Moscheebau in Berlin - eine ausführliche Chronologie

Anfang März 2006

Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde in Berlin kündigt den Neubau einer Moschee an: 2 Geschosse, Kuppel und mit Minarett. Das Gotteshaus soll in Berlin-Pankow, Stadtteil Heinersdorf gebaut werden


09.03.2006

Obwohl einige Heinersdorfer Bürger gegen die Moschee protestieren, stellt die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde im Bauausschuss des Bezirks ihre Baupläne vor


Mitte März 2006

Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde verhandelt über den Kauf eines 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Tiniusstraße in Heinersdorf. Einige der Bürger möchten per Gerichtsbeschluss den Bau verhindern, denn sie haben Angst vor dieser Kultur, Angst von den Extremisten.
Die NPD nutzt die Lage und verteilt erste Flugblätter im Bezirk.
Das Bezirksamt unterstützt den geplanten Bau.
Die ersten Bewohner, die sich zu Wort melden, sind weiter gegen den Moscheebau. „Die Glaubens- und Religionsfreiheit gilt auch für Heinersdorf“, betont der Pankower Bürgermeister Burkhard KLEINERT von der Linkspartei


Ende März 2006

Die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde kauft das vorgesehene 4.000 Quadratmeter große Grundstück.
Mehrere verschiedene Initiativen rufen zu einer friedlichen Gegendemonstration zu der geplanten NPD-Demo am 01.04.2006 auf


30.03.2006

In der Turnhalle einer Grundschule organisiert der Bezirk eine Bürgerversammlung, zu der rund 1.700 Bewohner kommen. Es moderiert die frühere Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara JOHN. 1.000 der Bewohner stehen draußen, da in der Turnhalle kein Platz für alle ist. Viele Bürger protestieren lautstark und beschimpfen die Gäste. 
Die Polizei beendet vorzeitig die Zusammenkunft, da es Drohungen von den Anwohnern gibt, die Turnhalle mit Gewalt zu stürmen. Kommunalpolitiker und Vertreter der Muslim Gemeinde werden mit Polizeischutz zu ihren Autos begleitet


März 2006

Anwohner die sich gegen den Moscheebau wehren, gründen eine Bürgerinitiative: die IPAHB - Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger.
Gegen die Pankower CDU erhebt Volker RATZMANN, Fraktionschef der Bündnis90/Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, schwere Vorwürfe. Seiner Meinung nach heizt der Kreisvorzitzende die Proteste gegen den Bau der Moschee in Heinersdorf an.
Trotz der starken Proteste will die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde die Moschee bauen


01.04.2006

Die NPD demonstriert unter dem Motto “Nein zur Moschee in Pankow“ durch den Bezirk. An der Demo nehmen mehr als 200 Menschen teil. 
Mehr als 250 Menschen demonstrieren gegen einen Aufmarsch der NPD


03.04.2006

Abdul Basit TARIQ, der Imam der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, trifft sich zu einem Gespräch mit dem CDU-Ortsverband Schönhauser Allee


Anfang April 2006

Der CDU-Politiker im Abgeordnetenhaus und CDU-Kreisvorstand in Pankow, Rene STADTKEWITZ, erhält einen Drohbrief – er ist gegen den Moscheebau. Der Drohbrief wird ersteinmal nicht öffentlich gemacht


13.04.2006


April 2006

Die Moschee soll unter Polizeischutz gebaut werden. Anlass hierzu sind die Drohungen der Anwohner, die besagen, dass die Mosche angezündet wird, falls sie gebaut wird.
Friedbert PFLÜGER, CDU-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl, äußert sich gegen den Bau der Moschee, denn in seinen Augen hat die der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde einen fragwürdigen und missionarischen Charakter. Somit solle sie auf den Bau verzichten. 
Claudia SCHMIDT, Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, schätzt die Gemeinde als friedliebend ein. Im benachbarten Stadtteil Reinickendorf beten die rund 200 Mitglieder der Muslim-Gemeinde seit 18 Jahren in einem gemieteten Einfamilienhaus – es geht dort absolut friedlich zu, keiner der unmittelbaren Anwohner nimmt Anstoß an dem improvisierten Gebetshaus.
Die CDU in Pankow ist sich wegen des Moscheebaus uneinig. Der amtierende CDU-Kreischef (gleichzeitig Mitglied im Abgeordnetenhaus, dem Berliner Landesparlament) René STADTKEWITZ, ist gegen den Bau der Moschee, Karl HENNING, der CDU-Ortsverbandsvorsitzende dafür – er hält religiöse Gleichberechtigung und Toleranz für eine „christliche“ Partei für unverzichtbar


