Weil wir uns entschlossen haben, die Geschichte von Lisa HASE neu aufzuschreiben und die alte Version aus dem Jahr 2016 auf den neuesten Stand zu bringen, fangen wir Ende November 2022 an, die ersten Presseanfragen zu stellen, konkret die maßgeblichen Akteure mit den vielen Merkwürdigkeiten, Ungereintheiten und Widersprüchen, die uns aufgefallen sind, zu konfrontieren.
Fragen an Gutachter Nummero 3, Prof. Dr. med.dent. Ralph LUTHARDT
Wir beginnen mit dem Gutachter, weil die Richter ihm die Verantwortung für den Verlauf, das Ergebnis und die Kosten der beiden Arzthaftungsprozesse, die ja zusammengehören und auch vom Gericht mehr oder weniger zusammenhängend betrachtet werden, weitgehend übertragen haben. Seit 2012 ist er damit beauftragt, sprich seit 10 Jahren. Ein Gutachten gibt es bisher nicht. Er hat genauso wenig Eile damit wie die Richter.
Was das alles letztlich kosten soll, darüber hat sich Prof. LUTHARDT bisher immer nur ausweichend und widersprüchlich geäußert. Lisa HASE weiß daher nicht, auf was sie sich da insgesamt finanziell einstellen muss.
Wir stellen ihm daher mehrere Fragen. Z.B. was er damit gemeint hat, als er dem Vorsitzenden Richter KÜTTLER geschrieben hatte, daß der ursprüngliche Auftrag und die nachträglichen Zusatzaufgaben "konterkarierend" seien? Und ob er vom Richter eine Antwort erhalten habe? Ob er zumindest uns das erklären könne? Und ob er sich vorstellen könne, "dass eine Begutachtung auf der Basis von ggfs. unwahren Tatsachen zu einem Falschgutachten führen könnte?"
LUTHARDT weicht den Fragen aus - mit dem Hinweis, dass er sich nur dem Gericht gegenüber "verpflichtet" fühle.
Wir antworten, dass die Presse eine "öffentliche Aufgabe" wahrnimmt, insbesondere wenn es um mögliche Missstände geht, und weisen darauf hin, dass wir ja keine Fragen zum Gutachten direkt gestellt haben; denn das ist ja noch gar nicht fertig. Geschweige denn begonnen worden. Wir wollen nur Klarheit in einige "Ungereimtheiten" bekommen, die mit seiner Beauftragung einher gehen.
Daraufhin hören wir nichts mehr von ihm. Ist ihm (erst) jetzt klar geworden, auf was er sich da - möglicherweise - eingelassen hat?
Untätig bleibt er nicht. Während er uns nicht mehr antwortet, schreibt er aber dem neuen Vorsitzenden Richter Marc EGGERT - drei Tage nach unserem letzten Hinweis, ob ihm eigentlich aufgefallen sei, dass die von ihm "erwarteten Antworten zu einzelnen Fragen - wie in den Beweisbeschlüssen formuliert - auf sog. strittigen Tatsachen beruhen, über die noch nicht in jedem Fall Beweis erhoben wurde?"
LUTHARDT will offenbar aussteigen. Er kann - nach Rücksprache mit der Rechtsabteilung seines Klinikums - ein gutes Argument anführen. Er rechnet Richter Marc EGGERT nun vor, dass er allein für eines (in Zahlen: 1) der Gutachten einen "Aufwand von 150 Tagen in Vollzeit" kalkulieren müsse.
Wir rechnen nach: 150 Arbeitstage "in Vollzeit" entsprechen 30 Vierzigtagewochen bzw. 7 1/2 Monate bzw. 1.200 Arbeitsstunden. Multipliziert mit dem heute geltenden Stundensatz ergibt das eine Summe von rund 170.000 Euro. Für ein "Vorgutachten", wie es die Richter bezeichnen.
Jedenfalls, so Gutachter LUTHARDT, sei ein solcher Aufwand mit seinen Dienstpflichten nicht mehr vereinbar. "Folglich ist eine weitere Bearbeitung des Gutachtens aus vorngenannten dienstrechtlichen Gründen nicht möglich."
Dem seit 2022 amtierenden Vorsitzende Richter der 9. Kammer, Marc EGGERT, der zuletzt in der 1. Kammer als stellvertretender Vorsitzender der dortigen Vorsitzenden und gleichzeitigen Gerichtspräsidentin Gabriele IMMEN 'assistierte', scheint das nicht zu gefallen. Er will den Gutachter nicht von seinen Aufträgen entbinden, gibt ihm drei Wochen "Gelegenheit zur Stellungnahme".
LUTHARDT reagiert nicht (mehr). Bis heute nicht.