Die Berichte der Stuttgarter Nachrichten, 20.02.2008

von Jürgen BOCK

Notfall

Die Stuttgarter Notfallrettung geht am Stock. In keiner vergleichbaren deutschen Großstadt brauchen die Rettungsdienste so lange, bis sie am Einsatzort eintreffen. Die Zahlen, die jetzt öffentlich geworden sind, alarmieren Mitarbeiter, Bürger und Parteien gleichermaßen. Und zu Recht: Wenn die Hilfe in der Not selbst zum Notfall wird, müssen rasche Lösungen her. Jedes Zögern kann Menschenleben kosten.

Verständlich, dass die Stadt die Vorwürfe jetzt nochmals prüfen lässt, um belastbares Zahlenmaterial zu bekommen. Nur so bringt man sich gegenüber den Krankenkassen in eine vernünftige Verhandlungsposition. Würden Gespräche im Bereichsausschuss scheitern, weil die Daten nicht wasserdicht sind, wäre der rettungsdienstliche Totalschaden komplett. Dass sich diese Prüfung allerdings von November bis voraussichtlich in den März hinziehen muss, ist nicht nachvollziehbar. Notfallpatienten haben nicht so viel Zeit.

Gut, dass jetzt offenbar die Zeichen der Zeit erkannt worden sind. Es gibt Sondersitzungen und Gespräche. Und dabei geht es nicht nur um das Ziel, in Stuttgart künftig wenigstens die gesetzliche Hilfsfrist einzuhalten. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer hat - wenn auch spät - angekündigt, er wolle mit dem Land über eine grundsätzliche Verkürzung sprechen. Danach könnten in Zukunft im ganzen Land die Retter schneller zur Stelle sein. Und so könnte aus einem Not- doch noch ein Glücksfall werden.

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