Mein erster Anruf galt dem neuen VG-Vorsitzenden und Bürgermeister in Benediktbeuern, Hans Kiefersauer, der beteuerte, alles sei in bester Ordnung.
Wenige Tage später bestätigte mir jedoch die Staatsanwaltschaft in München, dass man Ermittlungen aufgenommen habe. Mir wurde nahegelegt, nichts zu veröffentlichen. Es sei "eine große und komplexe Angelegenheit", hieß es von Seiten der Staatsanwaltschaft, man habe Sorge, dass weitere Beweismittel vernichtet werden, wenn ich jetzt über die Sache berichten würde. Aber vielleicht könnte man in ein, zwei Monaten mehr zu diesem Thema sagen.
Letztlich wurden es acht Monate. Stets bekam ich die gleiche Antwort zu hören. Angesichts dieser Tatsache und weil ich gewappnet sein wollte, was auf mich zukommt, begann ich selbst zu recherchieren, beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Abwasserentsorgung und baute mir ein Netzwerk von Informanten auf. In dieser Zeit erfuhr ich von groben Verstößen auf der Anlage und bei der Verwaltungsarbeit im Rathaus sowie davon, dass übergeordnete Behörden von der Misere in den vergangenen Jahren zwar wussten, aber nicht ausreichend eingeschritten waren.
Im Juni 2016 teilte mir die Staatsanwaltschaft mit, die Ermittlungen seien eingestellt worden, weil die Indizien nicht ausreichen. Rückblickend war das ein entscheidender Tag. Mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass nur unsere Zeitung diese komplexe Sache ans Licht bringen kann. Und dass man nun nicht nur die Arbeit in Verwaltung und Behörden kritisch hinterfragen muss, sondern auch die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft. Was mich angetrieben hat, war der Gedanke an die Bürger in drei Gemeinden, die bislang keine Ahnung davon hatten, was sich hinter den Gebührenbescheiden ihrer Abwasserrechnung alles verbirgt.
In der Folge begann ein systematisches Vorgehen. Ich vergleiche die Recherche gerne mit einem Puzzle, in dem ich alle Teile langsam zusammensetzen musste. Eine große Herausforderung war die Zeit. Wir sind eine kleine Lokalredaktion, recherchieren und schreiben sehr viele Texte selbst. Sich neben dem laufenden Betrieb in ein so komplexes und auch technisch anspruchsvolles Thema einzuarbeiten, war mühsam. Ich bin meinen Kollegen beim Tölzer Kurier sehr dankbar, dass sie mir Freiräume gaben und mich immer ermutigten, die Sache weiterzuverfolgen.
Eine Herausforderung war und ist auch noch immer der Umgang mit den damals verantwortlichen Personen in der Verwaltungsgemeinschaft. Ich kenne die Betroffenen durch meine Arbeit als Redakteurin seit vielen Jahren persönlich und war über die Dinge, die ich nun Zug um Zug aufdeckte, fassungslos. Meine Recherche hat für sie weitreichende Konsequenzen. Und ich weiß, dass auch neu hinzugekommene Verwaltungsmitarbeiter unter der Angelegenheit leiden, je länger sich die endgültige Aufklärung hinzieht. Denn es sind noch immer Fragen offen.