Herrin des Geschehens ist Prof. Dr. med. Andrea TANNAPFEL: Direktorin des Mesotheliomregisters, Direktorin des Instituts für Pathologie, das praktisch identisch ist mit der Stiftung. Beides eingebunden in das System der (Deutschen) Gesetzlichen Unfallversicherung.
Natürlich begreift sich Prof. TANNAPFEL als „völlig unabhängig“, wie sie gegenüber einer panorama-Reporterin vom NDR erklärt. Und sie sieht sich auch nicht als „Mitarbeiterin einer Berufsgenossenschaft oder der DGUV“, wie sie der Asbestose-Selbsthilfegruppe schreiben wird.
Das Besondere am Mesotheliomregister: Es ist – wie das System der DGUV – ein Monopol und wacht konsequent über die Deutungshoheit in allen Asbestfragen. Um das auch materiell zu sichern, sind die pathologischen Abteilungen aller Krankenhäuser gehalten, bei Obduktionen, bei denen es um die Klärung der Frage, ob der Tod der Versicherten ursächlich auf die Folgen einer Berufskrankheit wegen Asbests zurückzuführen ist, Lungengewebe ohne besondere Aufforderung nach Bochum zu schicken. Deswegen lagern dort inzwischen Zigtausende Lungenproben von Asbesttoten.
Da kann kein einziges anderes Institut für Arbeitsmedizin an deutschen oder europäischen Universitäten mithalten (mehr zum System der Gesetzlichen Unfallversicherung unter www.ansTageslicht.de/DGUV). Und alle dort Tätigen sind der Institutsphilosophie bzw. der OTTO-Schule verpflichtet.
Und die steht in krassem Gegensatz zu dem, was beispielsweise Deutschlands 'Asbestpapst*, Prof. Dr. med. Hans-Joachim WOITOWITZ vom Institut für Arbeitsmedizin in Giessen lehrt und was seit Jahrzehnten international wissenschaftlicher Konsens ist: Dass sich die eingeatmeten feinen Fasern des Chrysotil-Asbests, der zu über 90% das Asbestgeschehen ausmacht, nach kurzer Zeit in der Lunge usw. auflösen - nachdem sie ihre gesundheitsschädigenden und meist tödlichen Folgewirkungen in Gang gesetzt haben.
Nur die OTTO-Schule in Deutschland, der damit in den USA verbündete Prof. ROGGLI sowie der Toxikologe David BERNSTEIN und einige andere halten dagegen. Sie haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie sind - direkt oder indirekt - für die Industrie tätig. Dazu findet sich eine kleine Übersicht unter ROGGLI + TANNAPFEL et al gegen den Rest der Welt.
Ihre Praxis und ihre Argumente, leicht verkürzt:
- Wenn sich keine oder nicht genügend Spuren, sprich Asbestkörperchen in der Lunge finden lassen, dann kann ein Gesundheitsschaden auch nicht durch Asbest verursacht sein. So die Theorie bis 2017
- Lassen sich doch noch einige Asbestspuren finden, etwa in Gestalt von Asbestkörperchen, dann kann die karzinogene Wirkung nicht sehr groß sein, weil sich die meisten Fasern bzw. Asbestkörpchern ja aufgelöst haben. So wird das ab 2017 wissenschaftlich propagiert werden.
Die Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in Sachen Asbest und die gegenteilige Interpretation durch die OTTO-Schule bzw. durch das System der Gesetzlichen Unfallversicherung ist rekonstruiert unter Warum es so lange gedauert hat, bis Asbest verboten wurde - die zweiten 50 Jahre. Dort ist auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung zwischen dem "Asbestpabst" der Wissenschaft, Prof. WOITOWITZ und seinen Kollegen, versus dem 'Asbestpapst' der Industrie und deren Berufsgenossenschaften, Prof. OTTO und seinen Nachkommen in Person Prof. TANNAPFEL dokumentiert.
So fällt das gutachterliche Statement von Frau Professorin Dr. med. Andrea TANNAPFEL im Fall von Helmut WAGENBLASST überraschend aus. Man könne zwar eine „schwere komplexe Lungenerkrankung attestieren“. Aber Asbestkörperchen konnte man so gut wie nicht finden. Ergo: „keine Hinweise für eine vergleichsweise vermehrte Asbestbelastung.“