2.000 Tonnen Altpestizide: einmal nach Hermannstadt / Sibiu und zurück

 

"Allein die offiziell genehmigten Sondermüll-Exporte aus Westdeutschland, meist in europäische Nachbarländer inklusive der DDR, beliefen sich 1989 auf 520.000 Tonnen, gefolgt von den Niederlanden mit 250.000, den USA mit 141.000, der Schweiz mit 110.000 und Österreich mit 90.000. Dazu kamen weltweit Geschäfte mit einer riesigen Dunkelziffer. Diese Exporte waren weder genehmigt noch illegal, denn ein Exportverbot gab es nicht. Sie liefen unter 'Wirtschaftsgut'"(Andreas Graf BERNSTORFF 2008).

November 1990

Schauplatz Rumänien
In Rumänien wird die Firma Montana S.A. gegründet - als Joint Venture zwischen dem Rumänen Alexandru DAN und dem Belgier Edouard LEJOY. Rechtskräftig eingetragen wird sie aber nirgendwo. "Eine illegale Firma", urteilt später die Kriminalpolizei in Bukarest. Firmengründer DAN stammt aus dem rumänischen Dorf Miercurea Subiului und war ehemals Lagerverwalter von Staatsgütern im Landkreis Sibiu, LEJOY war zuvor bei der Austrian Airlines in Bukarest angestellt


Im Laufe des Jahres 1991

Schauplätze Saarland und Frankreich
Der Unternehmer Heinz-Werner HELMCKE fliegt als Müllschieber auf. Seine Firma Tyre Recycling Industries TRI (Sitz in St.Ingbert im deutschen Bundesland ‚Saarland’) übernimmt über Zwischenmakler rund 100 Tonnen Müll aus Ravensburg und Düsseldorf - hochgiftig und zum Teil zwanzig Jahre alt. 168 Fässer zu je 200 Liter werden über verschlungene Pfade nach Frankreich geschleust und landen auf einer illegalen Autoschredder- und Altreifendeponie in Moselle. Besorgte Anwohner lassen die Sache auffliegen, HELMCKE wird in Abwesenheit vom Landgericht Sarreguemines zu 15.000 Euro Geldstrafe und einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt


August 1991

HELMCKEs Transportgut wird von der französischen und der sächsischen Kriminalpolizei eindeutig als giftiger Abfall klassifiziert


September 1991

Schauplatz Hamburg
Beim Amtsgericht Hamburg wird Peter SCHMITZ erstmals aktenkundig. Der Inhaber der Firma U. Schmitz Industrie Service in Bottrop, der als Müllschieber sein Geld macht, wird wegen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verurteilt. Er war an der Planung einer unrechtmäßigen Lieferung von Hubschraubern an den Iran beteiligt


September 1991 bis Mai 1992

Monatelange Greenpeace-Recherchen ergeben: Die Müllschieber Wolfgang PELGER, Jürgen HOLZ und Alexandru DAN organisieren den Transport von mindestens 2.000 Tonnen Giftmüll aus der ehemaligen DDR ins rumänische Siebenbürgen: Darunter Insektizide, Pestizide, Lackabfälle, verunreinigte Lösemittel, Rattengift und andere toxische Industrieabfälle. Der Müll wird in den Landkreis Sibiu geschafft. Acht illegale Deponien werden entdeckt. Verantwortlich sind die Müllschieber aus der Bundesrepublik und ihre rumänischen Geschäftspartner


Oktober 1991

Schauplatz Saarland
Einen weiteren Teil von HELMCKEs Fuhre, rund 80 Tonnen Giftmüll, beschlagnahmt die saarländische Kripo in Merzig/Saarland


7.Oktober 1991

Schauplatz Bonn
Der Rumänische Botschaftsrat in Bonn, Vasile CROICU, stellt dem Spediteur Jürgen HOLZ exzellente Begleitschreiben für dessen Gifttransporte aus. Herr CROICU bittet darin die zuständigen rumänischen Zoll- und Grenzbehörden, die "Hilfstransporte" von HOLZs Firma Speedy zügig abzuwickeln. Die Pestizide seien ein Geschenk der "Firma Treuhand". Damit ist jene Institution gemeint, die die ehemaligen staatseigenen Betriebe der DDR (Deutsche Demokratische Republik) nach deren Zusammenbruch an westliche Unternehmer verkaufen soll