21.04.2006

Die Bewohner wollen durch ein Bürgerbegehren verhindern, dass im gesamten Bezirk eine Moschee gebaut werden darf. Sie stellen einen entsprechenden Antrag beim lokalen Bezirksamt.
Karl HENNIG, der Vorsitzende des Pankower CDU-Ortsverbandes Schönhauser Allee, der den Bau der Moschee befürwortet, legt aus Protest gegen seine Partei sein Amt nieder


24.04.2006

Friedbert PFLÜGER verteidigt seine Unterstützung für die Bürgerinitiative, die sich gegen den Bau der Moschee richtet: die Ahmadiyya-Gemeinde sei eine Sekte.
Ehrhart KÖRTING, SPD und Berlins Innensenator, ermutigt die Gemeinde trotz der Proteste die Moschee zu bauen


Ende April 2006

Der CDU Politiker STADTKEWITZ bekommt erneut einen Drohbrief und der CDU-Kreisverband positioniert sich inzwischen gegen die Moschee


02.05.2006

Der Berliner Migrationsbeauftragte Günter PIENING trifft sich mit den Vertretern der Ahmadiyya Muslim Gemeinde und ermuntert diese, schnellstens mit dem Bau zu beginnen. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde hat Angst, dass während des Baus die Mitglieder der Gemeinde und Bauarbeiter von den Gegnern mit Steinen angegriffen werden


03.05.2006

Die Bezirksverordneten von Pankow treffen sich wegen des Streits um den Moschee-Bau in einer Sondersitzung auf Antrag der SPD. Die CDU wird von den Fraktionen der SPD, dem Bündnis90/Grünen und der Linkspartei PDS kritisiert. Als „heuchlerisch und verlogen“ bezeichnen sie die CDU. 
Ergebnis der Debatte: die Heinersdorfer sollen einen Bürgerbrief erhalten, in dem sie über die Ahmadiyya Gemeinde und den Bau der Moschee informiert werden. Dieser Brief wird kurze Zeit später ohne die Zustimmung der CDU verschickt:


Anfang Mai 2006

Es wird bekannt, dass es zwischen der NPD und der CDU Kontakte gibt, da die Bilder der NPD-Demo vom 01.04.2006 ausgewertet wurden. Bernhard LASINSKI von der CDU, Schatzmeister im Ortsverband Pankow-Nord und Bürgerdeputierter im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, hatte an der NPD-Demo teilgenommen. Jetzt diskutiert die CDU, ob LASINSKI ‚bestraft“ werden soll.
Dem Bau der Moschee in Pankow steht laut Bezirksbürgermeister Burckhard KLEINERT nichts mehr im Wege. Es wird die erste Moschee im Ostteil von Berlin werden.
Die Bürgerinitiative befürchtet Auseinandersetzungen zwischen islamischen und ausländerfeindlichen Extremisten


04.05.2006

Der stark kritisierte Bernhard LASINSKI tritt aus der CDU aus und kommt somit einem Parteiausschuss zuvor.
Im Abgeordnetenhaus ruft Ehrhart KÖRTING, Berlins Innensenator, zu mehr Toleranz auf


05.05.2006

Das am 21.04.2006 beim Bezirksbürgermeister gestellte Bürgerbegehren wird von der zuständigen Senatsverwaltung als verfassungswidrig erklärt, weil es in das Grundrecht auf Ausübung der Religionsfreiheit eingreift


17.05.2006

Die Bezirksverordneten lehnen einen Antrag der CDU ab, das Bezirksamt solle der Ahmadiyya Muslim Gemeinde abraten die Moschee zu bauen


