Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 07.01.2016

von Wolfgang GOEBELS, Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau, Daniel TAAB, Kölnische Rundschau

Albers war schon früh informiert

Silvester-Übergriffe: Druck auf Kölner Polizeichef wächst

KÖLN. Der Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hat im Interview mit der Rundschau eingeräumt, schon am Morgen des Neujahrstages erstmals über die Übergriffe in der Silvesternacht informiert worden zu sein. Es habe sich erst im Laufe des Tages nach Eingang entsprechender Strafanzeigen ein anderes Bild des Einsatzes ergeben als noch am Morgen. Zunächst hatte die Polizei erklärt, die Feiern seien "weitgehend friedlich" verlaufen. Erst am späten Nachmittag des Folgetages hatte die Polizei eine Meldung zu den Übergriffen veröffentlicht. Einen Rücktritt lehnte Albers ab.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) ist vorsichtig auf Distanz zu Albers gegangen. "Noch in dieser Woche" muss der schon nach den Hogesa-Gewaltaktionen schwer angeschlagene Polizeichef einen genauen Bericht über den Polizeieinsatz auf dem Bahnhofsvorplatz abliefern. Inzwischen sind vier Tatverdächtige ermittelt. Zwei aus Nordafrika stammende Taschendiebe hatte die Bundespolizei noch in der Nacht festgenommen. Die Kölner Polizei geht von mehr als 100 sexuellen Übergriffen und zwei vergewaltigten Frauen aus. Polizei und Staatsanwaltschaft werten die Delikte als organisierte Kriminalität. Am Vortag hatte Albers erklärt, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich die Täter zu ihren Raubzügen und sexuellen Übergriffen verabredet hätten.

In Hamburg liegen nach ähnlichen Vorfällen über 50 Anzeigen vor. Nach WDR-Informationen gab es auch in Düsseldorf Übergriffe.

Jäger verlangt eine konsequente Strafverfolgung und eine Konzeption der Polizei, wie solche Angriffe auf Frauen künftig verhindert werden. CDU-Landeschef Armin Laschet sagte, wenn die Polizei Frauen nicht mehr schützen könne, "dann nennt man das rechtsfreie Räume - also No-go-Areas". Bei der Kölner Polizei sollen sich in der Ermittlungsgruppe "Neujahr" bis zu 90 Beamte mit den Vorfällen beschäftigen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat ihre umstrittenen Sicherheitshinweise für Frauen klargestellt. Ihr sei klar, dass die Sicherheitslage nur mit zusätzlichen Kräften und neuer Technik zu verbessern sei. Für die Bemerkung, Frauen sollten in bestimmten Kreisen eine "Armlänge" Abstand halten, hatte sie im Netz Hohn und Spott geerntet.

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"Wächterpreis der Tagespresse" 2017