Die Berichte der Rhein-Zeitung seit der Landtagswahl 2011 bis zum Einlenken der SPD, 14.05.2011
von Ursula SAMARY
Auch die Bürger fühlen sich an den Rand gedrängt
Rot-Grün hat mit seinem Koalitionsvertrag auf Seite 84 keine elitäre Juristen-Clique, wie es im SPD-Jargon so oft mit Blick auf die Koblenzer Justiz heißt, auf die Straße getrieben. Im Gegenteil. Rot-Grün hat es geschafft, dass eine überparteiliche Bürgerbewegung, eine ganze Stadt und eine Region aufsteht. Auch Straf-, Zivil- und Verwaltungsjuristen solidarisieren sich wie nie zuvor. Rot-Grün sollte sich nicht wundern: Auch Taxifahrer und Kioskbesitzer stehen schon an der Seite der Justiz. Für Wut-bürger aus allen gesellschaftlichen Schichten, aus Handel, Handwerk, Orchester oder Finanzwirtschaft ist ihr „Koblenz 21“ das Oberlandesgericht. Denn für sie ist das Projekt, das doppelt so große Oberlandesgericht mit dem kleinen OLG in Zweibrücken zusammenzulegen, ein wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Wahnsinn.
Wenn ein teurer Justiz-Tourismus von Menschen und Akten quer durchs Land diktiert wird, dann steht auch das Recht des Bürgers auf dem Spiel. In einer Demokratie darf es kein Luxus sein, auf kurzen und bezahlbaren Wegen zu seinem Recht zu kommen: als Mutter, die ums Sorgerecht kämpft, als Handwerker, der nicht auf seinen Werklohn verzichten kann. Mit der Justiz fühlen sich auch die Menschen an den Rand gedrängt, nicht nur wegen der explodierenden Prozesskosten bei weiten Anreisen.
Rot-Grün schürt auch deshalb den Zorn der Wutbürger, weil beide Parteien im Wahlkampf wie auf anderen Seiten des Koalitionsvertrags doch Transparenz, Beteiligung und Bürgernähe beschwören. Wenn es aber ums OLG Koblenz (und den quälenden Streit um die Präsidentenstelle) geht, wird über alle Köpfe hinweg entschieden.
Das Signal von Koblenz ist deutlich: Wenn Rot-Grün das OLG-Gesetz durchpeitscht, steht das Volk auf. Mit Zweigstellen lässt sich Koblenz auch nicht abspeisen. Rot-Grün ist nur zur Flucht nach vorn zu raten, um mit Experten eine Reform zu prüfen. Wenn Sparen das Ziel ist und sein muss, hilft politisches Tricksen ja auch am allerwenigsten.
Online am: 14.05.2011
Aktualisiert am: 19.01.2016
Inhalt:
- Politische Einflussnahme auf das OLG Koblenz: ein Überblick
- Chronologie aller Ereignisse beim OLG Koblenz: 2006 bis 2012
- ABC der wichtigsten Akteure und Institutionen
- OLG Koblenz: Wie die Geschichte zur Serie wurde - das Making-of
- Wie sich der zivile Widerstand organisierte
Tags:
Abeitsagentur - Arbeitsamt | Ämterstabilität | Bundesverfassungsgericht | Justiz | Koblenz | Rhein-Zeitung | Rheinland-Pfalz | SPD | staatliche Macht | Zivilgesellschaft

Auszeichnungen:
"Wächterpreis der Tagespresse" 2012
Die Menschen hinter dieser Geschichte:
Berichterstattung in den Medien:
Die Berichte der Rhein-Zeitung zwischen den Landtagswahlen 2006 und 2011
- Krönung einer Richterkarriere (01.04.2006)
- Der Seiteneinsteiger im Kabinett (13.05.2006)
- Wird Batz neuer OLG-Präsident? (09.01.2007)
- Rätsel um Treffen vor der Bartz-Wahl (09.03.2007)
- Will Mertes jetzt Denkverbote erteilen? (04.01.2008)
- Alle Berichte (...)
Die Berichte der Rhein-Zeitung seit der Landtagswahl 2011 bis zum Einlenken der SPD
- Rot-Grün legt sich mit der Justiz direkt massiv an (29.04.2011)
- Richter: Angriff auf die Bürgernähe (30.04.2011)
- Bis Zweibrücken ist es weit (30.04.2011)
- Rot-grüner Murks unter Bambergers langem Schatten (30.04.2011)
- Oberlandesgericht ist für Anwälte "Koblenz 21" (06.05.2011)
- Alle Berichte (...)