Der ADAC im Jahr 2014: Chronologie eines GAU's

10. Juli 1989

DER SPIEGEL berichtet unter dem Titel Der-Auto-Darf-Alles-Club

Ein Auszug:
"Der Schriftsteller Günter GRASS  und der Grafiker Klaus STAECK beschlossen letzten Monat, aus dem ADAC auszutreten und ihre Entscheidung an die große Glocke zu hängen.

Mit einer Annonce unter dem Titel "ADAC Ade", die von 20 anderen Bundesbürgern unterschrieben war, werfen sie dem "ADAC" - Club vor, er fördere "umweltfeindliches Verhalten", "gemeingefährliche Raserei" und Missbrauch des Wortes Freiheit". Volvo-Fahrer STAECK: "Mir können Menschen nur leid tun, die ihre Freiheit über Stundenkilometer definieren."
Anlass für die Offensive gegen den gelben Riesen war der rabiate Stil, mit dem der ADAC neuerdings den verkehrspolitischen Projekten des rot-grünen Senats von Berlin zusetzt"


danach

Nach GRASS’ und STAECKs Austritt aus dem ADAC folgen ihnen weitere 400 Personen


90er Jahre

Alfons KIFMANN (von 1995 bis 1998 Mitglied der Geschäftsleitung  des ADAC in München) schlägt dem ADAC vor, einen Autopreis zu vergeben. Sein Konzept wird abgelehnt mit der Begründung, es würde dann zu viele Verlierer und nur einen Gewinner geben. Das Präsidium wolle aber mit allen Herstellern Geschäfte machen 


1997

Bereits zu diesem Zeitpunkt ist ein vom 1. Vizepräsidenten  in Auftrag gegebenes Konzept der Öffentlichkeitsarbeit für einen ADAC-Preis nach ebenso kurzer Diskussion zurückgestellt worden, weil darin auf mögliche Interessenkonflikte mit Automobilfirmen durch die Verträge der ADAC-Service GmbH für die Durchführung von Mobilitäts-Dienstleistungen während der Garantiezeit hingewiesen wurde. Der Präsident hatte wiederum in die Diskussion eingeworfen, dass es bei solchen Preisen immer nur einen Gewinner, aber mehrere Verlierer gebe 


2001

Spediteur Peter MEYER übernimmt das Präsidentenamt beim ADAC. Seit 2006 ist er Vorsitzender des ADAC-Nordrhein, zudem ist er Vorsitzender der ADAC-Autoversicherung 


2004

Ein ADAC-Funktionär bittet den Unternehmensberater Wolfgang INHESTER, ein Konzept für einen Automobilpreis zu entwickeln. Der  erstellt ein Konzept und entwickelt den Namen "Gelber Engel" für den Preis. Konzept und Name werden angenommen. RAMSTETTER besteht darauf, dass der Preis unter seiner Fahne segeln muss. 


Herbst 2004

RAMSTETTER sagt vor der ersten Gala über den "Gelben Engel": "Der "Gelbe Engel" ist sicher von Anfang an der wichtigste und größte Autopreis, den es in Deutschland gibt." 


2005

Der ADAC veröffentlicht einen Reifentest, der, wie sich Jahre später herausstellt, gefälscht ist. Die Testergebnisse waren nicht wie sie später dargestellt wurden. Das verrät ein Insider jedoch erst 2014. Es heißt: "Sobald der ADAC entschieden habe, welches Reifenmodell er prüfen will (es werden immer nur ausgewählte Größen getestet), wo er diese Reifen testen möchte und unter welchen Bedingungen, erfahren nach Angaben des Insiders die großen Herstellerfirmen davon; zumindest die, mit denen der ADAC in gutem Einvernehmen stünde."  


2006

Was die Welt noch nicht weiß: Bereits 2006 sind die Teilnehmerzahlen für die Umfrage zum "Lieblingsauto der Deutschen" von RAMSTETTER manipuliert worden: Sie werden so dargestellt, als bewegten sie sich auf einem konstant hohem Niveau (fünfstellig). 