November 1991

Schauplatz Dresden
Die Firma „Technogem Dresden“, Tochter der Technogem Ltd. London, existiert nicht mehr. Sie fungierte bis dahin als Briefkastenfirma des Müllschiebers Jürgen HOLZ, um Aufträge zum Verschieben von Altpestiziden und Industriemüll nach Rumänien an die Dresdner Spedition Speedy zu geben. Speedy wiederrum ließ die Transporte über Sub-Unternehmer durchführen. Geschäftsführer bei Speedy: Ebenfalls Jürgen HOLZ, ehemaliger „IM“, d.h. „Informeller Mitarbeiter“ der Stasi. Speedy und Technogem firmierten bis dahin unter derselben Adresse


1992

Schauplatz Berlin
Ein rumänischer Tourist überbringt Greenpeace, Büro Ostberlin, den Leserbrief an eine Lokalzeitung aus Hermannstadt/ Sibiu. Hier äußern sich Wissenschaftler (Chemiker und Mediziner) besorgt über die Konsequenzen der Müllentsorgung der EU Länder innerhalb Rumäniens. Firmennamen werden nicht genannt. Der Brief wird bei Greenpeace unter der Rubrik „Giftmüllexporte“ archiviert
Ein Informant meldet sich per Autotelefon bei Greenpeace Berlin. Der Anrufer hinterläßt seine Telefonnummer. Er behauptet zu wissen, dass 2.000 Tonnen Altpestizide aus dem Bundesland Sachsen (ehemals DDR) nach Rumänien geliefert werden sollen. Das Vorhaben sei bereits gestartet. Das Motiv des Anrufers, der ursprünglich an der Aktion beteiligt war, lässt sich als Racheakt einstufen


16. März 1992

Schauplatz Hessen
Nahezu zeitgleich spürt Greenpeace in einem Bahnhofschuppen in Hessen Altpestizide, Lacke und Farben auf. Es sind Teile der freigegebenen Fracht aus Merzig (Müllschieber HELMCKE), die da in Hessen wieder auftauchen – nachts in einer Lagerhalle am Bahnhof Guntershausen bei Kassel. Greenpeacer Andreas Graf BERNSTORFF hatte das illegale Zwischenlager gefunden und die hessischen Behörden benachrichtigt. Anders als ihre Kollegen im Saarland setzen die Beamten im Bundesland Hessen, wo der erste deutsche „grüne“ Umweltministers Joschka FISCHER regiert, der "gefährlichen Giftmüll-Odyssee" unverzüglich ein Ende. DasZDF heute journal zeigt die von Greenpeace gemachten Bilder. Der Export kann verhindert werden

Schauplatz Sachsen-Anhalt
Greenpeace gerät in Konflikt mit Unternehmer Peter SCHMITZ, da dieser im sächsischen Dähre an der Lagerung von 5.000 Fässern voller Alt-Pestizide beteiligt ist. In einem Kartoffellager wartet der Giftmüll dort auf den Export nach Ägypten. 
Greenpeace fährt mit einem LKW vor. Aufschrift auf dem LKW: „Umweltschutz direkt“. Während Greenpeacer den Giftmüll bewachen, erscheint die geladene Presse. Die große Boulevardzeitung Bild am Sonntag (BamS) titelt: „Jetzt vergiften die Wessis den Osten“


März 1992

Schauplatz Saarland
Saarländische Behörden geben HELMCKEs Giftmüllfracht - im Oktober '91 gerade erst beschlagnahmt - als "Wirtschaftsgut" wieder frei. Der Grund: HELMCKE legt eine Importlizenz vor - einen fragwürdigen rumänischen Entsorgungsnachweis. 
Besorgt hatten ihn rumänische Partner beim Ministerium für Handel und Tourismus in Bukarest. Alle Fässer verschwinden daraufhin anfang März aus Merzig - in LKWs mit rumänischen Kennzeichen


01.April 1992

Schauplätze Hessen und Sylt
In der hessischen Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim wird damit begonnen die 60 Tonnen beschlagnahmten Giftmüll zu verbrennen - auf Rechnung von HELMCKEs Firma TRI aus St. Ingbert. Vermutlich mehr als 325.000 Euro kostet die Entsorgung. HELMCKE wird kurz darauf festgenommen - am Sylter Badestrand. Er kommt wegen des Verdachts auf Betrug in mehreren Fällen in Saarbrücken in Untersuchungshaft


