Die Berichte des EXPRESS, 08.03.2016
von Christian WIERMER, EXPRESS in Köln
EXPRESS enthüllt den Silvester-Befehl
Köln/Düsseldorf - Die Aufklärung der Silvester-Schande rollt an. Gestern sagten die ersten Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags aus. Die Abgeordneten dürften bald auch Fragen zum bislang geheimen Einsatzbefehl für die Silvesternacht haben. EXPRESS enthüllt das brisante Dokument.
Tumultdelikte", massenhafter Diebstahl, Raub, "Täterklientel Nafri", "günstige Tatgelegenheitsstrukturen", gezieltes Beschießen mit Feuerwerkskörpern - es ist, als hätte die Polizei bereits zwei Tage vorher geahnt, was passieren könnte - und dabei schon vorn vornherein zum Scheitern verurteilt war. Die Frage, warum das Land der Kölner Behörde Mitte Dezember weniger Bereitschaftspolizisten als angefordert (zwei Züge statt einer gesamten Hundertschaft mit 123 Kräften) zugestanden hat, keimt neu auf.
Denn: Am 29. Dezember warnte jedenfalls die Führung ihrer Einsatzkräfte ziemlich genau vor Täter und Taten, die zwei Tage später schreckliche Realität werden sollten. Unter dem Titel "besondere Lage" kündigte Peter Römers, Chef der Inspektion 1 (Innenstadt), im Silvester-Befehl an: "Die allgemeine Sicherheitslage nach den jüngsten Anschlägen wird als bekannt vorausgesetzt. Gerade in Bezug auf diese Lage in Verbindung mit einem massiven und häufig rücksichtslosen Einsatz von Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern (gezieltes "beschießen" von Personen, auch Einsatzkräften) und den daraus resultierenden Gefahren (etwa Panikreaktionen) ist eine deutlich sichtbare polizeiliche Präsenz im gesamten Einsatzraum erforderlich. Insbesondere der flächendeckenden Ansprechbarkeit für hilfesuchende Bürger kommt wegen der allgemein herrschenden Verunsicherung eine hohe Bedeutung zu."
Das Pyro-Chaos - genau damit begann es am frühen Silvesterabend auf dem Bahnhofsvorplatz!
Und die Polizei hatte auch - wenn auch nicht bezüglich der Sexual-Delikte - eine Vorahnung, was in den Menschenmassen passieren könnte. Als "maßgebliche" Tätergruppe wurden sogar explizit nordafrikanische Intensivtäter (Polizeisprache "NAFRI") ausgemacht: "Zudem ist während der Feierlichkeiten mit den typischen Gefahren zu rechnen, die sich aus größeren Menschenansammlungen in Verbindung mit (stark) erhöhtem Alkoholkonsum heraus ergeben können. Neben einer Vielzahl von Körperverletzungsdelikten (häufig als "Tumultdelikt") hat es in den letzten Jahren insbesondere in den Deliktsbereichen Taschendiebstahl und Straßenraub erhebliche Steigerungen gegeben. Dies dürfte maßgeblich auf die Täterklientel NAFRI zurückzuführen sein, die die günstigen Tatgelegenheitsstrukturen nutzen." Auf Anfrage teilt die Polizei mit: "Erfahrungsgemäß kann der Vielzahl von Tumultdelikten insbesondere durch den Einsatz geschlossener Einheiten erfolgreich begegnet und gleichzeitig auch eine präventive Wirkung erzielt werden." Geschlossene Einheiten, das sind die Bereitschaftspolizisten, die das Land im Vorfeld verweigerte.
Online am: 08.03.2016
Aktualisiert am: 08.05.2017
Inhalt:
- Unglaubliche Ereignisse einer Silvesternacht und ihre Folgen: ein Überblick
- Die Chronologie aller Ereignisse der Silvesternacht
- 3 Medien machen alles öffentlich: das Making-of dreier Redaktionen
- Der parlamentarische Untersuchungsausschuss "Kölner Silvesternacht"
Tags:
EXPRESS | investigativ | Köln | Kölner Stadt-Anzeiger | Kölnische Rundschau | Nordrhein-Westfalen | Parlamentarischer Untersuchungsausschuss | Polizei

Auszeichnungen:
"Wächterpreis der Tagespresse" 2017
Die Menschen hinter dieser Geschichte:
- Joachim FRANK
- Janine GROSCH, Kölner Stadtanzeiger
- Christopher HEYER, Video EXPRESS
- Christian HÜMMELER, Kölner Stadt-Anzeiger
- Fabian KLASK, Kölner Stadtanzeiger
- Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau
- Oliver MEYER, EXPRESS in Köln
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- Detlef SCHMALENBERG
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- Daniel TAAB, Kölnische Rundschau
- Gerhard VOOGT, EXPRESS in Köln
- Christian WIERMER, EXPRESS in Köln
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