Und so geschieht das, was in solchen Fällen immer geschieht: Gegner einer neuen Idee oder eines neuen Projekts rechnen die Kosten hoch und spielen die Vorzüge herunter. Der Berliner Professor geht (nur) von 25 Millionen Fahrgästen jährlich aus, KEMMANN schätzt das Verkehrsaufkommen auf 40 Millionen.
Der "Reichsbahnoberrat a.D." GIESE wird sekundiert von vielen anderen, u.a. von mehreren "Reichsbahnräten", teils aktiv, teils "a.D.".
Insgesamt werden rund 80 Gutachten produziert. Man schlägt sich Zahlen und Daten über Verkehrsaufkommen und Erträge um die Ohren. Angriffe in diesem Gutachterkrieg zielen zuweilen ins Persönliche. So argwöhnen Schnellbahn-Befürworter im Westen, GIESE vertrete doch nur Interessen der Reichshauptstadt und wolle, dass das Kapital in den Osten und an die Spree fließe - und nicht in die Rhein-Ruhr-Region.
Die Pro-Gutachter zerpflücken die zentrale Botschaft des Dortmunder Oberbergamtes über vom Zusammenbruch bedrohte Kohleschächte. Die Reichsbahn, heißt es in ihren Protokollen, stampfe schließlich mit „steifachsigen, schweren“ Dampfloks und langen Zügen durch die Abbaugebiete der Kohle, und das, bei den häufigen Verspätungen, noch mit Tempo 95. Die angedachte elektrische Schnellbahn hingegen „steht besonders günstig da mit ihren besseren Kurven-, Neigungswechsel- und Oberbauverhältnissensowie mit ihrem elektrischen Einzelachsantrieb und dem geringeren Zuggewicht“. Unterm Strich: Die neue Städtebahn schadet dem Kohleabbau weniger als es die Reichsbahn tut.