Mai 1992

Schauplatz Rumänien

20 Tonnen Gift in 99 Fässern, die Hans-Werner HELMCKE nach Rumänien schleusen konnte, werden im rumänischen Landkreis Sibiu beschlagnahmt - nachdem Campaigner BERNSTORFF die dortige Umweltbehörde über die Geschäfte informiert hatte. "Bis Greenpeace kam, hatten wir praktisch keine Ahnung, was hier eigentlich läuft", sagen rumänische Ermittler

BERNSTORFF ermittelt mit Hilfe der Telefonauskunft den Namen und die Nummer des Sportjournalisten der deutschsprachigen Hermannstädter Zeitung in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien). Dieser weiß nichts von Müllexporten, verweist aber auf seine Frau, die - ebenfalls Journalistin - für der Karpathen-Rundschauschreibt. Diese Quelle erweist sich als Treffer

BERNSTORFF trifft sich mit der rumänischen Journalistin in Heidelberg. Die beiden tauschen Informationen aus. Der Verdacht massiver Giftmülltransporte aus Deutschland erhärtet sich.
Der Campaigner resümiert Korruption in großem Stil: Behörden von Bund- und Ländern, sowie Zoll und Grenzpolizei (heute Bundespolizei) sind verwickelt

Der unbekannte Anrufer wird von BERNSTORFF kontaktiert. Er erfragt Orte, von denen aus die Exporte bisher gestartet sind. Der Informant spricht über für Exporte geeignete Lagerhallen innerhalb einer konkreten Region in Sachsen – Kreis Vogtland

Schauplatz Sachsen
Ein als Jungunternehmer und Müllschieber getarnter 30-jähriger Greenpeace-Rechercheur, der auch als Journalist arbeitet, wird vorübergehend mit einem flotten BMW ausgerüstet. Er begibt sich undercover in das kriminelle Müllschieber-Milieu. 
Um sich für alle Fälle abzusichern, wird vorher das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen eingeweiht. Dort will der als Müllschieber auftretende Undercover-Rechercheur regelmäßig seinen Standort melden, sofern es möglich ist. 

Drei Tage sucht der verkleidete „Unternehmer“ nach für die Zwischenlagerung von „Pflanzenschutzmitteln“ geeigneten Hallen. Drei potentielle Lagerhallen werden von ihm ausfindig gemacht. Alle leer - also uninteressant. Dann die Punktlandung. Ein Krimineller hat angebissen. Der technische Geschäftsführer einer Textilfirma Henning B. ist bereit, eine Halle in Oberlungwitz in der Nähe von Chemnitz, an den Lockvogel von Greenpeace zu vermieten. Eine Besichtigung der Halle, die sich im Sächsischen Vogtland befindet, sei allerdings erst nach dem Abtransport gen Rumänien am kommenden Montag möglich, denn da sei „noch Zeug drin“, so Henning B. Der von Greenpeace verkleidete Unternehmer Frank BRENDEL bleibt dran und kann die Lagerhalle letztlich doch besichtigen

Als der Aktivist die Halle betritt, schlägt ihm massiver Giftgestank aus maroden Fässern mit Altpestiziden entgegen. Rund 40 Paletten unterschiedlichster Chemiekalien aus der DDR-Landwirtschaft befinden sich hier. Bei seiner Inspektion der Halle, kann er die Lieferadresse auf den teiweise undichten leckenden Fässern erkennen: „Alexandru DAN“ im rumänischen Hermannstadt. Ersteinmal nichtssagend (für ihn)

Der von Greenpeace beauftragte Rechercheur glaubt zwar noch weitere Hallen in Sachsen zu finden, zieht sich aber aus Gründen der Sicherheit zurück. Sein Erlebnisprotokoll können Sie hier nachlesen: 3 Wochen undercover im Untergrund

Schauplatz Sachsen
Greenpeace-Aktivisten aus Berlin sind mit einem PKW unterwegs nach Sachsen. Sie positionieren sich vor der Halle in Oberlungwitz. Mit dabei: Ein Transparent „Kein Giftmüllexport! Greenpeace“. Sie sollen melden, wenn die LKW mit dem Gift Richtung Rumänien abfahren, und sie dann verfolgen


12. Mai 1992

Zwei mit Giftfässern beladene LKW verlassen das Gelände in Oberlungwitz/Sachsen in Richtung CSSR.
Medienwirksam werden die Gift-LKWs mit unvollständigen Frachtpapieren und falschen Deklarationen am deutsch-tschechischen Grenzübergang Schönberg von Greenpeace-Aktivisten gestoppt 

Die Grenzpolizei wird gerufen und im Vorfeld informierte Journalisten filmen per Kamera das ausgebreitete Plakat