Tatsächlich sind die Abstimmungszahlen für den Gewinner des Autopreises nur vierstellig. Das gilt auch für die Folgejahre. Ein Beispiel aus dem Jahr 2013: Der VW Golf wird mit 4.309 Stimmen zum Sieger gewählt, RAMSTETTER erhöht diese Zahl auf 34.299 Stimmen


Danach

Der ADAC wächst und wächst und gewinnt immer mehr Einfluss. 2006 sind es knapp 16 Millionen zahlende Mitglieder. Im Jahr 2013 werden es knapp 19 Millionen sein – ein Zuwachs von drei Millionen, einer Stadt wie ganz Berlin


2012

Der ADAC hat mehr als eine Milliarde Euro Mitglieder-Einnahmen. Die kommerziellen Töchter des Vereins erwirtschaften 85 Millionen Euro Gewinn – und dies bei einem Umsatz von 1,03 Milliarden Euro. 

Die jetzt veröffentlichten Teilnehmerzahlen der Umfrage zum "Lieblingsauto der Deutschen" sprechen von rund 290.000 Personen. Die ersten fünf Gewinner haben 105.432 Stimmen erhalten – so die ADAC-MOTORWELT.

Unterlagen, die ein Jahr später der SZ vorliegen werden zeigen, dass tatsächlich nur 76.000 gültige Stimmen abgegeben und 70.000 computergenerierte Stimmen annulliert wurden   


Juni 2013

Bei einer Präsidiumssitzung wird über die niedrige Validität des "Gelben Engels" gesprochen. Darüber gibt es ein Protokoll


28.11.2013

Der neue Medien- und Kommunikationschef des ADAC, Michael RAMSTETTER, seit Juni 1989 im Amt, denkt sich wieder eigene Zahlen für die Abstimmung aus. Dieses Mal kürt er den VW Golf mit 34.299 Stimmen zum Sieger. Die tatsächliche Abstimmungszahl ist geringer: 4.309 Stimmen


Dezember 2013

Ein anonymer Informant aus dem ADAC nimmt Kontakt mit dem Investigativ-Team der SZ auf. Es geht um geheime Informationen. Nachdem die SZ der Person Informantenschutz zusichert, stellt dieser Kontakt zu dem eigentlichen Informanten her.

Die Journalisten Bastian OBERMAYER und Uwe RITZER verabreden sich mit dem Informanten zu einem Spaziergang in einer größeren bayrischen Stadt. OBERMAYER reist mitsamt Kind und Kinderwagen an - um alles möglichst unauffällig zu halten. Wer beim ADAC vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gibt, wird sofort gefeuert.

Der Informant berichtet von der Arbeit mit RAMSTETTER, die sich schwierig gestaltet. Intern wird er „Rambo“ genannt. 

Er berichtet folgendes:
- RAMSTETTER soll Themen in das Magazin ADAC-MOTORWELT aufgenommen haben, für die zuvor bei der Stiftung des Gelben Engels (dort ist RAMSTETTER zu dieser Zeit Geschäftsführer) gespendet wurde 

- RAMSTETTER legt beim dem Auto-Preis Wert auf höchste Vertraulichkeit, nur er kennt die Endergebnisse der Teilnehmerzahlen für die Umfrage. Der Verdacht des Informanten: RAMSTETTER verändert die Reihenfolge der gewählten Autos. Sollten diese Informationen sich bestätigten, würde dies das Vertrauen aller ADAC-Mitglieder zutiefst erschüttern 


Danach

Die beiden Journalisten kommen von nun an mit weiteren Informanten in Kontakt, die zwar die Gerüchte kennen, aber nichts Genaueres wissen. Es gelingt den Journalisten dennoch an einige vertrauliche Dokumente zu kommen, sodass sie Tabellen und Auflistungen der Abstimmung zur Wahl des "Gelben Engels" 2013 und 2014 erhalten. Hinzugenommen werden die Ergebnisse der offiziellen Wahl. Die Zahlen für 2014 erhielten die Journalisten aus internen E-Mails. Deutlich wird dort bereits, dass die offiziell genannten und die internen Zahlen unterschiedlich sind. Nach weiterer Recherche stellen die Journalisten letztendlich fest, dass die Zahlen der Teilnehmer für die Umfrage in die Höhe getrieben wurden.

Mehr Details, wie die Recherchen und die Vorbereitungen zur großen Veröffentlichung liefen finden Sie im Kapitel „Making-of ‚ADAC‘“


Eine Woche vor der Auto-Gala

Eine Woche vor der Auto-Gala und nachdem Bastian OBERMAYER und Uwe RITZER den ADAC mit den Rechercheergebnissen konfrontiert haben, ordnet KARL OBERMAIR, Geschäftsführer des ADAC, eine Überprüfung der durch die SZ angesprochenen Manipulationsvorwürfe an.

