Die Berichte der Sächsischen Zeitung, 03.12.2014

Die Pegida-Märsche und die Frage: Was kommt auf Dresden zu?

Nur knapp hat die Polizei am Montag Ausschreitungen in Dresden verhindert. Nächste Woche ist bei Demos mit neuen Konfrontationen zu rechnen.


Gegendemonstranten haben sich am Montagabend für einen zweifelhaften Erfolg gefeiert: Die Blockade einer Demonstration von rund 7 500 Teilnehmern des Bündnisses "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) in der Dresdner Innenstadt. Erstmals seit Beginn der wöchentlichen "Abendspaziergänge" von Pegida hatte die Polizei alle Hände voll zu tun, um Ausschreitungen zu verhindern. 1 200 Leute, darunter Antifaschisten aus Dresden und Leipzig, die Grüne Jugend und andere, haben unter dem Motto "Rassismus demaskieren" protestiert.

Am nächsten Montag könnte sich die Konfrontation weiter zuspitzen. Polizisten rechnen damit, dass die Gegendemonstranten versuchen werden, ihren "Erfolg" zu bestätigen. Hinzu kommt: Am Landgericht Dresden muss sich Tim H. aus Berlin verantworten, der wegen Landfriedensbruchs angeklagt ist. Mehrere Dutzend Unterstützer aus Berlin und Jena haben sich angekündigt, um sich mit dem Angeklagten zu solidarisieren. H. soll am 19. Februar 2011 dazu aufgerufen haben, eine Polizeisperre zu durchbrechen. Anfang 2013 wurde er am Amtsgericht Dresden zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Nach dem Berufungsprozess werden die Schaulustigen auch Flagge gegen Pegida zeigen wollen.

Polizeisprecher Thomas Geithner kann zum Demonstrationsgeschehen am kommenden Montag keine Angaben machen. "Uns liegen noch keine Anmeldungen vor", sagte er gestern. Weder habe Pegida eine neue Demo angemeldet, noch Antifaschisten. Auch von dem geplanten Sternmarsch auf Initiative des Sächsischen Flüchtlingsrates sei nichts bekannt. "Es wäre aber schön, wenn alle Beteiligten vom vergangenen Montag mal in sich gingen", so Geithner. Es habe nicht viel gefehlt, und die Demos hätten auch schiefgehen können. "Welche Bilder wären dann wieder von Dresden ausgegangen?", fragt er.

Das erinnert an die schweren Krawalle vom 19. Februar 2011, als Hunderte gewaltbereite Störer gegen einen geplanten Naziaufmarsch demonstrierten. Polizisten wurden dutzendfach von rechtsextremen wie linksextremen Tätern angegriffen.

Am vergangenen Montag demonstrierten Hunderte zunächst in Rufweite gegen Pegida. Schon da ging es teilweise ruppig zu, und es gab Blockadeversuche. Als der Pegida-Marsch startete, setzten sich viele Gegendemonstranten ab und tauchten später am Terrassenufer vor der Augustusbrücke auf. Dort setzten sich erst 30, dann 200 und schließlich bis zu 500 auf die Pegida-Route. Die Polizei kam zu spät, um die Straße freizuhalten. "Eine Räumung wäre dann jedoch unverhältnismäßig gewesen", sagte Geithner. Man habe nicht mit dieser Gewaltbereitschaft gerechnet.

Auch innerhalb der Pegida-Spaziergänger rumorte es dann. Nur widerwillig folgten manche nach einer halben Stunde Frierens dem Aufruf von Mitinitiator Lutz Bachmann umzukehren. Pegida-Ordner mussten verhindern, dass einzelne Teilnehmer ausbrachen, um auf die Gegendemonstranten loszugehen. Nur wenige Dutzend Polizisten hielten dort die gegnerischen Lager auf Abstand. "Der Klügere gibt nach", sagte Bachmann später.

Im Internet kündigte Pegida seine Demo am nächsten Montag bereits an. Treff wie immer um 18.30 Uhr, Ortsangabe folgt.