Mai 2006

Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will den Bauantrag nächsten Monat stellen.
Die Bürgerinitiative will entscheiden, wie sie weiter gegen den Bau vorgehen soll.
Friedbert PFLÜGER, der CDU-Spitzenkandidat, sowie der CDU-Kreisverband sind immer noch gegen den Bau der Moschee.
Die Haushalte in Heinersdorf bekommen den geplanten Brief von den Bezirkspolitikern zugeschickt, der Informationen über die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, den Moschee-Bau und über Bestimmungen des Baurechts enthält.
SPD, Linkspartei und Grüne veröffentlichen eine Aufforderung an die CDU, nicht mehr die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit in Frage zu stellen. Die 3 Parteien vereinbaren weiter, keinen Moscheegegner der CDU in das nächste Bezirksamt wählen zu wollen. Außerdem solle die CDU auf alle Aktivitäten verzichten, die sich gegen den Bau der Moschee richten


Mitte Mai 2006

Die CDU hat immer noch eine ablehnende Haltung gegenüber der Moschee. Um die Ahmadiyya Muslim Gemeinde auf den Verzicht der Moschee in Heinersdorf zu überzeugen, wünscht sie sich mit der Gemeinde einen ergebnisoffenen Dialog. Wegen ihrer Haltung wird die CDU von den anderen Parteien stark kritisiert.
In Heinersdorf verteilen Rechtsexterme Republikaner Handzettel mit dem Inhalt: „Wir lassen die Kirche im Dorf und die Moschee in Istanbul“


20.05.2006

Demonstration gegen den Bau der Mosche und gegen „Überfremdung“. Ungefähr 500 Bürger kommen zu der Demonstration, darunter einige Anhänger der rechten Szene.
Die Polizei nimmt vorläufig fünf Teilnehmer fest, da sie die Polizei beschimpfen und Wiederstand leisten. Die Bürgerinitiative gegen die Moschee beteiligt sich nicht an der Demonstration.
Eine Gegendemonstration findet ebenfalls statt. Aufgerufen durch das Bezirksamt und das Pankower Netzwerk gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt. Burkhard KLEINERT, der Bezirksbürgermeister beteiligt sich daran. Aus Solidarität setzten Berlins Jungliberale symbolisch einen Grundstein für die Moschee


Ende Mai 2006

Die Anwohner in Pankow-Heinersdorf planen eine neue Demonstration gegen den Bau der Moschee.
Trotz der Proteste will die Ahmadiyya Muslim Gemeinde schnellstens mit dem Bau beginnen. Den Bauantrag dafür soll nächste Woche gestellt werden. Den positiven Bauvorbescheid haben sie schon von dem Bezirksamt der Gemeinde


31.05.2006

Die IPAHB stimmt die Formulierungsvorschläge für ein zweites Bürgerbegehen gegen die Moschee mit einem Rechtsanwalt ab


06.06.2006

Die Bürgerinitiative gegen den Moscheebau reicht erneut ein Antrag auf Bürgerbegehren ein


07.06.2006

Kundgebung zur Unterstützung der Ahmadiyya Muslim Gemeinde durch antifaschistische und antirassistische Initiativen.
Demonstration der IPAHB mit ca. 1.500 Menschen gegen den Moscheebau. Mit dabei: viele Neonazis, von denen eine große Gruppe den Demo-Zug anführt. Präsent sind ebenfalls namhafte Funktionäre rechtsextremer Organisationen und verbotener Kameradschaften, unter ihnen Jörg HÄHNEL, der NPD-Kreisvorsitzende in Pankow


Anfang Juni 2006

Politisch missbraucht fühlt sich die IPAHB, denn sie wird nicht nur von den Anwohnern unterstützt, sondern auch von den rechtsextremen Parteien. Nach eigenen Angaben lehnt die IPAHB die Zusammenarbeit mit den Rechten ab. Kritiker werfen der IPAHB allerdings das Gegenteil vor.
Das Beratungsteam „Ostkreuz“ für Demokratieentwicklung, Menschenrechte und Integration der Stiftung SPI organisiert ein Treffen zwischen der der Ahmadiyya Muslim Gemeinde und den Bürgern


14.06.2006

Die CDU Reinickendorf und andere Parteien im Bezirksparlament verabschieden eine Erklärung, in der alle Handlungen, die sich gegen den Bau der Moschee richten, verurteilt werden. Somit stellt sich die CDU Reinickendorf offen gegen den landesweiten Spitzenkandidaten PFLÜGER.
Seit Wochen verteidigt die Bezirksbürgermeisterin Marlies WANJURA (CDU) die Ahmadiyya Muslim Gemeinde