Geschäftsführer OBERMAIR wird eine Woche später gegenüber der SZ behaupten, dass man die Frage nicht hätte klären können, da RAMSTETTER zeitlich nicht zur Verfügung stand


14.01.2014

Jetzt ist es soweit: Bastian OBERMAYER und Uwe RITZER veröffentlichen ihre Rechercheergebnisse – zwei Tage vor der großen Gala „Der Gelbe Engel“. Titel der ganzseitigen Geschichte auf der Seite 3: „Abgefahren“.

Darin schreiben sie:

Schon die 2012 veröffentlichten Teilnehmerzahlen der Umfrage zum „Lieblingsauto der Deutschen“ scheinen merkwürdig - 2012 sollen es 290.000 Menschen abgestimmt haben.

Unterlagen, die der SZ vorliegen zeigen, dass tatsächlich 76.000 gültige Stimmen abgegeben und 70.000 computergenerierte Stimmen annulliert wurden.

Ein ADAC-Papier von Dezember zeigt ein Stimmenendergebnis für den Gewinner mit 34.299 Stimmen, diese Zahl beläuft sich in Wirklichkeit auf nur 3409 Stimmen.

RAMSTETTER erfand den Preis 2004. Gewählt werden kann auf zwei Arten, per Post oder Internet. Die Internet-Stimmen werden in München und der ADAC Technikstelle in Landsberg am Lech ausgewertet, die Coupon-Stimmen aus der Motorwelt in Landsberg am Lech. Am Ende stehen zwei Tabellen die direkt an RAMSTETTER gehen (laut Informationen der ADAC-Mitarbeiter). Die Zahlen scheinen anschließend umso einiges höher zu sein.

OBERMAIR und MEYER sehen die Zahlen erst in der finalen Version, wie beide behaupten.

2012 sollen die ersten fünf gewählten Autos 105.432 Stimmen erhalten haben (so in der ADAC Motorwelt zu lesen), so viele wurden laut SZ-Informationen nicht mal insgesamt abgegeben.

Das ADAC-Magazin MOTORWELT hat eine Auflage von 13,8 Millionen und ist somit die reichweitenstärkste Zeitschrift Europas.

In der Medienwelt geschieht wider Erwarten sehr wenig an diesem Tag zu der Veröffentlichung des SZ Artikels. Unter anderem berichtet nur der Branchendienst MEEDIA in einem Artikel „wie sich die Süddeutsche mit dem ADAC anlegt".

Vom ADAC selbst kommt an diesem Tag keine Reaktion. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa, gibt der ADAC ein kurzes Statement und sagt, man werde zum gegebenen Zeitpunkt Schritte gegen die SZ einleiten.


16.01.2014

An diesem Abend ist die Preisverleihung des "Gelben Engels". Sie findet in der mit Allerheiligen-Hofkirche in München statt. Geladen sind 400 Gäste, darunter zahlreiche "hohe Tiere" aus der Automobilindustrie, wie z.B. Wolfgang PORSCHE und der damalige VW-Chef Martin WINTERKORN. Es ist die nunmehr zehnte Gala der Verleihung. Moderatorin ist Nina RUGE. Die Manipulationsvorwürfe der beiden SZ-Journalisten werden nur kurz zur Sprache gebracht.

ADAC-Geschäftsführer Karl OBERMAIR dementiert die Berichte der SZ und beschuldigt die Journalisten der falschen Berichterstattung und bezeichnet diese als „Unwahrheiten und Unterstellungen, kompletten Unsinn und einen Skandal für den Journalismus.“

Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, Wolfgang PORSCHE hält an diesem Abend ebenfalls zum Verein: "Schade, dass immer nach etwas Negativem gesucht wird", so der Porsche-Aufsichtsratschef, "für mich sind die Zahlen nicht so relevant."
Audi-Chef Rupert STADLER ist kritischer: "Wenn statt 300.000 nur 3000 abgestimmt haben, ist das schon relevant."

RAMSTETTER hält sich entgegen seinem Naturell auf der Veranstaltung im Hintergrund, äußert sich nur wortkarg zu den Vorfällen: "Ich sage nichts zu dem Thema". Seine angekündigte Laudatio, die er eigentlich jedes Jahr hält, lässt er von einem Mitarbeiter halten.

Nach der Preisverleihung führt der ADAC-Präsident Peter MEYER mit RAMSTETTER und Karl OBERMAIR ein Gespräch, bei dem RAMSTETTER widersprüchliche Aussagen macht. Daraufhin fordert MEYER angeblich "eine umgehende, vollständige Offenlegung der tatsächlichen Zahlen verlangt".


