Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 06.10.2016

von Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau

Das etwas andere Silvesterfest

Schutzgitter, Feuerwerksverbot, Sperrbereiche: Stadt und Polizei legen Sicherheitskonzept vor

Polizeipräsident Jürgen Mathies hat seine Botschaft immer wieder verbreitet. In Redaktionsgesprächen, auf Empfängen oder vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages in Düsseldorf: "Dieses Silvester wird anders werden. Die Bilder werden sich nicht wiederholen." Seit Monaten befinden sich Stadt und Polizei in engen Gesprächen darüber, wie ein größtmöglicher Schutz am Hauptbahnhof gelingen kann. Heute wird Mathies sein Konzept der Presse und dann dem Hauptausschuss des Rates vorstellen.

Über Grundzüge des Papieres hatte die Rundschau bereits vor drei Wochen berichtet. Wie damals dargestellt, wird es einen weiträumigen Bereich rund um den Dom geben, der mit Drängelgittern abgesperrt wird. Vor dem Hauptportal sollen diese etwa an der Straße Unter Fettenhennen stehen, vom Wallrafplatz aus wird der Zugang am Domkloster begrenzt, weiter südlich wird die Straße am Hof die Grenze markieren.

Insgesamt soll es 13 oder 14 Punkte geben, an denen die Bürger nach Kontrollen in die Schutzzone gelangen. Für alle, die an der Liturgie des Jahresabschlussgottesdienstes im Dom mitwirken, wird es einen gesonderten Eingang im östlichen Bereich des Doms geben. Die 1,10 Meter hohen Wellenbrecher sollen vermutlich ab dem Nachmittag stehen, um 18.30 beginnt der Gottesdienst mit Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Schutzzone wird vermutlich einen Bereich des Bahnhofsvorplatzes einschließen, hier ist zudem mit einer deutlichen Präsenz von Einsatzkräften der Polizei zu rechnen. An neuralgischen Punkten will die Stadt Drängelgitter doppelt stellen, um Aufläufe zu verhindern.

"Wir wollen die Menschen nicht vertreiben", heißt es aus dem Rathaus. Auch eine lückenlose Kontrolle werde kaum möglich sein, es sei also nicht auszuschließen, dass der ein oder andere Feuerwerkskörper hereingeschmuggelt werde. Wichtig sei, den Überblick über die Zuströme in die Schutzzone zu behalten. Ordnungsrechtlich wird die Stadt das Abfeuern, aber auch die Mitnahme von Feuerwerkskörpern untersagen. Dies geschieht per Allgemeinverfügung, eine "Maßnahme zur Gefahrenabwehr", die ins Amtsblatt der Stadt aufgenommen wird. Auch stark alkoholisierte Personen werden nicht in die Schutzzone gelangen können. Ein Alkoholverbot wird es aber nicht geben, dies vor allem aufgrund rechtlicher Bedenken. Im Rathaus gibt es Zweifel, ob eine allgemeine Gefahr von Übergriffen ein Verbot rechtfertigen würde. In jedem Fall wäre mit Klagen zu rechnen. Die Allgemeinverfügung erfolgt nach dem Vorbild des Glasverbots rund um das Stadion. Zonen wie der Heinrich-Böll-Platz sind zur Entfluchtung vorgesehen.

Wie berichtet wird die Hohenzollernbrücke für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, ebenso die Treppen des Rheinboulevards. Nach Mitternacht sollen die Züge im Hauptbahnhof im Einrichtungsverkehr fahren. Das heißt: S-Bahnen, Regionalzüge oder ICE etwa Richtung Bonn fahren alle von einem Gleis aus, alle Züge etwa Richtung Düsseldorf fahren von einem anderen Gleis aus. Damit sollen "Massenwanderungen" im Hauptbahnhof verhindert werden, falls ein Zug ausfällt oder verspätet fährt. Das Konzept hat sich bei den Kölner Lichtern bewährt.

Das alles klingt nach Feierlichkeiten in einer Hochsicherheitszone. Debattiert wird noch, welche Bilder neben Polizeigewalt, Kontrollen und Drängelgittern in aller Welt zu sehen sein sollen. Der Vorstoß für ein Fest unter dem Titel "Neustart" war unter Sicherheitsaspekten abgelehnt worden. Nachgedacht wird dennoch über eine offene künstlerische Gestaltung. Dazu zählt eine Illuminierung des Doms, aber auch ein musikalischer Akzent auf dem Roncalliplatz (siehe Kasten).

Dompropst Gerd Bachner sagte auf Anfrage der Rundschau, dass das Domkapitel nicht im Wege stehen werde, wenn es um die Gestaltung friedlicher Bilder gehe. "Eine komplette Illumination, von der einige träumen, ist aber weder technisch, noch finanziell zu realisieren." Denkbar sei eine Lichtgestaltung am Hauptportal, wie sie vor einigen Wochen bei der Installation Silent-MOD umgesetzt worden war. Die Medien aus aller Welt werden seiner Ansicht nach aber vor allem auf den Bahnhofsvorplatz schauen, den Ort der Übergriffe selbst. "Wir müssen aufpassen, dass wir dort nicht nur Polizeipräsenz zeigen."

Ein Medienzentrum soll nach derzeitigen Planungen im Domforum oder in der Tourismuszentrale, also direkt am Dom, eingerichtet werden.

FLÜGEL AM DOM?

Eine Idee für eine künstlerische Note in der Silvesternacht wäre ein Klavierkonzert unter freiem Himmel. Die Kölner Pianistin Olga Scheps hat erst kürzlich auf der Domplatte gespielt. Sie wäre "liebend gerne dabei", sagte sie der Rundschau. Das Spiel am Flügel als Friedensbotschaft ist durchaus beliebt. Davide Martello spielte nach den Anschlägen von Paris in der französischen Hauptstadt, in Istanbul, in Kiew - und nach der Hooligan-Randale vor dem Kölner Dom. (mft) 

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