25.06.2006

Im Heinersdorf beenden Polizei und Feuerwehr in der Nacht vom 24. - 25. Juni eine illegale Demonstration gegen die geplante Moschee


Ende Juni 2006

Der zweite Antrag auf Bürgerbegehren scheitert erneut - aus dem gleichen Grund wie beim ersten Mal


28.06.2006

Abdul Basit TARIQ, der Imam der Ahmadiyya Muslim Gemeinde bekräftigt, dass die Gemeinde weiter zum Bauvorhaben stehe. Bis 2007 soll die Moschee fertig sein


29.06.2006

Erneute Demonstration der Bürgerinitiative mit ca. 2.000 Teilnehmern, begleitet durch 500 Polzisten. Mit dabei: wiederum Rechtsextreme. Die Polizei nimmt zwei Vermummte vorläufig fest.
Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Joachim SWIETLIK, fordert die Politiker öffentlich auf, den Bau der Moschee nicht zu genehmigen


05.07.2006

Die evangelische Kirche und das Bezirksamt in Pankow laden zur einer Gesprächsrunde ein. 450 Besucher kommen in die Kirche. Der Pfarrer fordert Toleranz für den Moscheebau.
Der Imam TARIQ kündigt eine Broschüre an, in der die häufigsten Fragen zur Gemeinde beantwortet werden sollen


Anfang Juli 2006

Der CDU-Kreisvorsitzende STADTKEWITZ erhält erneut einen Drohbrief


Juli 2006

Das „Ostkreuz“ Beratungsteam will verstärkt Gespräche mit den Heinersdorfern führen, um für das friedliche Zusammenleben zu sorgen.
Um eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden, bittet STADTKEWITZ den Vorsitzenden der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, den Bauantrag erst nach den Wahlen am 17. September einzureichen


27.07.2006

Die Berliner Zeitung wehrt sich gegen Flugblätter der NPD, die in Pankow verteilt wurden. Die NPD versucht die Flugblätter für ihren Wahlkampf zu nutzen. Auf den Flugblättern wurde ein Artikel der Berliner Zeitung teilweise sinnentstellend nachgedruckt und kommentiert. Gegen die Verwendung falscher Zitate will der Berliner Verlag vorgehen


Ende Juli 2006

Die CDU verteilt Postkarten der Bürgerinitiative gegen den Bau einer Moschee


Ende Juli/Anfang August 2006

Die taz, die tageszeitung veröffentlicht in ihrem Berliner Lokalteil ein Interview mit dem Imam der Ahmadiyya Muslim Gemeinde. Im Interview geht es um Heinersdorf, den Islam, den Bauplatz für die Moschee, den Imam selbst und über die Ahmadiyya Muslim Gemeinde.
„Die Deutschen, die Europäer allgemein haben Angst vor dem Islam. Diese Ängste sind nachvollziehbar, denn das Bild des Islams ist schlecht.“ sagt der Imam


10.08.2006

Ein Brandanschlag wird in der Nacht vom 09. auf den 10. August auf das Haus des Pankower Abgeordneten René STADTKEWITZ (CDU) verübt. Die Familie flüchtet nach draußen. Schon seit Monaten bekommt er Drohbriefe, er solle seinen Wiederstand gegen den Moscheebau aufgeben und sein Mandat niederlegen. In den Briefen geht es auch um die Sicherheit seiner Familie. Bislang hielt er die Briefe geheim. Schon seit längerem steht er unter Polizeischutz. Jetzt wird der verschärft.
Der Architekt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde stellt den Bauantrag beim Bezirk


Mitte August 2006

STADTKEWITZ bleibt trotz Anschlags im Amt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt.
STADTKEWITZ fordert, dass sich der BVV (Bezirksverordneten-Versammlung)-Vorsteher (Grüne) und der Bezirksbürgermeister (PDS) auf die Seite der diffamierten Bürger von Heinersdorf stellen sollen.
Die SPD, die linke PDS und die Grünen vermuten Missbrauch des Themas 'Brandanschlag' und 'Moschee' durch die CDU für den Wahlkampf