17.01.2010

RAMSTETTER sendet OBERMAIR auf dessen Nachfrage am Tag nach dem Gespräch mit MEYER und OBERMAIR die tatsächlichen Statistiken und Zahlen zur Umfrage per E-Mail und gesteht die Manipulationen somit indirekt ein. Die Mail kommt erst zu diesem späten Zeitpunkt, da RAMSTETTER die Tage zuvor vorgab, mit den Vorbereitungen zur Auto-Gala zu viel zu tun zu haben. RAMSTETTER gesteht dem ADAC gegenüber, auch in den Jahren davor Manipulationen vorgenommen zu haben.

An diesem Tag sagt RAMSTETTER lediglich "ja, ich habe Scheiße gebaut" gegenüber dem Journalisten Uwe Ritzer, der sich nach einer Stellungnahme RAMSTETTERs erkundigte.


18.01.2014

Es kommt zum persönlichen Gespräch zwischen Geschäftsführer OBERMAIR und RAMSTETTER, in dem RAMSTETTER gesteht, die Zahlen geschönt zu haben


19.01.2014

Die Bild am Sonntag titelt, dass sich der ADAC am Freitag von Michael RAMSTETTER getrennt hat.

Zudem habe RAMSTETTER die Manipulationen gestanden. Jedoch legt OBERMAIR drauf Wert, dass zwar die Stimmzahlen gefälscht aber nicht die Reihenfolge der Gewinner verändert wurde


19.01.2014

OBERMAIR tritt daraufhin vor die Presse und berichtet, dass niemand außer RAMSTETTER von der Manipulation gewusst hätte: "Was hier geschehen ist, ist für das gesamte Präsidium und die Geschäftsführung des ADAC unfassbar."

Er versucht sich und das Präsidium des Vereins aus der Schusslinie zu nehmen. RAMSTETTER begibt sich derweil in den Urlaub. Kurz vorher erwischen ihn Fotoreporter der BILD-Zeitung Die Titelseite am Montag: "Gelbe Bengel".

OBERMAIR lässt die SZ am Sonntag wissen, dass die internen Prüfungen doch erst am Dienstag eingeleitet wurden (also nach Erscheinung des SZ-Artikels). Zudem versichert OBERMAIR am Sonntag, dass bis Freitag nach der Verleihung alle im ADAC-Vorstand von einer Unschuld RAMSTETTERS ausgegangen sind.

Weiter beteuert OBERMAIR auf einmal, dass es das bereits genannte Gespräch zwischen ihm, MEYER und RAMSTETTER am Donnerstag nach der Preisverleihung nicht gegeben hat


20.01.2014

CSU-Chef Horst SEEHOFER hat an diesem Tag seine ganz eigene Meinung zum ADAC-Skandal. Bei der Sitzung des CSU-Vorstands sagt er, er sei nicht überrascht von den Manipulationen. Er habe mit dem ADAC "in den letzten Monaten mit Zahlen und Ähnlichem eigene Erfahrungen gemacht". Hintergrund für SEEHOFERs Reaktion ist wohl die Tatsache, dass der ADAC gegen Seehofers Pkw-Maut für Ausländer kämpft. Der Verein hatte bezweifelt, dass damit genug Geld generiert wird. SEEHOFER sagt dazu: "Wir haben immer andere Zahlen gehabt, was das Aufkommen der Maut betrifft. Irgendwas kann da nicht stimmen." ADAC-Präsident Peter MEYER meldet sich per Telefon bei der SZ. Er sagt, dass das Geständnis von RAMSTETTER, für ihn "wie der Fall aus einem heilen Himmel" gewesen sei. Und auch Meyer bleibt dabei und behauptet weiterhin, von all diesen Manipulationen nie etwas gewusst zu haben


20.01.2014

Die FAZ erinnert, dass sie bereits im Jahr 2005 über einen gefälschten Reifentest berichtet hat: Schummelclub ADAC?


23.01.2014

Der STERN titelt: "Peinliche Tricks, seltsame Geschäfte. Arrogante Bosse: Kann man dem ADAC noch trauen?" und berichtet über die Manipulationen


Ende Januar

Die Wirtschaftsprüfungsfirma DELOITTE beginnt im Auftrag des ADAC mit Untersuchungen: Der ADAC will es jetzt genau wissen. Die Prüfer nehmen RAMSTETTER‘s iPhone, iPad, und zwei Laptops in Beschlag. Bei der forensischen Analyse können rund 69.000 gelöschte Datei-Elemente wieder hergestellt und ausgewertet werden.

