Ein Jahr darauf zeigen sich mehrere Bremsenhersteller einsichtig, die alle ihre Produkte mit hohen Asbestanteilen versehen, und teilen sich die Kosten einer Untersuchung, die Dr. Leroy GARDNER am Saranac-Labor im Staate New York durchführen soll. Diesesmal geht es ja nicht so sehr um die eigenen Beschäftigten. Diesesmal geht es um Hunderttausende von Kunden.
GARDNER soll anhand von Experimenten von Tieren, die Asbestdämpfen ausgesetzt werden, einschlägige Ergebnisse sammeln.
GARDNER akzeptiert, LANZA hat alles vermittelt, unter anderem die Konditionen: Die Ergebnisse würden (geistiges) "Eigentum" der Wissenschaftlern sein, aber Veröffentlichungen gäbe es nur nach vorheriger Erlaubnis seitens der Unternehmen. Durchgesetzt hatte dies Vandiver BROWN, stellvertretender Chef und Justitiar des weltgrößten Asbestherstellers Johns-Manville, dem auch die größten Asbestminen in Canada gehören.
Dies alles zieht sich einige Jahre hin, denn das Saranac-Labor ist bestens ausgelastet, es gehört zu den angesehensten medizinischen Forschungsinstitutionen in den USA. Und Dr. LANZA, der auch den immer noch existierenden "Club" managt, sitzt inzwischen auch im Beirat des Saranac-Labors, der alles überwacht und steuert. Und ist obendrein zum Direktor des "Instituts für Industriemedizin" der New Yorker Universität aufgestiegen.
1942 beendet GARDNER seine Experimente und schreibt kurz darauf an Vandiver BROWN von Johns-Manville, dass sich der Krebsverdacht von Asbest bedeutend höher sei, als er erwartet habe. Konkret:
Von 11 Mäusen, die großen Asbestfasern zwischen 15 und 24 Jahren ausgesetzt waren, hatten
- 8 Lungentumore entwickelt
- 3 Mäuse Tumore in anderen Organen.
Ergebnis: "The incidence rate of 81,8% is excessive"
Außerdem teilt GARDNER dem Asbestmann mit, dass inzwischen mindestens 16 Lungenkrebsfälle bei Asbestarbeitern in der Medizinliteratur bekannt geworden seien. Und er würde, selbstverständlich, diese Ergebnisse geheim halten, würde aber gerne weitere Untersuchungen anstellen und dafür Gelder beim "National Cancer Institute (NCI)" aquirieren wollen.
Letzteres gelingt nicht. GARDNER versucht es nochmals mit dem Hinweis "we cannot afford to neglect the matter much longer", erhält aber erneut keine Antwort - dem NCI ist das offenbar zu teuer und man zweifelt dort an der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen.
GARDNER schreibt daraufhin wieder an Vandiver BROWN und erbittet Zugang zu den Röntgenbildern der Johns-Manville-Arbeiter. Dort wird unermüdlich weiter Asbest abgebaut und verwertet.
GARDNER erhält keinen Zugang zu den medizinischen Informationen der Asbestarbeiter. Allerdings die Zusage, dass er seine Mäuse-Studie veröffentlichen darf, aber ohne jeglichen Hinweis auf "Krebs".
Auch dazu kommt es nicht mehr, GARDNER stirbt 1946. Ein Foto dieses Medizinmanns bei der Arbeit kann man bei Getty Images anschauen.