Grenzwerte beim Mobilfunk

"Grenzwerte sind eine Verständigung auf kollektive 'ormalvergiftung". So hat es der bekannte Soziologe Ulrich BECK in einem Interview mit dem SPIEGEL (Nr. 44 v. 29. Oktober 2021) auf den Punkt gebracht.

AnsTageslicht.de hat diesen Zusammenhang an mehreren Beispielen dokumentiert. Z.B. bei Asbest. Und gleichzeitig beschrieben, wieviele Menschen dafür haben bezahlen müssen: mit einem qualvollen Tod. Dokumentiert unter www.ansTageslicht.de/Asbestkrimi

Hier geht es um die elektromagnetische Strahlung, mit der die Mobilfunktechnologie arbeitet. Der nachfolgende Text gehört zu der Veröffentlichung von Uwe KRÜGER aus dem Jahr 2007: Funkstille über Strahlungsschäden. Und basiert inhaltlich auf der Buchveröffentlichung von GRASBERGER, Thomas/KOTTEDER, Franz (2003): Mobilfunk - Ein Freilandversuch am Menschen. München: Kunstmann-Verlag:


Es ist immer dieselbe Antwort, die Gesundheitsämter und Ministerien auf Briefe von Ärzten geben, die auf Leiden ihrer Patienten im Zusammenhang mit Funkstrahlen aufmerksam machen: »Bei Einhaltung der Grenzwerte der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist der Schutz der Gesundheit sicherge­stellt.« Ein Blick auf diese Grenzwerte lohnt sich.

Deutschland hat einen der höchsten weltweit: 10 Millionen Mikrowatt pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Russland, das schon viel länger zum Strahlen-Thema forscht, lässt nur 20.000 Mikrowatt zu, die Wissenschaftsdirektion STOA des EU-Parlamentes empfiehlt höchstens 100 Mikrowatt. Der deutsche Grenzwert, 1997 verabschiedet, ist von der WHO empfohlen und hat zwei Kontrollinstanzen passiert: das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Strahlenschutzkommission (SSK). Das klingt vertrauenerweckend – bis man in die personellen Details eintaucht.

Denn die WHO hat ihre Empfehlung übernommen von der "International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP)". Dieses Gremium ist kein Teil der WHO, sondern ein Verein, der beim Amtsgericht München eingetragen ist. Er besteht aus 14 Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern, die teilweise auch für die Industrie arbei­ten. Vorsitzender der ICNIRP war von 1996 bis 2000 der Physiker und Biophysiker Jürgen Bernhardt. BERNHARDT arbeitete in den Jahren 1989 bis 1998 im Bundesamt für Strahlenschutz als Abteilungsleiter für »Medizinische Strahlenhygiene und Nichtionisierende Strahlung«, und er saß ebenfalls in der Strahlenschutzkommission, als Vorsitzender des Ausschusses »Nichtionisierende Strahlen« (von 1987 bis 1989 und von 1999 bis 2002). In einer anderen Funktion hat er also die Grenzwerte, die er selbst vorgeschlagen hat, abgesegnet.

Einen interessanten Einblick in BERNHARDT's Denken gibt ein Fernsehinterview vom 29.1.1997 auf 3sat (»Risiko Elektrosmog«). Darin räumte er ein, dass es »Hinweise auf krebsfördernde Wirkungen und Störungen an der Zellmembran« gebe, aber: »Wenn man die Grenzwerte reduziert, dann macht man die Wirtschaft kaputt, dann wird der Standort Deutschland gefährdet.« Da macht er sich die gleichen Sorgen wie Ex-Kanzler Gerhard SCHRÖDER (SPD), der im November 2001 einen Vorstoß seines Umweltministers Jürgen TRITTIN (GRÜNE)  zur Grenzwertsenkung blockierte, »um Unruhe in der Wirtschaft zu vermeiden« (Berliner Zeitung, 10.11.2001).

Übrigens: Bei der WHO zuständig für das Thema Elektromagnetische Felder war bis vor wenigen Monaten der australische Wissenschaftler Michael REPACHOLI. Von 1992 bis 1996 war er Vorsitzender der ICNIRP, seitdem ist er einfaches Mitglied.