Die Polizei erkennt den schlechten Zustand der Pestizidfässer als Grund an, die Weiterfahrt zu stoppen

Der Giftmülltransport wird in den TV-Abendnachrichten thematisiert: „Greenpeace deckt auf: Deutscher Giftmüll sollte nach Rumänien“

Schauplatz Heidelberg
BERNSTORFF erfährt per Telefon von einem der LKW- Fahrer, die Ware sei an Alexandru DAN in Hermannstadt adressiert. Das ist bereits bekannt. Jetzt gibt der Fahrer eine detaillierte Wegbeschreibung zum Zielort Miercurea Sibiului/Reußmarkt

BERNSTORFF erfährt über seine Kontakte in Siebenbürgen, dass Alexandru DAN Lagerhallen ehemaliger Agrarkollektive verwaltet

Schauplatz Rumänien
BERNSTORFF reist erstmalig selbst nach Hermannstadt. An acht weiteren Plätzen im Landkreis findet er gelagerten Giftmüll aus Deutschland: in Hallen, in Kellern und auf freien

Flächen BERNSTORFF ist nun mit eigenem Greenpeace-Videoteam unterwegs. Sie filmen alle zuvor gefundenen Giftmülllager in Begleitung der rumänischen Polizei

BBC worldwide sendet die Bilder. Die rumänische Regierung beschuldigt daraufhin Greenpeace, sie wolle dem Ruf des Landes schaden


Mai 1992

Alexandru DAN wird in Rumänien mit 80 Millionen Lei - fast einer halben Million D-Mark - in der Tasche verhaftet und später zu drei Monaten Haft verurteilt


26. Mai1992

Bundesumweltminister Klaus TÖPFER verspricht seinem rumänischen Amtskollegen Marcian BLEAHU in Düsseldorf, er werde persönlich den Rücktransport der Giftfässer veranlassen


Juni 1992

Einwohner des Dorfs Miercurea Subiului in der Nähe von Hermannstadt (Sibiu) protestieren gegen die Giftdeponie im Ort, sie sperren die Europastraße und stauen zwei Stunden den Verkehr


Eine Kommission deutscher Experten des Bundes sowie Sachsens und des Saarlands besucht Sibiu und Bukarest – besichtigt werden acht illegale Deponien. Ihr Urteil: Es handele sich um Abfälle, „die einer umweltgerechten Entsorgung zuzuführen sind." Das Ergebnis macht klar: Die 2.000 Tonnen Giftmüll müssen eigentlich zurück an den Absender - wie es das internationale Abkommen zur Kontrolle grenzüberschreitender Abfalltransporte von 1990 vorsieht


7. Sept. 1992

In Miercurea Subiuliu wird ein angemieteter Hof der Firma Montana S.A. besucht: Greenpeace-Campaigner BERNSTORFF, der Bürgermeister des Orts und der Dorfpolizist requirieren zwei der Fässer aus dem Lager. Ein Greenpeace-Transport soll einige Gift-Fässer nach Deutschland zurückbringen – ein symbolischer Akt, der die Verantwortlichkeit deutscher Behörden betonen soll


9. Sept. 1992

Greenpeaceleute verladen weitere Gift-Fässer aus den illegalen Deponien im Kreis Sibiu auf einen LKW: In Schutzanzügen und Gasmasken nehmen sie ein bis zwei Fässer aus jeder der acht Deponien mit. Der Bestimmungsort der Fracht ist Bonn: Umweltministerium (für Herrn Minister TÖPFER!)


16. Sept. 1992

Schauplatz Sachsen:
Der symbolische Greenpeace-Rücktransport rollt über die Grenze auf bundesdeutschen Boden – und wird vom deutschen Zoll gestoppt. 
Dresden: Nach Rücksprache mit der Landesregierung Sachsen heißt es: Der Greenpeace-Truck sei ein Abfallimport, für den ein Abfallimportantrag gestellt werden müsse. Organisator Andreas BERNSTORFF erkennt diese Entscheidung nicht an und harrt mit 12 Tonnen Giftmüll an der Grenze aus

Greenpeace fordert den Rücktransport und die fachgerechte Entsorgung in Deutschland, sowie ein internationales Exportverbot für Giftmüll aus Industriestaaten in die dritte Welt und die Transformationsgesellschaften in Mittel-Osteuropa und Zentralasien

