat als nur seinen Job. Vielleicht ist es nur seiner Sturheit und seinem Kampfgeist geschuldet, dass die Geschichte über Lance ARMSTRONG aufgedeckt werden konnte und die Menschen die Wahrheit wissen. Er hat dafür extrem viel gelitten, wurde von ARMSTRONG und seinem Team beinahe gemobbt, er wurde bedroht und seine Freunde wandten sich von ihm ab.


Er hätte auch sagen können, dass es ihm egal ist und weiter seine Geschichten über den Überflieger ARMSTRONG schreiben können, wie es der Großteil seiner Kollegen getan hat. Aber das hat er nicht. Er hat viel Herzblut und Zeit investiert, um  die Wahrheit herauszufinden.  Ohne ihn wäre ARMSTRONG nicht aufgeflogen. Und dann würde ein ausgewiesener Betrüger noch heute als großes Sportidol gefeiert werden.