Wie die mangelhafte Notfallrettung in die öffentliche Wahrnehmung geriet

Eine Chronologie

Februar 1976

Die Entscheidung der 'hohen Politik', nach mehrjährigem Druck seitens der Björn-Steiger-Stiftung (vgl. "112" - Die Geschichte einer Hotline ), eine bundesweite Notrufnummer einzuführen, die aber flächendeckend noch längst nicht realisiert wurde, ist noch keine 3 Jahre alt. 
Joachim SPOHN, Student der Musik (Klavier), ist an einem kalten Winterabend mit einem Bekannten im Auto auf dem Weg nach Hause. Am Stadtrand von Stuttgart direkt in unmittelbarer Nähe beim Flughafen entdecken sie eine leblose Person, die quer auf der Strasse liegt. Im Strassengraben: ein Motorrad, total demoliert. Vom Umfallgegner, einem Autofahrer keine Spur - Fahrerflucht. 
Der Bekannte übernimmt, so gut es geht, die Erstversorgung des Motorradfahrers. Joachim SPOHN, der weiß, wo sich die nächste Telefonzelle befindet, fährt eilends dorthin, alarmiert unter 110 die Polizei und gibt durch, dass man dringend einen Krankenwagen und einen Arzt benötigt. 
Nach 10 Minuten taucht eine Polizeistreife auf - sie will überprüfen, ob es denn mit dem vorhin telefonisch durchgegebenen 'Notruf' auch seine Richtigkeit habe. Erst jetzt wird ein Krankenhaus alarmiert - Rettungs- und Notrufwachen gibt es zu dieser Zeit noch nicht. Ein Krankenwagen (kein Rettungswagen) trifft nach 25 Minuten ein. Erst jetzt kann die erste Vorstufe zur medizinischen Rettung des verunglückten Motorradfahrers beginnen: mit dem Transport hin zum Arzt bzw. zum Krankenhaus.


danach

Joachim SPOHN schreibt einen Leserbrief an die Stuttgarter Zeitung , äußert sich entsetzt darüber, was geschehen ist, insbesondere dass es so lange gedauert hat, bis Erste Hilfe zumindest in Form eines Krankenwagens kam. 
Der Leserbrief löst Reaktionen aus: es melden sich andere Stuttgarter, die Ähnliches oder Gleiches erfahren hatten, berichten von ihren negativen Erfahrungen. Sie belassen es nicht dabei, sich öffentlich nur zu erregen - sie beginnen zu handeln. 
Unter anderem meldet sich auch der Personalratsvorsitzende der Berufsfeuerwehr, Horst TÜTTELMANN. Auch er beklagt die misslichen Zustände. Andererseits haben er und die Gewerkschaft ÖTV (Vorgängerin der heutigen Gewerkschaft Ver.di) in Stuttgart-Degerloch Gelder für einen modernen Rettungswagen gesammelt. Der wird auch in Dienst gestellt. Die eifrigen Sammler bieten das moderne Fahrzeug dem DRK zur (Mit)Nutzung an. Das DRK will diesen Wagen nicht haben - es hätte eine Dezentralisierung, sprich Aufweichung der eigenen Monopolsituation bedeutet. Der hochmoderne Rettungswagen wird nun ausschließlich in Degerloch eingesetzt. 
Die BI Rettungsdienst stellt daraufhin Strafanzeige "wegen unterlassener Hilfeleistung". Die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren ein


November 1976

Es kommt zur Gründung einer privaten Initiative: der "Bürgerinitiative Rettungsdienst Stuttgart". Joachim SPOHN wird ihr Sprecher


danach

Die BI Rettungsdienst, die ihre Aufgabe darin sieht, auf die vielen Unzulänglichkeiten hinzuweisen und die Öffentlichkeit zu mobilisieren, kann in den ersten Jahren durch ihre kleineren Aktionen erste kleinere Erfolge verbuchen

  •  mal hier und da in der Stuttgarter Umgebung ein neuer Rettungswagen
  •  ein erster Vergleich, der zum Ergebnis kommt, dass eine Stadt wie Frankfurt/Main 10 Rettungswachen  hat, Stuttgart nur 1 einzigen
  •  der Umstand, dass die Stadt Stuttgart ein wenig das Problem begreift und beginnt, den Rettungsservice  (etwas mehr) auszubauen

Trotzdem: Stuttgart hinkt anderen Regionen hinterher - die schwäbische Mentalität zur Sparsamkeit ist ausgeprägter als jene, mit finanziellem Engagement eine bessere Rettungsinfrastruktur nicht nur auszubauen, sondern zu optimieren


1979-1981

Joachim SPOHN ist erst in Wien, später studiert er in Tübingen. Auch von hier aus initiiert er wiederum Aktivitäten in gleicher Sache. Später kehrt er nach Stuttgart zurück, die BI heißt jetzt "BI Rettungsdienst", der Zusatz "Stuttgart ist gestrichen, weil man längst landesweit agiert - soweit das als Ehrenamtlicher möglich ist, wenn man nebenher sein Geld in einem ganz anderen Beruf verdient. Joachim SPOHN arbeitet inzwischen als Musiklehrer an einer Musikschule


1999

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als "Leistungsträger" und die Krankenkassen als "Kostenträger" vereinbaren eine Hilfsfrist nicht länger als 10 Minuten, höchstens von „15 Minuten“ als Ausnahme. Diese Ausnahme wird die nächsten zwei Jahrzehnte zur Regel werden. 
Die „Hilfsfrist“ ist jene Zeit, die zwischen dem Eingang eines Notrufs vergehen darf, bis ein Rettungswagen unmittelbar den Notfallort erreicht hat. Diese Frist soll im landesweiten Durchschnitt in 95% aller Fälle erreicht werden. 
Das DRK ist in Baden-Württemberg eine mächtige Institution und hält alle Fäden im Griff. Rund ein Viertel aller CDU-Landtagsabegordneten haben irgendeine Funktion innerhalb der DRK. Die Landräte beispielsweise, die eigentlich eine politische Aufsichtsfunktion erfüllen (sollen), fungieren in vielen Fällen als Verbandspräsidenten. Die (vielen) Bürgermeister füllen ein weiteres Amt als DRK-Kreisverbandsvorsitzende aus. Und der Landesverbandsvorsitzende ist (natürlich) ein ehemaliger Staatssekretär. So kann man das, was man möchte, nicht nur aufgrund der eigenen Monopolstellung durchsetzen, sondern alles auch politisch absichern


2003

Die beiden Bürgermeister Klaus LANG, Stadtkämmerer und in dieser Funktion fürs Geld zuständig, und Klaus MURAWSKI von den GRÜNEN, wollen sparen. Dass der Rettungsdienst (so viel) Geld benötigt, vermag ihnen nicht einzuleuchten. 
Joachim SPOHN sieht ob dieser Pläne, dass vieles wieder rückgängig gemacht würde, was er zusammen mit seinen BI-Mitgliedern mühevoll durchgesetzt hatte. SPOHN ist zwar Musiker von Beruf, aufgrund seiner Aktivitäten aber längst Fachmann, was Rettungsdienstfragen anbelangt. Weil er auch die Diskussionen in den einschlägigen Fachzeitschriften kennt, weiß er, dass das Rettungswesen anderswo besser funktioniert. Er entschließt sich, eine Studie anzufertigen: das Rettungsdienstwesen im Vergleich mehrerer Großstädte. 
Dort fährt er - im Nebenberuf sozusagen - hin, stellt Fragen, sammelt Antworten und Zahlen


11.03.2004

Die BI hält eine Pressekonferenz ab. Sie stellt SPOHN's "Studie zur medizinischen Notfallversorgung in Stuttgart" und die Zahlen vor:

Kern von SPOHN's umfangreichen Recherchen ist ein synoptischer Vergleich der wichtigsten Kriterien wie

  1. Anzahl der Rettungswachen, die rund um die Uhr im Einsatz sind
  2. Anzahl der Rettungswagen, die täglich 24 Stunden zur Verfügung stehen
  3. die Anzahl der Notärzte
  4. und vor allem, wie lange in Minuten gerechnet die "Hilfsfrist" vorgegeben ist, innerhalb derer ein Rettungswagen an Ort und Stelle sein muss (bzw. ist).

