Die Berichte der Sächsischen Zeitung, 18.11.2014

Widerstand gegen Pegida wächst

Fast 4 000 Menschen haben gestern Abend in der Innenstadt demonstriert. Die Polizei war mit einem Großaufgebot unterwegs.


Erneut hat das Bündnis "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands" (Pegida) seine Teilnehmerzahl gesteigert. Seit vier Wochen mahnen die Demonstranten vor einer Überfremdung der Stadt durch Flüchtlinge, begründen das mit der Angst vor Glaubens- und Stellvertreterkriegen auf deutschem Boden. Wenn man genau hinhört, wird dort jedoch auch schon mal "Ausländer raus" skandiert. Gestern Abend spazierten laut Polizei mehr als 3 000 Teilnehmer durch die Innenstadt, fast doppelt so viele wie am Montag zuvor.

Doch der Widerstand wächst. Drei weitere Demos haben sich nun kritisch mit dem "Abendspaziergang" von Pegida auseinandergesetzt. Kirchen, religiöse Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Vereine zeigten vor der Frauenkirche, dass die Dresdner Zivilgesellschaft zu mehr in der Lage ist, als Ängste vor Überfremdung zu schüren. Pegida sei zwar um einen friedlichen, bürgerschaftlichen Eindruck bemüht, fantasiere aber mit Halbwahrheiten "eine Endzeitstimmung herbei", sagte Marko Schmidt, der Sprecher des Sächsischen Flüchtlingsrats, dem Initiator des Aufrufs. Die für Dresden geplante Aufnahme von 1 000 Flüchtlingen entspräche gerade 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Superintendent Christian Behr sagte vor mehr als 200 Teilnehmern, es sei nun besonders wichtig, Offenheit zu zeigen, für Menschenrechte und für Religionsfreiheit einzutreten. Europa sei nicht in Gefahr.

Etwa 500 Antifaschisten demonstrierten lautstark in der Nähe des Pegida-Aufzugs. Am Dr.-Külz-Ring verhinderte die Polizei ein Aufeinandertreffen der gegnerischen Lager. Später gelang es den Gegendemonstranten den Theaterplatz - eigentlich das Ziel der Pegida-Demo - zu besetzten. Die beendete ihre Kundgebung stattdessen am Postplatz. Am nächsten Montag werden sie alle wohl wieder kommen.

 

(lex)