Die Mails die von Oktober 2013 bis Januar 2014 von RAMSTETTER verfasst wurden, werden sichergestellt.

Ferdinand DUDENHÖFFER, Professor für Automobilwirtschaft an der Uni Essen-Duisburg sagt dazu: "Es müssten alle ADAC-Tests auf den Prüfstand, von der Pannenstatistik bis zu den Tunneltests."


01.02.2014

Alfons KIFMAN, ehemaliger ADAC Medienchef und einer der Geschäftsführer (von 1995 bis 1998 Mitglied der Geschäftsleitung  des  ADAC in München) legt sein Manuskript "Gelbe Gier" der Öffentlichkeit vor. Jahrelang hatte er als Interner die Machenschaften des ADAC dokumentiert. Jetzt macht er seine Aufzeichnungen öffentlich. Der Skandal zieht weitere Kreise


02.02.2014

ADAC-Präsident Peter Meyer zu Gast bei Günther Jauch in der ARD.


Anfang Februar 2014

Peter MEYER, Präsident des ADAC, wird von Vertrauten aus dem Präsidium vor die Wahl gestellt: ehrenvoller Rückzug oder Abwahl.

Bastian OBERMAYER dazu: "In der offiziellen Pressemitteilung des Vereins ist kein Wort des Dankes zu finden, dort heißt es, man nehme den Rücktritt MEYERs ‘zur Kenntnis‘."


10.02.2014

ADAC-Präsident Peter MEYER tritt mit sofortiger Wirkung zurück. August MARKL, einer der Stellvertreter von MEYER, wird kurzfristig den Verein führen.

Ein Zwischenbericht der Untersuchungen von DELOITTE wird veröffentlicht. Daraus ergibt sich, dass RAMSTETTER doch die Rangfolge bei der Wahl 2014 zum "Lieblingsauto der Deutschen" verändert hat. So landete der 5er BMW auf Platz 5, da RAMSTETTER diesen anstatt den VW Tiguan auf diesem Rang sehen wollte


10.02.2014

DELOITTE veröffentlicht den ersten Bericht „Ergebnisse der Untersuchung des Wahlverfahrens zum Titelträger "Lieblingsauto der Deutschen 2014"
Wegen des Vorwurfs der Manipulation von Abstimmungszahlen hatte die ADAC Geschäftsführung beschlossen, DELOITTE mit der Untersuchung zu beauftragen. Im Untersuchungszeitraum vom 28. Januar 2014 bis zum 07. Februar 2014 wurden insgesamt 24 Interviews durchgeführt.

Gegenstand der Untersuchung (nach DELOITTE im Wortlaut):


Am 30. und 31.01.2014 wurden vier IT-Geräte (2x Laptops, 1x IPad und 1x Iphone)mit insgesamt ca. 1 TB Daten durch DELOITTE IT-Forensiker gesichert.

• In unserem IT-Forensic Labor in Frankfurt wurden in Absprache mit den Datenschutzbeauftragen von Deloitte und ADAC e.V. insgesamt 69.000 Dateien wiederhergestellt und zur forensischen Datensichtung aufbereitet.

• Ca. 8,12 GB wurden zum Stand 05.02.2014 in das Deloitte Review Tool (DRT®) eingespielt. Dies entspricht 51.921 Dateien.

• Am 05.02.2014 wurden die im DRT enthaltenen Daten mit Hilfe von 31 Keywords durchsucht. Die Suche mit Hilfe der Keywords identifizierte 18.995 Dateien mit insgesamt 24.029 Suchtreffern.

• Für den Zeitraum von Oktober 2013 bis Januar 2014 wurden alle vom Account des verantwortlichen Mitarbeiters ausgehenden E-Mails auf Relevanz gesichtet.

• In einem sog. First und Second Level Review wurden bis zum 07.02.2014 insgesamt 1.209 Dokumente gesichtet. 126 sind als relevant eingestuft worden. 

Coupon-Wahl:

• Die Ergebnisse der Coupon-Wahl wurden uns in bereits ausgezählter Form zur Verfügung gestellt und in unsere Auswertungen aufgenommen. Die Original-coupons wurden vom ADAC e.V. kurz nach Auszählung vernichtet und lagen im Untersuchungszeitraum nicht mehr vor, so dass die Couponwahl-Auswertung vonuns nicht überprüft werden konnte.