Das Ergebnis fällt für den Großraum Stuttgart ernüchternd aus: die Schwabenmetropole repräsentiert im bundesdeutschen Großstadtvergleich über alle Leistungsmerkmale gesehen das Schlusslicht - Sparsamkeit hat ihren 'Preis'. 
Die Pressekonferenz ist noch nicht zu Ende, da platzt eine erschütternde Nachricht in die Diskussion: in Madrid haben Terroristen Bomben in mehreren Vorortzügen hochgehen lassen, es gibt Tote und Schwerverletzte


2004

Die Ergebnisse der Studie, aber auch die tragischen Ereignisse in Madrid, bringen mehrere engagierte Menschen zusammen, die bei der Feuerwehr oder anderen Hilfsdiensten arbeiten, als Notärzte oder als sonstige Fachleute ihren Dienst am Menschen tun. Sie gründen einen informellen Runden Tisch, der sich regelmäßig zum Informationsaustausch und zum Zwecke konkreter Absprachen auf jener Ebene trifft, auf der die eigentliche Arbeit gemacht wird. Auf den diversen Ebenen weiter oben geschieht wenig. 
Das Forum Notfallrettung Stuttgart wird aus der Taufe gehoben, erreichbar unter www.notfallrettung-stuttgart.de 
Da es hierzulande schwierig ist, als normaler Angestellter Probleme und Unzulänglichkeiten im eigenen Betrieb oder gar Missstände den eigenen Chefs weiter oben wirksam zu Gehör zu bringen, ohne Sanktionsmaßnahmen wie Anschnauzer oder gar Kündigung zu riskieren, werden in dem "Forum" auch Externe, also Nicht-Fachleute mit eingebunden. Letztere sollen die Aufgabe übernehmen, für jene, die mit den vielen Unzulänglichkeiten und Missständen zurecht kommen müssen, höheren Orts zu intervenieren bzw. auf bestimmte Probleme aufmerksam zu machen - egal ob in den verschiedenen Systemen des Rettungsdienstes oder gegenüber staatlichen Behörden und Institutionen gegenüber. Zum wichtigsten Kopf der Externen wird Eberhard SCHIF - ihn kann weder das DRK noch eine andere Institution unter Druck setzen - SCHIF arbeitet bei den Stuttgarter Verkehrsbetrieben. 
Das "Forum Notfallrettung Stuttgart" und die "BI Rettungsdienst" finden schnell zueinander und vernetzen sich - man will jetzt gemeinsam für eine bessere Infrastruktur kämpfen


16.02.2006

Genau 30 Jahre nach dem Unfall des Motorradfahrers bringt die anstehende Fussball-WM bzw. mehrere angesetzte Spiele auch im Gottlieb-Daimler-Stadion wieder ein wenig neuen Schwung in die beharrlichen Bemühungen der freiwilligen und ehrenamtlichen Rettungsdienst-Engagierten - in Stuttgart will man sich nicht blamieren. Dass eine (angebliche) Großstadt keine integrierte Leitstelle hat, in der alle Notrufe zentral auflaufen, um die vorhandenen Einsatzwagen besser koordinieren zu können, will man der Weltöffentlichkeit nicht unbedingt als schwäbischen Metropolenstandard 'verkaufen'. 
Parallel dazu veranstaltet das Forum eine Pressekonferenz und weist auf die (immer noch) schlechten Ergebnisse der BI-Rettungsdienst-Studie hin. Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten nehmen die Kritik in ihrer Berichterstattung auf


März 2006

Die integrierte Leitstelle wird auf dem Gelände der Hauptfeuerwache in Bad Cannstatt in Betrieb genommen: die Notrufnummer 112 läuft ab sofort nur hier auf. 15 Mio € hat das dreistöckige Gebäude plus Technik gekostet. 
Allerdings: die DRK-Verbandsfunktionäre torpedieren diese Neuerung nach allen Kräften. Nicht nur in der Öffentlichkeit und innerhalb seiner eigenen Monopolstrukturen, sondern auch in den so genannten Bereichsausschüssen, in dem die Rettungsdienste, die Politik und die alles finanzierenden Krankenkassen sitzen. Stimm- und entscheidungsberechtigt sind dort allerdings nur das DRK und die Krankenkassen – die Politik ist dort nur Gast, weil sie es selbst in ihrem baden-württembegrischen Rettungsdienstgesetz genau so festgelegt hat. Im übrigen sind die Politikvertreter in vielen Fällen gleichzeitig Vertreter des DRK


vor und nach der WM 2006

bei der z.B. auch das Spiel Deutschland gegen Portugal ausgetragen wird, führen Vertreter des Forum und der BI Gespräche mit den im Landtag vertretenen Parteien. Alle sagen ihre Unterstützung zu:

  1. beim politischen Einsatz zur Überarbeitung des Rettungsdienstgesetzes
  2. bei der Einführung der Euro-Notrufnummer "112"

April 2007

BI und Forum bündeln ihre Kräfte - jetzt geht es um die flächendeckende Umstzung des Euro-Notrufs "112" in ganz Baden-Württemberg


Juni 2007

Ein Gespräch mit dem baden-württembergischen Ministerium für Arbeit und Soziales, in dessen Zuständigkeit auch das Rettungsdienstgesetz fällt, zeitigt nach den jahrelangen Vorarbeiten erste Früchte: Die Ministerin Dr. Monika STOLZ weist die DRK-Landesverbände als Träger der Rettungsleitlinien in einem Schreiben v. 20. Juni an, ab sofort nur noch die "112" als Notrufnummer zu nutzen - die bisherige Nummer "19222" soll fortan nur noch für den regulären Krankentransport gelten. Erstmals begreift das Ministerium, dass eine die bisherige Notfallnummer "19222" gegenüber der "112" "eine Reihe von gewichtigen Nachteilen hat, insbesondere

  1. "keine Erreichbarkeit über Mobiltelefon ohne eine Ortswahl
    • keine Erreichbarkeit über Mobiltelefon ohne eine SIM-Karte mit Guthaben
    • keine oder nur erschwert mögliche Ermittlung des Aufenthaltsortes des Anrufenden
  2. § 108 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) sieht als europaeinheitliche Notrufnummer die 112 vor."

