Wer wissen möchte, wie sich eine der bedeutensten Journalistenauszeichnungen, der „Wächterpreis der Tagespresse“ finanziert, sollte dies bei uns nachlesen. Wir kooperieren mit der Stiftung, die diesen Preis auslobt und dokumentieren die Entstehung jener Geschichten, die diese Ehrung zugesprochen bekommen. In diesem Kontext haben wir natürlich auch beschrieben, woher die Preisgelder stammen: unter Kurze Historie des Wächterpreis.
Bei WIKIPEDIA steht dazu: „Heute wird die Stiftung aus Beiträgen der Zeitungsverlage finanziert.“
Völlig falsch. Die Zeitungsverlage haben mit dem Wächterpreis überhaupt nichts zu tun.
Wie es sich tatsächlich verhält, steht bei uns übrigens bereits seit dem Jahr 2004.
Warum wir das im WIKIPEDIA nicht korrigieren?
Einfache Antwort: Es wäre Zeitverschwendung. Denn es würde vermutlich sofort wieder gelöscht. Fast alles, was wir früher bei WIKIPEDIA eingetragen haben, wurde wieder entfernt.
Die letzte Löschaktion, um die wir uns gekümmert haben, stammt vom April 2016. Einer unserer Studenten, der jetzt bei google in Irland arbeitet, hatte begonnen, bei einigen WIKIPEDIA-Einträgen die von uns unter „Weiterführende Links“ gesetzten Weiterleitungen z.B. auf die ausführlichen, insbesondere chronologischen Darstellungen bei ansTageslicht.de zu aktualisieren. Dass wir das überhaupt gemacht haben, war der Idee geschuldet, dass tiefere Hintergründe vielleicht auch WIKIPEDIA-Leser interessieren könnten.
Nun sollten auf WIKIPEDIA die nicht mehr funktionierenden Links durch neue ersetzt werden, weil wir unser Content Management System umgebaut hatten. Der Student hatte seine Arbeiten schnell wieder eingestellt: Alles, was er aktualisiert hatte, wurde unmittelbar danach auf der Stelle gelöscht. Auch ein erneuter Versuch war vergeblich.
Wir haben mit unserem Projekt "ans Tageslicht" ausreichend zu tun. Es ist aufwendig genug, anderen auf die Finger zu schauen, Missstände zu entlarven und dabei die Bedeutung von mutigen Menschen, die man Whistleblower nennt, zu würdigen, ohne die Skandale nicht aufgedeckt würden. Da müssen wir unsere Kapazitäten nicht für ein modisches Phänomen namens Schwarmintelligenz opfern, die bei WIKIPEDIA ganz offensichtlich nichts anderes bedeutet, als dass sich dort uns unbekannte Individuen aus uns unbekannten Gründen ‚verwirklichen‘ können.
Dass unser (ehemaliger) Student, der jetzt bei google arbeitet, bei dieser Gelegenheit auch über einen WIKIPEDIA-Eintrag über mich selbst, den Initiator von ansTageslicht.de, gestolpert ist, sei nur am Rande erwähnt. Von dem wusste ich bis dato nichts. Überflüssig zu erwähnen, das nicht alles, was dort steht, zutreffend ist. Und dass vieles, was bedeutsamer wäre, sich dort garnicht findet. Aber egal: Aufschlussreich ist die Löschdiskussion, die ich den Lesern nicht vorenthalten möchte: „WIKIPEDIA:Löschkandidaten/14.Februar 2016“, dort auf S. 13. Seltsamerweise wurde dieser Beitrag – bisher – noch nicht gelöscht.
Unser Resümee
Meine Studenten lernen im Zusammenhang mit WIKIPEDIA zweierlei (Überblick als PDF):
- Man kann dieses schwarmintelligente Sammelwerk zur Erstinformation nutzen. Aber man muss praktisch alles überprüfen. Konkret: ein flächendeckendes Fakt-Checking machen.
- Weil niemand für die Beiträge verantwortlich zeichnet und deswegen niemand seinen guten Ruf verlieren kann, ist WIKIPEDIA grundsätzlich eine Quelle mit hohem Unzuverlässigkeitspotenzial.
Weil man sowieso alles überprüfen, sprich nachrecherchieren muss, könnte man auf WIKIPEDIA eigentlich verzichten. Wir tun es inzwischen.
(JL)