Online-Wahl:

• DELOITTE hat von Datenbankexperten sowohl die vom ADAC e.V. ausgewerteten Daten nachvollzogen als auch eine vollständige, neue Auswertung der Daten auf Grundlage der im Wahlverfahren systemgenerierten Rohdaten vorgenommen.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse offenbart Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen durch den verantwortlichen Mitarbeiter bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen 2014".


12.02.2014

Die SZ veröffentlicht in ihrer Printversion auf der Seite Drei den Artikel "Gott ist Gelb".


17.02.2014

DELOITTE veröffentlicht einen zweiten Untersuchungsbericht:

"Ergebnisse der Untersuchung des Wahlverfahrens zum Titelträger 'Lieblingsauto der Deutschen' der Jahre 2005 bis 2013"

Ergebnis:

In den Jahren 2009 bis 2013 wurde die Rangfolge der Fahrzeuge manipuliert und diese manipulierten Ergebnisse extern kommuniziert (ADAC MOTORWELT/Pressemappe).

Auszug:

"Für die Manipulationen sowohl der absoluten Stimmenzahlen als auch der Rangfolgen der Wahlen der Jahre 2012 und 2013 ist nach unseren Erkenntnissen ein und dieselbe Person verantwortlich. Diese Erkenntnisse basieren auf den Aussagen befragter Personen sowie der ausgewerteten Daten.

In den Jahren 2009 bis 2011 wurde im Wesentlichen der gleiche Modus Operandi zur Manipulation der Daten angewandt."


Mitte Februar

Ein Insider berichtet, dass RAMSTETTER in die passive Phase der Altersteilzeit versetzt wurde und damit nicht offiziell entlassen ist.

Ein weiterer Bericht von DELOITTE liegt vor, darin werden die Wahlen der Jahre 2005 bis 2013 behandelt. Es steht damit fest, dass RAMSTETTER die Stimmzahlen der Umfrage erfunden hat und die Ranglisten ebenfalls manipulierte.

Aus einem weiteren Bericht geht hervor, dass laut eines Informanten RAMSTETTER die Mercedes-Reiselimousine auf den ersten Platz gesetzt haben wollte anstatt eines BMWs. Dies konnte vom Informanten jedoch nicht umgesetzt werden, da das Risiko zu hoch war, dass die Manipulationen entdeckt würde


25.02.2014

Deloitte veröffentlicht den dritten Untersuchungsbericht: 

"Ergebnis der Sonderuntersuchung zur Wahl der weiteren Kategorien 'Gelber Engel' 2005 bis 2014"

Ergebnisse:

Es konnte keine Manipulation der Rangfolge bei den Kategorien "Familienauto", "Stadtauto", "Reiselimousine", "Eco-Auto", "Auto der Zukunft", "Qualität", "Marke" festgestellt werden.

Es konnten keine Hinweise auf den Versuch einer Manipulation der Ergebnisse in der Kategorie "Innovation und Umwelt" (bis 2007 Innovation) festgestellt werden.

Bei der Kategorie "Reiselimousine 2014" könnten  Auffälligkeiten in der Kommunikation im Vorfeld identifiziert werden. Ein Beispiel aus einer E-Mail: "sollten Sie Fragen oder mit einzelnen Ergebnissen Bauchschmerzen haben, teilen Sie uns dies bitte möglichst rasch mit, damit wir noch gegensteuern können".

Die DELOITTE & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft legt ihren Abschlussbericht vor. Sie bestätigt die Manipulation um die Abstimmungsergebnisse zu Wahl "Lieblingsauto der Deutschen" und RAMSTETTERS Anteil.

Interimspräsident MARKL teilt bei einer Pressekonferenz mit, dass Geschäftsführer Karl OBERMAIR den Club verlässt. Ebenso Stefan WEßLING, Mitglied der Geschäftsführung.


Ende Februar

186.000 (das sind nur etwa ein Prozent) der ADAC-Mitglieder verlassen wegen der aktuellen Affäre den Verein. Der Marktwert des ADAC fällt von 600 Millionen auf knapp die Hälfte.


