Die Frau aus der Cafeteria: kleine Vorbemerkung

Im Leben hat man es mit vielen Menschen zu tun, Bekannte, Freunde, Verwandte und andere, die einem besonders nahestehen. Manchmal können dazu auch dienstbare Geister gehören, die man aus irgendeinem Zusammenhang heraus kennt, zu denen man in irgendeiner Weise eine besondere Beziehung hat, die man aber dann doch nicht wirklich kennt. Noch nichteinmal den Namen.

So ist es auch Michael OHNEWALD ergangen, der in gewisser Regelmäßigkeit die Cafeteria des Stuttgarter Pressehauses aufsuchte. Dort war es die "Frau aus der Cafeteria".

OHNEWALD hat über sie geschrieben. Beziehungsweise das aufgeschrieben, was er noch über sie hat herausfinden können. Denn eines Tages war sie nicht mehr da. Nicht krank, nicht im Urlaub. Jemand anderes hatte sie abgelöst.

Die "Frau aus der Cafeteria" war tot.

"Man weiß so wenig voneinander. Das wird einem manchmal erst bewusst, wenn jemand, der eigentlich immer dazugehört hat, plötzlich fehlt", beginnt Michael OHNEWALD seine "Gedanken über "Die Frau aus der Cafeteria".

Er bekam für diese einfühlsame Rückschau 2009 den Katholischen Medienpreis in der Kategorie 'Print' zugesprochen. OHNEWALD besuchte den schwerkranken Witwer, gab ihm zu verstehen, dass auch er die "Frau aus der Cafeteria" vermisse, übergab ihm einen Teil seines Preisgeldes.

Die jüngsten Rationalisierungs- und Kosteneinsparungsprogramme blieben der "Frau aus der Cafeteria" erspart. Im Stuttgarter Pressehaus, in dem die Redaktionen von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie die Geschäftsführung und andere Abteilungen untergebracht sind, wurden längst alle Cafeteriaangestellten entlassen und durch Personal eines Billigdienstleisters ersetzt.