Kaufhauskönig Helmut HORTEN war der erste, der es vorgemacht hatte. Der hatte seinen steuerlichen Wohnsitz und seinen Firmensitz gleich dazu über Nacht ins Ausland verlegt: in den schönen Tessin in der Schweiz. Mittels zweier "Arisierungen" ehemals jüdischer Kaufhäuser in Duisburg und Wattenscheid im Nazi-Reich groß geworden und noch größer im Wirtschaftswunderland "Bundesrepublik" bedankte sich der smarte Unternehmer mit steuerlicher Verweigerung. Wollte der Konzernherr Besprechungen mit seinem immer noch in Düsseldorf ansässigen Management durchführen, so bestieg er seinen Privatjet, düste nach Deutschland, sammelte auf dem Düsseldorfer Flughafen seine Manager ein und tagte dann hoch in den Wolken - mit hochmütigem Blick auf das für ihn unerträgliche Hochsteuerland Bundesrepublik. Das war 1971. Es wurde die Geburtsstunde des deutschen Außensteuergesetzes (AStG). So etwas wollte man nicht akzeptieren und wer künftig bei Nacht und Nebel steuerlich das Land verlassen wollte, sollte 5 Jahre lang wie ein Inländer besteuert werden.
Zu dieser Zeit hatte bereits Dr. Erich DIEFENBACHER, Rechtsanwalt und Bankier in der Schweiz, auf die Rolle seines Landes in Sachen Steuerflucht öffentlich aufmerksam und sich damit sehr unbeliebt gemacht. Er hatte, wie DER SPIEGEL 1973 berichtete, "eine der größten Steuer-Gaunereien in der Schweiz enthüllt." DIEFENBACHER, der sich nicht einschüchtern ließ, musste knapp 20 Jahre später dennoch emigrieren - das System Schweiz hatte ihn mittels fiktiver Steuerschulden aus dem Land getrieben. Seine ganze Geschichte: www.ansTageslicht.de/Diefenbacher.
Es ist die Ära, als beispielsweise auch "Kaiser Franz", mit bürgerlichem Namen Franz BECKENBAUER aus München, 1976 die deutsche Steuer betrügen will: mit windigen geschäftlichen Firmenkonstruktionen. Und mit Rückendeckung seitens des politischen Landesvaters von Bayern, Franz Josef STRAUß. Doch BECKENBAUER bekommt es mit einem engagierten und aufrechten Finanzbeamten zu tun, der illegales Handeln - und sei es noch so durch die Politik gedeckt - nicht akzeptieren will: Dr. Wilhelm SCHLÖTTERER schickt ihm die Steuerfahndung ins Haus, BECKENBAUER wird sauer und sein Kumpel Franz Josef STRAUß ebenfalls und von nun an beginnt in Bayern eine langjährige Auseinandersetzung der bayerischen Politik gegen den hochrangigen, aber 'aufmüpfigen' Steuerbeamten. BECKENBAUER nützte das nichts, er muss nachzahlen. SCHLÖTTERER wird nach allen Regeln bayerischer Staatskunst degradiert. Mehr unter www.ansTageslicht.de/Schloetterer.
Weiter nördlich, in St. Augustin in unmittelbarer Nähe zur Bundeshauptstadt Bonn, stolpert der Steuerfahnder Klaus FOERSTER im Zusammenhang mit einer Betriebsprüfung über einen seltsamen Aktenordner eines Unternehmens namens "EU - Europäische Unternehmensberatungsanstalt". Der Ordner findet sich in einer der CDU-gehörigen "Union-Betriebs GmbH", die "EU" indes hat ihren Sitz in Vaduz/Fürstentum Liechtenstein. Was sich nur wenig später herausstellen wird: Die "EU" ist eine Geldwäscheanstalt für verdeckte Parteispenden. Der Fund wird eine der größten Affären auslösen, in die alle großen Parteien (CDU, CSU, SPD und FDP) verstrickt sind: die Flick-Parteispenden-Affäre. Der Skandal wird sich zehn Jahre hinziehen, einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss initiieren, den Versuch einer politischen Amnestie, Verurteilungen mehrerer Politiker wegen Steuerhinterziehung (darunter der Bundeswirtschaftsminister) sowie den Rücktritt des Bundestagspräsidenten Rainer BARZEL (CDU) im Jahr 1984, der sich jahrelang vom Flick-Konzern alimentieren ließ: mit 1,7 Mio DM über die ganzen Jahre. FOERSTER selbst wird nach allen Regeln nordrhein-westfälischer bzw. sozialdemokratischer Regierungskunst kaltgestellt. Die ganze Geschichte unter www.ansTageslicht.de/Foerster.