Dass sich die Politik zum Handeln veranlasst sieht, hängt auch mit einer Auszeichnung für Joachim SPOHN zusammen. Im Rahmen des "Notfallgipfels" der European Emergency Number Association /EENA) wurde er wenige Tage vorher (7. Juni) mit dem "112-Award" für die "best citizen initiative" ausgezeichnet


Juli 2007

Die Landesregierung antwortet auf eine kleine parlamentarische Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag und gibt bekannt: Sie habe die DRK-Landesverbände angewiesen, unverzüglich nur noch die „112“ als Notrufnummer zu propagieren. 
Die DRK-Verbände halten sich nicht daran. Man hat ihnen die öffentliche Aufgabe „Rettungsdienst“ in eigener Regie überantwortet und deswegen könne man auch als privater Träüger selbst entscheiden, wie man dieser Aufgabe gerecht würde


Sommer 2007

Das Forum schreibt die Kassenärztlichen Vereinigungen an und bittet um Unterstützung bei der Bekanntmachung der „112“ als einheitliche Notfallnummer für

  1. Rettungsdienst
  2. Notarzt
  3. und Feuerwehr

Auch die Landesärztekammer wird um Unterstützung gebeten – die Präsidentin sagt ebenfalls Unterstützung zu.


Herbst 2007

Auf mehreren Ebenen baut sich politischer Druck auf :

  1. Die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament fordern am 6. September in einer gemeinsamen Erklärung die Mitgliedstaaten und die EU-Kommission auf, mehr für die Umsetzung der Euro - Notrufnummer „112“ zu tun. Dies sei ja auch schon längst in einer EU-Richtlinie 22/2002/EWG festgelegt.
  2. im Stuttgarter Rathaus bzw. Gemeinderat stellen Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen am 25. Oktober einen so genannten Haushaltsantrag (Nr. 597/2007), in dem die grünen Gemeinderäte Ursula MARX und Mutherem ARAS mehrere Fragen stellen:
    • Wie ist die Rettungsmittelvorhaltung in Stuttgart konkret bemessen?
    • Welche Hilfsfristen gelten in Stuttgart und werden diese Hilfsfristen eingehalten?
    • Welche Möglichkeiten hat die Stadt, um die Rettungszeiten (therapiefreie Intervalle für Notfallpatienten), aber auch die Wartezeiten der Krankentransporte (Entlassungs- bzw. - Verlegungszeiten, Konsile in anderen Krankenhäusern) nachhaltig zu verkürzen?
    • Und: Was würden diese kosten?
  3. Auf baden-württembergischer Landesebene übergeben das Forum Notfallrettung und die BI Rettungsdienst am 7. November gemeinsam eine Petition an den Landtag von Baden-Württemberg . Ziel: die Änderung des Rettungsdienstgesetzes bzw. entsprechende Verbesserungen
  4. die Stuttgarter Nachrichten berichten in ihrer Ausgabe vom 9. November über die Erste Hilfe zwischen Humanität und Sparzwang
  5. im Stuttgarter Rathaus legt am 7. November der so genannte Ordnungbürgermeister, der in der Stuttgarter Stadtverwaltung dem „Referat Recht/Sicherheit und Ordnung (RSO)“ vorsteht, Dr. Martin SCHAIRER, die Antworten auf den Antrag der Bündnis90/Die Grünen vom 25. Oktober vor: in einer nicht-öffentlichen Sitzung: 

    Nach seinen Berechnungen werde die – 1999 festgelegte – „Hilfsfrist“ eingehalten. Allerdings: 
    “ Bei einem bundesweiten Vergleich ist festzustellen, dass die Stadtstaaten sowie die Länder Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen bessere Hilfsfristen haben als Baden-Württemberg“
  6. am 29. November veranstalten das Forum und die BI zusammen mit dem Europazentrum in Stuttgart und einem Vertreter der European Emergency Number Association (EENA) einePressekonferenz zur Umsetzung der europaeinheitlichen Notfallnummer „112“

16.01.2008

Die Stuttgarter Nachrichten greifen das beharrliche Engagement von BI und Forum auf, beschreiben, worin das Problem der DRK-eigenen Notrufnummer liegen kann: die "112" funktioniert immer und überall, auch ohne Vorwahlnummer z.B. bei einem Handy. Wer hingegen die "19222" wähle und beim Handy die Ortsvorwahl nicht dazu mit eingibt, erreicht niemanden. Das würde in der Aufregung eines Notfalls oft vergessen. Die Folgen können tragisch enden: 


08.02.2008

Wie im November letzten Jahres organisieren die BI, das Forum sowie Vertreter der EENA (European Emergency Number Association) und des Europahauses nochmals eine Pressekonferenz: zur Vorbereitung des "Euronotruftages" am "11.2.". Man will vor allem in der Bevölkerung bekannt machen, dass die die "112" in bereits 37 EU-Ländern gilt. 
Diesesmal ist auch der Redakteuer Jürgen BOCK von den Stuttgarter Nachrichten dabei - ein Routinetermin für den Lokalredakteur. 
"Doch plötzlich ändern sich die Vorzeichen" , wird sich der Lokalredakteur später erinnern. "Wie so oft, kommt der spannende Teil nach dem offiziellen Gespräch. Im Stehen plaudert man noch kurz mit den Gastgebern, und dabei stellt sich heraus, dass die Bürgerinitiative Rettungsdienst und die Bürgerinitiative Forum Notfallrettung Stuttgart sich nicht nur mit der 112 befassen. Sie wollen den Rettungsdienst insgesamt verbessern. In einem Nebensatz fallen die zentralen Worte, die den Stein ins Rollen bringen: „Es sollen neuerdings ja sogar Zahlen vorliegen, die beweisen, dass Stuttgart schlechter als alle anderen vergleichbaren deutschen Städte ausgestattet ist“, sagt Tjark Neinhardt vom Forum Notfallrettung. Da soll es sogar ein offizielles Schriftstück aus dem Rathaus geben, heiße es. 
Bei mir schrillen alle Alarmglocken ..." . Wie die Geschichte dann auf dem Schreibtisch von Jürgen BOCK und beim Telefonieren etc weitergeht, lesen Sie hier in seinem Bericht So liefen die Recherchen
"Stuttgart bei Notfallrettung bundesweit Schlusslicht" lautet tags drauf die Überschrift seines ersten Berichts. Bis Ende des Jahres werden es rund 20 sein, die das Problem in die Köpfe der Verantwortlichen und der Politiker bringen werden


15.02.2008

So lautet diesesmal der Titel eines neuen Berichts. Jürgen BOCK weist weiter darauf hin, dass dieser "Missstand" vom so genannten Ordnungsbürgermeister Dr. Michael SCHAIRER bereits vor drei Monaten, im November anlässlich eines Antrags seitens der Fraktion Bündis90/DIE GRÜNEN festgestellt worden sei. 
Inzwischen melden sich immer mehr Betroffene auch bei den Stuttgarter Nachrichten zu Wort. Die öffentliche Diskussion kommt jetzt so richtig in Gang, nachdem eine der beiden großen Stuttgarter Tageszeitungen das Thema für sich entdeckt hat. Die Schwesterzeitung, die Stuttgarter Zeitungüberlässt dieses Thema vor allem den Stuttgarter Nachrichten


