Die vielen Berichte der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) 2005 bis 2007, 25.01.2006

Fleisch - Dynastie aus Westfalen

Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) , 25.01.2006

RHEDA-WIEDENBRÜCK Gerade einmal 35 Jahre ist es her, als der damals 18-jährige Bernd Tönnies in seinem westfälischen Heimatort Rheda einen Großhandel für Fleisch und Wurst eröffnete. Die Zahl von anfangs 20 Beschäftigten wuchs rasch. Der Durchbruch kam, als Tönnies den vielen fleischverarbeitenden Betrieben in Westfalen, die jeder für sich eine eigene Schlachtung und Zerlegung unterhielten, anbot, diese Aufgaben bei sich an einem zentralen Standort erledigen zu lassen.

Firmengründer Bernd Tönnies starb 1994, erst 41-jährig, nach einer Nierentransplantation. Seitdem führt sein jüngerer Bruder Clemens das Fleischimperium, das inzwischen 4000 Beschäftigte in ganz Europa zählt und einen Jahresumsatz von knapp drei Milliarden Euro erzielt.

Im Hauptwerk in Rheda-Wiedenbrück lassen täglich bis zu 20 000 Schweine ihr Leben. Das daraus erzeugte Fleisch wird an Supermärkte und Discounter in ganz Europa geliefert. Das Werk genießt über die Branche hinaus wegen seiner hohen Qualitätsstandards einen guten Ruf. Speziell an den Tierschutz würden hohe Maßstäbe angelegt, sagt Clemens Tönnies. Die Schweine werden vor dem Tod mit Kohlendioxid betäubt. „Hier gibt es nichts, was man technisch besser machen kann, um den Tieren den letzten Gang so schonend wie möglich zu gestalten.“

Von seinem Bruder hat Clemens Tönnies nicht nur die Verantwortung für die Firma, sondern auch den Aufsichtsratsvorsitz bei Fußball-Bundesligist Schalke 04 geerbt. Dort sorgte der 49-Jährige zuletzt durch die öffentliche Demontage von Manager Rudi Assauer für Aufsehen.

In Brandenburg an der Havel hat Tönnies 2002 das Unternehmen Disselhoff Sachsenkrone übernommen. Dort wird während der Grillsaison mariniertes Grillfleisch, vor allem Schweinenacken, verarbeitet. Während der Saison arbeiten mehr als 200, im Winter 30 Leute in dem Werk. us