01.03.2014

Die SZ, veröffentlicht den Artikel "Auf der Jagd nach Jugendlichen"

Eine kleine Zusammenfassung:

- Der ADAC hat ca. eine Million Mitglieder, die nicht volljährig sind

- 2013 wurden junge Mitglieder neu geworben

- Der ADAC lockt mit kostenlosen Verträgen, die dann in kostenpflichte übergehen (schädigt dem Verein der als Verbraucherschützer auftritt)

- Der ADAC verteidigt sich mit dem Argument, dass der Vertrag jederzeit gekündigt werden könne

- Auch nicht zahlende Mitglieder wurden als Mitglieder gezählt, sodass der Verein die 20 Millionen-Zahl erreicht

- Der ADAC-Vertrag für 29 Euro gilt für Mitglieder, die älter als 60 Jahre sind und weniger als 6.000 Kilometer gefahren sind. Dieser Vertrag wird nicht beworben

- Wer den ADAC in diesen Skandalzeiten verlassen will, muss nicht unbedingt die reguläre Kündigungsfrist einhalten


01.03.2014

Die SZ veröffentlicht den Artikel "Auf Kosten Dritter"

Eine kleine Zusammenfassung:

- Einige ADAC-Pannenhelfer meldeten sich in der vergangenen Zeit und erklärten, dass ihre Aufgabe mehr war, als Pannenhilfe

- Pannenhelfer dienen als Verkäufer von Batterien, Werber für neue Mitglieder und bekamen bei Erfolg Prämien

- Der SZ liegt ein internes Dokument vor, aus dem hervorgeht, dass der ADAC oft versuchte, die Kosten der Pannenhilfe auf andere Versicherungen abzuwälzen

- Mitglieder die den ADAC riefen und doppelt, oder dreifach versichert waren, mussten Abtretungserklärung für die Kosten unterschreiben, denn der ADAC zahlt nicht für Leistungen die er von den Mitgliedern durch Beiträge bezahlt bekommt

- Versicherungen leiden darunter (Ergo wehrte sich erfolgreich dagegen, Abtretungserklärung zu akzeptieren)

- Abschleppdienste beschweren sich zudem, dass der ADAC bevorzugt von der Polizei gerufen wird


Nach dem Skandal

Nach der ADAC-Affäre bleiben Fragen offen. Anrufe und Schreiben gehen bei der SZ ein: Wurde RAMSTETTER bestochen, oder arbeitete er mit "jemandem" zusammen? Hat er den Betrug wirklich alleine durchgezogen? 

Ein mögliches Motiv RAMSTETTERs für die Manipulationen könnten sein, dass RAMSTETTER alle deutschen Autohersteller bei Laune halten wollte. Die Preisverleihung des "Gelben Engels" sollte glanzvoll und mit vielen Prominenten aus der Automobilbranche stattfinden.

Die DELOITTE Prüfungsgesellschaft geht davon aus, dass RAMSTETTER im Grunde alleine handelte. Dennoch wird vermutet, dass einige Mitarbeiter RAMSTETTERs von den Manipulationen gewusst, oder diese zumindest geahnt hatten. 


April 2014

Das Münchner Registergericht überprüft, ob beim ADAC die wirtschaftliche Tätigkeit "dem ideellen Hauptzweck eindeutig untergeordnet" sei. Wenn dies nicht der Fall ist, wird dem ADAC das Recht entzogen, weiterhin als Verein zu existieren. Das ist jedoch unrealistisch


23.04.2014

Die SZ veröffentlicht den Artikel "Kunden zweiter Klasse":

Assistance-Leistungen (Dienstleistungen die Mitgliedern von Versicherungen und anderen Unternehmen in Notfallsituationen hilft), erbringt der ADAC als Subunternehmer für mehrere Hersteller: Ford, Opel, Nissan, Honda, Kia, Hyundai, Citroen, Peugeot, Mercedes-Benz, Volvo, Jaguar, Chevrolet, Smart, Range Rover. 

In den Verträgen zwischen Hersteller und ADAC sind die Umstände der zu leistenden Pannenhilfen definiert. Festgelegt sind auch die durchschnittlichen Zeiten (Wie lange darf es dauern, bis ein Pannenhelfer vor Ort  ist?) sowie definierte Zielwerte über das Gesamtjahr. Bei Nichteinhaltung kommt es zu Vertragsstrafen.

ADAC-Mitglieder finanzieren den Pannenservice, müssen jedoch warten, weil der ADAC erst einmal Geld verdienen will mit seinen Großkunden. Das bedeutet: Kooperationspartner des ADACs haben Vorrang in Sachen Pannenhilfe und werden in Notfallsituationen schneller versorgt. 

