Die Berichte der Sächsischen Zeitung, 11.03.2015

Keine Rückkehr zu Pegida

Kathrin Oertel und Lutz Bachmann dementieren Gerüchte um eine Wiedervereinigung. 

Für einige Stunden sah es nach Versöhnung aus. Am Montagabend gaben die früheren Pegida-Vereinsvorstände Kathrin Oertel und Rene Jahn bekannt, sie zögen sich aus der von ihnen ins Leben gerufenen Initiative "Direkte Demokratie für Europa" (DDFE) zurück. In einer auf Facebook von Jahn veröffentlichten Erklärung heißt es, Medien und Politik würden Spaltungen von Protestbewegungen wie Pegida systematisch provozieren. "Wir haben uns unbemerkt und ohne Absicht in deren Fahrwasser begeben, haben leider den falschen Menschen vertraut", schrieb Jahn, der in Dresden als Hausmeister arbeitet.

Sein Facebook-Eintrag endet mit einem Appell an "alle Bürgerbewegungen und Patrioten": "Lasst uns zusammen an einer repräsentativen Zusammenkunft aller Bürgerbewegungen planen, auf dass unsere Volksvertreter diesen Tag als Ende ihres jahrelangen Versagens hinnehmen müssen. Schließt Euch zusammen!"

Daraufhin gab es im Internet das Gerücht, die Abtrünnigen würden zu Pegida zurückkehren. So schrieb die zu Verschwörungstheorien und rechter Esoterik neigende Internetzeitung "Kopp online", Personen aus dem Umfeld von Oertel und Jahn rechneten fest damit, dass die beiden "alsbald wieder auf einem Abendspaziergang der Pegida in Dresden mitlaufen werden".

Außer Oertel und Jahn waren im Januar vier weitere Gründungsmitglieder aus dem Pegida-Verein ausgetreten und hatten die DDFE gegründet. Vorausgegangen waren ein Treffen von Oertel mit Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sowie ein Pegida-interner Streit um die Leipziger Legida und rassistische Äußerungen von Lutz Bachmann. Jahn ließ offen, wer die "falschen Menschen" gewesen sind, denen er und Oertel vertraut hätten. Dem MDR sagte der 49-Jährige, die Richtung, in die er und Kathrin Oertel gehen wollten, hätte in der DDFE nicht allen gefallen.

Treffen mit FDP-Chef

Der Dresdner Wirtschaftsberater Bernd-Volker Lincke, der Mitglied der Demokratie-Initiative ist, zeigte sich von der Entscheidung überrascht. "Jetzt müssen wir erst mal gucken, wer noch da ist", sagte er gestern der SZ. Die DDFE sei gerade dabei gewesen, sich als Verein eintragen zu lassen und die Ergebnisse der Bürgerrunde im Februar sowie mehrerer privater Unternehmergespräche auszuwerten. Der Rückzug seiner beiden Mitstreiter sei aus heiterem Himmel gekommen. Allerdings lockte die DDFE auf ihrer bisher einzigen Kundgebung nicht mehr als 500 Menschen an.

Der seit der Abspaltung wieder amtierende Pegida-Vereinschef Lutz Bachmann teilte der SZ auf Anfrage mit, weder Oertel noch Jahn würden zurückkehren. Gestern Nachmittag legte dann auch die 37-jährige Coswigerin nach: "Wir wollen nicht in den Pegida-Verein oder in dessen Orgateam zurück," verbreitete sie über Facebook. In einem teils radikal-hetzerischen Ton ruft Oertel in dem ellenlangen Eintrag dazu auf, "eine Neuordnung des Systems" anzustreben, in dem nicht mehr "einige Wenige über Freud und Leid der Bevölkerung" verfügen könnten. Ihre Erklärung endet mit dem Appell: "Für einen vereinten Widerstand!" Was Jahn und Oertel künftig vorhaben, blieb unklar. Sie waren gestern für die SZ nicht zu sprechen.

Nach SZ-Informationen hat sich die einstige Pressesprecherin von Pegida schon vorigen Freitag mit dem sächsischen FDP-Chef Holger Zastrow getroffen. Über den Inhalt des rund anderthalbstündigen Gesprächs in einem Dresdner Restaurant wurde nichts bekannt. Zastrow war gestern für die SZ ebenfalls nicht zu sprechen.