Die Hauptversammlung von VW 2003: Holger SPRENGER und Ferdinand PIECH

Am 24. April des Jahres 2003 ist es soweit: Nachdem Holger SPRENGER alles Menschenmögliche unternommen hatte, um auf seltsame Merkwürdigkeiten und Widersprüche sowie offenkundige Missstände bei VW aufmerksam zu machen, geht er auch den letzten Schritt. Er hatte vorher nicht nur den Vorstandsvorsitzenden PISCHETSRIEDER und den Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand PIECH kontaktiert, sondern auch den Aufsichtsrat als Ganzes - erfolglos.

Dies war noch zu einer Zeit, zu der VW ehemaligen Betriebsräten, die 'in die Politik' gegangen waren, immer noch Gehälter zahlte, und zu der das VW-Vorstandsmitglied Helmut SCHUSTER nebenher krummen Geschäften in der Tschechei und in Indien nachging. An der Konzernrevision ging das alles glatt vorbei. Nur der Werkschutz in Wolfsburg war auf Trab - er hatte ohne Rücksicht auf den Vorstand und den Aufsichtsrat beobachtet und ermittelt. Allerdings nicht in Kassel.

Holger SPRENGER versucht daher sein Letztes: er will die Eigentümer, die Aktionäre auf die offenkundigen Missstände aufmerksam machen. Er selber ist schon lange Aktionär 'seiner Firma' und hat sich jetzt auf die Rednerliste setzen lassen.

Es kommt zum Schlagabtausch: zwischen dem Gottvater Ferdinand PIECH und Holger SPRENGER. Wir dokumentieren den Ablauf wortwörtlich. Er ist dem offiziellen Protokoll der Hauptversammlung von VW im CCH in Hamburg entnommen:


Vors. Dr. Piëch:

Die Tagesordnungspunkte 3 und 4 betreffen
die Entlastung der Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2002


Aufsichtsrat und Vorstand schlagen Ihnen vor, den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2002 die Entlastung zu erteilen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass heute über die Entlastung aller im Geschäftsjahr 2002 tätig gewesenen Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats zu entscheiden ist, also auch über diejenigen Aufsichtsratsmitglieder, die während des Geschäftsjahres ausgeschieden bzw. eingetreten sind, sowie auch über diejenigen Vorstandsmitglieder, die während des Geschäftsjahres ausgeschieden sind.

Zu diesem Tagesordnungspunkt ist ein Gegenantrag angekündigt worden. Gestatten Sie mir, an dieser Stelle kurz auf ihn einzugehen.

Der Volkswagen-Konzern als weltweit tätiges Unternehmen behauptet sich am Markt durch seine Modellvielfalt. Um im internationalen Wettbewerb bestehen und seine Marktposition weiter ausbauen zu können, sind in nennenswertem Umfang Investitionen in neue Produkte erforderlich, die den Modellzyklen unterliegen. Darüber hinaus sind wir ständig bestrebt, unsere Finanzdienstleistungsaktivitäten zu erweitern, die ebenso durch einen entsprechenden Kapitalbedarf finanziert werden müssen.

Dagegen werden die Dividendenzahlungen aus dem erwirtschafteten Ergebnis der VOLKSWAGEN AG gezahlt und sind von Fremdmittelaufnahmen unabhängig.

Die Vorwürfe, die Herr Sprenger in seinem Antrag zu Tagesordnungspunkt 4 erhebt, stehen in Zusammenhang mit seinem Beschäftigungsverhältnis bei der VOLKSWAGEN AG. Die Konzernrevision hat eine umfangreiche Prüfung vorgenommen. Diese hat ergeben, dass die Behauptungen unrichtig sind. Das Ergebnis der Prüfung wurde mit Herrn Sprenger ausführlich erörtert. Außerdem sind die Mitglieder des Aufsichtsrates anlässlich ihrer Sitzung am 28. Februar 2003 über den Sachverhalt und insbesondere auch das Ergebnis der Untersu¬chung der Konzernrevision unterrichtet worden. Aus diesem Grund muss die Verwaltung die Begründung der Gegenanträge entschieden zurückweisen. Die Verwaltung hält an den Be¬schlussvorschlägen fest und schlägt vor, gegen die angekündigten Anträge zu stimmen.

Sprenger:

Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein Name ist Holger Sprenger. Ich bin Belegschaftsaktionär und Aktionär und trage hiermit die Gegenanträge zu den Tagesordnungspunkten 3, 4 und 8 vor.