20.02.2008

Jetzt scheint der Damm gebrochen: Der Ordnungsbürgermeister, der sich unter Druck geraten sieht, kündigt eine Initiative zwecks Verbesserungen an. Dazu will er aber erst ein neues Gutachten in Auftrag geben, das genaue Zahlen eruieren soll


27.02.2008

Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt ein allgbekanntes Sprichwort. Mit der Wahrnehmung relevanter Probleme ist es oft nicht anders. Die Stuttgarter Nachrichten titeln erneut: 


"Als die Zahlen durch mehrere Berichte in unserer Zeitung öffentlich wurden, löste das heftige Diskussionen aus. Das Deutsche Rote Kreuz ruderte zurück, die Integrierte Leitstelle sprach von Softwareproblemen, und SCHAIRER kündigte an, die Einssatzstatistik nochmals überprüfen zu lassen"  , schreibt Lokalredakteur BOCK. Ergebnis: nur in 90% der Notfälle wurde die 15-minütige "Hilfsfrist" eingehalten. Vorgesehen sind aber 95%. Und in anderen Bundesländern und großen Städten beträgt die kritische Frist nur ganze 8 Minuten. 
Jetzt will SCHAIRER nicht nur mehr Rettungswagen, sondern auch einen zusätzlichen Notarzt.


02.03.2008

Nachdem das Thema nun in aller Munde ist, nutzt die BI die Gunst der Stunde: Die engagierten Bürger im Nebenberuf schreiben einen weiteren Brief an die Gemeinderatsfraktionen: Situation der medizinischen Notfallrettung in der Landeshauptstadt Stuttgart
Tenor: vor 4 Jahren habe man mit einer Studie nachgewiesen, wie schlecht und wie verbesserungsbedürftig die Situation in Stuttgart aussehe. Dies sei bekannt und jene die immer dagegen arbeiteten, vieles sogar "zielstrebig verhindern" oder sogar "torpedieren" würden (z.B. die Integration von Feuerwehr und Rettungsleitstelle), sei vor allem das DRK. "Eine derartige Abhängigkeit der öffentlichen Sicherheit von einigen wenigen, vereinszentrierten Personen ist inakzeptabel!"


13.03.2008

Der Bereichsausschuss kommt zu einer "Krisensitzung" zusammen. Unter dem öffentlichen Druck sieht man sich gezwungen zu handeln: Stuttgart bekommt zusätzlichen Notarzt titeln die Stuttgarter Nachrichten tags drauf


Frühjahr 2008

Drei Wochen später sind die "Kostenträger", die Krankenkassen nun auch bereit, neben einem zusätzlichen Notarzt auch einen weiteren Rettungswagen zu finanzieren. Man einigt sich aber darauf, dass ein Gutachten in Auftrag gegeben werden soll, das die gesamte Situation analysieren und bewerten soll. 
Eine Übersicht, welche Zeitungen danach wann welche Aspekte zu diesem Thema aufgreifen, finden Sie auf der Homepage des Forum Rettungsdienst, erreichbar unter www.notfallrettung-stuttgart.de, die einen Pressepiegel dazu führen und weitere Informationen aktuell bereitstellen. 
Dort erfahren Sie auch, wie das Ganze weitergeht


07.04.2009

Das Sozialministerium von Baden-Württemberg gibt eine Pressemeldung heraus: 
„Wir stärken die notärztliche Versorgung im Land. Schließlich vertrauen die Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg zu Recht darauf, dass ihnen im Falle eines medizinischen Notfalles zeitnah geholfen wird“, erklärte Gesundheitsministerin Dr. Monika Stolz am Dienstag (7.4.) in Stuttgart. Mit der Novellierung des Rettungsdienstgesetzes werde den zuständigen Bereichsausschüssen „das Mittel an die Hand gegeben, Krankenhäuser zu verpflichten, einen Notarzt bereitzustellen.“ Die Krankenhäuser erhalten von den Krankenkassen eine volle Kostenerstattung, wenn sie einen Arzt als Notarzt zur Verfügung stellen, sowie eine Erstattung der Weiterbildungskosten. 
Die Stuttgarter Nachrichten ergänzen tags drauf diese Information: 
"Was wie eine Verbesserung daherkommt, ist genau betrachtet allerdings nur das Schließen einer Gesetzeslücke. Laut Rettungsdienstgesetz sind Krankenhausträger zwar dazu verpflichtet, Notärzte bereitzustellen, es gibt aber immer wieder Fälle, in denen sie sich aus Kosten- oder Aufwandsgründen weigern. Zwingen konnte sie bisher niemand dazu, weil es eine Lücke im Rettungsdienstgesetz gab. Die wird nun geschlossen, weil der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim sie beanstandet hat. " 
Und weiter: 
"Bürgerinitiativen, die seit Jahren für eine Verbesserung des Rettungsdienstgesetzes kämpfen, geht die Novellierung allerdings nicht weit genug. "Der Entwurf schadet nicht, aber er ist nicht die Lösung des Kernproblems", sagt Tjark Neinhardt vom Forum Notfallrettung Stuttgart. Man müsse anderswo ansetzen. "Wir fordern nach wie vor einen ärztlichen Leiter Rettungsdienst, der bei Kommune oder Landkreis beschäftigt ist und unabhängig fachliche Einschätzungen vornehmen kann." Zudem müsse der Rettungsdienst in eine öffentlich-rechtliche Trägerschaft überführt werden. Auch die Verkürzung der gesetzlichen Hilfsfrist, in der die Helfer am Einsatzort sein müssen, bleibt ein Thema."


15.Mai 2009

Besserung in der Stuttgarter Notfallrettung: Laut Ordnungsbürgermeister Martin SCHAIRER bei einer heutigen Podiumsdiskussion des Forums Notfallrettung im Stuttgarter Rathaus wird in diesem Monat nach jahrelangen Problemen die gesetzliche Hilfsfrist sowohl von den Notärzten als auch vom Rettungsdienst eingehalten.

Vor einigen Monaten wurden zusätzliche 1,5 Rettungswagen und ein Notarzt in Dienst genommen. Dies führte dazu, dass Rettungswagen bereits seit Januar die gesetzliche Hilfsfrist von max. 15 Minuten in mehr als 95 Prozent der Fälle eingehalten haben. Seit diesen Monat gelang dieser Erfolg nun auch den Notärzten: 95,77 Prozent erstmals im Mai übersprungen.

Doch diese Zahlen beziehen sich auf die maximale Hilfsfrist von 15 Minuten, was eigentlich nur in Ausnahmefällen gelten sollte. "In keiner anderen Großstadt beträgt die Hilfsfrist mehr als zehn Minuten", so Joachim SPOHN von der BIR. SCHAIRER versichert, dass er und die Stadträte sich beim Land für eine Lösung einsetzten wollen. Denn aus medizinischer Sicht sei die Sachen klar. Es gehe nun nur noch um die Kosten für die Krankenkassen.

