Horst CRONAUER , BILD-Zeitung, Redaktion Frankfurt/M.

Ein ordentlicher Sportreporter erfährt die besten Informationen abends an der Bar, beim Saufen mit den Funktionären." Mit entwaffnender Ehrlichkeit beschreibt Horst Cronauer simple Strategien, die nicht nur im Sportbereich des Öfteren aufgegangen sind und manch anderen Journalisten erröten lassen würden.

Schon als kleiner Junge träumte der 1953 in Rot Alben/Pfalz geborene Cronauer von einer Karriere als Reporter.

So wie andere Kinder Lokomotivführer werden wollten, zog es ihn in den Journalismus. Direkt nach der Schule bewarb sich der damals 18jährige für ein Volontariat bei der Pirmasenser Zeitung. Das Auswahlverfahren war hart. Ohne jegliche Vorkenntnisse wurde den Bewerbern aufgetragen, eine Reportage über die Situation der Gebrauchtwagenhändler in Pirmasens zu schreiben. Cronauer ließ sich nicht einschüchtern, recherchierte und schrieb. Schließlich wurde er aus rund vierzig Bewerbern ausgewählt und mit Abstand der jüngste Volontär der Pirmasenser Zeitung. Dem folgte ein Jahr als Jungredakteur, dann wechselte er in die Sportredaktion der BILD-Zeitung.

Dort erfüllten sich, so Cronauer, alle Träume, die ein Sportjournalist haben kann. "Endlich" konnte der damals junge Reporter ausgiebig über seinen Lieblingsverein den 1. FC Kaiserslautern berichten und lernte wichtige nationale und internationale Persönlichkeiten kennen. Mit 22 Jahren fuhr Horst Cronauer sogar zur Olympiade nach Montreal, was, nach seiner Aussage, eine der höchsten Ehren war, die einem Sportreporter zukommen konnten. Vielleicht genau deshalb fühlte sich Cronauer, als hätte er in diesem Gebiet alles erreicht und wollte auf zu neuen Ufern. Den Weg dahin ebneten die exzellenten Kontakte aus seiner Zeit im Sport. So war er der einzige, der Ceausescu junior im Gefängnis besuchen durfte. Er war es auch, der flächendeckend das massive Doping in der DDR öffentlich machte.

1990 wurde Cronauer Chef der zweitgrößten BILD-Redaktion in Deutschland, Frankfurt am Main. Natürlich hat er mehr als jeder andere Journalist mit Vorurteilen zu kämpfen, sagt Horst Cronauer. Die "Power" von BILD öffnet genauso viele Türen wie sie verschließt. "Wir sind schneller als die anderen und bei so enormen Tempo können auch leichter Fehler passieren", sagt er. Unter seiner Führung seien es aber nicht viele, und nie geschehen sie mit böser Absicht. 

Cronauer beschreibt das Verhältnis von BILD zu ihren Lesern als einzigartig in seiner Enge und Akzeptanz. Die meisten Themenvorschläge kommen direkt von den Lesern, die zum Beispiel fragen warum in ihrer Straße so viele Polizeiautos stehen, oder die etwas öffentlich machen wollen. In dem Fall Daschner war die Situation noch viel einfacher: abends beim Bier in der Stammkneipe fragten zwei Polizisten Horst Cronauer, ob er da nicht etwas gehört hätte, sie hätten den Eindruck, da würde etwas nicht stimmen ... (Wenn Sie wissen wollen, was da ‚nicht stimmte', können Sie das unter Die Recherchen tun). 

(Stand 2004)