Die Berichte des EXPRESS, 12.07.2016

Sex-Mob: Daten bei der Kölner Polizei gelöscht!

Hat das NRW-Innenministerium in Düsseldorf versucht Einfluss zu nehmen? Rätsel über mysteriösen Anruf

Köln - Kann das noch alles Zufall sein? Die von NRW-Innenminister Ralf Jäger (55, SPD) angekündigte "lückenlose Aufklärung" der Ereignisse rund um die Silvesternacht weitet sich zu einer handfesten Affäre aus. Denn jetzt kommt ein monatelanges Versäumnis mit schwerwiegenden Folgen ans Licht. Lösch-Skandal bei der Kölner Polizei!

Hat das Innenministerium am Neujahrstag versucht, Einfluss auf die allererste, hochbrisante Meldung über  Sex-Mob  zu nehmen? Seit Monaten wird diese Frage heiß diskutiert.

Es geht um einen Anruf vom 1. Januar, über den zwei Kölner Polizisten berichten. Gegen 13.30 Uhr habe sich ein Anrufer, der sich als Mitarbeiter der Landesleitstelle vorstellte, bei ihnen gemeldet und den Rückruf der Meldung an die Landesregierung gefordert. "Das sind doch keine Vergewaltigungen. Diesen Begriff streicht ihr. Ihr storniert die WE-Meldung und schreibt die am besten ganz neu", soll der Anrufer gesagt haben. Dies sei ein "Wunsch aus dem Ministerium".

Wer war der mysteriöse Anrufer? Innenminister Jäger versprach eine lückenlose Aufklärung. Dabei sollten auch die Auswertung von Telefon-Verbindungsdaten helfen. Kölns Vize-Polizei-Chef Manuel Kamp (39) erklärte dem Untersuchungsausschuss allerdings im Mai, diese seien seit Ende Februar nicht mehr verfügbar. Man habe alles probiert, vergeblich.

Doch das ist offenbar falsch - es war sehr wohl möglich! Oder besser: wäre möglich gewesen. Wie aus einem neuen Schreiben des Innenministers an den Untersuchungsausschuss hervorgeht, hat die Polizei erst am 2. Juni (!) die Daten des entscheidenden Anschlusses der Kriminalwache gesichert - fünf Monate nach den Ereignissen und über zwei Monate nachdem Jäger sich vor dem Parlament erstmals zu den Anruf erklären musste.

Die Folge: Wegen der automatisierten Löschung der Festnetzverbindungen konnten nur noch die Telefonate ab dem 2. bzw. 3 Januar rekonstruiert werden. Offenbar hätten zwei Tage vorher ausgereicht, um der Aufklärung der Vertuschungsvorwürfe näher zu kommen. Ein schier unglaublicher Vorgang

Auszeichnungen:

"Wächterpreis der Tagespresse" 2017