Von Experten wird konkret gefordert, dass das Landes-Rettungsdienstgesetz vom Sozialministerium geändert wird. Doch die entsprechenden Zuständigen vom Sozialministerium haben die Einladung zur Diskussion abgelehnt, mit der Begründung: man habe keinen kompetenten Ansprechpartner zur Verfügung


01.Juli 2009

Ab heute gilt das neue Bundegesetz, dass die EU-einheitliche Notrufnummer 112 vorschreibt. In BaWü ist die Umsetzung noch problematisch und vor allem das DRK hält an der 19222-Servicenummer und wirbt damit unter anderem auf deren Fahrzeugen und außerdem gibt es in sieben Landkreisen Baden Württembergs bisher noch keine integrierten. Das Sozialministerium fordert das Rote Kreuz auf, insbesondere auf seinen Fahrzeugen die Notrufnummer auszutauschen und die 112 groß herauszustellen.

Der Leiter der BIR, Joachim SPOHN zusammen mit anderen Organisationen wie das Forum Notfallrettung Stuttgart, drohen jetzt mit Schwarzen Listen in denen drin steht, wer sich weigert auf den Euronotruf umzustellen, so Spohn gegenüberStuttgarter Nachrichten. Der DRK-Landesgeschäftsführer Hans HEINZ  findet die geplante Aktion als maßlos überzogen. Die Einsetzung des 112-Notrufs sei erst möglich, wenn die Integration der Leistellen vollzogen wurde, und das wird voraussichtlich in vier bis fünf Jahre der Fall sein


15.August 2009

Das Sozialministerium BaWü verbietet ab heute alle anderen rettungsdienstlichen Notrufnummern wie die 19222 des DRK. In ganz Baden Württemberg gilt ab heute die EU-einheitliche Nummer 112. Sie kann sowohl für ärztliche als auch für feuerwehrtechnische Notfälle gewählt werden. Der große Vorteil:

  • die Nummer gilt für die ganze Europäische Union
  • sie ist kostenlos
  • und funktioniert ohne Vorwahl.

Jedoch kann sich das DRK in manchen Kreisen noch nicht so leicht von der eigenen Nummer 19222 trennen. So steht z.B.  auf der Internetseite des Kreisverbands Pforzheim: "In einem medizinischen Notfall wählen Sie bitte 0 7231 / 19222 oder 112."


November 2009

Das Rettungsdienstgesetz wird novelliert und von der Landesregierung verabschiedet. Nun werden Kliniken dazu verpflichtet werden, Notärzte bereitzustellen. Zwar sind jetzt schon dazu verpflichtet, jedoch ist es ihnen, aufgrund der Gesetzeslücke, bisher immer wieder gelungen, sich zu weigern und es nicht zu tun. "Diese Lücke wird jetzt geschlossen",  heißt es in einem Artikel der Stuttgarter Nachrichten.

Die Grünen im Stuttgarter Landtag fordern aber mehr: eine komplette Neuorganisation der Notfallrettung. Mit der Novellierung des Gesetzes sei das Land "zu kurz gesprungen", so die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen. Sie fordern den Rettungsdienst in die öffentlich-rechtliche Hand zu übertragen und durch einen Ärztlichen Leiter Rettungsdienst streng kontrollieren zu lassen. Das Rettungswesen ist übrigens in allen EU-Ländern und in allen anderen Bundesländer in staatlicher Trägerschaft. Nur in BaWü nicht.

Klare Vorgaben des Gesetzgebers fordert auch Joachim PFEFFERKORN vom Forum Notfallrettung Stuttgart, da es bei 37 Rettungsbereichen (Leitstellen) mit jeweils eigenen Geschäftsführern zu vielen Interessenkonflikten kommt, so PFEFFERKORN. Auch SPOHN fordert die Reduzierung auf etwa zehn Leistellen


Februar 2010

Gegen das DRK in Stuttgart wird bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet. Vorgeworfen wird den DRK-Verantwortlichen - dem Vorstand, der vor Juli 2006 im Amt war, der Kreisgeschäftsführer und die Führungskräfte des Stuttgarter Rettungsdienstes -  Informationen über die Manipulation der Hilfsfristen gewusst und verschwiegen zu haben. Der "Verdacht auf Körperverletzung "unter Inkaufnahme des Todes" bei einer unbekannten Anzahl an Notfallpatienten" bestünde dadurch. Ob es ein Verfahren eröffnet wird, ist noch unklar. Die Pressestaatsanwältin KRAUTH: "Die Anzeige wird geprüft."


11 Februar 2010

"Alter Notruf noch immer im Umlauf " schreiben heute die Stuttgarter Nachrichten. Heute ist es mal wieder der Tag der Europäischen Notrufnummer 112, doch „Leider können wir nicht mit dem zufrieden sein, was die Bürger darüber wissen", so Nils BUNJES vom Stuttgarter Europa-Zentrum gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. Lediglich 16 Prozent der Deutschen wissen über diese Nummer Bescheid und um die Notrufnummer bekante zu machen wurden bereits mehrere Aktionen gestartet. U.a. wurden an Schulen Broschüren verteilt und Landtags- und Europaabgeordnete wurden angeschrieben. Von der Sozialministerin Monika STOLZ wurde explizit die Anweisung gegeben, dass die Rettungsorganisationen ihre Fahrzeuge mit der neuen Notrufnummer zu beschriften. 

Das Problem: Auf vielen dieser Fahrzeuge prangt auch heute noch die alte Nummer 1 92 22 als medizinische Notrufnummer. „Allein in Stuttgart sind 17 DRK-Fahrzeuge mit falscher Beschriftung unterwegs“, weiß Joachim SPOHN. Die Vermutung, dass das DRK damit ihren bisher großen Einfluss stärken und einen staatlichen Zugriff auf Daten verhindern will, lässt angesichts dieser Tatsache nicht nach. Im Sozialministerium wisse man nichts darüber. Man sei anhand der Rückmeldungen aller zuständigen Landesverbänden und Rettungsdienstorganisationen davon ausgegangen, "dass der Verpflichtung ... zwischenzeitlich landesweit Rechnung getragen ist“.

Das DRK verteidigt die Entscheidung, die alte Nummer behalten zu haben mit den hohen Umlackierungskosten. Die betroffenen Fahrzeuge seien geleast und werden in einem Jahr zurückgegeben. Die Kosten  von jeweils EUR 400-500 pro Fahrzeug sehe man nicht ein auszugeben, so DRK-Kreisgeschäftsführer FRISCHLING  


Februar 2011

Bilanz der letzten Monate: In Stuttgart wird die gesetzliche Hilfsfrist von max. 15 Minuten seit 2009 regelmäßig eingehalten. ABER: "Wer einen Herzinfarkt erleidet, sollte das unbedingt in der Großstadt tun und keinesfalls auf dem Land.", so Journalist BOCK von den Stuttgarter Nachrichten. Denn während in Stuttgart und in anderen Städten Baden-Württembergs  die Rettungsdienstsituation sich langsam normalisiert, bleibt es aufm Land weiterhin kritisch. Oft wird sogar die großzügige Vorgabe von 80 Prozent verfehlt. Um das zu ändern, müssten die Krankenkassen mehr Geld für weitere Notärzte zur Verfügung stellen. Das erfordert aber harte Verhandlungen. Immerhin sind Rathauschefs mit Landräten im Gespräch


