Trierischer Volksfreund, 01.10.2008

von Christiane WOLFF

Kulturstiftung vorerst ohne Kocks

Hans-Hermann Kocks lässt sein Amt als Vorsitzender der Kulturstiftung Trier ruhen. Die Stiftung soll so vor einem möglichen Vertrauensverlust durch das von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Kocks bewahrt werden. Gegen den Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Trier wird seit einigen Wochen wegen des Verdachts auf Subventionsbetrugs ermittelt (der TV berichtete).

Die Entscheidung, sein Amt als Vorsitzender der Kulturstiftung ruhen zu lassen, teilte Hans-Hermann Kocks dem Stiftungsvorstand per Brief mit. Abgeschickt hatte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier das Schreiben am Freitag – dem letzten Tag vor seinem einwöchigen Urlaub. „Aber er hatte in der vergangenen Woche schon mit mir über seine Absicht gesprochen“, bestätigte Triers Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink am Dienstagnachmittag. Wegen seines Urlaubs war Kocks gestern für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen. „Das wichtigste Kapital der Kulturstiftung sei Vertrauen“, zitierte Holkenbrink, stellvertretender Stiftungs-Vorsitzender, daher aus dem Brief. „Und um dieses Vertrauen nicht zu belasten durch die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen seine Person, möchte Hans-Hermann Kocks sein Amt ruhen lassen“, erklärte der Kulturdezernent weiter. Für Kocks' Entscheidung habe er vollstes Verständnis. „Und er genießt mein volles Vertrauen“, betonte Hokenbrink. Während der Zeit, in der Kocks sein Amt ruhen lassen wolle, werde er als Stellvertreter dessen Aufgaben gerne übernehmen. „Aber für mich ist und bleibt Hans-Hermann Kocks der Vorsitzende unserer Stiftung.“

Die Stiftung selbst wollte laut Holkenbrink die Nachricht erst nach der nächsten Vorstandssitzung öffentlich machen. „Wir müssen diese Angelegenheit ja zunächst mal innerhalb der Stiftung besprechen, bevor wir irgendeine Pressemitteilung herausgeben“, begründete Holkenbrink diese Informations-Politik. Die Ermittlungen im Umfeld der Handwerkskammer wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug laufen bereits seit einem knappen Jahr. Auslöser waren Unregelmäßigkeiten bei der Beantragung und Abrechnung öffentlicher Fördergelder für Projekte des Umweltzentrums, einer Abteilung der HWK. Das Ermittlungsverfahren aufgrund eines „Anfangsverdachts“ gegen den HWK-Hauptgeschäftsführer Kocks und dessen Kammer-Stellvertreter, Josef Adams, hat die Staatsanwaltschaft Koblenz vor einigen Wochen eröffnet. Laut Gesetz müssen dafür „tatsächliche und hinreichende Anhaltspunkte für eine Straftat“ gegeben sein.


Kulturstiftung Trier 

Die Kulturstiftung Trier gründete sich 2004 mit einem Stiftungskapital von 50000 Euro. Gründungsjahr und 2005 dienten der Konstitution und der Konzeption der Projekte. 2006 wurde die erste „Kultur-Aktie Trier“, künstlerisch gestaltete Schmuckblätter zu 50 und 100 Euro, vorgestellt, deren Verkaufserlös in das Stiftungsvermögen fließt. Weiter sollen „Kultur-Engel“ aus Wirtschaft und Gesellschaft Kunstschaffende mit Know-how und über Netzwerke fördern. „Kulturstifter“ kann werden, wer mit mindestens 2500 Euro bei der Stiftung einsteigt. Durch ihre Aktionen konnte die Stiftung bis 2007 ihr Kapital auf 100000 Euro verdoppeln, bis Ende 2008 sollen es 200000 Euro sein. Ist das Kapital auf 250000 Euro angewachsen, beginnt die aktive Förderung von Kulturprojekten aus den Kapitalerträgen. Zweck der Stiftung ist „die Förderung und Bewahrung der Kunst und Kultur in Trier“, Vorstandsvorsitzender ist Hans-Hermann Kocks, Stellvertreter Kulturdezernent Holkenbrink, dem Stiftungsrat sitzt Oberbürgermeister Klaus Jensen vor.