Korruption: weltweit und allgemein

Korruption ist weltweit verbreitet - in unterschiedlichen Graden. Die Nichtregierungsorganisation (Non-Governmental Organization) Transparency International (TI) stellt seit mehreren Jahren alljährlich einen Korruptions-Wahrnehmungs-Index auf (Corruption Perception Index), der die 'gefühlte' Korruption in den einzelnen Ländern widerspiegelt. Die Daten und Werte basieren auf flächendeckenden Umfragen, z.B. von Geschäftsleuten, die in den jeweiligen Ländern aktiv sind:

Ein numerischer Wert in der Nähe von "10" bedeutet "so gut wie keine Korruptionsprobleme" (gelbliche Farben), Werte unter halb von "5" (rote Einfärbungen) signalisieren erhebliche Korruptionsprobleme in einem Land.
TI kommuniziert und bekämpft Korruption seit Mitte der 90er Jahre - weltweit und ist damit, insbesondere in demokratischen Ländern, schon weit vorangekommen: Korruption wird

  • inzwischen tatsächlich als ernst zu nehmendes Problem (und nicht mehr als Kavaliersdelikt) wahrgenommen
  • politisch und gesellschaftlich geächtet
  • und jetzt auch strafrechtlich verfolgt,

weil man die erheblichen negativen Folgeschäden sieht und deshalb vermeiden möchte.
Korruption bedeutet

  • für den Bestochenen: Ausnutzen einer Machtposition zum eigenen Vorteil
  • und für den Bestecher: einen in er Regel illegalen Vorteil gegenüber anderen

Für alle anderen bedeutet Korruption, dass sie

  • die finanziellen Folgen (z.B. Bestechungsgelder) direkt oder indirekt bezahlen (müssen)
  • die in der Regel negativen Langfristfolgen tragen (müssen).

Da Korruption andere Mechanismen ausser Kraft setzt, z.B. gesunde Konkurrenz oder Markt, setzt sich hier nicht automatisch der Bessere oder das bessere Angebot durch, sondern jener, der besser 'schmiert'. Die Folgen:

  • Innovationen und ständige Verbesserungen, z.B. Qualitätsfortschritt, werden verhindert
  • Sicherheitsauflagen nicht eingehalten bzw. durchgesetzt, die im schlechtesten Fall zum Desaster führen (können)
  • oder Steuern und Zölle nicht in jener Höhe bezahlt, in der sie eigentlich vorgesehen sind. Dafür müssen dann alle anderen mehr bezahlen.

Das Problem bei der Bekämpfung von Korruption: Sie ist weitgehend unsichtbar. Bestecher und Bestochener haben keinerlei Interesse, dies öffentlich zu machen oder zur Anzeige zu bringen - hier gibt es nämlich vor allem zwei Täter.

Im Gegensatz dazu gibt es im strafrechtlichen 'Normalfall' Täter und Opfer. Und das Opfer hat regelmäßig Intersse an a) Aufklärung und b) Wiedergutmachung des Schadens. Bei Korruption hingegen verkörpert die große anonyme Allgemeinheit die Opferseite. Weil die aber nichts davon bemerken, gibt es so gut wie keine Öffentlichkeit und meistens wenig Druck, einen konkreten Fall aufzuarbeiten: Man weiß davon nichts. Die nachfolgende Grafik fasst die Probleme nochmals zusammen:

Korruptionsbekämpfung ist daher schwierig: Ermittler sind auf konkrete Informationen angewiesen, die es - eigentlich - garnicht gibt. Deswegen setzt Korruptionsbekämpfung einen ernsthaften Willen voraus: Auf gesellschaftlicher, aber auch politischer Ebene, dass Korruption unerwünscht ist. Und dass man sie in keinem Fall dulden wird.


Weiterführende Hinweise und Literatur:

  • BANNENBERG, Britta/SCHAUPENSTEINER, Wolfgang (2004): Korruption in Deutschland. München: C.H. Beck
  • LUDWIG, Johannes (2007): Investigativer Journalismus, 3. Aufl., Kapitel "Bestechung und Korruption als System". Konstanz: UVK; S. 95-108


(JL)