18.Februar 2011

Der Malteser Hilfsdienst hat heute seine neue Rettungswache am Diakonieklinikum vorgestellt. Damit soll ab jetzt der dicht besiedelte Westen versorgt werden. Diese Maßnahme ist ein weiterer Schritt für die Neustrukturierung der Stuttgarter Notfallrettung, die seit 2009 konstant positive Zahlen zur gesetzlichen Hilfsfrist meldet. Weitere bisherige Maßnahmen in dieser Richtung:

  • ein Gutachten hat die gesamte Struktur der Notfallrettung durchleuchtet
  • zusätzliche Fahrzeuge wurden eingesetzt
  • seit Juli 2010 wurde das rollierende System der Notärzte durch vier feste Standorte ersetzt.
  • in der integrierten Leistelle wurde sechs Notfallplätze für Extremlagen eingerichtet
  •  neue Leute wurden ausgebildet und das Schulungssystem wurde gebessert 

Anfang Juni 2011

Nach einer schweren Operation muss eine Patientin aus Stuttgart nach Freiburg zur Weiterbehandlung verlegt werden. Einen Tag zuvor wird der notwendige Krankentransportwagen bei der zuständigen Leitstelle angefordert. Um 9.30 Uhr soll die Patientin abgeholt werden. Als um 13.30 Uhr die Patientin sich immer noch im Stuttgarter Krankenhaus befindet, folgen zig Telefonate. Um 17.00 schließlich kommt der Krankenwagen und erst zwei Stunden später trifft die Patientin im kritischen Zustand endlich am Zielort ein.

Solche Fälle passieren nicht zu selten in BaWü. Nicht immer so extrem, dennoch müssen Patienten häufig von zwei bis drei Stunden auf einen Krankenwagen warten. 

Auch der Gemeinderat hat das erkannt. CDU, Grüne und SPD fordern von Vertreter der Stuttgarter Leitstelle mehr Klarheit durch eine Stellungnahme.

55 Euro bekommt das DRK nach eigenen Angaben für Fahrten bis zu einem einfachen Weg von 50 km. Das mussten sie sich vor dem Verwaltungsgerichtshof erstreiten. Andere private Unternehmen, die am Krankentransport beteiligt sind, bekommen noch niedrigere Sätze.

Weitere Fahrzeuge vorzuhalten, sei aufgrund von solch niedrigen Sätzen schwierig, so der DEK-Rettungsdienstleiter Wilfried KLENK, denn die Unternehmen müssten genau kalkulieren.

Das Problem hat Auswirkungen nicht nur auf die Patienten, sondern auch auf das Personal, sowohl das in Wagen als auch in das Kliniken. Für die Lösung dieses Problems müssen die Kostenträger mit einbezogen werden 


Februar 2012

Inzwischen wird bekannt, dass die finanziellen Schwierigkeiten des DRK-Landkreises viel ernster sind als bisher angenommen. Der Kreditrahmen musste schon zweimal erhöht werden wegen Außenstände von über EUR 1,8 Mio.

Die Hauptursache für die finanziellen Probleme beim DRK-Kreisverband sei der Rettungsdienst. Geklagt hat das DRK vor kurzem, ,die Krankenkassen würden für die Rettungseinsätzen zu wenig bezahlen


15.Februar 2012

DRK-Kreisverband trennt sich von seinem Geschäftsführer Ralf POHL mit sofortiger Wirkung. Nach Aussagen von Utz REMLINGER, der seit 2011 das Amt des Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes innehat und gleichzeitig Vize-Landrat ist, sei POHL schon seit längerem krank und es sei ungewiss wann er wieder hätte arbeiten können. Ein neuer Vorstand und eine neue Mannschaft seien jetzt wichtig in der schwierigen finanziellen Situation, so REMLINGER.

Wichtige Entscheidungen seien zu treffen: wie das DRK seine hohen Betriebskosten reduzieren und wie neue Geschäftsfelder entwickelt und erschlossen werden können. REMLINGER sieht Entlassungen nicht als absolut notwendig, aber "Wir wollen auch einen Sparbeitrag  von den Beschäftigten", so REMMLINGER. Außerdem müsse man dafür sorgen, dass im Ludwigsburger Rettungsdienst effizienter gearbeitet wird.

Es sei bereits eine Interimsmannschaft aufgestellt worden, um handlungsfähig zu bleiben. An erster Stelle nannte REMLINGER Karl-Heinz SPITZNAGEL vom DRK-Landesverband, der als „Sanierungsexperte“ gelte. Zum Team gehören auch der ehemalige Erste Bürgermeister von Bietigheim-BISSINGEN, der Ex-Geschäftsführer der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, sowie der frühere Kliniken-Personalleiter. Diese Sanierungskommission werde den Kreisverband ehrenamtlich unterstützen.

Landrat Rainer HAAS zeigte sich am Mittwochabend von den Vorgängen überrascht.

In Ludwigsburg gibt es derweil immer noch keine integrierte Leistelle des DRK und der Feuerwehr


28.02.2012

Die Bürgerinitiative Rettungsdienst droht dem DRK mit einer Anzeige. Grund: auf Rettungswagen des DRK prangt immer noch die Service-Nummer 19 222 während man die europaweit geltende Notruf-Nummer 112 vergeblich darauf sucht.

"Es gab immer wieder Wiederstände gegen die Notruf-Nummer 112. Aber dass ein Kreisverband die Bevölkerung dazu auffordert, doch besser die 19 222 anzurufen, ist ein knallharter Gesetzesverstoß", so Joachim SPOHN und fordert die Verantwortlichen beim DRK-Kreisverband den Erlass des Sozialministeriums vom 4.Mai 2009 unverzüglich umzusetzen und "die Bewerbung der Notruf-Nummer 112 entsprechend den Vorgaben vorzunehmen" 


28. Februar 2012

Joachim SPOHN wendet sich im Namen der Bürgerinitiative Rettungsdienst in einem offenen Brief an den Ludwigsburger Landrat Dr. Rainer HAAS. Grund: die erforderliche Bildung einer integrierten Leistelle für den Landkreis Ludwigsburg - eine Maßnahme, die bereits 2009 hätte umgesetzt werden müssen, laut Vorschiften.

Es sei "wirklich  nicht einfach, die Beteiligten zusammenzubringen", argumentiert HAAS die Misserfolge der Vergangenheit. "Seit zehn Jahren sind wir dabei, die integrierte Leistelle zusammenbringen", die Rechtslage sei allerdings so, dass "wir nicht verfügen können, wir sind also verpflichtet, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und die Kostenträger unter Dach und Fach zu bringen."

