Das Transparenzbarometer - eine aktuelle Chronik

Intransparenz wird täglich durch unzählige Recherchen und Berichte in den verschiedensten Medien, Blogs und Websites durchbrochen. Dies ist auch die Aufgabe eines freien Mediensystems: Transparenz für das demokratische Zusammenleben herzustellen, in dem sich jeder informieren, eine Meinung bilden und danach handeln kann. 

In der hiesigen aktuellen chronologischen Liste sollen vor allem strukturelle Transparenz-Entwicklungen dargestellt werden: Vorgänge, die seitens der Politik, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, aber auch durch Medien angestoßen werden, die nachhaltige(re) Folgen für mehr Transparenz haben. Direkt aufrufen oder verlinken lässt sich diese Site unter www.transparenzbarometer.de.

Hier geht es zurück zur Übersicht der gesamten Transparenz-Site von ansTageslicht.de, zu der auch dieses Transparenzbarometer gehört. 

3. Juli

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Nachhaltige Recherchen eines Journalisten zwangen Generalbundesanwalt zum Handeln. Und werden jetzt mit dem "Leuchtturm" geehrt

Über 20 Jahre hat der bayerische Hörfunkjournalist Ulrich CHAUSSY immer wieder recherchiert und Informationen über den Äther gehen lassen (Bayern 2): Dass hinter dem Oktoberfest-Attentat im September 1980 (13 Tote, über 200 teils Schwerverletzte) mehr als nur ein einzelner Täter stehen müsse. Im damaligen Bundeskanzlerwahlkampf hatte der bayerische Miniserpräsident Franz Josef STRAUß die Losung ausgeben lassen, dass dies nur ein linker Spinner gewesen sein könne.

CHAUSSY hatte Unterlagen zugespielt bekommen, die anderes belegten. Und er fand Zeugen, deren Aussagen im krassen Gegensatz zu den amtlichen Verlautbarungen und der Einstellungsbegründung der Ermittlungen standen. Er wurde unterstützt von dem Opferanwalt Werner DIETRICH aus München, der zwei Male mit einem Wiederaufnahmeverfahren gescheitert war.

2012 dann das NSU-Desaster, dass auch ‚Großkopferte‘ dazu brachte, einzugestehen, dass die Justiz in Gestalt von Ermittlungsbehörden, Verfassungsschutzämtern und Staatsanwaltschaften eben doch häufiger auf dem rechten Auge blind sind. 2013 dann der Kinofilm „Der blinde Fleck“ (später auch auf ARD und arte), der die ganze Geschichte aufgearbeitet hat. Die Uraufführung: auf dem Münchner Filmfest 2013. Immer dabei: der bayerische Innenminister. Der konnte angesichts der Faktenlage und der beeindruckenden Wucht der rekonstruierten Vorfälle nicht anders, als die Öffnung aller Ermittlungsakten noch auf dem Festival offiziell zu versprechen.

Jetzt konnte der Opferanwalt mit zusätzlichen 28 Ordnern (bzw. über 10.000 Dokumenten) einen dritten Anlauf in Karlsruhe wagen. Und war erfolgreich. Noch im Dezember 2014 konnte auch der Generalbundesanwalt nicht umhin, als das LKA in Bayern mit neuen Ermittlungen anzuweisen.

Das netzwerk recherche ehrt anlässlich seiner Jahresversammlung in Hamburg die hartnäckigen Recherchen von Ulrich CHAUSSY mit dem begehrten „Leuchtturm“ - Preis
Auf der Website des BR gibt es zu dieser Geschichte eine ausgezeichnete Webdoku:www.oktoberfest-attentat.de. Mehr in Ulrich CHAUSSY's Buch "Oktoberfest. Das Attentat. Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann"