Anton KARL ist das, was man einen - im wahrsten Sinne des Wortes - Mitläufer nennt, der immer dabei ist, wenn es irgendetwas zu verdienen gibt, eine 'kleine Nummer', die aber immer gerne ein großes Rad drehen möchte, und deshalb überall präsent ist, meist ohne jeglichen Skrupel. Früh schon, 1923, war er der SA beigetreten, wechselte dann in die SS, die ihm zukunftsträchtiger erschien. Die SA wurde ihm schon äußerlich zu militaristisch, was ihm für seine Arbeit als Makler unzweckmäßig erschien. So gab er sich auch flexibel, mal in zivil, mal in schwarzer SS-Uniform, je nachdem, was die jeweilige Situation befördern könnte. Dass er - über Hans RATTENHUBER vermittelt - für die Gestapo arbeitete, erwies sich ebenfalls als nützlich. Informationen können manchmal die Geschäfte beflügeln.
Als die EIDENSCHINK-Konsorten Ignatz NACHER im Münchner Hotel "Vier Jahreszeiten" 1934 unter Druck setzten, u.a. mit einem vorbereiteten Schreiben, das auf einen Verkaufsvertrag hinauslaufen sollte und von Rechtsanwalt Dr. Josef MÜLLER aufgesetzt worden war, hatte NACHER die Mittagspause genutzt, um frische Luft zu schnappen. Begleitet wurde er von Anton KARL. Diesesmal in schwarzer SS-Bekleidung.
Als die ganze Arisierungs-Aktion fast zu Ende ist und Ignatz NACHER in seiner Gefängniszelle Hans RATTENHUBER die von ihm vorgelegten 'Papiere' unterzeichnet hat, mit denen er seine letzten Brauereiunternehmungen los wird, kommt NACHER nachmittags wieder frei. Abgeholt und in Empfang genommen wird er von seinem seinem seitens der Dresdner Bank umgedrehten Anwalt Albrecht ASCHOFF, dem EIDENSCHINK-Teilhaber Adolf FISCHER und Anton KARL. Sie fahren in NACHER's Wohnung und halten ihn dort so lange fest, bis der herbeigerufene Geschäftsführer der beiden NACHER'schen Holdings das von RATTENHUBER ebenfalls geforderte 'Lösegeld' herbeigeschafft hat, und zwar von NACHER's Konto bei der Dresdner Bank, über das der Anwalt ASCHOFF aufgrund seiner erpressten Vollmacht verfügen kann: 100.000 RM in bar und in kleinen Scheinen.
Anton KARL bekommt davon "50", RATTENHUBER kassiert "25", den Rest nimmt Adolf FISCHER an sich, der es als Spende an die Partei überweisen will.
Anton KARL wird deshalb der größte Batzen zugestanden, weil er zuvor versucht hatte, die Engelhardt-Brauerei der "Arbeiterbank" (Bank der Deutschen Arbeit") anzudienen, die inzwischen der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) untersteht. Daraus wurde bekanntlich nichts, aber inzwischen haben sich ja neue Interessenten finden lassen, die zudem aus seiner politischen Heimatstadt kommen.
Als Konsul Wilhelm SCHMIDHUBER die von NACHER erworbene Hofbräu AG Bamberg und Erlangen persönlich übernimmt, will er den NACHER-vertrauten Vorstandsvorsitzenden loswerden - SCHMIDHUBER möchte selbst das Sagen haben. Zu Hilfe eilt Anton KARL. Beide hängen dem lästigen Vorstand ein Gerichtsverfahren an: unerlaubte Geldentnahmen von Ignatz NACHER - unter Duldung des bisherigen Vorstandschefs.
Als 'kleine Nummer' im großen nationalsozialistischen Bonzengeschäft landet KARL nach mehreren Jahren im KZ. Er hat dann Josef "Sepp" DIETRICH bestohlen, mit dem er zwar eng befreundet ist, der sich das aber als einer der obersten SS-Männer nicht bieten lässt.
Anton KARL wird das KZ Dachau überleben. Er wird danach in unserer Geschichte in einer anderen Rolle auftauchen und dem dritten Wegbereiter der EIDENSCHINK-Männer, RA Josef MÜLLER, Unanehmlichkeiten bereiten, als der nach 1945 Bayerischer Justizminister geworden ist.
Wir kommen darauf gleich zurück.