Wie in Deutschland so erst recht in der Schweiz - egal wer regiert: Die Politik hofiert in ihrem Wachstumsdenkens-Wahn die Wirtschaft und akzeptiert so ziemlich alles, was den Unternehmenslenkern und Privilegierten steuerlich missfällt. So werden Steuerhinterziehung und Steuerflucht von den amtierenden Politikern zwar offiziell verpönt, de fakto aber nicht bekämpft. Im Gegenteil: In Bundesrepublik wird eine sogenannte Verwaltungsansweisung mittels eines politischen Bluffs Mitte der 80er in den Rang eines Gesetzes gehoben und damit auch in Deutschland das Bankgeheimnis kodifiziert: als § 30a der Abgabenordnung (AO), die eine Art 'Grundgesetz' für die staatliche Finanzordnung darstellt. Die dafür als Gegenleistung beschlossene Quellensteuer, die dem Bankgeheimnis entgegenwirken sollte, wird - kaum dass sie installiert ist - 1989 sofort wieder abgeschafft. Mehr unter "Große" Quellensteuer für "kleines" Geld und "kleine" für "große" Vermögen.
Und so fließen Ende des Jahres 1988, den (angeblich) letzten Wochen der Quellensteuerfreiheit, über 100 Milliarden DM bzw. 50 Mrd. Euro von deutschen Bankkonten auf Schweizer, Liechtensteinische und Luxemburgische Auslandskonten jener Banken, die ihre Kunden bereits hierzulande betreuen. Die Banken leisten großzügig Hilfestellung beim Geldtransfer.
Als in diesem Zusammenhang 1996 die Commerzbank in Frankfurt/Main von rund 250 Steuerfahndern aus der ganzen Bundesrepublik durchsucht wird, hat die Frankfurter Steuerfahndung rd. 60.000 Steuerstrafverfahren auf dem Tisch. Die Hälfte davon betreffen Bürger bundesweit, die anderen 30.000 stammen aus Hessen. Als dort wenig später, 1999, die CDU die Macht übernimmt, werden die Frankfurter Steuerfahnder per "Dienstanweisung 2001/18" angehalten, nicht mehr so genau hinzuschauen. 50 Steuerfahnder, die Hälfte der Frankfurter Belegschaft, wollen das nicht akzeptieren. Sie werden einzeln weichgekocht. Widerspenstige werden zwangsversetzt. Die letzten, die sich standhaft wehren, werden zum Psychiater geschickt. Und zwangspsychiatrisiert. Und aus dem Dienst entlassen: www.ansTageslicht.de/Steuerfahnder.
So der Stand um die Jahrtausendwende. Jetzt kommt langsam Bewegung in die Sache. Nicht durch die Politik.
- Es sind zunächst Einzelgänger, meist IT-EXperten, die aus unterschiedlichen Motiven sogenannte Steuer-CD's an die Finanzbehörden weitergeben oder verkaufen.
- Dann werden andere Bankangestellte aktiv, sog. Whistleblower, die in den Hierarchien hoch angesiedelt sind: Der Schweizer Rudolf ELMER, der 2008 zusammen mit WikiLeaks Informationen veröffentlicht. Nur wenig später der US-Amerikaner Bradley BIRKENFELD.
- Ab 2010 sind es v.a. Journalisten, die sich des Problems der ungerechten (Steuer)Lastenverteilung annehmen.
- Der letzte und entscheidende 'kick' findet am 4. April 2013 statt - zwei Monate bevor Edward SNOWDEN von sich reden machen wird: 86 Journalisten aus 46 Ländern veröffentlichen zur gleichen Zeit ihre Recherchen über "Offshore-Leaks". Es wird eine der größten Enthüllungen. Und setzt die internationale Politik unter Druck, die sich jetzt erstmals zum Handeln gezwungen sehen wird.
Im Nachfolgenden die Chronologie, wie die Steuerflucht zum internationalen Thema wird und das Schweizer Bankgeheimnis zu erodieren beginnt: