Angela BÖHM (14.02.1956) , Abendzeitung

Portrait

Es geht ihr darum „den Mächtigen auf die Finger zu schauen“, sagt Angela Böhm über ihre Arbeit und warum sie noch heute mit großer Begeisterung Journalistin ist.

1956 in München geboren, machte sie 1977 ihr Abitur am Sophie-Scholl Gymnasium in München. Im Gleichen Jahr begann Angela Böhm ihr Studium in Politik, Öffentliches Recht Kommunikationswissenschaft und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Dieses schloss sie im Februar 1982 mit dem Magister Artium ab.

Schon immer interessierte sie Politik und so wurde Angela Böhm 1980 die erste Praktikantin im Münchner Rathaus, unter dem damaligen CSU-Oberbürgermeister Erich Kiesl. Dort traf sie auf einen Rathausreporter der Abendzeitung, der ihr sofort ein Praktikum anbot, das sie - trotz mangelnden Interesses an Journalismus - kurz darauf begann. Bereits an ihren ersten Tagen wurde ihre neue Arbeit zur Leidenschaft und somit zum Traumberuf. Seitdem arbeitet Angela Böhm für die Abendzeitung, die sie direkt nach dem Studium als Redakteurin anstellte. Bis 1991 als Rathausreporterin und seitdem als Landtagskorrespondentin. 1990 gewann sie zum ersten Mal den 2. Wächterpreis, bei der sie eine Caritas-Affäre um dubiose Grundstücksgeschäfte, in die unter anderem der damalige CSU-Ministerpräsident Max Streibl verwickelt war, aufdeckte. 2007 folgten die bayerische Verfassungsmedaille in Silber und ein Jahr drauf ein weiterer 2. Wächterpreis für die journalistische Arbeit um die Bespitzelung der Landrätin Gabriele Pauli durch die bayerische Staatskanzlei, die wir unter www.ansTageslicht.de/Sexspitzel dokumentiert haben.

2014 für Angela BÖHM dann erneut ein "Wächterpreis der Tagespresse": für ihre Recherchen um die Selbsbedienungspfründe mehrerer Landtagsabgeordneter, insbesondere Volksvertreter der CSU. Diese Geschichte ist aufrufbar unter www.ansTageslicht.de/Familienwirtschaft.


In diesem Zusammenhang haben wir ein Interview mit ihr geführt, das wir ebenfalls hier dokumentieren:

Was hat Sie motiviert, diese Geschichte zu bearbeiten?

Meine Neugier. Ich hatte bereits 1999 in der Abendzeitung berichtet, wie  Abgeordnete ihre Ehefrauen auf Staatskosten beschäftigen. Im Dezember 2000 wurde daraufhin das Abgeordneten-Gesetz geändert und die Beschäftigung von Ehefrauen, Söhnen und Töchtern verboten. Wer sie aber bereits angestellt hatte, durfte das auch weiter. Diese Altfall-Regelung  war mir damals völlig entgangen. Deswegen war ich überrascht, als ich im neuen Buch von Hans Herbert von Arnim las, dass das „theoretisch“ noch immer möglich sei. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen und wollte es wissen.

Gibt es andere wichtige Geschichten, die Sie gemacht haben?

Viele! Zwei, auf die ich besonders stolz bin: 

Der ehemalige Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls, der Schmiergeld kassiert und nicht versteuert hatte, war fünf Jahre auf der Flucht. Ich gab den entscheidenden Hinweis auf seinen Aufenthaltsort mit dem Artikel: „Pfahls meldet sich.“ Kurz danach konnte er in Paris festgenommen werden.

Oder: Was niemand je für möglich gehalten hätte: Eine bayerische Behörde pfändet die Gruft des CSU-Übervaters und ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

Wenn Sie jemand fragt, warum Journalismus wichtig ist, was würden Sie ihm sagen?

Weil sonst all diese Geschichten nicht ans Tageslicht kommen würden und sich auch nichts ändern würde:  Die bayerischen Abgeordneten könnten weiter ihre Familienkasse aufbessern, die NSA ungestört die ganze Welt ausspionieren. Und keiner wüsste, dass Uli Hoeneß Steuern hinterzogen hat.

Wie würden Sie ihm das erklären?

Pressefreiheit  ist ein Grundrecht. Aufgabe der Journalisten ist es, die Öffentlichkeit zu informieren und aufzudecken, was in unserer Gesellschaft falsch läuft.  Deshalb werden Journalisten auch als „Wachhunde“ bezeichnet.

Übrigens: Daran werde ich jeden Tag erinnert. Ein Freund hat mir nach meinem ersten Wächterpreis das Bild „Grrrrrrrr! Dog“ von Roy Lichtenstein geschenkt. Es hängt über meinem Schreibtisch:

Übrigens: Daran werde ich jeden Tag erinnert. Ein Freund hat mir nach meinem ersten Wächterpreis das Bild „Grrrrrrrr! Dog“ von Roy Lichtenstein geschenkt. Es hängt über meinem Schreibtisch (siehe Bild rechts).

Und was Sie noch interessieren könnte: Georg Schmid spricht seit seinem Rücktritt als Fraktionschef  kein Wort mehr mit mir. Georg Winter, der sein Amt als Ausschussvorsitzender aufgeben musste, aber wieder in den Landtag gewählt wurde, praktiziert dagegen business as usual und redet wie immer mit mir.

Kontakt: landespolitik[at]abendzeitung.de

(GK)