August 2006

Wegen des Streits um die Moschee spaltet sich die Pankower CDU und entfernt sich zunehmend von Friedbert PFLÜGER.
Das Bezirksamt prüft den Bauantrag der Ahmadiyya Muslim Gemeinde nach formalen Kriterien.
Die Bürger, die gegen die Moschee sind, verteilen Postkarten an die Haushalte. Mit den Postkarten sollen die Bürger den Kampf gegen die Moschee unterstützen. Sie fordern die Ahmadiyya Muslim Gemeinde auf, ihre Moschee im Berliner Bezirk Reinickendorf zu bauen. 6.000 Karten sind bereits unterschrieben zurückgekommen:


17.08.2006

Jens-Holger KIRCHNER, der BVV-Vorsteher (Grüne), beauftragt das Rechtsamt des Bezirks, um ein von der CDU verfasstes Schreiben zu überprüfen, ob nicht der Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt ist. In dem Schreiben werden Parallelen zwischen den rechtsextremistischen Organisationen und der Ahmadiyya Muslim Gemeinde gezogen


21.08.2006

Sondersitzung der BVV auf Antrag der CDU. Das Thema ist der Aufruf einer Antifa Gruppe, der die CDU Gewaltbereitschaft zuschreibt. Die CDU wünscht eine Distanzierung von allen Parteien im Bezirksparlament zu diesem Aufruf


22.08.2006

Das Bezirksamt erklärt das Bürgerbegehren, indem der Text verändert wurde, weiterhin für unzulässig


27.08.2006

Demonstration der Antifa gegen die Rassisten in Heinersdorf


Ende August 2006

Im Bezirksparlament streitet man über Demokratie und Gewalt. 
Die Linkspartei, die SPD und die Grünen treffen eine Vereinbarung, bei der nächsten Wahl keinen Moscheegegner der CDU in das Bezirksamt zu wählen - die gewählten Vertreter der (lokalen) Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wählen aus ihren Reihen sowohl den Bürgermeister als auch einzelne Stadträte (z.B. für Soziales, Wohnungswesen etc)


Anfang September 2006

STADTKEWITZ wirft der politischen Mehrheit in der BVV vor, die Kritiker einzuschüchtern und sie zum Schweigen zu bringen. Er erinnert in diesem Zusammenhang an ein Zitat von Bert BRECHT: "Es wäre besser, die Regierung würde das Volk auflösen und sich ein neues suchen." BRECHT hatte das seinerzeit im Kontext des 17.Juni-Aufstands 1953 zu der DDR-Führung gesagt.
PFLÜGER distanziert sich von STADTKEWITZ’s DDR Vergleich.


Mitte September 2006

Die Linkspartei, die SPD und die Grünen kritisieren ebenfalls die Aussage von STADTKEWITZ


14.09.2006

Die IPAHB demonstriert erneut gegen die Moschee. Mit an der Demo beteiligen sich die rechtsgerichtete Bürgerbewegung Pro Deutschland, die Republikaner und die NPD. Ebenfalls dabei: der Berliner Republikaner-Chef Peter WARNST und der NPD-Bundesvorsitzende Udo VOIGT. An der Demo beteiligen sich ca. 1.000 Menschen. Die IPAHB sagt, diese Gruppen hätten nichts mit ihr zu tun.
Das Bezirksamt Pankow reagiert auf die Demo, indem es am Pankower Rathaus 160 Nationalfahnen aufhängt. Sie stehen für die Menschen aus 160 Nationen, die in Pankow leben


September 2006

Wegen Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt die Polizei gegen acht Demonstranten vom 14.09.2006


November 2006

Die IPAHB möchte den Moscheebau jetzt auf juristischem Weg verhindern.
Eine neue Initiative "Heinersdorf öffne dich!" wird gegründet: Sie steht zu dem Bau der Moschee


22.12.2006

Das Bezirksamt Pankow genehmigt der Ahmadiyya Muslim Gemeinde den Antrag auf Bau einer Moschee. Mit dem Bau einer zweistöckigen Moschee mit zwölf Meter hohem Minarett möchte die Gemeinde Anfang 2007 beginnen. Es wird die erste Moschee im Osten Berlins sein.
Die Gegner wehren sich weiter