Zuvor möchte ich erwähnen, dass die Aussage des Herrn Piëch, mit mir sei irgendein Bericht der Konzernrevision erörtert worden, unwahr ist. Darauf gehe ich noch ein.

Kurz zum Geschäftsbericht: Mir ist aufgefallen, dass, wenn die 27.000 Fahrzeuge verkauft worden wären, die auf Halde stehen, das Brutto-Arbeitsergebnis, das die Mitarbeiter erbracht haben, besser als im Vorjahr wäre. Ich denke, wir können das ruhig darstellen.

Dann geht es um den Liquiditätsverlust. Darüber ist schon viel gesagt worden. Ich möchte diese Zahl jetzt nicht noch einmal nennen. Es geht noch darum, welche Mengendaten in diesem „transparenten“ Bericht eigentlich gelten. Auf der ersten Seite stehen Mengendaten: Absatzzahlen für Fahrzeuge. Auf der Seite 16 befinden sich dann noch einmal die Zahlen; das sind aber andere.
Dasselbe betrifft die Kreditstände. Auf der Seite 87 werden andere Zahlen als auf Seite 123 genannt. Mir ist unklar, warum das passiert, wenn dieses ganze „transparente“ Papier schon durch so viele Hände gegangen ist.

Was mich stört, ist, dass der Kursverlust der zurückgekauften Aktien nicht eindeutig aufgezeigt wird. Das heißt, der gleiche Preis von 2001 wird auch bei 2002 verwendet. In Wirklich¬keit sind hier aber 750 Millionen € Kursverlust eingetreten. Die stehen natürlich auch nicht für die Liquidität zur Verfügung.

Zum Weiteren: Auf den Seiten 40 und 61 des Geschäftsberichts wird über Chancen, Zukunftsorientierung und Ideenmanagement lobend berichtet. Vorhin ist auch schon zum Umgang mit dem Ideenmanagement gefragt worden. Die Wirklichkeit sieht jedoch vollkommen anders aus. Hier werden Chancen in Millionenhöhe vertan. Verbesserungsvorschläge sind über Jahre teilweise verschwunden. Bearbeitungszeiten dauern teilweise zehn Jahre. Hier ist die Frage: Wenn ich zehn Jahre brauche, um eine Verbesserung zu bearbeiten, wo ist da der Überblick? Wie komme ich dann an die Vorteile? Unsere Konkurrenz ist uns dann weit davongefahren.

Möglichkeiten gezielter Kostenminimierung werden einfach ausgeschlagen. Ich frage mich, warum die Weichen gegen Konzepte gestellt werden, die nachweislich die Investitionen erheblich reduziert haben und gleichzeitig die Produktivität und Kapazität erhöht haben. Durch den Wechsel von der bekannten produktorientierten Planung zu einer von mir entwickelten prozessorientierten Planung wurden nachweislich an zwei Montagelinien Investitionen um viele Millionen Euro gesenkt. Gleichzeitig wurde die Produktivität und auch die Kapazität erhöht. Hier sind Kostenvorteile und Chancen in Höhe von 135 Millionen € in der Abschreibungsphase entstanden. Im Klartext heißt das: ca. 30 Millionen € pro Jahr.

Warum werden jetzt wieder Montagelinien in der alten Form geplant und beschafft? Interessiert sich der Vorstand überhaupt dafür, wie es funktioniert? Hier ein Beispiel: Betrachtet man die Segmentierung und die Anstrengungen und den enormen Aufwand, der mit dem Nischenmodell Phaeton getrieben wird darüber wurde bereits mehrfach berichtet und vergleicht dies mit der einen Stunde, die der Vorstand sich hätte nehmen müssen, um sich dies erklären zu lassen, um ohne jedes Risiko eine Herstellkostenreduzierung herbeizuführen, die größer ist als der Gewinn, den der Phaeton einmal einfährt, wenn er erst auf Zielkurs ist, dann ist diese Entscheidung weder nachvollziehbar noch im Sinne dieses Unternehmens und der Aktionäre.

Bezüglich dieser Projekte wurden von Kassel falsche Kapazitäten gemeldet. Es wurden bekanntlich 240 Einheiten pro Tag genannt. Die Wahrheit ist jedoch 750 Einheiten pro Tag. Hier gibt es Verträge, Beweise usw. Herr Garcia weiß da bestens Bescheid. Die Beauftragten der Revision waren nicht in der Lage, den wahren Sachverhalt aufzuklären. Der Bericht vom 24.2.2003 beinhaltet beispielsweise schon das Ergebnis einer Besprechung der Fachleute, die erst Tage später stattgefunden hat. Aussagen und Unterlagen verschiedenster Mitarbeiter aus Kassel wurden unterdrückt, weil diese dem gewünschten Ergebnis der Revision widersprochen haben. Der gesamte Bericht wurde manipuliert und ist geprägt von Falschaussagen.

