Kölner Stadtanzeiger, 01.02.2013

von Peter BERGER, Joachim FRANK

Meisner erlaubt "Pille danach"

Köln/Düsseldorf. Politiker und Kirchenvertreter haben die Kehrtwende des Kölner Erzbischofs, Joachim Kardinal Meisner, bei der Vergabe der "Pille danach" begrüßt. Nach einer langen Zeit der Ablehnung hatte Meisner am Donnerstag erklärt, er halte die Verschreibung bestimmter Präparate nun für "ethisch vertretbar". Die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sprach von einem "wichtigen Signal zur Sicherstellung einer umfassenden Versorgung von Frauen in Not in Krankenhäusern katholischer Trägerschaft". Der Kardinal beende die in den vergangenen Wochen im Erzbistum Köln aufgetretene Verunsicherung, ob für Frauen nach einer Vergewaltigung eine angemessene Versorgung in katholischen Krankenhäusern gewährleistet sei. Der Katholische Krankenhausverband geht davon aus, dass mit der Erklärung die Unsicherheiten in katholischen Kliniken ausgeräumt seien. Der Landesverband der katholischen Schwangerenberatung Donum Vitae betrachtet sie "als ein Signal für Frauen, die in einer extremen Not- und Belastungssituation einen Ausweg suchen". Für die Landesvorsitzende und CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Heinen-Esser stellt sich dennoch die Frage, warum katholische Krankenhäuser bisher die "Pille danach" rigoros abgelehnt hätten, obwohl die Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Wirkprinzipien der Präparate doch seit langem bekannt gewesen seien.

Klares Nein zur "Abtreibungspille"

Zwei katholische Kliniken in Köln hatten ein Vergewaltigungsopfer abgewiesen, um das Medikament nicht verordnen zu müssen. Als Folge aus diesem Skandal vollzog Meisner nun einen spektakulären Kurswechsel. Noch in der vorigen Woche hatte der Kardinal katholischen Einrichtungen und Medizinern das strikte Verbot der "Pille danach" eingeschärft. Nun unterscheidet Meisner, nachdem er sich mit Fachleuten beraten habe, zwischen der verhütenden Wirkung der "Pille danach" und einer Abtreibung im frühesten Stadium. Während eine "verbrecherische Befruchtung" verhindert werden dürfe, bleibe es nach katholischer Auffassung nach wie vor verboten, menschliches Leben auch im frühesten Stadium zu töten, heißt es in einer Erläuterung des Erzbistums Köln. Konkret bekräftigt Meisner das Verbot der "Abtreibungspille" Mifepriston (RU 486, Mifegyne). Allerdings sei "nichts dagegen einzuwenden", wenn katholische Kliniken auch über solche Formen der "Pille danach" informierten, die "nach katholischer Auffassung nicht vertretbar sind".