Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 08.01.2016

von Daniel TAAB, Kölnische Rundschau

Täter wollten Polizistin die Handtasche stehlen

Ein weiterer interner Polizeibericht dokumentiert die Vorgänge in der Silvesternacht am Dom

Ein weiterer interner Polizeibericht dokumentiert das Ausmaß der Gewalt in der Silvesternacht. Der Bericht eines leitenden Beamten einer Einsatzhundertschaft der Landespolizei liegt der Rundschau vor.

Der Beamte spricht von einer "neuen, bislang nicht bekannten Dimension" bei einer Einsatzbewältigung. Alle Beteiligten seien nach den Vorfällen "tief beeindruckt". Auch die mehrfache sexuelle Belästigung einer Kollegin im Gedränge am Hauptbahnhof schockiert die Polizei. Außerdem wurde versucht, ihr die Handtasche zu stehlen.

Aus dem internen Bericht geht hervor, dass der Personenkreis auf dem Bahnhofsvorplatz bereits gegen 22.50 Uhr "total enthemmt" gewesen sei, dazu "erheblich alkoholisiert" oder "anderweitig berauscht". Auf die Ansprache der Polizisten hätten die Personen, überwiegend nordafrikanischer Herkunft oder arabischer Herkunft, mit "Unverständnis" und "völlig unbeeindruckt" reagiert.

Die Räumung der Domplatte sei nur mit Unterstützung der Bundespolizei möglich gewesen. Weiter wird deutlich, dass zu wenig Personal am Hauptbahnhof zur Verfügung stand, aber auch in den Inspektionen und auch in der Kriminalwache im Polizeipräsidium die Beamten "komplett ausgelastet" waren.

Blutproben, Entscheidungen über Festnahmen oder Feststellungen von Identitäten hätten viel zu lange gedauert. In einem Fall habe die Bearbeitung sieben Stunden gedauert. Ausgelastet waren auch die Gewahrsamszellen: "Die zugeführten Personen konnte nicht zeitnah aufgenommen werden." Die Verdächtigen in einem Fahrzeug der Polizei in die Zellen nach Kalk oder in die Innenstadtwache zu bringen, habe wegen der hohen Anzahl der Festnahmen etwa 90 Minuten gedauert. Bei durchgeführten Personenkontrollen konnte sich der überwiegende Teil der Personen "lediglich mit dem Registrierungsbeleg als Asylsuchender der BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) ausweisen". Ausweispapiere hätten die Kontrollierten in der Regel nicht vorgelegt. 

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