Anhand von Unterlagen, Beweisen und Zeugenaussagen konnte der gesamte Revisionsbericht widerlegt werden. Dieser wurde mir von der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt und nicht, wie behauptet, von der Revision. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden fortgeführt.

Hier fragt sich: Ist dies der Versuch, die Staatsanwaltschaft in die Irre zu führen? Dazu wird der Bericht dienen, der dort abgegeben wurde. Wie gesagt, hier ist der Bericht. Ich habe ihn von der Staatsanwaltschaft erhalten, die weiter ermittelt, und nicht von unserer Revision, die dazu nicht in der Lage war und andere Ziele vorgegeben hat.

Projektgelder werden anderweitig verwendet. Wo bleibt da der Überblick? Dies ist Ihnen allen bekannt. Von mir wurden sämtliche Vorstände und auch der größte Teil der Aufsichtsräte darüber informiert, dass die Revision manipuliert und dem Vorstand Falschdarstellungen zukommen lässt. Ich habe keine Reaktion erfahren, sondern die Arbeit wurde von den jeweiligen Mitarbeitern fortgeführt und ein entsprechender Bericht wurde abgegeben, und zwar dieser Bericht an die Staatsanwaltschaft und den Vorstand.

Jetzt frage ich Herrn Pischetsrieder: Wurde das Ergebnis dieser Revision, wurden die Manipulationen und Falschaussagen und Falschdarstellungen vom Vorstand vorgegeben, oder wurde der Vorstand selbst getäuscht? Ich kann dies alles belegen und beweisen. Es ist auch bereits alles bei der Staatsanwaltschaft passiert.

Wer hat dies alles zu verantworten? Was ist mit der Wahrheit? Warum wird nicht aufgezeigt, dass Projektgelder in dreistelliger Millionenhöhe mit erfundenen Anforderungsnummern um und abgebucht werden? Ich rede hier von Beträgen um über 100 Millionen €, Herr Pischetsrieder. Warum wird nicht aufgezeigt, dass in Kassel etliche Millionen Anlaufkosten nicht für das vorgesehene Projekt DQ-250 verwendet wurden, sondern vom Fertigungs- und Getriebebauleiter zur Budgetentlastung anderer Produktionskostenstellen? Warum wird weiter nicht aufgezeigt, dass dadurch keine Erprobungsteile gefertigt wurden und ein erheblicher Terminverzug, was wiederum Kosten verursacht, im Projekt verursacht wurde? Warum wird nicht aufgezeigt, dass diese beiden ebenfalls für die Budgetüberschreitung in zweistelliger Millionenhöhe verantwortlich sind und auch den Qualitätseinbruch und die Rückrufaktionen im Getriebewerk zu verantworten haben? Warum wird diese Geschäfts- und Imageschädigung vom Vorstand unterstützt, oder wurde der Vorstand hier auch getäuscht?

Nach § 91 des Aktiengesetzes hat der Vorstand geeignete Maßnahmen zu treffen und ein Überwachungssystem einzurichten. Wenn dieses System die Revision und die damit Beauftragten sein soll, hat diese kläglich versagt. Entweder ist sie absolut inkompetent oder selbst kriminell.
Wie ist eigentlich das Ergebnis der Untersuchung bezüglich der Firma ConTeam, wo auch die Revision ermitteln sollte?

Weitere Fragen: Warum bezahlt VW der Firma EDAG plötzlich 50 Millionen €, die bisher noch nicht einmal 1 Million € bekommen hat?

Warum werden zweiwöchige Hubschrauberflüge in Spanien für über 60 ausgesuchte Personen arrangiert und von VW bezahlt? War von Ihnen jemand mit? Warum werden Hunderte ausgesuchte Personen auf VW-Kosten in das teuerste Hotel der Welt in Dubai ausgeführt? War jemand von Ihnen mit? Was ist das neueste Projekt Malaga? Warum werden zwischen der Firma VW und der Firma Lufthansa Millionenbeträge hin- und hergebucht?

