Gehört der Islam zu Deutschland?

Hätte man vor 500 Jahren die Frage gestellt, ob die (ketzerischen) Lehren von Martin LUTHER zu Deutschland gehörten, hätte die Mehrheit - und insbesondere amtliche Funktions- und Würdenträger des sogenannten Establishments- "nein" gesagt. Hätte man vor 80 Jahren gefragt, ob das Judentum zum Deutschen Reich oder zur "Deutschen Kultur" gehöre, wäre es ebenfalls auf ein (entschiedenes) "Nein, niemals!" hinausgelaufen. Wir wissen längst, wie sich alles (weiter) entwickelt hat.

Auch wenn sich politische oder religiöse Toleranz und die Akzeptanz unterschiedlicher Kulturen oder Lebensformen heute weitgehend durchgesetzt haben, so verbleibt immer noch ein Rest von Unbelehrbaren oder Ewig Gestrigen. Genau so wie es um die politische oder religiöse 'Mitte' herum zu beiden Seiten, also links und rechts davon, (extreme) Ränder gibt. Das ist nicht und nirgendwo zu vermeiden. Die entscheidende Frage lautet vielmehr, wie die Mehrheit mit diesem Problem umgeht. Und ob politische oder religiöse Minderheiten - sofern sie nicht die freiheitliche Grundordnung der Toleranz in Frage stellen - sich hierzulande verwirklichen können.

Wir dokumentieren dies an zwei Beispielen: Moscheebauvorhaben in Berlin und Köln. Und zeigen, wie sich Deutschland weiter entwickelt hat. Dass auch der "Islam zu Deutschland gehört", diesen denkwürdigen Satz hat inwischen sogar ein Bundespräsident im Oktober 2010 offen ausgesprochen, der zwar in eigenen privaten Angelegenheiten offenbar nur noch wenig Bezug zu den politischen Realitäten hatte, der aber Realist in Sachen religiöser Orientierung war. Unddas beim Namen nannte, was für die Mehrheit im Land längst Selbstverständlichkeit war: Dass es unterschiedliche Religionen und Kulturen gibt. Und dass alle ihre Existenzberechtigung haben. Solange sie alle anderen respektieren.

Die obige Postkarte stammt aus dem Jahr 2006. Die Ahmadiyya Muslimgemeinde, die deutschlandweit rund 30.000 Mitglieder hat und in Berlin ca. 200 zählt, wollte im Berliner Stadtteil Pankow, Ortsteil Heinersdorf, ein neues Gotteshaus, eine neue Moschee errichten. Sie wurde im Oktober 2008 auch eingeweiht und ist nun das vierte islamische Gotteshaus in Berlin.

Der Weg dahin war von heftigen Querelen gekennzeichnet - Heinersdorfer Bürger, die sich (angeblich) für Toleranz und Religionsfreiheit aussprechen, woll(t)en diese Moschee nicht, jedenfalls nicht in ihrem Stadtteil.

Heinersdorf liegt im östlichen Teil Berlins. Rund 354.000 Menschen leben dort in Pankow. Darunter Bürger aus 160 Staaten. Der Ausländeranteil liegt mit knapp 7% vergleichsweise gering. Dafür ist die Arbeitslosenquote doppelt so hoch (Stand 2006). Die meisten Menschen mit "Migrationshintergrund" (wie das heute heißt) stammen aus Polen, Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, Russland und Vietnam. In Pankow leben also sehr wenige Muslime. Jene, die sich gegen den Bau aufgelehnt haben, sind Deutsche.

Vielen ist der Islam unheimlich. Meistens wissen solche Menschen wenig über diese Religion. Deswegen sind auch anderswo Neubaupläne von Moscheen immer von heftigen Protesten begleitet. Wir rekonstruieren den Vorgang des Moscheebaus

Den wenigsten ist klar, dass die beiden großen Weltreligionen, Christentum und Islam, gemeinsame Wurzeln haben: An derem Anfang steht Abraham (arabisch/islamisch: Ibrahim). DER SPIEGEL hatte im Dezember 2008 dazu eine große und lesenswerte Titelgeschichte - zum christlichen Weihnachtsfest: "Der gemeinsame Vater".

Auch wir beschäftigen uns hier mit diesen gemeinsamen Wurzeln: 3 Religionen im Vergleich: mit dem jüdischen Glauben, dem Christentum und dem Islam. In dieser zeitlichen Reihenfolge sind diese Religionen auch entstanden, der Islam ist die jüngste Glaubensrichtung.

Unter Fragen zum Islam geben wir Auskunft über die wichtigsten Dinge, die man dazu wissen sollte.

In einem mehrteiligen Interview steht uns der Direktor des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts in Hamburg, Ali Özgür ÖZDIL, Rede und Antwort zu Fragen des Islam, Multikulti und den Bau von Moscheen.

Wenn Sie diese Geschichte direkt aufrufen oder verlinken wollen, können Sie das unter www.ansTageslicht.de/Moscheebau tun.