SPOHN ist der Meinung, die Regierung sollte ein "sogenanntes Leistellengesetz" machen. Baden Württemberg sei das einzige Bundesland, in dem der Rettungsdienst in privater Hand liege. Da der Träger gleichzeitig der Leistungserbringer ist,  gäbe es keine Kontrollmöglichkeiten, so Spohn. SPOHN bittet Haas in seinem offenen Brief, zu versuchen, die integrierte Leistelle in die öffentliche Hand zu übertragen


Januar 2013

Auch zwei Jahre nachdem die Notfallrettungssituation in der Landeshauptstadt Stuttgart in Griff bekommen worden ist, hat sich in den meisten Landkreisen wenig verändert: die gesetzliche Hilfsfrist von max. 15 Minuten wird dort noch immer nicht eingehalten. Nun fordern mehrere Initiativen auch für die Landregionen  eine Neustrukturierung des Rettungsdienstplanes. In einem Thesenpapier, das am 9.Januar dem Innenminister Reinhold GALL übergeben werden soll, will Tjark NEINHARDT von Forum Notfallrettung, in dem viele Fachleute sitzen, erneut auf die gravierenden Probleme im Rettungswesen in BaWü hinweisen.

Von Experten wird konkret gefordert:

1. Verbesserung der Leitstellenstruktur

2. bei der Hilfsfrist soll nicht von der Maximalzeit von 15 Minutenausgegangen sein. 10 Minuten sollen als   Normallfall festgeschrieben werden.

3. ein Ärztlicher Leiter Rettungsdienst soll eingesetzt werden, der die Qualität des Rettungsdiensts im Auge behält.

4. er soll nicht bei einer der beteiligte Hilfsorganisationen angesiedelt werden, sondern als neutrale Instanz bei jeweiligen Gemeinde.

5. Organisation von Krankentransporten sollen ebenfalls den Gemeinden übertragen werden. Zurzeit kommt es teilweise immer noch zu stundenlangen Wartezeiten.

Für die Forderungen Nr. 1 und 2 müssten allerdings deutlich mehr Personal und mehr Rettungswagen eingesetzt werden. Die  Forderungen 3 und 4 zielen darauf, die Landregionen durch die Kommunen und Kreise besser  einzubeziehen.

Auch die Feuerwehr reicht ihr Strategiepapier "Rettungsdienst 20+" zur Verbesserung des Rettungsdienstes ein. Ordnungsbürgermeister Martin SCHAIRER zeigt sich aber skeptisch, da dies ein Idealmodell darstelle und schwer umsetzbar sei, so SCHAIRER. Er wolle zuerst das Konzept der Feuerwehr intern besprechen, denn dafür müsste letztendlich das Rettungsdienstgesetz geändert werden, was schwierig sei. Außerdem sagt er: " In Stuttgart ist die Notfallrettung derzeit gut aufgestellt. Hier geht es aber um eine landesweite Diskussion, und ich weiß nicht, ob es zulässig ist, die Stuttgarter Großstadtverhältnisse auf sämtliche Regionen zu übertragen." Auch der Krankentransport müsste man streng Rettungsdienst trennen. Es gäbe gute Gründe dafür, warum er privat-wirtschaftlich organisiert sei, so SCHAIRER.

Am 8.Februar soll ein Expertenforum über die Novellierung des Landesrettungsdienstplans diskutieren. Anwesend werden auch die Vertreter von Stadt und Land sein


8. Februar 2013

Heute haben die BIR und das Forum Notfallrettung Stuttgart  rund 30 Experten aus der Branche, Stadträte und Landtagsabgeordnete im Rathaus versammelt, um über die Missstände im Rettungsdienst in Landkreisen und Regionen  zu sprechen. Da dieses Jahr der Landerettungsdienstplan novelliert werden soll, erhoffen sich die Initiativen gute Chance für Verbesserung.

Und tatsächlich scheint sich da etwas zu bewegen: Laut den versammelten Fachleuten gibt es verblüffend einfache Möglichkeiten.

1. Im Gesetz soll es konkretisiert werden, dass die Ankunftszeit von 15 Minuten nur in Ausnahmefällen vorkommen darf.

2. Der Ärztliche  Leiter Rettungsdienst soll künftig die Einhaltung der Qualität überwachen. Der Bereichsausschuss, der bisher für diese Aufgabe zuständig ist, sei eigentlich handlungsunfähig, da er zu gleichen Anteilen aus Vertretern der Krankenkassen und der Hilfsorganisationen besteht. Deswegen "...(kommt) es ständig zu Pattsituationen", so der Notfallmediziner Eduard KEHRBERGER


Frühjahr 2013

Eine EU-Studie zeigt, dass nur 17 Prozent der Deutschen Bevölkerung über die europaweit geltenden 112 Notruf-Nummer Bescheid weiß. Deutschland belegt damit den viertletzten Platz im europäischen Vergleich.

Um der „112“  mehr Popularität zu verschaffen setzt die Freiwillige Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen ein Signal: "wir möchten die Bevölkerung noch besser informieren, dass der Notruf 112 europaweit gilt", so der Stadtkommandant Wolfgang BENZ und beklebt nun alle Feuerwehrfahrzeugen mit den Blau-Gelben "Notruf 112 europaweit"-Logo. Die Kosten dafür trägt die BIR, die sich seit über 35 Jahre für Verbesserungen im Rettungsdienst kämpft.

Auch das DRK präsentiert nun in Bad Cannstatt die ersten mit dem Euro-Notruf beklebten Fahrzeuge und kündigt für die nahe Zukunft 45 Fahrzeuge des DRK mit der 112-Werbung an


21.10.2013

"Nach Baden-Württemberg fließen bundesweit die geringsten Finanzmittel für Rettungsdienst und Notärzte", schreiben heute die Stuttgarter Nachrichten. Gut 29 Euro zahlt die AOK in BaWü pro Versicherten für Rettungswagen und Notärzte bei eine Notfalleinsatz. Im Vergleich dazu: in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg sind es 70 Euro, in Hessen 60 Euro. Laut Experten sind die Zahlen bei anderen Krankenkassen auch nicht anders. Über die Qualität sage da aber nichts aus, versichert die AOK.

Dass die Kassen in BaWü so wenig zahlen, liegt  höchstwahrscheinlich daran, dass sie hier  über sehr viel Einfluss verfügen. Während in anderen Bundesländern meist die Kommunen den Bedarf an Notärzten und Rettungswagen festgelegen, wird in BaWü  diese Sache zwischen den Rettungsorganisationen und den Kassen 50:50 direkt verhandelt. Es bestehe dadurch  ein sehr wirtschaftlich  orientiertes Interesse, so Referatsleiter und Landesbranddirektor Hermann SCHRÖDER   


11 Februar 2014

Zum Jahrestag der Euronotrufnummer 112 werben 112 Schüler der Musikschule Leinfelder-Echterdingen (LE) die Europahymne am Stuttgarter Flughafen. Damit wollen die Schüler -  alle in gelben Trikots mit einem blauen Aufkleber mit dem Logo "Notruf 112 europaweit"  - sowie  die Veranstalter der Aktion die Notrufnummer 112 bekannter machen. Anwesend sind  der baden-württembergische Europaminister Peter FRIEDRICH, LE OB Roland KLENK, Nils BUNJES vom Europe Direct Informationszentrum und BIR-Gründer Joachim SPOHN.