Weiter: Verdienen unsere Manager so wenig Geld, dass VW die Golfausrüstungen bezahlen muss? Verdient unser Aufsichtsrat so wenig Geld, dass unser Prokurist die Mahnungen seiner privaten Harvard-Mitgliedschaft von VW bezahlen lassen muss? Wer bezahlt eigentlich den speziellen Pkw mit Klavierlack, den sich Herr Piëch bauen lässt? Macht sich hier auch jemand Geschenke, oder wird das bezahlt? Kann man den Jack Daniels erst nach Feierabend auf dem Hotelzimmer denn eigentlich nicht selbst bezahlen?

Ich komme noch einmal zur Transparenz. Im Geschäftsbericht ist nur eine Seite transparent. Ich habe extra transparente Seiten mitgebracht. Da könnte ich Ihnen sagen: Man kann da durchgucken; kann man aber nicht. Ich kann Ihnen aber sagen, ich stecke das weg und versichere Ihnen, dass Sie durchgucken können; dann können Sie es immer noch nicht. Wir können natürlich auch das Licht ausmachen und sagen: Dann können wir alle nicht durchgucken. Aber wir können eines machen: Wir können uns das betrachten, und dann werden wir feststellen: Erst wenn ich das rausnehme, kann ich durchgucken. Das heißt, es ist ein schwarzes Schaf. Wenn ich die schwarzen Schafe entferne, dann wird es transparent, vorher nicht. Das ist im Leben so und auch hier im Unternehmen so.

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Modell-Agentur und haben das teuerste Model der Welt, egal ob männlich oder weiblich. Sie wollen die schönsten Bilder machen und stellen am Wasser fest, dass an den Beinen lauter Blutegel sind. Da können Sie Ihr Fotoshooting doch vergessen! Was machen Sie also? Sie müssen die Blutegel entfernen und die Wunden heilen. Dann kriegen Sie auch ein Topergebnis.

(Vereinzelt Beifall)

Ich möchte hier nur eines: Gerechtigkeit. Sollte ich diese hier nicht erfahren, werde ich noch weiter gehen. Aus diesen Gründen und auch weil der gesamte Aufsichtsrat und der Vorstand darüber informiert ist, möchte ich Sie darüber informieren, dass mich aufgrund meines Gegenantrags mehrere Aktionäre aufgesucht haben und dass sich auch die Presse schon mit mir in Verbindung gesetzt hat.

Es stellt sich folgender Sachverhalt dar: Dadurch, dass nicht weiter bei dieser neuen Planungsmethode verblieben wird, entsteht Volkswagen ein Schaden von vielleicht 30 Millionen € im Jahr, vielleicht mehr. Das heißt, im Endeffekt spiegeln sich die direkten Kosteneinsparungen in der Aktie wider, vielleicht mit 15 Cent pro Aktie. Wenn jemand hingeht und VW verklagt, ist jeder Aufsichtsrat und jeder Vorstand mit seinem Privatvermögen haftbar, weil ich darauf hingewiesen habe. Ich habe Sie darauf hingewiesen, dass die Revision nicht arbeitet, und ich möchte jetzt wissen, warum ich auf über 20 Schreiben keine Antwort erhalten habe und warum sich niemand darum gekümmert hat, obwohl die Zahlen doch bestätigt wurden, und wann endlich im Unternehmen Transparenz einkehrt.

Die weitere Frage: Warum werden in dieser Beziehung mehrere Mitarbeiter in Kassel bedroht? Ihnen wird mit Kündigung gedroht, wenn sie zu diesen Punkten die Wahrheit sagen. Ich finde, das ist doch schon genug. Oder?

Aus diesen ganzen Gründen stelle ich folgende Anträge:

Antrag A zu Tagesordnungspunkt 3: Der Vorstand ist nicht zu entlasten.
Antrag B zu Tagesordnungspunkt 4: Der Aufsichtsrat ist nicht zu entlasten.
Antrag C zu Tagesordnungspunkt 8: Die vorgeschlagene Firma PwC Deutsche Revision AG ist nicht zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2003 zu bestellen.

Ich kann Ihnen nur empfehlen, diesem Antrag zuzustimmen; denn wir haben festgestellt, dass auch die Firma PwC dies nicht aufgeklärt hat. Aber vielleicht bekommen wir dazu noch Antworten. Wenn die Antworten natürlich so sind, dass auf den Revisionsbericht, der angeblich mit mir erörtert wurde, hingewiesen wird, kann ich Ihnen nur sagen, dass dies ein alter Hut ist und dass dies alles mit der Staatsanwaltschaft geklärt ist und ein ganz anderes Bild abgibt.
Vielen Dank.