Die Bundesregierung „eiert, lenkt ab und bleibt untätig“, so BERNSTORFF

Schauplatz Bonn
In Bonn treffen sich die Umweltminister der 16 Bundesländer mit Klaus TÖPFER, um über das leidige Thema Müllexporte zu beraten. Auf der abschließenden Pressekonferenz am Spätnachmittag lehnt Minister TÖPFER jede politische Verantwortung für die Giftfässer in Siebenbürgen ab. Die 12 Tonnen auf dem Greenpeace-LKW fielen zudem unter die Abfallhoheit des Bundeslandes Sachsen


18. Sept. 1992

Schauplatz Sachsen
Der Giftmüll-Truck von Greenpeace steht noch immer an der Grenze. Was als „rollende politische Forderung“ (BERNSTORFF) gedacht war, kommt dennoch nicht zum Erliegen. Als "Müll-Mahnmal" sorgt der Protest-LKW in der lokalen Presse für Schlagzeilen.
Das Regierungspräsidium Chemnitz verfügt: Greenpeace habe die Giftfracht binnen 24 Stunden in das „Zwischenlager“ Meerane zu verbringen - wo bereits seit vier Monaten jene giftigen LKW - Fuhren parken, die Greenpeace im Mai in Schönberg am Transit nach Rumänien gehindert hat

Auf dem dortigen Parkplatz eines einstigen Ost-Betriebes soll das Gift bleiben, denn niemand in Bonn hat ein Entsorgungskonzept für die Fracht entwickelt. BERNSTORFF entgegnet auf das Parkplatz-Konzept: "Ohne Antwort aus Bonn kommt Meerane nicht in Frage." Der in Schönberg parkende Greenpeace-Truck rührt sich vorerst nicht vom Fleck


Ende September 1992

Das Bundesland Hessen erklärt sich auf Nachfrage von Greenpeacer BERNSTORFF bereit, die Hälfte des deutschen Gifts aus Rumänien aufzunehmen und in einer Untertage-Deponie zu lagern. Am selben Tag: Umweltminister TÖPFER verfügt aus Bonn die Räumung des Greenpeace-Transports an der Grenze


24. September 1992

Gegen 16 Uhr riegeln zwei Dutzend Polizisten den Greenpeace-LKW ab. Feuerwehrleute mit schwerem Gerät entern den Anhänger, auf dem sich elf Greenpeacer an die Giftfässer gekettet haben. Bolzenschneider werden angesetzt, die Greenpeacer einzeln losgeschnitten. Mechaniker meißeln das Zündschloss auf und schließen das Fahrzeug kurz. Nach drei Stunden ist der Spuk vorbei. Der Auflieger mit den Giftfässern, inzwischen an ein anderes Fahrzeug angekoppelt, wird nach Meerane gebracht


Januar 1993

Schauplatz Rumänien
Zweiter Eingriff: Durch platzende Giftfässer besteht die akute Gefahr, dass bei Tauwetter die Gifte den Boden verseuchen. Greenpeace beräumt mit eigenem Gerät die Halden 

Die Bukarester Regierung dankt der Firma Greenpeace für deren Engagement


01. Februar 1993

GREENPEACE stellt Minister TÖPFER ein Ultimatum, bis zum 15. Februar den Rücktransport aller Pestizide aus Rumänien anzuordnen. Unter der Androhung die Gifte selbst zurück nach Deutschland zu bringen, beginnen die Umweltschützer vor Ort mit dem Großreinmachen. 


14. Februar 1993

GREENPEACE wird von Klaus TÖPFER darüber informiert, dass der Rücktransport von 450 Tonnen Giftmüll aus Rumänien veranlaßt ist. Der Spezialabfall soll jetzt einem fachgerechten Recycling zugeführt werden


11. März 1993

Brisante Fracht: Ein Zug von 1,3 km Länge, beladen mit aus der BRD stammenden Pestiziden, schafft das große Ärgernis zurück nach Deutschland. Endlich.

Ein großer Erfolg ist gelungen: Die Aktion verschafft Greenpeace Gehör und wirksame Öffentlichkeit 

Greenpeace erhält nun viele Einladungen von Polizeihochschulen, Landesumweltministerien, dem Bundesaußenministerium sowie Entsorgerverbänden

Jetzt wird das Thema „Giftmüllexport“ auch von den Großen der Printmedienbranche gedruckt, z.B. von der Wochenzeitung DIE ZEIT (1.September 1995): Giftküchen auf Sparflamme 
Das Thema bzw. das Problem ist jetzt ersteinmal erledigt


 

(MH)