Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 07.10.2016

von Simon LORENZ, Daniel TAAB, Kölnische Rundschau

Feiern am Dom ohne Böller und Raketen

Stadt und Polizei stellen Sicherheitskonzept für Silvester vor - "Polizei trägt eine Bürde"

Es ist selten, dass die Arbeit der Stadtverwaltung ein solch großes Interesse der Öffentlichkeit erweckt. Zahlreiche Kameras und Dutzende Journalisten waren anwesend, als Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdirektor Guido Kahlen und Polizeipräsident Jürgen Mathies gestern vorstellten, was als Sicherheitskonzept für die Silvesternacht 2016 gemeinsam erdacht wurde. Über die Pläne der Stadt, die gestern unter dem Titel "Silvester 2016: Friedlich feiern in Köln" der Politik auf einer Sondersitzung des Hauptausschusses vorgestellt wurden, hatte die Rundschau gestern bereits ausführlich berichtet.

Ein "optisch unauffälliges", 1,10 Meter hohes Drängelgitter mit Einlasskontrollen soll eine Schutzzone (siehe Grafik) um den Dom gewährleisten, in die keinerlei Pyrotechnik mitgenommen werden darf. Weitere Sperrungen auf den Brücken und im Bahnhof sollen dafür sorgen, dass die Menschen gut nach Köln kommen und auch wieder abreisen können. Die Hohenzollernbrücke wird ab 16 Uhr abgesperrt, die Bahngleise werden überwacht. Dazu wird es einen Koordinierungsstab der Sicherheitskräfte geben und ein mobiler Security-Dienst für Frauen und Mädchen eingerichtet. Bessere Beleuchtung und Videoüberwachung ergänzen die Maßnahmen. "Was wir in dieser Nacht leisten, ist ein Spagat. Die Bürger sollen ausgelassen und friedlich feiern können, ohne dass die Polizei martialisch wahrgenommen wird", sagte Polizeichef Mathies.

Kein ganz leichtes Unterfangen, denn mehr als 1000 Polizeibeamte, darunter sechs Hundertschaften, wollen in der Silvesternacht eben das gewährleisten, was seit Monaten gebetsmühlenhaft vorgetragen wird: "Die Ereignisse, die massenhaften Übergriffe, der vergangenen Silvesternacht sollen sich nicht wiederholen." Mathies betonte: "Die Polizei trägt eine Bürde." Und stehe für die kommende Silvesternacht in der Verantwortung. Man werde zwar nicht verhindern können, dass vielleicht doch eine Rakete in Domnähe abgefeuert wird. Aber derjenige wird im Anschluss "die Polizei zu spüren bekommen". Erreicht werden soll diese starke Präsenz unter anderem durch 100 Drei-Mann-Teams, die ähnlich wie an den Karnevalstagen auch als Ansprechpartner der Bürger in der Stadt unterwegs sein werden. Aber auch, um "konsequent einzugreifen", wenn etwas aus dem Ruder zu laufen droht. "Die Polizei wird es nicht dulden, dass Raketen von den Rheinbrücken auf Menschen abgefeuert werden", sagte Mathies. Gemeinsam mit der Stadt wurden "Hotspots" identifiziert. Darunter sind nicht nur das Domumfeld und die Altstadt, auch die Deutzer Brücker, der Deutzer Bahnhof, die Ringe und das "Kwartier Latäng" um die Zülpicher Straße stehen im Fokus. An Details werde noch gefeilt.

Zum Vergleich: Silvester 2015 waren 140 Polizeibeamte unterwegs. Die Stadt wird ihre Kräfte verfünffachen, rund 160 Ordnungsdienstmitarbeiter werden unterwegs sein. Dennoch soll die Domplatte nicht menschenleer und Feiern möglich sein. Nur eben ohne Böller und Raketen. Einsatzleiter für die Silvesternacht wird der Leitende Polizeidirektor Michael Temme sein. "Die Bewältigung des Einsatzes ist eine große Herausforderung", sagte der erfahrene Polizist der Rundschau. Der Einsatz habe aber seine Unwägbarkeiten. "Es ist eine unklare Lage. Wir wissen nicht, ob die Täterklientel aus der Silvesternacht wieder nach Köln kommt", ergänzte Temme.

Lob für das Konzept kam aus Reihen von CDU, Grünen und FDP. Es sei "angemessen" sagte CDU-Chef Bernd Petelkau. Kirsten Jahn (Grüne) warb dafür, an Silvester "Normalität walten zu lassen." Im Gegensatz dazu wünschte sich Martin Börschel (SPD) ein Programm, das die Bürger auf die Domplatte locke. Wie der Linke Jörg Detjen glaubt er, dass auf Absperrungen am Dom verzichtet werden könnte. Ulrich Breite, FDP, kann sich am Dom irgendeine Form von Musik vorstellen, "dann feiern die Kölner sowieso".

Reker betonte, dass die Sicherheit und der "respektvolle Umgang mit dem Dom" an erster Stelle stünden. Zu einem möglichen Programm, das am Dom ein positives Bild aus Köln an Silvester in die Welt senden könnte, wollte sie noch nichts sagen. Vor dem Rathaus warteten zeitgleich in einem Käfig 20 weiße Tauben auf ihren Einsatz für eine private Hochzeitsfeier. Ein Bild des Friedens. 

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