(Beifall)

Vors. Dr. Piëch:

Danke, Herr Sprenger. Es ist korrekt, dass ich Klavierlack fahre. Das ist eine Serienfarbe von VW, falls Sie das nicht wissen. Ich hoffe, Sie gestehen dem Aufsichtsratsvorsitzenden eine Serienfarbe von VW zu.

Das Zweite: Sie haben behauptet, ich hätte das Prüfungsergebnis mit Ihnen nicht erörtert. Das habe ich auch nicht, und das habe ich auch nicht gesagt. Ich darf noch einmal darauf hinweisen: Das Ergebnis der Prüfung wurde mit Herrn Sprenger ausführlich erörtert. Ich habe nicht gesagt, ich habe es erörtert. Wenn alle Ihre Ausführungen so korrekt sind wie die zu meiner Person, dann kann sich dieses Publikum hier ein Bild machen.

Dr. Pischetsrieder, Vorsitzender des Vorstands:

Ich darf mit den Fragen von Herrn Sprenger beginnen. Die Stellungnahme der Verwaltung zu Ihren Gegenanträgen, Herr Sprenger, liegt vor. Zu dem gesamten Komplex Ihrer Fragen haben Sie selbst darauf hingewiesen, dass staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in dem Fall lege ich großen Wert auf das Wort "Ermittlungen"; Sie haben das Wort "Klärung" verwendet im Gange sind. Deswegen werden wir alle Fragen, die Sie gestellt haben, weil Sie sie im Zusammenhang mit dem anhängigen Verfahren gestellt haben, nicht beantworten.

Wenn Sie aber unabhängig davon und über die Frage nach speziellen serienmäßigen Lackierungen für Vorstandsfahrzeuge hinaus Fragen haben, die die heutige Tagesordnung betreffen, dann bitte ich Sie, diese zu stellen, aber nur Fragen außerhalb des schwebenden Verfahrens. Ihre bisher gestellten Fragen werden wir, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, ausnahmslos nicht beantworten.

Sprenger:

Ich habe noch eine Frage. Da ich Sie vielleicht ein bisschen bombardiert habe und Sie mir gleich keine Antwort geben können auf die vielen Fragen, habe ich trotzdem noch welche. Ich habe Herrn Kakalick bezüglich dieser Angelegenheit eine Chronologie gegeben, die für Sie bestimmt war, Herr Pischetsrieder, und auch Herrn Deumeland ausreichend Material gegeben, das genau das Gegenteil beweist. Mich würde interessieren, ob das Material Sie eigentlich erreicht hat.

Und auf die ganzen Fragen, die ich gestellt habe, würde mir eine Antwort reichen, und die heißt: Herr Sprenger, ich kümmere mich darum.

Dr. Pischetsrieder, Vorsitzender des Vorstands:

Die erste Frage kann ich mit Ja beantworten. Das Material hat uns erreicht, und es hat uns nicht im Papierkorb, sondern am Schreibtisch erreicht. Deswegen ist die zweite Frage, die Sie stellen, auch dahin gehend zu beantworten, dass sich der Vorstand, durch entsprechende Rechtsvertreter beraten, aufgrund des anhängigen Rechtsstreits damit beschäftigt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.


 

Der VW-Konzern reagiert 5 Tage später: SPRENGER muss seinen Werksausweis abgeben. Kurz darauf wird er gekündigt, und zwar gleich mehrfach. Unterstützung vom Betriebsrat in Kassel erhält er nicht. Auch nicht von der Gewerkschaft IG Metall, in die er über 25 Jahre lang Beiträge eingezahlt hat. Der Ortsvorstand besteht zum größten Teil aus VW-Betriebsräten. VW hat seinen Betriebsrat schon lange 'gekauft'. Der wichtigste Mann und Erfinder dieses Systems: PIECH's Personalvorstand Peter HARTZ.

Für Holger SPRENGER beginnen ab jetzt Gerichtsprozesse, die 5 Jahre lang andauern werden: um mehrere Kündigungen, um vorenthaltenen Lohn und die Frage, ob seine Entwicklungen patentfähige Erfindungen sind und was VW dafür an Erfindervergütung zahlen muss. Wir dokumentieren auch diesen Teil seines Lebens: VW vs. SPRENGER - Chronologie Teil 2: Gerichtsprozesse und Ermittlungsbehörden.

Holger SPRENGER wird alle arbeitsrechtlichen Verfahren gewinnen. Erst kurz vor Jahresende 2008 ist alles vorüber: VW wird von der höchsten Instanz in Sachen Arbeitsrecht, dem Bundesarbeitsgericht, zurecht gewiesen.


(JL)