Dezember 2006

Der IPAHB Vorsitzender, Joachim SWIETLIK, wundert sich zusammen mit den anderen Vereinsmitgliedern, warum gerade in Heinersdorf die Moschee gebaut werden soll, wo doch von den 6.500 Bewohnern keiner Muslim sei. SWIETLIK sagt, der IPHAB würde als Nazi-Verein verleumdet, wobei eigentlich die Rechten nur die Stimmung für sich nutzen und sich in die Demos der IPHAB einmischen würden. Dabei sei der IPHAB grundsätzlich nicht gegen Moscheen, aber im konkreten Fall vertrauen sie nicht der Ahmadiyya Muslim Gemeinde 


Ende Dezember 2006

Bis heute hat die IPAHB mehr als 6.000 Unterschriften gegen die Moschee gesammelt


02.01.2007

Der erste Grundstein für die Moschee wird gelegt - unter Protest vieler Heinersdorfer


05.01.2007

Die Moschee-Gegner attackieren per Internet die Pankower Politiker. Sie benutzen ein Anti-Hitler Plakat, auf dem die Moschee als eine Art trojanisches Pferd dargestellt wird


Anfang Januar 2007

Der evangelische Bischof Wolfgang HUBER schalltet sich in den Streit ein. Er möchte, dass die Ahmadiyya Muslim Gemeinde erklärt, warum sie Heinersdorf als Standort wollen


11.01.2007

Zwei Autoren der Wochenzeitung DIE ZEIT, Tanja STELZER und Matthias STOLZ, bringen die beiden Kontrahenten, den Imam der Muslim-Gemeinde TARIQ und den Vorsitzenden der Bürgerinitiative SWIETLIK zusammen: auf neutralem Boden in einem Fotostudio. Die beiden sprechen zum allerersten Male zusammen. Beide lernen sich auch persönlich etwas besser kennen und gegenseitig achten. Unterschiede in vielen Diskussionspunkten verbleiben bei diesem kleinen „Dialog der Kulturen“ (DIE ZEIT, Nr. 3)


24.02.2007

Die NPD protestiert gegen den Bau der Moschee. Eine Gegendemonstration der Moschee Befürworter findet ebenfalls statt


14.03.2007

Die Moschee-Gegner bewirken einen kurzzeitigen Baustopp indem sie eine Anzeige wegen "Körperverletzung durch Freisetzung von asbestverseuchtem Abbruchstaub" erstatten


15.03.2007

Der Baustopp wird aufgehoben


21.03.2007

Auf der Baustelle der Ahmadiyya Moschee wird ein Brandanschlag auf einen Lkw verübt


22.03.2007

Berliner Politiker verurteilen den Brandanschlag. Die Integrationssenatorin Heidi KNAKE-WERNER beschuldigt die NPD und die IPAHB dieser Tat


24.03.2007

Peter KURTH wird der neue CDU Kreisvorsitzende in Pankow. Seine Stellvertreter sind: STADTKEWITZ und der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, NOOKE


Ende März 2007

Nach dem Brandanschlag fordert Celal ALTUN, der Generalsekretär der Türkischen Gemeinde in Berlin, die verantwortlichen Bezirks- und Landespolitiker zu Konsequenzen auf. Außerdem sollen sie sich konsequenter für den Schutz der Migranten und Andersgläubigen einsetzen.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde bewacht aus Angst vor Anschlägen selbst den Bau


Ende März/Anfang April 2007

Die IPAHB wirft der Integrationssenatorin Heidi KNAKE-WERNER (Linkspartei/PDS), der Heinersdorfer SPD-Abgeordneten Christa MÜLLER und dem Pankower Bezirksbürgermeister Matthias KÖHNE (SPD) vor, sie hätten die IPAHB im Zusammenhang mit dem Brandanschlag herabgewürdigt und verleumdet. Aus diesem Grund erstatten einige Moschee-Gegner gegen die drei Politiker Anzeige. Sie beziehen sich dabei auf den § 187 des Strafgesetzbuches. Nach dem kann man wegen Verleumdung oder Herabwürdigung Anderer mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden


Anfang April 2007

Gernot KLEMM, Pankower Bezirkschef der Linkspartei, kritisiert die Anzeige der IPAHB gegen Integrationssenatorin Heidi KNAKE-WERNER


