Moskau: Bilder einer (verbotenen) Ausstellung in Russland

"Achtung, Religion"

 

Das Jahr 2003 ist das dritte Jahr der ersten Ära PUTIN. Im Sacharow-Zentrum, Moskau, wird die Ausstellung "Vorsicht, Religion" eröffnet. Das Sacharow-Zentrum will nicht nur die Erinnerung an die Verbrechen in der Sowjetzeit, insbesondere unter STALIN, wachhalten, sondern sich auch für die "Werte einer offenen demokratischen Gesellschaft und eines offenen demokratischen Staates" einsetzen, für die Namensgeber SACHAROW eingetreten ist.

Am vierten Tag nach der Ausstellungeröffnung im Januar 2003 dringen militante Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in das Gebäude ein und verleihen ihrem Unmut und ihrer Wut ungezügelten Ausdruck: durch Beschmieren vieler Ausstellungsobjekte, teilweise auch durch Zerstörung.

Der Leiter des Sacharow-Zentrums, Juri SAMODUROW, schließt die (zerstörte) Ausstellung - gegen den Willen der betroffenen Künstler.

Im Februar fordert dann das russische Parlament, die Staatsduma, die Generalstaatanwaltschaft in Moskau auf, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten: wegen Schürens von religiösem Hass. Nur zwei von insgesamt 267 Abgeordneten stimmen dagegen. Einer dieser beiden, Sergej JUSCHTSCHENKOW, erklärt daraufhin, das man gerade Zeuge der Geburt eines totalitären Staates werde - unter Führung der russischen orthodoxen Kirche. JUSCHTSCHENKOW wird wenige Wochen später ermordet.

Die Staatsanwalatschaft tut wie befohlen. Es kommt zu einem Gerichtsverfahren, das im März 2005 endet: Mit der Veurteilung von SAMODUROW, dem Leiter des Sacharow-Zentrums, und einer Mitarbeiterin an der Ausstellung, Ljudmilla WASSILOWSKAJA. Jeweils zu einer Geldbuße von 100.000 Rubeln - etwa 2.500 Euro.

Im folgenden einige Bilder und Exponate von der Ausstellung. Vor und nach der Zerstörung.

 

Einige Werke vor der Zerstörung

 

Übersetzung der Überschrift: Nachrichten, Rat der Abgeordneten der UdSSR:

 

Übersetzung der Schrift im roten Rechteck: "Wir geben Kohle zusätzlich!"

 

Übersetzung der Zeilen auf dem weißen Zettel: "Das Gemälde wurde auf ausdrückliche Bitte der Diözese entfernt":

 

Übersetzungen der Schriften in den oberen Rechtecken: Links: Licht gegen die Dunkelheit. By Wisojew. Rechts: Ein Spiel für junge Atheisten

 

Überschrift: "Achtung, Religion!"

 

Einige Werke nach der Zerstörung

 

Übersetzung der aufgesprühten Schrift: "Ihr seid dreckige Dämonen"

 

Übersetzung der aufgesprühten Schrift: "Gotteslästerung ihr hasst die Otthodoxie, ihr seid verflucht"

 

Übersetzung der aufgesprühten Schrift: "Gotteslästerung"