Die Berichte des EXPRESS, 21.04.2016

Der Hauptbahnhof galt als Terror-Ziel

Auch Umfeld des Bahnhofs wurde als Brennpunkt für Straftaten eingestuft

Köln - Die Bundespolizei hat das Bahnhofsumfeld, insbesondere die Hohenzollernbrücke und den Bahnhof Messe/Deutz, zwei Tage vor dem Silvester-Mob explizit für die Nacht des Jahreswechsels als "gefährdete Objekte" eingestuft. Die Entscheidung macht deutlich, wie sehr der Bereich bereits im Vorfeld als Brennpunkt angesehen wurde.

EXPRESS liegen entsprechende vertrauliche Unterlagen der Bundespolizei vor, wonach der Einsatzbefehl vom 22. Dezember genau eine Woche später so geändert wurde, dass die Beamten während der Silvesterfeierlichkeiten auch ohne konkrete Anhaltspunkte für eine Straftat Identitäten von Personen im Umfeld kontrollieren sowie Durchsuchungen (z.B. Taschen) durchführen durften.

"Die Bahnhöfe Köln Hbf und Messe/Deutz sowie die angrenzenden Bahnanlagen sind vom 31. Dezember 2015 in der Zeit von 20:00 Uhr bis 1. Januar 2016 08:00 Uhr als gefährdete Objekte im Sinne des § 23 I Nr. 4 BPOLG eingestuft", heißt es im als "Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch" eingestuften geänderten Einsatzbefehl vom 29. Dezember.

Über diese Entscheidung wurde am selben Tag auch die Kölner Polizei unterrichtet. Unklar ist, wie die Landesbeamten darauf reagierten. Der  Hauptbahnhof  selbst ist als Bahnhof der "Kategorie 1" nach EXPRESS-Informationen bereits seit 2013 wegen der grundsätzlichen Gefahrenlage durch islamistischen Terrorismus durchgehend mit dieser Gefährdungsstufe belegt. Dem Vernehmen nach erfolgte die Einstufung für das Kölner Silvesterfest wegen der Erfahrungen von Straftaten aus den Vorjahresfeiern.

Wie sensibel die Polizei auf Hinweise zu verdächtigen Personen reagierte, zeigt ein Einsatz am 2. Januar. An dem Tag beobachtete ein Zeuge vier bis sechs arabisch aussehende Männer in der Kölner City, die Magnettafeln mit dem Logo der Deutschen Bahn an zwei weißen Kleintransportern befestigten.

Darauf stieg in Sankt Augustin ein Hubschrauber der Bundespolizei auf, Beamte suchten fieberhaft nach den Fahrzeugen - vergeblich. Innenminister Ralf Jäger (55, SPD) wurde noch um 23.58 Uhr über "verdächtige Beobachtungen" informiert.

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