Mitte April 2007

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin (LSVD) ist entsetzt über Äußerungen einer Studentin aus der Ahmadiyya Muslim Gemeinde auf deren Internetseite. Dort wird ein Zusammenhang zwischen Homosexualität und dem Verzehr von Schweinefleisch dargestellt: „Der Mensch ist, was er isst. ... Denn ein schamloses Tier wie das Schwein prägt oder unterstützt die Ausprägung gewisser Verhaltensweisen des Konsumenten.“
Der LSVD bezeichnet dies als „geistige Brandstiftung“.
Nach heftigen Diskussionen in den verschiedensten Kreisen sowie einer neuerlichen Strafanzeige der Bürgerinitiative („Verdacht der Volksverhetzung“) wird der fragliche Artikel von der Website genommen. Insbesondere auch in Kreisen von Bündnis90/Grünen hatte dies zu erheblichen Irritationen geführt


Ende Mai 2007

Die Strafanzeige gegen Senatorin Heidi KNAKE-WERNER wird eingestellt. Sie hatte gesagt, den Moschee-Gegnern solle die Rote Karte gezeigt werden. Auch die beiden Verfahren gegen zwei weitere Politiker werden eingestellt


06.06.2007

Erneut eine Premiere, dieses mal aber wieder auf ‚neutralem Boden’, nämlich in einem Club im Prenzlauer Berg: Grüne und CDU laden gemeinsam zu einer Veranstaltung, um über Integration zu reden. Dazu finden sich mehr als 200 Menschen ein. Die gesamte Themenpalette behandelt: Migration und Integration, Karikaturenstreit und Ehrenmorde. Mit auf dem Podium: der Publizist Henryk M. BRODER. „Wer Integration nicht will, ist hier nicht willkommen“, betont der neue CDU-Kreisvorsitzende. „Zum ersten Mal hat ein Teil der Migranten nur noch Verachtung für die Gesellschaft, in der sie leben, übrig“, meint BRODER. Der Bündis90/Grünen-Chef hebt hervor, dass „Multikulturalität keine Träumerei ist, sondern Wirklichkeit.“ 
So unterschiedlich die Podiumsteilnehmer, so unterschiedlich auch die unvereinbaren Standpunkte


Ende Juni 2007

Die bauvorbereitenden Arbeiten für die Moschee beginnen


28.06.2007

Die IPAHB kündigt an, dass sobald die Bauarbeiten für die Moschee beginnen, eine neue Demo organisiert würde


11.07.2007

Demonstration der IPAHB mit ungefähr 600 Menschen. Auch ca. 30 Neonazis sind dabei. Bei der Gegenkundgebung sind es ca. 80 Menschen. Mit 300 Beamten befindet sich die Polizei ebenfalls vor Ort


Ende August 2007

Gründung einer neuen Initiative "Wir sind Pankow - tolerant und weltoffen" durch Politiker, Künstler und andere Vereine Pankows. Das Ziel der Initiative: Vorurteile abzubauen. Beim Bürgerparkfest „Pankow feiert“ ist die neue Initiative unerwünscht, weil die Veranstalter Auseinandersetzungen mit Moschee-Gegnern befürchten


Anfang September 2007

Berliner Rechtsextreme versuchen ihren Protest gegen den Bau der Moschee mit anderen aus der rechten Szene zu vernetzen.
Dem Vorsitzenden des Pankower NPD-Kreisverbandes, Daniel STEINBRECHER und dem Vorstandsmitglied Diego PFEIFFER und einigen anderen wird ein Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung gemacht. Sie werden beschuldigt, bei der Demo vom 11.07.2007 einige Gegendemonstranten angegriffen zu haben. Sechs von ihnen werden zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, fünf bekommen Bewährungsstrafen


16.11.2007

Dreitägige „Zukunftskonferenz Heinersdorf“ hinter verschlossenen Türen mit ca. 70 Teilnehmern. Eines der Themen ist die wechselseitige Akzeptanz von Menschen unterschiedlicher Kulturen.
Der CDU-Abgeordnete René STADTKEWITZ findet diese Sitzung sei unnötig, da es in Heinersdorf seiner Meinung nach kein Integrationsproblem gibt. Einige Bürger demonstrieren, da sich diese Sitzung hinter verschlossenen Türen abspielt