Kunden eines Autoherstellers, die eine Mobilitätsgarantie dazu gebucht haben, wird im Fall einer Panne zuerst geholfen, sodass ein ADAC-Mitglied mit derselben Panne hinten ansteht


Mai 2014

Eine Imagekampagne mit Werbespots im TV und im Hörfunk läuft an. Im Mittelpunkt stehen die klassischen Hilfeleistungen des ADAC: Service, Rat, Hilfe


2014

Der ADAC verspricht eine Runderneuerung, alle 360 Produkte und Leistungen sollen auf die Nutzung für die Mitglieder hin überprüft werden


Herbst 2014

Eckpunkte der Reform stehen fest. Doch die Umsetzung verzögert sich, wie ADAC-Präsident August MARKL erklärt: Frühestens 2016 werde es soweit sein. Zu viele Details gebe es noch zu klären, "etwa, welche Bereiche und Aktivitäten künftig dem Verein und welche der AG zugeordnet sind".

Der ADAC kündigt an, sich vom Rubbellos und anderen Gewinnspielen zu trennen. 

Doch ein Insider erzählt, dass es nicht so einfach ist, da etliche Arbeitsplätze und das hauseigene Reisemagazin daran hängen. Zudem gibt es noch langfristige Verträge mit Partnerfirmen


danach

Das Registergericht in München verschiebt seine schon länger erwartete Entscheidung darüber, ob der Autoclub seinen Status als Verein behält. Der ADAC habe glaubhaft machen können, "dass ein ernsthafter Reformprozess vor sich geht", so eine Gerichtssprecherin. Das Registergericht wolle daher "abwarten, bis dieser abgeschlossen ist, um auf dieser Grundlage zu entscheiden".


2015

Die Prüfung der 360 Produkte und Leistungen für Nutzung für die Mitglieder aus dem Jahr 2014 dauert noch immer an


08.05.2015

Die SZ veröffentlicht einen weiteren Artikel „Allgemeiner Deutscher Aufschub-Club“

Inhalt: Mit der Reform geht es nur schleppend voran. Auch die Prüfung, welche der insgesamt 360 Produkte- und Dienstleistungen  weiterhin angeboten werden sollten, ziehe sich dahin. Und die Staatsanwaltschaft will auch nicht wegen Steuerhinterziehung ermitteln. Frühestens 2016 wolle man fertig sein, so ADAC-Präsident August MARKL


Januar 2016

Im Januar 2016 meldet sich der ADAC erneut in der Öffentlichkeit zu Wort. Und stellt seine Pläne zur Neugestaltung vor. Es ist Unicef-Chef Jürgen HERAEUS, der spricht - als Vorsitzender des vierköpfigen Beirats, der für den Umbau benannt wurde. Insgesamt 22 Male hat das Gremium getagt, in dem :

Auf 3 Säulen soll der ADAC künftig stehen:

  • Verein, der für die Pannenhilfe zuständig ist
  • eine noch zu gründende Stiftung, in der die gemeinnützigen Aktivitäten gebündelt werden sollen wie z.B. die Luftrettung und die Mobilitätsforschung
  • eine Aktiengesellschaft europäischen Rechts, die als Wirtschaftsunternehmen Versicherungsdienstleistungen anbietet und alles andere, was in den kommerziellen Bereich fällt.

Damit alles künftig auch so funktioniert, wird dafür eine ADAC Compliance GmBh gegründet: zur Überwachung.

Jetzt muss das Münchner Amtsgericht entscheiden, ob sich das alles mit dem Vereins- und dem Gemeinnützigkeitsstatus verträgt. Eine Entscheidung wird wohl erst Ende des Jahres 2016 stehen.

So bewertet der Beirat selbst seine Arbeit: "Der ADAC auf gutem Weg" (aktives Bild anklicken!)


3 Jahre später, 2019

Der ADAC kommt immer noch nicht wirklich zur Ruhe - zu groß ist die Macht und der Einfluss mehrerer Regionalfürsten im ADAC bzw. Landesverbände.

Bei der Hauptversammlung im Mai demonstriert man nach außen hin zwar Harmonie. Intern allerdings brodelt es, vieles bleibt ungeklärt und/oder widersprüchlich: "Um im ADAC Kritik zu hören, muss man genau hinhören", schreibt der SZ-Journalist Uwe RITZER in seinem Report.

Noch ist der versprochene und geplante Reformprozess nicht abgeschlossen.