Auch heute, mehr als 30 Jahre nach der Einführung des Notrufs 112 wissen immer noch viel zu wenige Deutsche - 17 Prozent, d.h. nur einer von fünf Bürger- davon, dass man unter 112 im Inland, aber auch im EU-Ausland Hilfe bekommt


Mai 2014

Auch für das Jahr 2013 sind die Zahlen über die Notfallrettung in BaWü nicht erfreulich. Die Landeshauptstadt Stuttgart ist da eine Ausnahme - da läuft seit einigen Jahren alles rund. Doch außerhalb von Stuttgart sieht noch immer sehr schlecht aus: In nur 15 der 37 Rettungsbereichen BaWüs haben Rettungswagen die Vorgabe erfüllt, in 95 Prozent der Fälle in max. 15 am Einsatzort zu sein. Bei den Notärzten sogar noch weniger: In 5 der 37 Rettungsdienstbereichen. Der Verdacht liegt deswegen nahe, dass das fehlende Geld nun doch ein Qualitätsproblem verursachen könnte, auch wenn das Innenministerium und auch die Rettungsorganisationen was anderes behaupten. "Wir würden gerne noch schneller retten, aber der Schwachpunkt ist das System. Wir fahren überall auf Kante", erzählt Udo BANGERTER vom DRK.  Dabei hat man nach den vielen Diskussionen und Lösungsvorschlägen was genau das Gegenteil erwartet. Auch im Innenministerium ist man deswegen nicht erfreut darüber


10.Juli 2014

Dem Rettungsdienst droht Personalnotstand schreiben die Stuttgarter Nachrichten heute. Der Hintergrund dafür ist der monatelange Streit zwischen Politik und Krankenkassen über Ausbildungskosten für die neuen Notfallsanitäter. Seit 1. Januar gilt bundesweit das Notfallsanitätergesetz. Das  sieht eine bessere Ausbildung der Rettungsassistenten vor. Sie sollen mehr Kompetenzen für ihre Einsätze erhalten. Wie das aber finanziert werden soll, hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen.

Die Krankenkassen werden dafür für zuständig gehalten und das ergibt heftige Verhandlungen auf Länderebene. Denn die Rettungsorganisationen rechnen mit weit mehr als die von der Regierung kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von 42 Millionen Euro pro Jahr. Allein in BaWü wird Schätzungen zufolge so eine Summe entstehen. Die enormen Kosten und der Streit über die Finanzierung verhindern den Start der neuen Ausbildung. Im schlimmsten Fall, d.h. die Ausbildung kann nicht wie geplant beginnen, droht in zwei bis drei Jahren großer Personalnotstand. Am 24.Juli will das Sozialministerium alle Beteiligten an einen Tisch bitten. "Ich erwarte, dass alle Beteiligten ihrer Verantwortung für die wichtige Notfallsanitäterausbildung nachkommen und auch in der Finanzierungsfrage eine Einigung erzielen", sagt die neue Sozialministerin Katrin ALTPETER.

In BaWü werden voraussichtlich 350 bis 400 Notfallsanitäter pro Jahrgang ausgebildet. Die Ausbildungskosten pro Person sind noch unklar. Rettungsorganisationen sprechen von rund 100.000 Euro, andere Beteiligte hingegen rechnen mit deutlich weniger Kosten 


November 2014

Das Finanzierungsdrama nimmt kein Ende. Zu manchen Tageszeiten sind in Stuttgart nicht einmal halb so viele Fahrzeuge im Krankentransport unterwegs wie nötig, melden die Stuttgarter Nachrichten mal wieder. "Ich musste sieben Stunden warten, bis ich von der Klinik abgeholt wurde", so ein älterer Patient.

Dabei sind die Krankentransportwagen (KTW) völlig ausgebucht und werden oft auch pausenlos eingesetzt. Wie viel Geld es für jeden Transport gibt, wird in jeder Landesregion direkt verhandelt. Die Verhandlungen finden zwischen den Krankenkassen und den vielen privaten Anbietern, die am Krankentransport beteiligt sind. Denn in BaWü ist der Krankentransport seit einiger Zeit ein freier Markt und so sind  neben dem DRK acht weitere private Anbieter daran beteiligt. Da die Kassen, wie oben bereits erklärt, eine sehr starke Verhandlungsposition besitzen, liegen die derzeitigen Preise für einen Krankentransport bei ca. 45-55 Euro. "Das ist oft billiger als ein Taxi", kritisiert ein Branchenexperte. Doch zusätzliche Gelder für weitere KTWs werden von den Kassen vehement abgelehnt 


Frühjahr 2015

Die Hilfsfristen werden zum ersten Mal von einer neuen Qualitätssicherungsstelle erfasst. „Mit dieser bundesweit einmaligen Stelle können wir klare Fakten zur gesamten Rettungskette erhalten“, sagt Innenminister Reinhold GALL. Somit sollen die zuständigen Behörden und Krankenkassen aufgefordert werden, dafür zu sorgen, dass die gesetzliche Hilfsfrist eigehalten wird. Das schließt vor allem

den Einsatz weiterer Fahrzeuge ein. Damit soll eine optimale Versorgung  ermöglicht werden


19.Mai 2015

"Notärzte und Rettungswagen immer häufiger zu spät" titeln die Stuttgarter Nachrichten heute. Im vergangenen Jahr gab es einen Anstieg der Notfalleinsätzen um rund drei Prozent. Die gesetzlichen Hilfsfristvorgaben wurden hingegen immer seltener erfüllt. Waren er vor rund einem Jahr 15 Bereiche, wo die Rettungswagen und 5 wo die Notärzte rechtzeitig im rechtlichen Sinne am Einsatzort eintrafen, so sind es jetzt, nach einem Jahr nur noch jeweils acht und drei Rettungsdienstbereiche. Wie schon in den vergangenen Jahren, bleibt Stuttgart dabei vorbildlich. Auch in Konstanz und Rems-Murr-Kreis läuft alles nach Plan


14. Juli 2015

Mit einer Neufassung des Rettungsdienstgesetzeswill die Landeregierung nun Rettungsdienstsituation im Land verbessern. „Dazu werden wir alle Elemente des Rettungseinsatzes beleuchten und die Bereichsausschüsse verpflichten, jedes Glied dieser Rettungskette regelmäßig zu überprüfen und zu optimieren“, sagt Innenminister Reinhold GALL heute.

Künftig sollen Städte und Landkreise mehr Aufsicht über Notfallrettung erhalten. Die Bereichsausschüsse sollen somit zur Berichterstattung verpflichtet werden. (Wir erinnern: Gefordert war von vielen Organisationen und Fachleuten die Abschaffung dieses Gremiums und der Einsatz eines Ärztlichen Leiters Rettungsdienste als Qualitätsaufsichtsorgan.)

Des Weiteren soll auch das Notfallsanitätergesetz des Bundes angepasst werden. So sollen von Januar 2021 nur noch Fachkräfte zum Besatz der Rettungswagen gehören, die auch die neue Ausbildung des Notfallsanitäters erhalten haben. Diese Änderungen sollen direkte Auswirkungen auf die bisher schlechten Einsatzzeiten haben, hofft das Ministerium.

Die Regelung über die Hilfsfrist von 10  bis maximal 15 Minuten bleibt dabei unangetastet, trotz der vielen Forderungen seitens Experten und Initiativen, sie aus 10 zu begrenzen.

Diese Fassung des Rettungsdienstgesetztes kommt jetzt nun in die Anhörung. Im Oktober soll der Landtag darüber entscheiden