26.11.2007

Die Polizeidirektion 1 und die Ahmadiyya Muslim Gemeinde schließen einen Kooperationsvertrag. Dieser soll dazu dienen, religiöse und kulturelle Werte zu Vermitteln um somit die wechselseitige Akzeptanz zu fördern


03.07.2008

Die Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde wird mit Naziparolen beschmiert


13.10.2008

Der TAGESSPIEGEL bittet die beiden Kontrahenten, den Imam der Muslim-Gemeinde TARIQ und den Vorsitzenden der Bürgerinitiative SWIETLIK zum Gespräch.

Herr SWIETLIK äußert sich: „Ich habe nichts gegen Herrn Tariq. Er wäre von seiner menschlichen Ausstrahlung her durchaus ein passabler Großvater für meine Kinder. Aber er ist eben auch der Vertreter einer Ideologie, die wir bekämpfen. Aus Büchern der Ahmadiyya haben wir den Eindruck gewonnen, dass es nicht nur um Religion geht, sondern auch um staatliche Anliegen…. Wir werden weitermachen. Genauso wie Herr Tariq mit seiner Gemeinde sein demokratisches Recht genutzt hat, dieses Bauwerk zu errichten, werden wir weiter unser Recht wahrnehmen und informieren, wofür die Ahmadiyya stehen und dagegen protestieren.“

Das vollständige Gespräch lesen Sie hier:

Eine „vorsichtige Annäherung“ habe es gegeben, meint die Zeitung im Nachhinein


16.10.2008

Die Khadija-Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde wird in Berlin-Pankow-Heinersdorf als erste Moschee in Ostdeutschland eröffnet.
Unter den Gästen befinden sich der Integrationsbeauftragte Günter PIENING und der Bundestagsvizepräsident Wolfgang THIERSE (SPD). Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus WOWEREIT, SPD, ist dabei. Und aus London ist das weltweite Oberhaupt der aus Indien stammenden Glaubensgemeinschaft angereist: Kalif Mirza Masroor AHMAD.
Moscheebefürworter bilden eine Menschenkette, um ein Zeichen für die Toleranz zu setzen. Die Gegner der Moschee, etwa 50 Bürger, demonstrieren nur 100 Meter entfernt von der Khadija-Moschee mit großen Plakaten. Aber trotz des ungestümen Vorlauf: alles bleibt ruhig – die 500 präsenten Polizisten müssen nicht eingreifen


17.10.2008

Einen Tag nach der feierlichen Eröffnung findet an diesem Tag das erstes Freitagsgebet in der Moschee statt


29.-30.11.2008

Tag der offenen Tür in der Khadija-Moschee: Etwa ein Dutzend Mitglieder der IPAHB unter ihrem AnführerJoachim SWIETLIK folgen der Einladung des Imam Abdul Basit TARIQ, um das vor kurzem eröffnete Gotteshaus zu besichtigen. Und noch bevor der Imam die ‚Gegner’ durch die Räumlichkeiten führt und kritische Fragen beantworten will, nimmt er eine Gegeneinladung der IPAHB an: für ein Streitgespräch.
Auch wenn sich beide ‚Parteien’ nicht mögen: man spricht miteinander. „Gute Nachbarn respektieren sich, auch wenn sie sich kontrovers miteinander auseinandersetzen“, meint der IPAHB-Vorsitzende Joachim SWIETLIK.
Nachbarn sind sie tatsächlich: die IPAHB hat ihr Büro direkt auf dem Nachbargrundstück 


28.07.2010

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus WOWEREIT (SPD), stattet der Moschee einen Besuch ab - ganz offiziell. Und bringt damit die Selbstverständlichkeit zum Ausdruck, dass alle Religionen Gotteshäuser brauchen. Und dass dies für eine offene Gesellschaft absolute Normalität darstellt.
Gleichzeitig kritisiert er die Bürgerinitiative, die offenbar noch immer nicht eben diese Normalität akzeptieren will


01.09.2012

In Berlins "Langer Nacht der Religionen" kommen über 2.000 Menschen, um die Kadija-Moschee kennen zu lernen:



(AJ)